COVID-19 / SARS-CoV-2

tl;dr zum Megapost:

  1. Personalmangel und Unterversorgung im Krankenhaus sind kein neues Phänomen, sondern bestehen seit Jahren. Ich habe den Eindruck, dass die Politik dieses Versagen auf die Bevölkerung abwälzen möchte.
  2. Der größte Fehler in der Pandemie war es, nicht genug Daten gesammelt zu haben. Ich mache eine perfide Verflechtung von Politik und Fiat-Wissenschaft dafür verantwortlich
  3. Die (internationalen) Daten zeigen, dass Lockdown vermutlich ein Fehler war, in allen Fällen aber nur gering wirksam. Selbst unter isolierter Betrachtung der gesundheitlichen Folgen muss diese Strategie sehr kritisch verfolgt werden.
  4. Masken wirken, aber nicht sehr gut im öffentlichen Setting. Als gering invasive Maßnahme gehören sie aber mMn zum Standard-Werkzeug moderner Pandemie-Bekämpfung.
  5. Den mit sehr weitem Abstand größten Effekt auf die Morbidität und Mortalität haben Risikopatienten. Um diese sollte es bei medizinischen Interventionen vor allem gehen. Mit „Impfneid“ kann ich nichts anfangen. Seid solidarisch.
  6. Die Impfung ist hoch-wirksam und >95% der Erwachsenen zu empfehlen.
  7. Die Impfung alleine kann die Pandemie nicht beenden.
  8. Die Vorzüge der natürlichen Immunität werden von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert, scheinen aber eine erhebliche Rolle im Beenden der Pandemie zu spielen. Ich vermute ein Nicht-Wahrhaben-Wollen als Ursache, weil eine Infektion der Vollkasko-Mentalität der meisten deutschen WIderspricht
  9. LongCovid spielt für die öffentliche Gesundheit eine nur untergeordnete Rolle
6 „Gefällt mir“

wirklich hörenswerte Gesprächsrunde, die ohne polemisch zu werden, die aktuelle Situation diskutieren

Stellenweise wirklich amüsant, Stellenweise einfach peinlich, Stellenweise wirklich interessant

Volle Zustimmung!
Ich feiere diese Aussage geradezu…

Ist zwar schon alt der Beitrag, aber ich kam erst vor kurzem dazu…

4 „Gefällt mir“

Einmal bitte ab Minute 3:38 anschauen. Hier sagt der Ärztliche Direktor einer Klinik, dass geimpfte längere und intensivere Behandlung bekommen und das dass ein Problem gegenüber dem Vorjahr ist.

Was ist nun richtig?
Liege ich jetzt als geimpfter länger oder kürzer? Kann man diesen Mann mit seiner Aussage nicht ernst nehmen?

Ich bin nur durch Zufall auf den Blocktrainer gestoßen. Mein erster Weg führt dabei als erstes in Kanäle wie diesem, um, anhand der Art und Weise wie miteinander gesprochen wird, das Niveau einordnen zu können.

Ihr pflegt hier eine super konstruktive Kultur! :smiley: Leider eine wahre Seltenheit heutzutage…

Ich tendiere inzwischen dazu, nicht mehr über das ja/nein zu diskutieren, für mich zählt nur noch der Gesellschaftliche Zusammenhalt und die Freie Entscheidung des Einzelnen - meiner Meinung nach findet hier ein medialer/politischer Angriff statt. Gustave le Bon lässt Grüssen.

Zu viele persönliche Faktoren beeinflussen unsere Wahrnehmung von der Welt.

  • Bin ich ein Mensch, dessen Emotionen das rationale denken kontrollieren. Oder beobachtet das
    rationale denken die Emotionen?
  • neigt man dazu in extremen zu denken oder wandert man zischen den Perspektiven und schätzt
    seine Meinung regelmäßig neu ein?
  • eigene Lebenserfahrungen. Gut behütet oder gezeichnet…
  • Kenntnisse in Politik, Gesundheitswesen etc.
  • Ausprägung des Gerechtigkeits Sinnes
  • Ethik oder Etiquette
  • „ich glaube“ oder „ich denke“

Wie kann man sich da also als Individuum hinstellen und die Meinung vertreten 100%ig Bescheid zu wissen? Und wie kann man diese Menschen am besten erreichen und zusammenführen? Die Psychologie der Massen funktioniert leider nicht mit Logik…

Ich mag es nicht mehr mit ansehen, wie Menschen andere als „Schafe“ oder „schwurbler“, etc., beleidigen und weiter dazu beitragen, dass man andere Meinungen entmenschlicht.

