Ich habe mich letztens mit einer Freundin unterhalten und sie schreibt ihre Bachelorarbeit über die ungleiche Geschlechterverteilung in Deutschlands Gründerszene. Männer wären hier allgemein bevorzugt und könnten bei der Gründung nicht im gleichen Sinne Risikokapital erhalten, wie ihre männlichen Kontrahenten.
Da ich persönlich die österreichische Schule der Nationalökonomie sehr spannend und Prinzipien sehr einleuchtend finde, habe ich mich gefragt – wie würden wohl die Österreicher zum Thema Feminismus, Frauenquote und Equal Pay stehen?
Sie würden ein Eingreifen durch Quoten ablehnen. Derjenige der der nur aufgrund des Geschlechtes einen Mann bevorzugt und deshalb ein besseres Investment (das in die Frau) nicht wahrnimmt wird durch entgangene Rendite bestraft.
Genau so bei der Lohnarbeit. Wenn Frauen günstiger für die gleiche Arbeit sind verlieren die Unternehmen die nicht die günstigen Frauen einstellen Geld.
Ich glaube Equal Pay ist komplexer als einfach nur davon auszugehen, dass Männer und Frauen für die selbe Arbeit per se unterschiedlich bezahlt werden. Meist ist es nämlich nicht die selbe Arbeit oder Voraussetzung, die in diesem Zusammenhang verglichen wird.
In einer Welt mit hartem Geld gibt es wahrscheinlich weniger Subventionen. Das sollte dazu führen, dass sich langfristig die „beste Qualität“ im Verhältnis zu den Kosten durchsetzt. Was das beim Thema Frauenquote oder Equal Pay bedeuten würde, weiß ich nicht. Wenn ein hartes Geld wieder dazu führen würde, dass nur eine Person in der Familie arbeiten müsste und tendentiell die Frauen mehr Zeit bei den Kindern sein würden, würde das in ja schon wieder als etwas schlechtes Rückständiges dargestellt werden.
Letztendlich ist doch die Frage, ob ggf. der Mann bestraft werden würde durch die entgangene Rendite oder ob es letztlich wieder die Frau wäre, die sich durch einen schlechteren gesellschaftlichen Stand und/oder schlechterer Bezahlung bestraft sähe
Beispiel Fußball: Männer spielen schon länger auf hohem Niveau. Haben sich dadurch über die Jahre stark professionalisiert und durch dicke Werbedeals ein unglaubliches Budget, was wieder in Ausbildung etc. fließt.
Können Frauen dies auch in derselben Zeit aufholen oder ist es noch der gesellschaftliche Stand, der sie zurückhängen lässt? Natürlich würden sie letztlich womöglich einen kleineren Markt bedienen und schon aus diesem Aspekt nicht die selben Gehälter erhalten.
In Saifedean Ammous Buch „The Principles of Economics“ schreibt er in etwa, dass Frauen gesellschaftlich nur eine „Steigerung“ erleben könnte, seitdem wir uns industrialisierten und den Übergang zu einer „Wissensgesellschaft“ vollziehen konnten.
Ich kenne mich im Fußball nicht aus aber ich bin sicher das es kein freier Markt ist. Aber wenn er frei wäre und Fans für Frauen spiele das gleiche zahlen sollten sie auch das gleiche verdienen alles andere wäre unfair.
Am besten liest du dich mal dazu etwas ein, dann werden deine Fragen schon beantwortet. Fußball ist schon sehr speziell da kann sich ja nicht mal jeder als Trainer bewerben oder?
Da könnte man ja auch sagen das Männer niemals die Chance haben so viel wie Only Fans Creator verdienen können aber das ist halt auch ein sehr spezieller Markt wie Fußball.
Und bei den Regeln könnte man einfach eine Liga mit anderen regeln machen und wenn dann keiner ein ticket kauft merken das es vielleicht eine dumme Idee war. Beim fußball wurde doch mal eine alternative Liga gestartet und das gab riesen Stress, das ist dann nicht frei.
Klassische Märkte sind vor allem frei wenn es keinen Staatlichen Eingriff gibt.
So funktioniert das doch nicht, der Sport finanziert sich nicht über Ticketverkauf an Fans, sondern über Werbeeinnahmen, und die Höhe der Werbeeinnahmen hängt von der Anzahl der Menschen ab, die sich für den Sport interessieren.
