COVID-19 / SARS-CoV-2

Nein, dann hast Du mich missverstanden. Natürlich gibt es Nachteile. Ich befürchte ja den Moment, wenn herauskommt, was das alles wirtschaftlich für uns bedeutet. Corona-Soforthilfen usw. gut und schön, aber irgendjemand wird dafür zahlen müssen.

Aber:
Sich gegen gewisse Maßnahmen (Mundschutz, Abstand,…) zu wehren, nach „Beschneidung der Freiheit“ und „Polizeistaat“ zu schreien, finde ich einfach nur ein asoziales Verhalten.

Zeitnah werden Verschwörungstheorien ausgepackt. Eine dämlicher als die andere.

Tut mir leid, wenn ich auch dieses Beispiel wieder falsch finde.

Wäre es nicht passender zu fragen: Willst Du lieber mit einer 0,5%igen Chance erkranken oder mit einer 2%igen Chance?

DAS ist es doch, was wir mit den Maßnahmen versuchen oder nicht? Die Reproduktionszahl minimieren. Dadurch erkranken weniger Leute, die Krankenhäuser werden nicht überrannt und jeder bekommt die medizinische Hilfe, die er benötigt.

In Italien stehen Ärzte heulend vor den Kameras, weil sie aktuell entscheiden müssen, wem sie helfen und wem nicht, weil die Kapazitäten fehlen. Wem nicht geholfen wird, der stirbt. Punkt.

Reicht es nicht aus, hierfür beispielsweise nach Schweden oder in die USA zu gucken? Also in Länder, die nicht „so schnell“ reagiert haben.

Die Todeszahlen sprechen doch für sich. Schweden hat irgendwann endlich reagiert und die Zahlen gingen runter. Das überhebliche Verhalten der USA führt dagegen dazu, dass die Zahlen nicht signifikant senken.

Was hätten denn Deine Kollegen Deiner meiner nach geraten? Einen Impfstoff gab es und gibt es nicht.

Die einzige Alternative (für mich als Laie) wäre gewesen, alles auf freiwilliger Basis zu machen. Aber -ganz ehrlich- dafür ist das (deutsche) Volk einfach zu dumm. Das haben wir schon in zahlreichen Situationen erlebt. Ohne konkrete Regelung geht es leider nicht.

War alles gut, was entschieden wurde? Das weiß ich nicht. Aber das Ergebnis ist -insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern- zufriedenstellend. Also kann’s nicht völlig falsch gewesen sein.

P.S.:
Damit kein falscher Eindruck entsteht, möchte ich darauf hinweisen, dass ich keineswegs mit allen Entscheidungen zufrieden bin und gerade die Einbeziehung von Expertenmeinungen sehr nachlässig finde.

Wenn ich allein sehe, wie das Dampfen (E-Zigarette) durch die EU und auch durch Deutschland mit Hilfe der Tabak-Lobby kaputtreguliert wurde, könnte ich den ganzen Tag im Strahl kotzen.

Da hat man ganz klar gemerkt, dass es bei sowas keineswegs um die Gesundheit des Bürgers geht, denn ansonsten hätte man das Dampfen mehr gefördert, wie es bspw. in UK der Fall ist. (Hintergrundinfo: In den UK ist der Staat für die medizinische Versorgung der Bürger verantwortlich und trägt auch die Kosten.)

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Wir haben ein linke Regierung ? Hab ich wohl verpasst.
Oder war das jetzt so ein liberaler Reflex ? Nach dem Motto : Es wird was verboten - muss von Rot oder Grün gekommen sein.

Aber sei es drum. Die Entscheidung wurde getroffen und von einem Gericht wieder gekippt - weil die Entscheidung unverhältnismäßig war. Das politisch einzufärben ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich denke fast jede Regierung hätte so reagiert.

Ich halte es für extrem wichtig, dass das Gesundheitswesen nicht überlastet wird, aus den von Dir genannten Gründen. Aber auch aus einem ethischen: Wenn ich durch mein Verhalten einem anderen Patienten einen Intensivelplatz wegnehmen, ist das asozial. In dieser Situation ist Selbstschutz nicht mehr Privatangelegenheit.