Habt ihr euch schon Mal darüber Gedanken gemacht, wie man in Gesprächen die „Einheit“ und nicht die „Meinung“ in den Vordergrund stellt? Online habe ich da leider noch keine guten Erfahrungen gemacht.

Im echten Leben schon eher, da ich ohne Maske oft in ein, durchweg freundliches, Gespräch rutsche.

4 „Gefällt mir“

Hier findet Ihr ein Interview mit Herrn Dr. Pürner. Herr Pürner ist Epidemiologe und war der Leiter des Gesundheitsamtes bei Augsburg.

Hier werden Themen angesprochen wie:

  1. Warum hat man nicht im Sommer alles geöffnet und kontrolliert durchseucht ohne andere Erkrankungen die im Herbst und Winter auftreten.

  2. Haben Genesene einen besseren Schutz

  3. Welche Maßnahmen wären besser gewesen und was müsste man heute tun.

  4. Sind die ungeimpften Schuld

  5. Welche zukünftige Politische Auswirkung wird eine Impfpflicht haben. Möchte man als Politik und Bevölkerung langfristig ein gespaltenes Land.

usw.

Ich finde diese Interview ist für beide Seiten Sehenswert und wenn es beide Seiten damit auseinandersetzen würden, könnten wir die Spaltung der Gesellschaft aufhalten.


Edit:
Dieses Interview können wir auf einer Alternativen Platform anschauen da YouTube es zensieren würde

Danke für deinen „Megapost“, hat mich fast umgehauen, als ich den gesehen habe! :wink:
Ich würde gerne auf ein paar Punkte ganz speziell eingehen, würde mich freuen, wenn du Zeit findest darauf zu antworten:

Ad klinische Lage:
Es war für mich sehr interessant und traurig zu lesen, wie du die Situation in der Medizin beschreibst. Ich folge mittlerweile vielen Leuten auf Twitter, die über COVID schreiben und da gibt es so viel gleichlautende Geschichten. Schade, wenn ein Gesundheitssystem so heruntergewirtschaftet wird. Diese tiefen strukturellen Probleme sind natürlich alles andere als einfach zu lösen.

Besonders betroffen macht mich deine Schilderung, wie schwierig es ist die wissenschaftliche Karriere zu führen ohne faule Kompromisse einzugehen. Aber ich kann mir das gut vorstellen. Ich kenne ähnliche systemische Probleme in großen Unternehmen und Konzernen und weiß, dass die sich in Wahrheit nur über Jahrzehnte und Generationen von darin arbeitenden Menschen ändern lassen, das ist meistens eine Sache der Kultur und die lässt sich nicht diktieren. Ich vermute, das ist hier ein ähnlicher Befund. Siehst du das auch so oder ist deiner Meinung nach hauptsächlich die Politik schuld?

Ad Corona-Situation:
Etwas gewundert hat mich deine Kritik an der 150-Mio-Förderung. Ich habe ehrlich gesagt bisher nichts darüber gelesen aber ich habe mir die von dir verlinkten Artikel durchgelesen. Dort steht überall, dass alle deutschen Universitätskliniken angebunden werden sollen. Aber warum sprichst du dann von der „Arbeitsgruppe Drosten“? Ist das nicht passiert wie in den Artikel beschrieben? Du behauptest, nur er hätte profitiert. Hast du dazu Belege?

Ich habe das Gefühl, dass dieser „Krieg der Virologen“, insbesondere zwischen Drosten & Streek lediglich von manchen Bulvardmedien und schlechten Talkshows inszeniert wurde. Beim Lesen konkreter Interviews mit dem Einen oder Anderen, habe ich eigentlich immer nur gegenseitigen Respekt herausgelesen. Beispielsweise ist auch Drosten im Podcast häufig auf die Hensbergstudie eingegangen.

Aus meinen eigenen Recherchen, die mich beispielsweise zum österr. Statistiker Erich Neuwirth und seiner privaten Datenaufbereitung geführt hat, habe ich gelernt, dass es auch in Österreich kaum Daten gibt, vor allem nicht öffentlich verfügbar. Hier gibt es ja nicht einmal Belegungszahlen nach Alter gestaffelt. Im NDR-Podcast hat sich Drosten auch häufig darüber beschwert und auch öfters erwähnt, dass das häufig auch am Datenschutz liegt. Großbrittannien und Isreal sind vom Datenschutz her viel weniger restriktiv. Siehst du das auch als ein Problem?

