Bitcoin und die Bundestagswahl - FDP

Es hat meiner Ansicht nach auch wenig Sinn, sich jetzt noch mit alternativen Konzepten zu beschäftigen, nachdem sich die Industrie global schon auf elektrische Antriebe koordiniert hat. Eine Firma, die zu diesem Zeitpunkt noch Milliarden an Entwicklungsgeldern verpulvert, ist in weniger als fünf Jahren weg vom Fenster. Deswegen macht das auch keiner.

Ähnlich ergeht es der FDP in der Autoindustrie. Führende Liberale wettern gegen die »einseitige Fokussierung auf batteriebetriebene Elektromobilität« und gegen Kaufprämien für Elektroautos. Die Bundesregierung »zerstört die deutsche Automobilindustrie«, behauptet Fraktionsvize Michael Theurer. Die FDP in Baden-Württemberg, der Heimat von Daimler und Porsche, wittert gar eine »Hexenjagd auf den Verbrennungsmotor«.

In den Autokonzernen sieht man das gänzlich anders. Die von der FDP monierten Kaufprämien hat die Branche selbst durchgesetzt, um den Stromern zum Durchbruch zu verhelfen. Kein Autoboss bescheinigt dem Verbrennungsmotor noch eine große Zukunft, im Gegenteil. Audi-Chef Markus Duesmann fordert »Technologieklarheit« für die E-Mobilität. Spätestens 2033 will er zumindest in Europa komplett aus der Benzin- und Dieseltechnologie aussteigen – zwei Jahre früher als von der EU diskutiert.
Duesmann ist ein gefragter Gesprächspartner von Spitzenpolitikern jeglicher Couleur, vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder(CSU) über SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bis zu Grünen-Parteichef Robert Habeck. Ein Kontakt zur FDP, heißt es bei Audi, habe sich bis heute nicht ergeben.

Duesmann ist mit seiner klaren E-Strategie längst kein Exot mehr. Auch Daimler-Chef Ola Källenius verkündet »volle strategische Konzentration auf Elektromobilität«. BMW, offiziell Verfechter von »Technologieoffenheit«, verfolgt mittlerweile ähnlich ehrgeizige E-Auto-Verkaufsziele wie die Wettbewerber. VW bekannte sich schon vor zwei Jahren »eindeutig« zu Elektroantrieben, »allein um des Klimaschutzes und der Pariser Verträge willen«.

Die Autobosse stehen damit den Grünen ganz offensichtlich näher als der FDP. Besonders warm werden sie mit Winfried Kretschmann, dem Ministerpräsidenten Baden-Württembergs. Auch Grünen-Verkehrsexperte Cem Özdemir und die Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck sind gern gesehene Gäste der Konzernoberen – obwohl ihnen das von den Grünen geforderte Tempolimit zu weit geht.
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Derartige Bremsmanöver sorgen in der Autoindustrie für ein neues Schreckensszenario. Dort hatte man sich bereits auf eine schwarz-grüne Regierung eingestellt. Nun steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die FDP Teil der künftigen Bundesregierung wird – und damit aus Industriesicht das Risiko, dies könnte den bisherigen Pro-Elektro-Kurs verwässern. Für Volkswagen und Co., die bereits zweistellige Milliardeninvestitionen in die neue Technologie beschlossen haben, wäre das ein ernstes Problem. »Der FDP fehlt das Verständnis für den Transformationsdruck, unter dem die exportorientierte Großindustrie steht«, schimpft der Topmanager eines großen deutschen Autobauers. »Sie kämpft vorrangig für die Interessen kleinerer Zulieferer, die den technologischen Wandel verschlafen haben.«

(DER SPIEGEL)

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