Ich persönlich nehme mir wie in der Physik (die Energie) eine abstrakte Größe vor und nenne sie Macht. Geld ist eine Machtform, aber eben nicht die einzige Machtform, die es gibt. Geld hat nur den Vorteil als Machtform, weil sie an beliebigen Märkten in beliebige andere Machtformen wie Nahrung, Ländereien, Firmenanteile oder beliebige Dienstleistungen umgetauscht werden kann. Geld ist also eine Art Universelle Machtform.
Wenn man erstmal alle Objekte bewertet, wie viel Macht sie haben, dann kann man auch abschätzen, wie sie in Machtkämpfen gegeneinander abschneiden werden. Ein Kohlkopf hat mir gegenüber kaum Macht, deswegen kann ich ihn einfach benutzen wofür ich will, z.B. ihn aufessen um seine Macht in mir aufzunehmen. Ein Mensch gegen einen anderen Menschen im Machtkampf zu sehen ist aber erstmal schwer vorherzusehen weil sie beide ersteinmal relativ gleichmächtig sind. Nur eine genauere Betrachtung des Kampfes, z.B. den Trainingszustand der Kämpfer oder die Waffenwahl können die Machtbewertung dann beeinflussen. Aber ein Mensch ist gegen einen Staat einfach so unbedeutend und unmächtig, dass der Staat, wenn er will immer gegen den einzelnen Menschen gewinnen wird.
Mit diesem Machtkonzept, das in der Gesellschaft so funktioniert wie die Energie in der Physik, kann man sehr viele System relativ einfach analysieren indem man einfach nur schaut, wie die Machtverhältnisse zwischen den beteiligten Akteuren wirklich sind. Dabei muss man aber immer unterscheiden zwischen der wirklichen Macht, die aber nur ein allmächtiger Beobachter wissen kann (was wirklich einer Art Energie entsprechen würde) und der abgeschätzen Macht der Objekte, die aber wegen der Abschätzung immer mit einer Unsicherheit behaftet sind. Man kann also Angst vor einem Akteur haben, der in Wahrheit nie die Mittel für einen Angriff hätte. Und genauso kann man einen Angriff auf ein vermeintlich leichtes Opfer starten, das in Wahrheit doch tödlich ist wie ein vergifteter Kohl.
Machtkämpfe zu analysieren ist also sehr interessant, aber um nochmal zurück zu dem angesprochen Geldsystem zu kommen: Wenn es ein Geldsystem gibt, dann bedeutet es, dass diese Geldeinheiten immer ein Versuch sind, die dahinterstehende Macht der Marktobjekte im Geld zu bemessen. Ein Geldsystem zeigt also auf, wie die Menschen kollektiv die Objekte bewerten und das äußert sich im Preis. Der Preis eines Objektes bestimmt also, wie viel ein anderer Mensch (oder Roboter, oder Ki) bereit ist an eigener Macht abzugeben um in den Besitz der Macht des gehandelten Objektes zu kommen. (Besitz bedeutet ja genau das: Macht über dieses Objekt zu haben, egal ob es ein Lebewesen ist oder eine Ware).
Das Geldsystem der jeweiligen Zeiten zu verstehen bedeutet also einen Teil der Machtstrukturen der jeweiligen Zeit zu verstehen. Aber das Geldsystem kann immer maximal nur die halbe Machtstruktur sein, denn jedem Geldsystem stehen ja immer die realen Objekte und Akteure gegenüber, die in diesem Geldsystem bewertet wurden.
So als Beispiel: Ein extrem Reicher Mensch (Billl Gates, Jeff Besos usw,) ist nicht reich weil er viel Geld hat. Wir sagen zwar er hat so und so viele Milliarden Dollar, aber in Wirklichkeit ist das nur die Summe seiner Reichtümer, wenn er sie zum aktuellem Marktwert verkaufen würde. Der Reiche hat diese Reichtümer also nicht in Form von Geld liegen auch wenn wir es in Geld bewerten und ausdrücken. Diese Reichtümer sind also ehr virtuelles Geld, welche ich lieber als Machtform bezeichne. Das macht meiner Meinung nach deutlich, dass er die Macht über die jeweiligen Firmen, Villen und Ländereien hat weil sie in seinem Besitz sind. Das er aber so und so viele Milliarden hat ist ehr verwirrend weil er dieses virtuelle Geld ja nicht wirklich hat.
Da würde ich generell zustimmen, aber auch hier ein wenig mehr ins Detail gehen. Die Frage, die sich mir stellt ist: Auf welcher Größenordnung ist die Welt friedlicher geworden?
Die pure Natur ist erbarmungslos in ihrem Evolutionskampf: Fressen oder gefressen werden. Und trotzdem erblüht die Erde mit vielen Milliarden Lebewesen, Pflanzen, Pilze, Insekten und natürlich alle möglichen Tiere und Menschen.
Ich würde sagen, es gibt immernoch ständig und pausenlos Machtkämpfe auf sehr vielen verschiedenen Ebenen. Generell kann man diese Ebenen so bezeichnen:
… →Quarks →Atome→Moleküle→biologische Zellen→Individuen→Gruppen von Individuen→Staaten→…
Diese Ebenen Unterscheiden sich eben genau in der Größenordnung von Macht, die sie ausüben können. Staaten sind normalerweise mächtiger als Gruppen, die die Staaten bilden und Gruppen sind mächtiger als Individuen und Individuen sind mächtiger als die Zellen, aus denen sie bestehen.