Ad FAQ Corona:
Danke für die Zusammenfassung. Bezüglich Masken, Letalität und Impfung haben mich meine Recherchen zu einem ähnlichen Ergebnis geführt.

Sehr verwundert hat mich allerdings deine Ausführung zu den „Lockdowns“

Beispielsweise habe ich mir die erste von dir genannte Studie angesehen. Der niedrige Effekt der „stay-at-home order“ kommt durch nur dadruch zustande, dass diese Maßnahme nur zusätzlich zu allen anderen Maßnahmen „on top“ berechnet wurde, also nach Limits auf die Versammlungen, nach Schließen von persönlichen Dienstleistungen, nach Schließen von nicht-essentiellen Geschäften und nach Schließen von Schulen und Universitäten.

Aus der Studie in Sciense:

„issuing stay-at-home orders (additional effect on top of all other NPIs): 13%“

Das klingt jetzt so, als wäre der Lockdown bei uns (Österreich, Deutschland) sinnlos gewesen. Nur: Wir hatten nie eine „stay-at-home order“ in diesem Sinne. Ja Unis und Schulen waren geschlossen (>35% Effekt), nicht essentielle Geschäfte waren geschlossen (~25%), Versammlungen über 10 Personen waren verboten (>35%), aber es gab nie eine wirkliche „stay-at-home order“. Man durfte draußen Spazieren, man durfte in die Arbeit usw.

Das was bei uns immer „Lockdown“ genannt wird, war ja eher ein „Soft-Lockdown“. Kein Vergleich zu den Lockdowns in Spanien oder Italien, wo man wirklich eine schriftliche Ausnahmegenehmigung gebraucht hat, um überhaupt einen Fuß auf die Straße setzen zu dürfen.

Deine Kritik, dass das übertrieben war, geht also irgendwie ins Leere, weil es das bei uns (D, A) gar nicht gab. Und ich bin froh, dass es das bei uns nicht gab.

Oder habe ich dich da falsch verstanden?

Ad LongCovid
Auch hier, finde ich deine Zusammenfassung etwas gewagt, du schreibst:

Nur: Das steht dort nicht!
In der Conclusion steht folgendes:

There is consistent evidence that COVID-19 infection elevates risk of fatigue and sleep problems, however the results from the negative control analysis suggests that residual confounding may be responsible for at least some of the association between COVID-19 and psychiatric morbidity.

Ich habe mir auch das PDF durchgelesen, von Lockdowns ist da nirgends die Rede. In der Diskussion werden mögliche Störfaktoren besprochen. So wird beispielsweise gemutmaßt, dass die Studienteilnehmer der Kontrollgruppe möglicherweise besonders ängstlich sein könnten und eher psyschiche Probleme haben. Aber über den Einfluss der Lockdowns steht da nichts.

Ist das dein Bestätigungsfehler?
Du hast in deinem Artikel versucht mit Quellen darzulegen, dass

  1. Die Lockdown gar nichts bringen
  2. Gesundheitliche Folgen wie Long-Covid auf die Lockdowns zurückzuführen sind.

Nur stimmt – nach meiner Analyse der Quellen – beides nicht.
Kann es sein, dass du einfach Lockdown ablehnst und der Bestätigungsfehler bei dir zugeschlagen hat?

Verstehe mich nicht falsch, ich bin auch gegen Lockdowns. Aber nicht, weil sie nicht wirken (ich rede von Lockdowns im Stil von Österreich + Deutschland) sondern weil sie massive negative Nebenwirkungen haben.

Vielleicht habe ich dich auch wirklich falsch verstanden und etwas hineininterpretiert, dass du nicht sagen wolltest. Aber wie du siehst, habe ich mir deine Quellen genau angesehen und sehe gewisse Widersprüche in dem was du schreibst und was in den Quellen tatsächlich steht. Vielleicht kannst du mir da weiterhelfen?

3 „Gefällt mir“

Ich freue mich total, dass du auf meine Rückfragen so lange geantwortet hast, ehrlich! :nerd_face:
Danke fürs Teilen deiner Geschichte!

