Zu viel Staat ist kacke, zu viel freie Marktwirtschaft ist auch kacke. Die Mitte …
Mal ein kleines Praxisbeispiel aus meinem Leben.
Hab in den 80ern mein erstes Gehaltskonto eröffnet. Bei der Post (noch nicht Postbank), da diese auch Samstag offen hatte und auch an diesem Tag Geld abgehoben werden konnte. Automaten gabs damals noch nicht (man wird alt). Post war damals noch staatlich. D.h. wenn man dorthin ging, musste man Zeit mitbringen und stand mind. 30 Minuten in der Schlange. wenn man Pech hatte und es Mittag war, dann machte der Beamte einem einfach vor der Nase die Lucke zu und musste nochmals 45 Minuten warten, bis er wieder kam oder man ging wieder.
— war ziemlich kacke ---- Staat halt ----
Dann kam irgendwann die Privatisierung (Postbank). Juhu, nun gab es 5 (in Worten FÜNF) offene Schalter, mit frisch geschulten, freundlichen Personal, geil. Kaum warten und auch noch freundlich. Ein Hoch auf die freie Marktwirtschaft. Hat doch jeder gewusst, der Staat ist blöd.
Ende der 90er. Die Manger mussten sich nun immer mehr profilieren und die Rationalisierung erhielt Einzug in das tolle System. Die ersten Schalter wurden wieder geschlossen. Nur noch 3, aber na gut, 5 Minuten länger warten, was solls.
2010 : Nur noch 1 Schalter, super gestresste Mitarbeiter. Wartezeiten, fast wie damals.
Heute: Kaum noch Filialen. Schlangen bis auf die Straße (auch schon vor Corona). Geschultes Personal, Fehlanzeige. Nebst der Bedienung am Schalter, müssen sie zwischendurch schnell Pakete sortieren und anderes Zeug erledigen.
Erkenntnis aus all den Jahren, weder der Staat noch die freie Marktwirtschaft alleine sind die Lösung, sondern die goldene Mitte, welche natürlich wie immer am schwersten zu Halten ist.