Trotzdem gibt es jederzeit zwischen diesen Kategorien Machtkämpfe und Machtflüsse. Ein menschlicher Körper kann nur bestehen, wenn seine Zellen funktionieren. Der Mensch muss also Macht einsammeln um seinen Körper versorgen zu können. Das gleiche gilt für einen Staat. Wenn ein Staat nicht mehr genug Macht zusammen bekommt um seine Menschen zu versorgen, dann zersetzt sich der Staat.
Jedes dieser Objekte hat also kleinere Objekte, die er mit ausreichend Macht versorgen muss damit es funktioniert, ist aber gleichzeitig Teil eines größeren Objektes, das auch Macht haben will um funktionieren zu können. Jedes Objekt ist also gezwungen die Machtflüsse so zu regeln, dass es weder die Masse an kleineren Objekten in ihm zerstört noch die gleichmächtigen Objekte um sich herum zum Feind macht, vorallem nicht die viel mächtigeren Objekte. Wer es sich mit den Mächtigeren verscherzt, der hat schlechte Überlebenschancen, genauso wie wenn man seine eigenen Bestandsteile laufend ausbeutet und ihnen keine eigene Machtreserven zugesteht. (Das ist der Grund, warum Staaten untergehen: Die Bestandsteile des Staates werden laufend entmachtet sodass der Staat sich seiner Lebensgrundlage beraubt). Nur Akteure/Lebewesen, die diese Machtflüsse von Groß bis Klein beherrschen, die können überleben.
Um zurück zum Thema zu kommen: Was die Welt für die Menschen so friedlich gemacht hat ist, dass die Menschen die Mächtigste Spezies auf der Erde geworden ist und das hat sie geschafft weil die Menschheit die Machtkämpfe gegen alle anderen Mächte gewonnen hat. Nicht nur gegen Angriffe von Tieren sondern auch gegen Angriffen vom Wetter oder gegen Gifte bzw. viele Krankheiten. Gegen all diese Angriffsvektoren haben (die westlichen) Menschen generell Gegenmittel erfunden oder entdeckt, sie sind also mächtig genug geworden um diesen Angriffen widerstehen zu können (Ich rede hier immer vom generellem Mensch, natürlich kann es individuell einen Angriff geben, der für einen Mensch nicht überwindbar war, aber das ist eben nicht die Regel sondern ehr die Ausnahme).
Das Problem dabei ist aber, dass wenn die Menschen die mächtigste Spezies sind, dann gibt es nur eine andere Machtform, die mit der Macht der Menschen immer mitwächst: andere Menschen. Das bedeutet: Auch wenn wir dank unserer Macht uns generell nicht mehr vor Gewittern/Wölfen/Viren usw. zu fürchten brauchen, so müssen wir uns aber immer Bewusst sein, dass andere Menschen uns selber immer noch gefährlich werden können. Und das wir immer so weiter gehen, egal wie mächtig die Menschen noch werden. Also selbst wenn wir einmal die Sonne beherrschen können, es wird immer andere Menschen geben, die das auch können und somit eine potentielle Gefahr darstellen.
Solange wir es also schaffen friedlich miteinander zu kooperieren und durch Handel uns gegenseitig zu unterstützen und voneinander profitieren, solange wird es auch Frieden geben. Aber diese faire Art von Machtaustausch (weil man bei einem Handel immer genauso viel Macht abgibt, wie man durch den Handel wieder selber bekommt) ist eben nur eine Art von Machtaustausch und Effizienzgewinn. Eine andere Art von Machtgewinn ist es aber, einen Angriff zu gewinnen (Diebstahl, Krieg, …).
Da es Evolutionär nunmal wichtig ist, immer mehr Macht zu bekommen um für sich und seine Familie das Überleben zu sichern, wird es auch immer wieder diese zwei Wege geben: Machtgewinn durch Kooperation und entsprechender Effizienzsteigerung durch Arbeitsteilung oder Angriff und Verteidigung.
Diesem Prinzip nach kann die Welt niemals komplett friedlich werden weil in einer 100% friedlichen Welt bedeutet ein Angriff ein nahezu garantierten Machtgewinn. Und umgedreht bedeutet Kooperation in einer sonst 100%feindlichen (und damit einzelgängerischen) Welt genauso ein nahezu 100%tigen Machtgewinn.
Irgendwo in der Mitte liegt also das Optimum, ein Gleichgewicht aus Angriff und Kooperation.
Aber es bedeutet auch, dass es immer zu Konflikten kommen wird. Und da sind wir bei dem Punkt, warum ich die Größenordnungen oben angesprochen habe: Wenn diese Konflikte im Kleinen ausgetragen werden, dann lösen sie sich auch immer im Kleinen auf. Wenn man aber zwangsweise diese Konflikte unterdrückt, z.B. indem man Demonstrationen verbietet, seinem Körper Veganischen Lebenstiel vorschreibt oder die Länder ihren Handel miteinander einstellen, dann bedeutet es, dass diese immerwährenden Konflikte und Machtkämpfe zwischen den Akteuren nicht mehr gelöst werden können. Die Machtkämpfe werden dann eben nicht mehr im Kleinen ausgetragen, wo sie noch relativ friedlich sein können sondern weiten sich zu immer größeren Machtkämpfen aus. Und das macht die Welt scheinbar unfriedlich.
Ich würde also behaupten, dass die Welt immer relativ unfriedlich ist, aber wenn diese Machtkämpfe im Kleinen ausgetragen werden, dann lösen sich die Spannungen auch im Kleinen und werden nicht auf höhere Ebenen eskaliert, wo sie deutlich bedrohlicher (mächtiger) werden.