Ich könnte mir vorstellen, dass viele bei Bitcoin es ähnlich gemacht haben. Super ist da auf jeden Fall, dass man selbst ausprobieren kann (das wäre bei einem Virus eine schlechte Idee :wink: ) und vor allem auch der ganze Quellcode, alle Spezifikationen und unendlich viele Artikel frei verfügbar sind. Das macht es einfacher.

Ich persönlich lese ja lieber, um Videos und so mach ich eher einen Bogen. Die sind mir meistens zu langatmig, da kann man nicht querlesen. Aber es ist natürlich wichtig, dass es beides gibt.

Mit dem BREXIT bringst du ein schönes Beispiel. Aber irgendwie finde ich es auch traurig, dass du scheinbar das komplette Vertrauen in die Medienlandschaft verloren hast. Ich denke schon, dass es noch einige Medienhäuser gibt, die sich noch standhaft gegen zu starke Vereinnahmung wehren. Ich würde auf jeden Fall einen großen Bogen um Boulvard wie BILD usw. machen.

Ich kenne jetzt auch eher die Medienlandschaft in Österreich aber da gibt es schon noch viele Medien, die sehr sehr gute Arbeit machen, ich lese z.B. häufig den Standard. Den öffentlich-rechtlichen Teil würde ich auch meistens dazu zählen. Man muss halt immer mehrere Seiten lesen und sich so mehrere Meinungen ansehen. Aber sauberer Journalismus (Quellen auf Korrektheit prüfen, zwischen Meinung und Fakten unterscheiden, etc.) muss es schon sein, egal ob Zeitung oder Youtube.

Also von den Medien, die ich lese (wie gesagt, weniger Youtube, eher Zeitungen) kann ich das nicht behaupten. Da gab es sehr viel Kritik an den Maßnahmen und an der Politik, auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kommen Kritiker zu Wort.

Was mir eben wichtig ist, dass die Aussagen auch überprüfbar sind. Es wurde hier ja schon einmal dieses Video „Die Pandemie in den Rohdaten“ diskutiert. Soetwas ist keine Kritik, das ist einfach nur falsch. Der Typ hat entweder bewusst oder unbewusst so viele Fehinterpretationen eingebaut, dass ich verstehe, dass soziale Medien eine Warnung anbringen. Überhaupt scheint es so, dass man auf Youtube ziemlich viel Unsinn über Corona sehen darf. Zumindest stehen fast alle Videos hier, die in diesem Forum (meiner Meinung zurecht) wegen Falschinformation kritisiert werden auf: Youtube! :wink:

Ich weiß, darum geht es bei deiner Erzählung gar nicht: Aber ich habe selbst eine Verwandte mit einer rheumatischen Krankheit und die ist ganz normal geimpft. Es gibt meines Wissens nur einen Grund, warum man sich aus medizinischen Gründen nicht impfen sollte: Wenn man gegen einen Inhaltsstoff allergisch ist. Rheuma zählt da meines Wissens definitv nicht dazu. Aber das muss natürlich die Kollegin von deiner Partnerin mit ihrem Artzt auf individuelle Ebene klären. Jeder Mensch ist anders.

Natürlich finde ich das nicht gut. Aber rein prinzipiell finde ich es schon unverantwortlich, wenn man im Gesundheitsbereich arbeitet und nicht geimpft ist. Oder noch schlinmer: In der Altenpflege, geht gar nicht! Ich gefährde damit meine Patienten, die ich ja schützen sollte!

Zumal eben, wie Jafar ja schön erklärt hat, die Impfung sicher und wirksam ist, ziemlich eindeutig zumindest im Alter 30+. Aber @Jafar kannst du das bestätigen bezüglich der Kontraindikation wg. Allergien? Oder gibt es da noch mehr Gründe, die Impfung aus medizinische Gründen nicht nehmen zu dürfen?

Abschließend nochmals herzlichen Dank für deinen Beitrag und dein Antworten. So finde ich den Austausch hier in dem Forum sehr bereichernd. Ich denke wir können alle von einander lernen. Was ich selbst weiß, weiß ich ja schon. Ich habe nichts davon, wenn ich hier darüber schreibe. Aber wenn ich von anderen lesen kann, wie hier von @Beobachter_90 oder @Jafar, dann ist das wirklich eine Bereichung! Danke dafür! :+1:

5 „Gefällt mir“

Diese Frage wirft unmittelbar die nächste auf, nämlich, wie sich das Problem beheben ließe. Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht, denn irgendwer muss ja Entscheidungen treffen. Eine Änderung der Arbeitskultur würde hier sicherlich gutes tun. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass ein Bitcoin-Standard die Wissenschaft gerechter und effizienter machen würde.