Aber das ist ja gar nicht das Ziel. Die Bundesregierung will nicht länger die Kurve flach halten (Flatten the curve), oder gar ein Wellenmodell, sondern Containment (koreanisches Modell).

Um auf Dein Zahlenspiel zurückzukommen:
Solange es keine Impfung gibt bezwecken die Maßnahmen, dass Du entweder 0,5% Chance über 4 Jahre hast Dich zu infizieren, oder 2% Chance über 1 Jahr.
Das kommt (etwa) aufs gleiche hinaus.

Die Pandemie ist erst dann vorbei, wenn genug Menschen immun sind.

Man hätte sie Mal fragen können, wie wahrscheinlich sie es erachten, dass ein Impfstoff kommt und wenn ja, wann.
Seriöse Schätzungen sprechen von frühestens 2022. Anhand dieser Daten muss man dann modellieren, was es bedeuten würde so lange das öffentliche Leben einzuschränken. Das wäre eine sinnvolle Risikostratifizierung gewesen.

Die Konsequenzen dieser Politik siehst Du erst im Winter. Wenn die Amerikaner immun sind und die Deutschen nicht.
In Deutschland wird die zweite Welle heftig, denke ich.

Das Versammlungsverbot gilt weiterhin, nur demonstrieren darf man wieder… Was zu teils absurden Konstellationen führt.
Als meine Partei (SPD) Demonstrationen verbot, habe ich mich geschämt.

Ich sehe wenig Sinn darin über einzelne Maßnahmen zu diskutieren, da diese sich ja aus dem politischen Ziel ergeben. Wenn das Ziel Containment ist, muss man halt harte Maßnahmen ergreifen. Wenn man das nicht will, kann man kein Containment machen.

Wenn ich es entscheiden dürfte, würde ich zum ursprünglichen Plan zurückkehren und der war das Krankensystem zu schonen.
Ein entsprechendes Programm könnte bspw. das Verbot von Großveranstaltungen und größeren Versammlung in geschlossenen Räumen beinhalten, zudem eine Maskenpflicht in öffentlichen Einrichtungen und Supermärkten.

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Immun? Ohne Impfstoff? Geht das?

Ja, das befürchte ich auch.

Klar. So hat es die Natur geplant. Eine Impfung imitiert eine Infektion, damit der Wirt Antikörper bildet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Immunität_(Medizin)
https://de.wikipedia.org/wiki/Stille_Feiung

Um das Argument zu präzisieren.
Schweden lässt eine gewisse Durchseuchung zu und erreicht nach der ersten Welle einen Immunstatus, der ausreicht um die Bevölkerung zu schützen
Deutschland riegelt ab und hat zwar keine Infektionen, damit aber auch keine Immunität. Jetzt kommen die 2., 3. und 4. Welle und Deutschland holt im Immunstatus auf.
Nach 4 Jahren unterscheiden sich die Populationen nur noch darin, dass Deutschland 4 Jahre im Lockdown war, Schweden nicht.

Der einzige Weg dem Dilemma zu entkommen ist, wenn man immun wird ohne Infektion. Und das geht nur mit Impfung. Also hoffen wir, dass eben diese gefunden wird.

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Ja, schon klar. Aber doch nicht innerhalb von 6 Monaten. Sowas dauert doch Jahre… fühlemichgeradedumm

Kein Problem, ich teile mein Wissen.

