Danke für deinen „Megapost“, hat mich fast umgehauen, als ich den gesehen habe!
Ich würde gerne auf ein paar Punkte ganz speziell eingehen, würde mich freuen, wenn du Zeit findest darauf zu antworten:
Ad klinische Lage:
Es war für mich sehr interessant und traurig zu lesen, wie du die Situation in der Medizin beschreibst. Ich folge mittlerweile vielen Leuten auf Twitter, die über COVID schreiben und da gibt es so viel gleichlautende Geschichten. Schade, wenn ein Gesundheitssystem so heruntergewirtschaftet wird. Diese tiefen strukturellen Probleme sind natürlich alles andere als einfach zu lösen.
Besonders betroffen macht mich deine Schilderung, wie schwierig es ist die wissenschaftliche Karriere zu führen ohne faule Kompromisse einzugehen. Aber ich kann mir das gut vorstellen. Ich kenne ähnliche systemische Probleme in großen Unternehmen und Konzernen und weiß, dass die sich in Wahrheit nur über Jahrzehnte und Generationen von darin arbeitenden Menschen ändern lassen, das ist meistens eine Sache der Kultur und die lässt sich nicht diktieren. Ich vermute, das ist hier ein ähnlicher Befund. Siehst du das auch so oder ist deiner Meinung nach hauptsächlich die Politik schuld?
Ad Corona-Situation:
Etwas gewundert hat mich deine Kritik an der 150-Mio-Förderung. Ich habe ehrlich gesagt bisher nichts darüber gelesen aber ich habe mir die von dir verlinkten Artikel durchgelesen. Dort steht überall, dass alle deutschen Universitätskliniken angebunden werden sollen. Aber warum sprichst du dann von der „Arbeitsgruppe Drosten“? Ist das nicht passiert wie in den Artikel beschrieben? Du behauptest, nur er hätte profitiert. Hast du dazu Belege?
Ich habe das Gefühl, dass dieser „Krieg der Virologen“, insbesondere zwischen Drosten & Streek lediglich von manchen Bulvardmedien und schlechten Talkshows inszeniert wurde. Beim Lesen konkreter Interviews mit dem Einen oder Anderen, habe ich eigentlich immer nur gegenseitigen Respekt herausgelesen. Beispielsweise ist auch Drosten im Podcast häufig auf die Hensbergstudie eingegangen.
Aus meinen eigenen Recherchen, die mich beispielsweise zum österr. Statistiker Erich Neuwirth und seiner privaten Datenaufbereitung geführt hat, habe ich gelernt, dass es auch in Österreich kaum Daten gibt, vor allem nicht öffentlich verfügbar. Hier gibt es ja nicht einmal Belegungszahlen nach Alter gestaffelt. Im NDR-Podcast hat sich Drosten auch häufig darüber beschwert und auch öfters erwähnt, dass das häufig auch am Datenschutz liegt. Großbrittannien und Isreal sind vom Datenschutz her viel weniger restriktiv. Siehst du das auch als ein Problem?
Ad FAQ Corona:
Danke für die Zusammenfassung. Bezüglich Masken, Letalität und Impfung haben mich meine Recherchen zu einem ähnlichen Ergebnis geführt.
Sehr verwundert hat mich allerdings deine Ausführung zu den „Lockdowns“
Beispielsweise habe ich mir die erste von dir genannte Studie angesehen. Der niedrige Effekt der „stay-at-home order“ kommt durch nur dadruch zustande, dass diese Maßnahme nur zusätzlich zu allen anderen Maßnahmen „on top“ berechnet wurde, also nach Limits auf die Versammlungen, nach Schließen von persönlichen Dienstleistungen, nach Schließen von nicht-essentiellen Geschäften und nach Schließen von Schulen und Universitäten.
Aus der Studie in Sciense:
„issuing stay-at-home orders (additional effect on top of all other NPIs): 13%“
Das klingt jetzt so, als wäre der Lockdown bei uns (Österreich, Deutschland) sinnlos gewesen. Nur: Wir hatten nie eine „stay-at-home order“ in diesem Sinne. Ja Unis und Schulen waren geschlossen (>35% Effekt), nicht essentielle Geschäfte waren geschlossen (~25%), Versammlungen über 10 Personen waren verboten (>35%), aber es gab nie eine wirkliche „stay-at-home order“. Man durfte draußen Spazieren, man durfte in die Arbeit usw.
Das was bei uns immer „Lockdown“ genannt wird, war ja eher ein „Soft-Lockdown“. Kein Vergleich zu den Lockdowns in Spanien oder Italien, wo man wirklich eine schriftliche Ausnahmegenehmigung gebraucht hat, um überhaupt einen Fuß auf die Straße setzen zu dürfen.
Deine Kritik, dass das übertrieben war, geht also irgendwie ins Leere, weil es das bei uns (D, A) gar nicht gab. Und ich bin froh, dass es das bei uns nicht gab.
Oder habe ich dich da falsch verstanden?
Ad LongCovid
Auch hier, finde ich deine Zusammenfassung etwas gewagt, du schreibst:
Nur: Das steht dort nicht!
In der Conclusion steht folgendes:
There is consistent evidence that COVID-19 infection elevates risk of fatigue and sleep problems, however the results from the negative control analysis suggests that residual confounding may be responsible for at least some of the association between COVID-19 and psychiatric morbidity.
Ich habe mir auch das PDF durchgelesen, von Lockdowns ist da nirgends die Rede. In der Diskussion werden mögliche Störfaktoren besprochen. So wird beispielsweise gemutmaßt, dass die Studienteilnehmer der Kontrollgruppe möglicherweise besonders ängstlich sein könnten und eher psyschiche Probleme haben. Aber über den Einfluss der Lockdowns steht da nichts.
Ist das dein Bestätigungsfehler?
Du hast in deinem Artikel versucht mit Quellen darzulegen, dass
- Die Lockdown gar nichts bringen
- Gesundheitliche Folgen wie Long-Covid auf die Lockdowns zurückzuführen sind.
Nur stimmt – nach meiner Analyse der Quellen – beides nicht.
Kann es sein, dass du einfach Lockdown ablehnst und der Bestätigungsfehler bei dir zugeschlagen hat?
Verstehe mich nicht falsch, ich bin auch gegen Lockdowns. Aber nicht, weil sie nicht wirken (ich rede von Lockdowns im Stil von Österreich + Deutschland) sondern weil sie massive negative Nebenwirkungen haben.
Vielleicht habe ich dich auch wirklich falsch verstanden und etwas hineininterpretiert, dass du nicht sagen wolltest. Aber wie du siehst, habe ich mir deine Quellen genau angesehen und sehe gewisse Widersprüche in dem was du schreibst und was in den Quellen tatsächlich steht. Vielleicht kannst du mir da weiterhelfen?