Es gab damals eine Diskussion über twitter, in Rahmen dessen hatte folgender Artikel auch keine Paywall. Die Koordination der Gelder lief im wesentlichen über die Charité und die Arbeitsgruppe um Drosten ab.

Den Eindruck habe ich auch, wenn man deren Kommunikation abseits der breiteren Öffentlichkeit beobachtet. Hier gibt es definitiv auch keine Missgunst, auch ich möchte Drosten nichts missgönnen, der mMn (überwiegend) gute Arbeit leistet. Ich kritisiere, dass er (unwissentlich?) vor den politischen Karren gespannt wird.

Zwei Gedankenanstöße: Die Kombination einer endlichen Zahl an Maßnahmen wird immer die einzelne Maßnahme outperformen. Die Frage ist also, wann „diminishing returns“ eintreten. Stay-at-home orders führten möglicherweise zu einem Anstieg häuslicher Gewalt. Willst Du diese Maßnahme dann in Deinem Baukasten haben? Klaren Benefit haben nur die 2-4 genannten Maßnahmen. Zudem hat die Lockdown-Politik ein zentrales Problem: Wie soll es danach weitergehen? Bisher war die Antwort darauf: Wir öffnen, wenn wir Impfen. Jetzt zeigt sich aber, dass dies offenbar nicht ausreicht um die Pandemie (nach Inzidenzen) zu beenden. Was ist also gewonnen? Im Prinzip hat man das Problem „nur“ nach hinten verschoben. Das kann unter gewissen Umständen klug sein - z.B. „flatten the curve“ für die Krankenhäuser. Im allgemeinen sollte man diese „Opportunitätskosten“ aber vermeiden.

edit: Anfangs bestand noch die Hoffnung, dass man mithilfe der Maßnahmen die Pandemie dauerhaft in den Griff bekommen könnte („Hammer and Dance“, „NoCovid“). Selbst die Kombination aller Maßnahmen ist den Ergebnissen nach aber nicht in der Lage die Nettoreproduktionszahl unter 1 zu drücken. Damit war auch diese Hoffnung dahin, erst theoretisch, danach auch in der Praxis.

Hier ein paar weitere Ausführungen. Ergebnis der statistischen Analyse war:

The adjusted hazard ratio (aHR) for incident psychiatric morbidity was 1.75 (95% CI 1.56-1.96). However, there was a similar risk of incident psychiatric morbidity for those with a negative COVID-19 test (aHR 1.57, 95% CI 1.51-1.63) and a larger increase associated with influenza (aHR 2.97, 95% CI 1.36-6.48)

Im Klartext: Im untersuchten Zeitintervall war die Wahrscheinlichkeit an psychiatrischen Symptomen zu leiden für COVID-19 Erkrankte 1.75 (95% KI 1.56-1.96). Interessant dabei ist, dass das 95% KI Intervall den Mittelwert der Kontrollgruppe überschreitet. Patienten, die nicht an COVID-19 erkrankten, hatten nämlich auch ein 1.57-faches Risiko an folgenden Symptomen zu leiden. Das wirft aber eine elementare Frage auf: Warum ist dieser Wert bei der Kontrollgruppe nicht normal (sprich 1)? Es muss also einen Begleitumstand gegeben haben, der dies verursacht hat. Ich räume ein, es ist Spekulation, dass dies „Lockdown“ ist, aber zumindest können wir uns darauf einigen, dass die Pandemie den Leuten nicht gut tut, und es (überwiegend) nicht die Infektion ist, die die LongCovid-Symptome erzeugt. Das wirft aber die nächste Frage auf: Was ist an dieser Pandemie anders, als an der letzten (Schweinegrippe)? Die mediale Berichterstattung (Angst)? Die NPI (Lockdown)? Ich finde, dass dies plausible Hypothesen sind. Ein weiterer Aspekt ist, dass de Symptome bei Influenza-Erkrankten häufiger auftreten als bei COVID-19 erkrankten. Wenn in der vergangenheit LongInfluenza kein Problem der öffentlichen Gesundheit war, warum sollte es (psychisches) LongCovid sein?