So lange sich weniger Menschen für Frauen- als Männerfußball interessieren, steht dem Sport gesamt weniger Geld zur Verfügung, und der der Ruf nach gleicher Bezahlung widerspricht den beteiligten Marktkräften.
Genau deshalb fände ich die Frage spannend, was die Österreicher dazu sagen würden. In alter Literatur liest man ja auch häufig das wort „men“ anstelle von „humans“. Kann man hier von Chancengleichheit reden, wenn der Mann geschichtlich gesehen die führende Rolle hat?
Fußball ist tatsächlich ein unglücklich gewähltes Beispiel.
Kommen wir also zu möglichen Eingriffen in den Markt am Beispiel der Rekrutierung von Vorstandsmitgliedern. Ist jemandem ein Eingriff bekannt? Nein? Mir auch nicht.
Was beobachten wir in diesem freien Markt: Umgangssprachlich bekannt als der „Thomas-Kreislauf“.
Kurz zusammengefasst: „Der deutsche Chef umgibt sich am liebsten mit Spiegelbildern seiner selbst. Das heißt konkret: Alter, Herkunft und Ausbildungshintergrund sind ähnlich. So kommt es, dass viele CEO-Posten mit Männern Anfang/Mitte 50 besetzt sind, die im einstigen Westdeutschland geboren und Wirtschaftswissenschaftler oder Ingenieur sind.“
Natürlich könnte jetzt @Joee sagen, dass den Unternehmen eben die Führungsqualitäten einer Frau verloren gehen. Aber das muss ja nicht zum Wettbewerbsnachteil sein.
Ich nehme im Folgenden an, dass Mann und Frau den Job gleich gut machen. Das heißt für das Unternehmen ist es völlig egal. Es hat keinen Nachteil, dass Thomas immer wieder einen Thomas in die Führungseben holt. Aber gesamtgesellschaftlich betrachtet sind dann eben mehr Männer in Führungseben, die gestalten und unter anderem eben auch mehr Geld verdienen. Frauen entsteht insofern eben doch ein Nachteil. Und dieser Nachteil ist historisch gewachsen und lässt sich dadurch erklären - fairer macht er das ganze allerdings nicht.
Vielleicht kann man abschließend sagen das die Österreichische schule und der Feminismus nicht zusammen funktionieren weil beide ein unterschiedliches Verständnis haben was Fair ist.
Nein.
Das ist viel zu kurz gedacht und imho sehr irreführend.
Unter Feminismus wird eine Bewegung verstanden, die sich für politisch-praktische Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenschancen von Frauen einsetzt.
Heißt natürlich, dass es keinen Eingriff in einen Markt bedarf, der eine Welt hervorbringt, in denen alle ein Maß an Chancengerechtigkeit erfahren.
Denn auch die Österreichische Schule steht für „Relevanz von Preisen und freien Wettbewerb“.
Es stellt sich folglich die Frage, wie frei ein Wettbewerb ist, wenn Menschen aufgrund ihres Geschlechts gewisse Vor- oder Nachteile erfahren?
Folglich könnte man auch folgern, dass auch die ÖS an einer politischen Bewegung wie der des Feminismus interessiert ist, da diese Bewegung letztlich zu einem freieren Wettbewerb führt, in der Thomas nicht der neue CEO wird, weil er Thomas heißt, sondern, weil er wirklich besser ist als alle Mitstreiter:innen.
Aber es könnte auch sein, dass Frauen in einem „fairen“ Wettbewerb (also wenn Bewerbungen quasi anonym wären) weniger Verantwortung oder Führungspositionen intrinsisch wollen, oder? Das würde dann bedeuten, dass Frauen auch dann ein niedrigeres Gehalt hätten, wenn sie nicht aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt wären.
Deine Hypothese lautet also:
Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und dem Wunsch sich auf eine Führungspositionen zu bewerben.
Vermutlich liegst Du nicht einmal komplett falsch. Aber dann frage Dich einmal weiter: Wieso ist das so?
Und unabhängig davon scheint es schon eine Diskrepanz zwischen Frauen, die eine Führungsposition innehaben wollen und denen die wirklich eine innehaben, zu geben: