Bitcoin mit umweltschädlichem Designfehler?

Leute die bei Bitcoin von Energieverschwendung sprechen, sehen in Bitcoin an sich keinen Wert. Daher ist jede Form und Menge von Energie eine Verschwendung. Ganz unabhängig, ob umweltschädlich oder nicht. Die Umwelt-Narrative macht sich aktuell sehr gut für diesen Standpunkt.

PoS kann nicht sicherer sein als PoW. PoW kann unsicher sein und angegriffen werden, aber PoS ist auf lange Zeit viel unsicherer.

Was beweisen?
Dass Zeit und Energie existieren? Energie ist nicht umweltschädlich!!!
Zeit ist nicht umweltschädlich!!!
… welcher Beweis ist denn gesucht? :woozy_face:

Das versuche ich auch noch zu verstehen…

@FXVVZ, ich denke ich weiß worauf du hinaus willst. Aber erstens gibt es solch einen Beweis nicht und es wird ihn nicht geben. Zweitens wäre auch ein formell korrekter Beweis fragwürdig, da man ihn nur auf der Grundlage subjektiver Metriken und Gewichtungen führen könnte.

Ich skizziere kurz was man m.E. machen müsste und erkläre dann die Probleme.

Vergleichen kann man nur die Gesamtlösungen. Es macht z.B. keinen Sinn Bitcoins PoW mit Cardanos oder Ethereums PoS zu vergleichen. Würde man das machen, würden manche Aspekte wie Skalierbarkeit für PoS gewertet, obwohl für brauchbare Skalierbarkeit auch PoS am Ende Zusatzlösungen benötigt. Wenn man aber eh Second Layer benötigt, ist ein PoW als Base Layer evtl. besser (nur als Beispiel).

Stattdessen müsste man also die Gesamtlösungen vergleichen, wie sie nachher vom Endanwender genutzt werden. Also z.B. Bitcoin+Lightning, Cardano+Hydra, Ethereum+Sharding etc. .

Anschließend müsste man die Aspekte auflisten, auf deren Basis man vergleichen möchte. Anbieten würden sich z.B. die im Trilemma betrachteten Eigenschaften:

  • Sicherheit
  • Dezentralität
  • Skalierbarkeit

Nun müssen die Aspekte in alle relevanten Teilaspekte zerlegt werden, z.B.:

  • Sicherheit - Nachträglichen Änderungen des Ledgers
  • Sicherheit - Double Spends
  • Sicherheit - Verfügbarkeit für Transaktionen
  • Sicherheit - Komplexität/Fehleranfälligkeit/Bewährung von Algorithmus und Kryptographie
  • Sicherheit -
  • Dezentralität - Zensurresistenz
  • Dezentralität - Änderung der Konsens-relevanten Node-Software
  • Dezentralität - …
  • Skalierbarkeit - Transaktionen pro Zeit
  • Skalierbarkeit - Dauer bis zur sicheren Bestätigung
  • Skalierbarkeit - …

(selbst diese Teilaspekte zerlegen sich in weitere Unteraspekte)

Für jeden Teilaspekt muss eine Metrik definiert werden, anhand derer man den Vergleich durchführen kann. Metrik ist hier im Sinne eines quantitativen Vergleichmaßstabs gemeint.

Abschließend muss die Gewichtung der Teilaspekte im Gesamtergebnis des Vergleiches festgelegt werden.

Ich sehe z.B. folgende Probleme und das ist sicher nur ein kleiner Teil:

  • Es ist nicht möglich alle relevanten Teilaspekte miteinzubeziehen. Es kommen wahrscheinlich auch heute noch immer wieder werden neue Angriffsvektoren oder spieltheoretische Überlegungen hinzu, die man bisher nicht auf dem Schirm hatte.

  • Nicht für alle Teilaspekte wird es möglich sein, sinnvolle Metriken zu definieren. Falls es möglich ist, wird es evtl. nicht nur eine, sondern viele verschiedene Möglichkeiten dafür geben. An dieser Stelle muss sich dann subjektiv für eine Metrik entschieden werden, was auch das Endergebnis subjektiv werden lässt (zumindest sehr wahrscheinlich).

  • Für einzelne Teilaspekte mag ein Beweis nützlich sein, ob PoS oder PoW besser ist. Zum Beispiel wird für Ouroboros bewiesen, dass er in einigen wenigen Teilaspekten genauso sicher ist, wie Bitcoin.
    Für eine Gesamtbewertung was „besser“ ist, müssen die Teilaspekte subjektiv gewichtet werden. Das Endergebnis hängt dann von dieser subjektiven Gewichtung ab, die aber für jeden Anwender anders sein kann.
    Das ist wie in einem Auto-Vergleich, wo der BMW am Ende ein paar Punkte mehr als der Mercedes hat. Falls mich nur Komfort interessiert, sehe ich mir nur die Komfort-Wertung an, wo der Mercedes vielleicht besser ist.