Kann man nie ausschließen, dasselbe geht übrigens auch für die gegenteilige Aussage. Ich könnte Dir z.B. eine sunken cost fallacy unterstellen. Ich fürchte, das bringt uns nicht weiter.

Noch ein paar abschließende Worte:
„Die Wissenschaft“ gibt es nicht, und wie wir oben erkennen, gibt es hier auch immer einen gewissen Interpretationsspielraum. Vor allem, wenn man unvollständige oder schlechte Daten hat. Ich denke aber, dass das Gros der Daten in o.g. Richtung gehen.

edit:

Es gibt sicher noch andere Kontraindikationen, die ich aus der Hüfte nicht alle aufzählen kann. Aber die STIKO ist in diesen Fällen ohnehin der bessere Berater, deswegen verweise ich mal auf diese.

Auch hier, Vielen Dank.

4 „Gefällt mir“

Danke für deine Replik, much appreciated!

Hmm, das wäre wirklich wichtig. Ich bin selbst in der Organisationsentwicklung tätig, aber Krankenhäuser hatte ich bis jetzt nicht auf der Kundenliste. Ich hoffe, dass die Pandemie zumindest mittelfrsitig dafür sorgt, dass dieses Thema endlich angegangen wird!!! Ich wünsche es dir auf jeden Fall!

Bezüglich Bitcoin-Standard: Ist jetzt Offtopic zu diesem Post, aber wie darf ich das verstehen? Bitcoin-Standard in der Wissenschaft? Kann mir da nichts drunter vorstellen… Falls du überhaupt Lust hast das auszuführen…

Danke für die Erläuterung. Naja, vielleicht gibt es mal Studien, die diese confounding Variablen auflösen können… Wäre definitiv lohnend.

Ich habe eine Kellnerin mit „LongCovid“ (Eigen-Diagnose) kennengelernt und fand das schon extrem. Die hat mitten im Satz aufgehört zu reden, hatte nach 30s die Bestellung wieder vergessen. Okay, anekdotische Evidenz, aber das hat mich schon etwas schockiert. Muss mal in meinem Umfeld nach LongInfluenza-Fällen ausschau halten! :wink:

Haha, Touché! :joy: :joy: :+1:

Habe jetzt auf die schnelle nur das RKI zu dem Thema gefunden, aber hier steht allgemein zu Impfungen & Autoimmun/chronisch-entzündliche Erkrankungen:

Autoimmunerkrankungen (z. B. Myasthenia gravis, Multiple Sklerose) oder chronisch-entzündliche Erkrankungen (z. B. Rheumatoide Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen) stellen grundsätzlich keine Kontraindikation für Schutzimpfungen dar. Studien konnten bisher keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer Impfung und einer neu aufgetretenen Autoimmunkrankheit bzw. einer chronisch-entzündlichen Erkrankung oder einem Schub einer bereits bestehenden Erkrankung belegen.

Bezüglich grundsätzlicher Kontraindikation findet sich da der folgende Text:

Akute behandlungsbedürftige Erkrankungen (Ausnahme: postexpositionelle Impfung) stellen eine Kontraindikation für Impfungen dar. Unerwünschte Arzneimittelreaktionen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung sind bis zur Klärung der Ursache ebenfalls eine Kontraindikation gegen eine nochmalige Impfung mit dem gleichen Impfstoff. Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffs können ebenso Impfhindernisse darstellen. Während einer Schwangerschaft sind nur dringend indizierte Impfungen durchzuführen. Für Patienten mit Immundefizienz ist vor Impfung mit einem Lebendimpfstoff der behandelnde Arzt zu konsultieren.

2 „Gefällt mir“

In einem Bitcoin-Standard werden Fehlallokationen durch die zentrale (politisierte) Geldemission beendet. Dies betrifft alle Lebensbereiche, auch die Wissenschaft. Man wird es sich einfach nicht mehr Leisten können, Gefälligkeiten auszutauschen, wenn darunter das Ergebnis leidet.

edit: Just in: Example of Fiat-Science

Politisch nicht opportun und das peer-review wäre beim aktuellen Zeitgeist ein Horror. Wenn man so etwas veröffentlichen will, muss man den Editor kennen. Vielleicht kommen noch Ergebnisse, ich würde mich aber nicht darauf verlassen. Für die UK wäre so eine Datenanalyse ohnehin nicht mehr relevant.