Nach Kontakt mir einem Erreger dauert es normalerweise 1-2 Wochen, bis sich Antikörper gebildet haben. Diese schützen den Organismus dann vor dem Erreger im Falle einer erneuten Infektion. Bei SARS-CoV-2 gab es früh bereits Tierexperimente mit immunisierten Tieren, da eine 1000-fache Virusdosis problemlos überstanden - weil immun. Die Dauer der Immunität unterscheidet sich. Grundsätzlich gilt, dass der Schutz durch eine Infektion länger anhält als durch eine Impfung, die man ja auffrischen sollte. Das gilt aber nicht für alle Erreger und so genau wissen wir es bei SARS-CoV-2 nicht. Es gibt nur wenige Studien dazu. Grundsätzlich scheint sich das neue Virus aber nicht fundamental anders zu verhalten als andere Coronaviridae, oder andere Atemwegsinfekte.
Ein weiterer Faktor bei der Immunität ist, dass sich das Virus auch verändern kann, Wir kennen das Phänomen bei der Grippe, bei der jedes Jahr ein neuer Imfpstoff kommt. Grundsätzlich gilt, dass es zwischen den Jahrgängen eine Kreuzimmunität gibt. Damit ist gemeint, dass die Ähnlichkeit zur Vorgeneration dem Immunsystem erlaubt sich dagegen zu wehren. Erst bei größeren Veränderungen (Genshifts) wird das zum Problem. Das sind dann besonders heftige Grippe-Jahrgänge. Zum Glück (?) mutiert das SARS-CoV-2 nicht so schnell, sodass wir davon ausgehen können, dass es die nächsten 2-3 Jahre noch so bleibt, wie es ist. Sicher ist in der Medizin aber nichts.

Eine „normale“ Grippe infiziert etwa 5-20% der Population. Es ist unklar wie diese Zahl zustande kommt, hat aber vermutliche etwas mit der Basisreproduktionszahl zu tun und der demographischen Struktur einer Gesellschaft. Dies ist vermutlich einer der Gründe, warum Schweden trotz so lässiger Maßnahmen so gut weggekommen ist - wenig Ballungszentren. Da Viren grundsätzlich nicht sehr UV- und Hitzestabil sind, breiten die sich leichter in kalten und geschlossenen Räumen aus (Kühlhaus - Tönnies). Das ist der Grund warum Winter „Grippezeit“ ist. Da es unpraktikabel ist jedes Jahr die Grippetote zu zählen, misst man dies an der Übersterblichkeit. (https://www.euromomo.eu/graphs-and-maps/). Coronaviridae sind grundsätzlich zwischen November bis Februar am aktivsten. Ob das auf SARS-CoV-2 zutrifft ist unklar. Die Tatsache, dass Italien so früh und wir so spät betroffen sind, wird als einer der Faktoren diskutiert, warum wir gut wegkamen. Und ist auch einer der Faktoren, warum viele Menschen glauben, dass wir im Winter/Herbst noch einmal heftig erwischt werden.
Weil sich „nur“ 5-20 % infizieren, treten auch unter „normalen“ Bedingungen mehrere Wellen einer Infektion auf.

edit: Sollte sich die Saisonalität des Virus bestätigen, ist Herbst i.ü. ein guter Zeitpunkt zum Verkauf von Aktien. No financial advice.

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Da ich ja sonst immer die Problem des Containments anspreche, möchte ich an der Stelle eine Lanze fürs Containment brechen.

Man stelle sich vor, man hat die Übertragungswege / -mechanismen des Virus so gut verstanden, dass selektive Eingriffe eine effektive Ausbreitung in Gänze unterbinden. In diesem Szenario wären die Grundrechte nicht eingeschränkt und man könnte diese Maßnahmen ad infinitum durchsetzen. Ich habe meinen Zweifel, ob das klappt, könnte aber ja durchaus so sein. Es könnte also sein, dass die Bundesregierung genau das richtige macht.

Ich denke der Herbst/Winter wird viele neue Erkenntnisse bringen.

edit:
Achja, noch ein Wort zur Wissenschaft und Experten…
Es gibt Menschen, die glauben, dass eine Technokratenregierung das beste ist. Und das mag in vielen Bereichen und SItuationen auch stimmen. Ich will aber eine wichtige Tatsache ansprechen, die in dieser Krise häufig ignoriert wird.

