ich habe gestern ein Interview zwischen Prof. Rieck und Marc Friedrich gesehen, in dem es darum ging, dass bei BTC Energie „verschwendet“ wird. Herr Prof. Rieck vertrat die Annahme, dass die Energie in Wärme verpufft und Marc Friedrich entgegnete, dass man dadurch beispielsweise Strom am anderen Ende der Welt kaufen kann. Leider ist hier die Diskussion abgebrochen und es wurde sich einem anderen Thema gewidmet. Schade - ich fand den Punkt sehr spannend.
Wie seht ihr das? Was passiert mit der Energie, die durch das Mining „verschwendet“ wird? Dadurch wird doch ein BTC gefunden, der dann - je nach aktuellem Wert - woanders wieder in Form von Geld verwendet werden kann.
Wenn man die Wärme für nichts anderes nutzt, kann man sagen dass sie unnötig verpufft, ja. Allerdings kann man die Abwärme zum heizen und andere Prozesse nutzen, die Wärme benötigen.
Außerdem wird ein monetäres Gut geschaffen, also Bitcoin. Welches die gängigen positiven Eigenschaften als Wertespeicher und Tauschmittel mit sich bringt. Unabhängig von Dritten, 100% transparent etc.
Genauso könnte man sagen dass Trockner unnötig Energie verschwenden. Wir könnten unsere Wäsche auch einfach aufhängen. Es kommt immer darauf an welche Funktion etwas mit sich bringt und ob dies Vorteile bringt oder nicht.
In kurz:
Energie kann nicht verbraucht werden. Sie wird lediglich umgewandelt. Es gilt der Energieerhaltungssatz.
Beim Bitcoin wird Energie entwertet, da elektrische Energie höherwertig als Wärme ist. Diese Wärme kann natürlich weiter genutzt werden.
Wenn Bitcoin an abgelegenen Orten gemined wird, dann konkurriert der Strombedarf nicht mit anderen. Wird Bitcoin allerdings mit Strom aus dem öffentlichen Netz gemined, dann stehen die Miner natürlich im Wettbewerb mit allen anderen. Insofern führt Bitcoin (je nach Bezugsquelle) zu einer Verknappung des Angebots. An sich ist die Nutzung von Strom nichts schlechtes. Die Frage stellt sich eher nach der Quelle. Und das gilt für alle Anwendungen, die Strom nutzen. Der Strom muss langfristig aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, dann ist wahrscheinlich auch die Diskussion, um den Energiebedarf von Bitcoin endlich vorbei.
Am Ende steht eine subjektive Wertfrage. Möchten wir als Gesellschaft Energie für die Sicherung eines solchen dezentralen Ledgers aufbringen? Die Frage kannst Du für Dich beantworten und damit schauen, ob der Energieaufwand für Dich gerechtfertigt ist.
Prof Riecks Aussage dass Bitcoin Strom verschwende, ist leider total unter seinem Niveau. Wenn ich Arbeit in etwas hineinstecke und dafür Mehrwert herausbekomme, kann der Arbeitsaufwand keine Verschwendung gewesen sein. Vermutlich hat er an dieser Stelle emotional reagiert.
Das Besondere am Bitcoin Mining ist dass man es betreibt um in Form von Bitcoin vergütet zu werden und nebenbei zur Sicherheit und somit zum Erhalt des Netzwerks beiträgt.
Die beiden haben schlicht aneinander vorbeigeredet. Während Rieck davon sprach dass Bitcoin keine physikalische Energie speichern kann, welche man wieder rückgewinnen könnte, sprach Marc Friedrich davon dass Bitcoin den monetären Wert der aufgewendeten physikalischen Energie speichert, und man damit woanders Energie wiederum einkaufen kann. Am Ende haben beide recht.
Es ist eben ziemlicher Unsinn, zu sagen Bitcoin wäre eine Form von Energie, die aus elektrischer Energie erzeugt wird. Entsprechendes habe ich von Friedrich schon mehrfach gehört. In Wirklichkeit wandelt die Mining-Maschine elektrische Energie zu 100% in Wärme um. Bei einem normalen Computer, der ja bekanntlich für alle möglichen Aufgaben in Wirtschaft und Industrie benutzt wird, ist es genauso. Und ist die Wärme jetzt verschwendet? Nein, in beiden Fällen nicht, denn man hat ein Rechenergebnis mit dem man was anfangen kann und das man gegebenenfalls monetarisieren kann und am anderen Ende der Welt Strom kaufen kann. Zusätzlich kann man die anfallende Wärme auch noch für andere Zwecke verwenden. Das wird aber leider noch viel zu wenig gemacht. Egal ob Miner oder normale Rechnenzentren, die meiste Wärme wird einfach in die Umwelt geblasen.