Also meinst du damit einfach privat und nicht öffentlich finanzierte Forschung, oder wie? Ich frage mich halt, ob es da genug Anreiz gibt, dass dann auch alles öffentlich gestellt wird…

Weiterhin öffentlich finanzierte Forschung.

Ein Rant zum Thema Drosten, Medien und Politik.

Wie geht ihr damit um, dass die genannten ihre Meinung so oft ändern? Warum diskreditieren Fehlprognosen und Lügen jene nicht aus Eurer Sicht? Ich verstehe das nicht.

Da sagen manche von euch hier, man solle doch der Wissenschaft vertrauen, und Drosten sei nicht nur ein prima Wissenschaftler, sondern führe das Feld der vertrauenswürdigen Wissenschaft – der Wissenschaft – an. Dabei muss man ja nicht einmal die Qualität von Studien beurteilen können sondern einfach nur die bekackten Prognosen mit den tatsächlichen Ergebnissen. Ist euer Gedächtnis wirklich so schlecht?

Dann die Medien. Seid ihr nicht im Bilde was in Schweden oder Florida oder Afrika passiert? Oder auch Indien, der Wiege der Delta Variante? Es war dann zum Glück doch nicht so schlimm wie angenommen, aber das sind ja auch andere Umstände! Das kann man nicht vergleichen! Bei uns ist das alles alternativlos, sei still!
Oder Australien. Der Transport von ungeimpften, positiv getesteten Menschen per Militär in Isolationslager <Ruhe! Geschwurbel!> wird dann als „umstrittene Maßnahme“ beschrieben. Aber warum, es gibt doch fact-checker. Und wäre es wirklich schlimm, würden unser Medien ja berichten.
Im Standard war am Wochenende zu lesen, die Demonstranten befürchteten, dass aus Hubschraubern und Gullis Zwangsgeimpft würde. Was habt ihr in eurem Wortschatz dafür parat?

Und die Politik? Eine Überlastung der Krankenhäuser vermeiden, nur zwei Wochen, nur um Weihnachten zu retten, nur bis jeder ein Impfangebot erhalten hat. Nach zwei Impfungen seid ihr sicher…
Sind die Ampelwähler jetzt zufrieden? Hm… Ganz so habt ihr euch das vielleicht nicht vorgestellt,… aber moment, ich weiß es: Etwas für das die AfD ist, kann gar nicht gut sein, und etwas gegen das sie ist, muss gut sein. Das ist es! Heureka! Das selber denken darf weiter vertagt werden. Bloß nicht den eigenen Denkrahmen erweitern, dass wäre sehr, sehr schmerzhaft. Das verstehe ich. Wirklich!

Vor einiger Zeit habe ich etwas sehr geistreiches in so einem Schwurbel Medium gelesen (sinngemäß): „Eine Pandemie ist schlimm. Aber wenn man begreift, dass es gar nicht um eine Pandemie geht, wird einem klar, wie schlimm es wirklich ist.“

Gute Nacht! Und eine besinnliche Adventszeit Euch allen!

Ach und noch eine Gedankenspiel für all die woken hier: Was wäre wohl passiert wenn HIV leichter übertragbar wäre als es aufkam?

4 „Gefällt mir“

Drosten ist „nur“ einer von vielen Wissenschaftlern, die sich in dem Feld beschäftigen. Soweit ich das beurteilen kann, leistet er eine gute Arbeit. Das macht Ihn nicht unfehlbar. Erinnert Ihr euch noch an eine der ersten Untersuchungen, wo er die Viruslast bei verschiedenen Altersgruppen untersucht hat und infolge dessen die Schulen geschlossen wurden. Die Bild hat damals von „grob falschen“ Ergebnissen gesprochen. Stellt sich heraus, dass Drosten - damit er keinen Unterschied zwischen den Altersgruppen feststellt - eine Bonferroni-Korrektur durchgeführt hat. Nicht nur, dass diese für eine explorative Datenanalyse nicht empfohlen wird, vernichtet sie effektiv alle Ergebnisse, die v.a. bei kleinen Stichproben beobachtet werden könnten. Die Studie kam entsprechend nicht durch Review. Er musste am Ende (vor der wissenschaftlichen Community) einräumen, dass ein signifikanter Unterschied bestand. Macht Ihn das zu einem schlechten Wissenschaftler? In meinen Augen nicht. Aber es zeigt einmal mehr, wie bei "Der Wissenschaft"™ bzw. Fiat-Wissenschaft halt rauskommen soll, was rauskommen muss.