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Echt eine richtig geniale Ausführung!
Allerdings habe ich aus meiner Sicht einen Einwand:
Die Blockchain mit POW gilt ja bisher als die sicherste Möglichkeit, da selbst eine Miningzentralisierung auf über 50% auch mit externen Mitteln bekämpft/verhindert werden kann. Dies ist bei POS meines Wissens nach nicht möglich ohne eine direkte Manipulation (z.B. Rollback) der Blockchain, was eigentlich nie passieren sollte.
Für mich ist in diesem Zusammenhang die Überlegung ob es überhaupt einen anderen relevanten Faktor als die Sicherheit gibt, solange man alle anderen Features in einem 2nd Layer durchführen kann.
Wenn man Abstriche bei der Sicherheit macht ergibt sich doch automatisch die Frage, ob man nicht eher so etwas wie eine demokratische Datenbank zwischen Teilnehmern, die sich vertrauen macht. Schneller wäre das ganz sicher.
Aber es ist gerade das nicht mehr nötige Vertrauen der anderen was die Blockchain so interessant macht.

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Für den Base Layer stimme ich dir vollkommen zu, wobei hier Sicherheit und Dezentralität wichtig ist.

Wenn man allerdings, wie von mir beschrieben, die Gesamtlösungen vergleicht, dann ist Skalierbarkeit genauso wichtig. Sonst habe ich am Ende eine sichere und dezentrale Lösung, die man nicht nutzen kann.

Aber für das Bitcoin Gesamtpaket bietet Lightning ja zum Glück eine exzellente Lösung an.

Selbst wenn du dich auf Sicherheit beschränkst, müsstest du für einen „hieb- und stichfesten Beweis“ in wahnsinnig vielen Teilaspekten mathematisch exakt definieren, was du darunter verstehst.

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@skyrmion
Danke für den exzellenten Beitrag, der sehr schön verdeutlicht, wie viele Faktoren bei Betrachtung der Gesamtlösungen existieren, die wir in der Diskussion völlig legitim unterschiedlich gewichten und dabei in der Gesamtbetrachtung von Krypto-Projekten zu (deutlich) unterschiedlichen Resultaten kommen können.

Bezogen auf Bitcoin beunruhigen mich deshalb hauptsächlich zwei ganz unterschiedliche Faktoren:

  • Bitcoin-Maximalismus mit teilweise religiös anmutenden Tendenzen, oftmals meinungsstark von Fans vertreten, die die Funktionsweise von Bitcoin selbst nicht ausreichend verstanden haben

  • Halbwissen über Bitcoin, erstaunlich oft von Journalisten publiziert, denen offenbar solider Wissenserwerb zu mühsam ist oder die sich publikumswirksame Teilaspekte herauspicken, die sie dann häufig unseriös oder gar falsch aufbereiten (z.B. gerade über den Energiebedarf des PoS).

So sehr ich selbst in Bitcoin engagiert bin, so wichtig ist und bleibt mir kritische Distanziertheit. Selbst honorige Institutionen wie der Blocktrainer kommen gelegentlich auf Abwege, indem sie Leuten wie Andreas Antonopoulos opportunistisches Verhalten unterstellen, wenn diese ihren Blick (berechtigterweise!) nach links und rechts richten. Da werden dann Feststellungen über die Persönlichkeit dieser Leute getroffen, die mit fachlichen Aspekten nichts mehr zu tun haben.

Das halte ich wie gesagt für beunruhigend, denn Hochmut kam immer stets vor dem Fall und nachhaltige Stärke kann ausschließlich aus möglichst nachprüfbaren Fakten gewonnen werden, niemals jedoch durch subjektive Kritik am vermeintlichen „Abweichlertum“ eines früheren Bitcoin-Adepten.

Beste Grüße

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Die jedoch noch weit entfernt ist von der umstandslosen Praxistauglichkeit für Normalanwender. Im Eigentest mit einem RaspiBlitz bin ich erstaunt darüber, mit welcher Zahl an Umständen und sogar möglichen Fehlfunktionen das Thema „Lightning“ derzeit noch verbunden ist.

Hier besteht noch eine „Großbaustelle“, von der aufgrund technischer Herausforderungen zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar ist, ob und vor allen wann das Ziel erreicht wird. In diesem Zusammenhang möchte ich meinen großen Respekt gegenüber Menschen wie bspw. dem Lightning-Entwickler René Pickhardt bekunden, der nicht nur offen und transparent über diesbezügliche Herausforderungen spricht, sondern die Früchte seiner jahrelange Arbeit auch noch unter eine Open-Source-Lizenz gestellt hat.

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