Wissenschaftler können einem zwar sagen, was man machen kann um ein Ziel zu erreichen, sie können einem aber nicht sagen, was man will.

Wenn Fauci und Drosten richtigerweise sagen, wie man sich vor dem Virus schützen kann, dann sind das wertvolle Informationen und wir können froh sein, dass wir so kluge Menschen auf unserem Planeten haben, die uns so kompetent helfen können. Fauci und Drosten können uns aber nicht beantworten, ob uns diese Maßnahmen wichtiger sind, als unsere Freiheit.
Das ärgert mich zum Beispiel bei Drosten… er wird ja mitlerweile zu Feindbild stilisiert, vor allem von BILD. Dieser Mann macht nur seinen Job. Politik ist nicht sein Job. Hört auf ihn für seine Ratschläge anzugreifen.

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Was ich bei solchen Themen immer bisschen Blöd finde ist, dass es selten vorkommt auf normalen Niveau sich zu unterhalten. Wenn man gegen Masker ist, wird man als ‚‚unmenschlich‘‘ betitelt wenn man dafür ist wird man als Marionette der Regierung dargestellt. Manchmal kann man sich ja ein wenig angiften, aber doch so, dass es noch auf einem Normalen Niveau ist (zumindest in der Öffentlichkeit) . Wieso kann man es einfach nicht Akzeptieren dass es zwei seiten gibt? Jeder hat doch seine Meinung.

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Ich finde es auch erstaunlich, wie verhärtet die Fronten sind.

Was habt ihr? Ist doch alles tutti hier. :smiley:

Joar. Selbst hier wurden ja Kommentare entfernt. (edit: zurecht.)
Und in der öffentlichen Debatte ist es aus meiner Erfahrung noch heftiger.

Oder um es mir Prof. Streeks Worten zu sagen:
„Man traut sich in dieser emotionalen Debatte nicht mehr, seine Meinung zu sagen“

Hat er Recht.

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Danke Jafar und an das Blocktrainer-Team für die Aufrechterhaltung einer am Argument ausgerichteten und nahezu sachlichen Diskussion!

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Gestern ein interessantes Argument von Streek gehört.

Das Durchschnittsalter der an COVID-19 verstorbenen in Deutschland ist 82 Jahre. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland ist 81 Jahre. Folglich sollte sich die Lebenserwartung durch COVID-19 gar nicht verändern. Streek argumentiert, dass wir eine „Vorwegnahme“ der Verstorbenen sehen könnten. Die aktuell beobachtete Übersterblichkeit würde sich demnach bis Ende des Jahres wieder einpendeln.

Die Argumentation widerspricht ein wenig meinem Verständnis, dass ein vorzeitiger Tot nicht irrelevant sein kann. Dann wiederum muss man sagen: Seit Ende der ersten Welle in Europa fällt die Übersterblichkeit tatsächlich wieder und nähert sich dem Stand von 2018 wieder an.

Verrückt.

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Wenn es keine Rückkehr zur „Normalität“ geben wird, wie soll denn das das neue Normal aussehen?

Auf jeden Fall anders…

Ich finde das der WHO-Generaldirektor schon etwas übertreibt. Man darf vielleicht nicht alles auf die Leichte Schulter nehmen, aber auch nicht gleich (ich übertreib jetzt mal ) die Apokalypse aussprechen.
Ich finde das es schon sehr in richtig Normalität geht.
Kinos öffnen, Stadien werden wieder mit Teil zuschauer gefüllt und Gestern bin ich bei mir durchs Zentrum gelaufen, und die Cafes Waren alle Proppen Voll. Wenn in den Cafes nicht der Tische Abstand wäre und ein paar Leute mit den Masken in den Geschäften gehen würden, würde ich schon sagen das fast alles beim Alten ist.

Er redet wohl weniger von Deutschland als von den USA und Brasilien.

Er redet von ‚‚vielen Ländern‘‘. Trotzdem finde ich das er trotzdem übertreibt. Und auch da wo es jetzt im schlimmsten ist, wird es zur Normalität kommen