Darüber hinaus finde ich den Personenkult um Drosten befremdlich, fast zum fremdschämen.

Die AfD hat stellenweise kluge Positionen, die sind aber aus ganz anderen gründen für mich (sieh mein Foto an) absolut unwählbar. Ja, man kann die Sache auch differenzierter besprechen, aber nicht in diesem Thread.

1 „Gefällt mir“

Ich hatte Feb. 2020 mit meinen Kindern zusammen die Influenza Grippe.
Tagelang starkes Fieber von über 40°C, dazu heftige Gliederschmerzen, Husten. Jeden Tag war meine Bettwäsche restlos durchgeschwitzt bis in die Matratze.

Nach einer Woche würde es nachhaltig besser, Eber ich hatte etwa ein 3/4 Jahr mit den Folgen zu kämpfen…labiler Kreislauf, schwindelig, kraftlos bis in die Knochen.

Man sollte GENERELL eine Virusinfektion nicht auf die leichte Schulter nehmen, was bei uns durchaus ein kulturelles Problem ist.

Wer einmal unter einer Myokarditis zu leiden hatte weil ein Infekt nicht anständig ausgeheilt war, der weiß wovon ich spreche.

2 „Gefällt mir“

Danke für die Mühe die du in diesem erhellenden Beitrag an Zeit gesteck hast​:+1:t3::+1:t3::+1:t3:
Mit großem Interesse gelesen.

3 „Gefällt mir“

Danke auch von mir. Sehr berreichernde und respektovolle Diskussion!

Ganz interessante Doku von ARTE:

Schon interessant, wie manche Länder komplett anders mit der Pandemie umgehen, als wir.

1 „Gefällt mir“

Das Rki hat einen Notaufnahme-Situationsreport erstellt. 2021 vs 2020 vs 2019

https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/9017/SitRep_de_2021-11-24.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Sehr Interessant. Ich hoffe jeder kann anhand der Daten zu Kardiologischen und Neurologischen Notaufnahmevorstellungen erkennen (Seite 5), warum eine Impfpflicht keine Rolle spielen darf.

Auch die Grippe Situation ist interessant (Seite 4)

Dazu noch das Intensivregister, hier u.a. die Grafik zu den Gesamtzahlen der Intensivbetten. Auslastung die durchweg konstant, dieses Jahr sogar weniger belegt im vgl zum Vorjahr. Dafuer massiver Abbau der Intensivbetten. Erklaerung warum diese abgebaut wurden ist auch auf der Seite zu finden. Auch hier wird deutlich, warum eine Impfpflicht im Pflegepersonal contra Produktiv ist. Stichwort Kuendigungswelle.

https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen

2 „Gefällt mir“

Eines möchte ich beitragen, welches nicht direkt an die letzten Beitrage anknüpft.

Seit nunmehr 20 Jahren arbeite ich in unterschiedlichen Bereichen der klinischen Pflege.

Dementsprechend kann man annehmen das die großte Teil meines Bekanntenkreis auch aus dem Bereich kommt.

Was ich und auch viele nicht verstehen können:

Nun lamentieren alle über die betttennot und ihre Konsequenzen. Und wie wir alle wissen ist nicht alleine der bettenmangel das Problem sondern der Mangel am Personal.

Den Punkt den ich und meine Kollegen schon seit über 20 Jahren massiv anprangern und es ist nichts passiert.

Nun sitzt ein hr. Spahn und auch viele andere da und schieben alles auf die Pandemie. Das hier seit Jahrzehnten einfach nur gepennt worden ist will keiner zugeben. Die Pandemie wäre deutlich besser handelbar wenn die Politik aber es auch die Pflege nicht so verkackt hätten. Das ist die Quittung und die Warnung von der wir schon so lange reden. Und jetzt wundern sich alle. Der Beitrag hier ist nicht unbedingt gewinnbringend für die Diskussion aber es musste mal raus.

P.s. nicht nur die Belegung der Intensiv Betten bricht uns das Genick sondern der rattenschwanz der entsteht wovon der Laie gar nicht viel mitbekommt

5 „Gefällt mir“