Bedingungsloses Grundeinkommen

Ich arbeite mich von oben nach unten durch. Also bitte nicht übel nehmen, wenn ich dieselben Argumente bringen sollte, die von anderen Mitdiskutanten bereits gebracht wurden.

Das stimmt nicht, weil wie bereits erwähnt, das Geld nur für Essen, Wohnen und Kleidung reichen darf. Also kann sich trotz BGE kein Mensch kaufen, was er will. Denn wer ist schon bereit für einen Ferrari auf Essen, Kleidung oder ein Dach über dem Kopf zu verzichten? Und selbst, wenn jemand so verrückt wäre, sein BGE lieber für teure Güter zu sparen, so steigt mit diesem Sparwahn die Wahrscheinlichkeit seines Todes.

Sollte ich hier keinem Denkfehler unterliegen, dürfte Dein Hauptargument damit hinfällig sein. Dein vieler Text ändert nichts daran. Ich hoffe, Du kannst mich korrigieren oder gibst das „mit BGE kann sich jeder kaufen, was er will“ Argument endlich auf.

Da gehe ich mit. Du meinst also, dass das Streben nach Macht zu Wohlstand für alle führt. Oder?

Sklaverei, Feudalismus und Kapitalismus hatten wenige mächtige und viele Abhängige. Hätte Macht zu Wohlstand für alle geführt, hätten schon die Sklaven gut leben können. Den Feudalbauer ging es zwar besser als den Sklaven, aber nicht so gut wie uns. Und das, obwohl die Feudalherren mächtig waren.

Wohlstand beruht nicht auf Macht, sondern auf dem Streben danach. Das ist ein wichtiger Unterschied. Um das Streben nach Macht anzuheizen, sind gleiche Startbedingungen zwingend notwendig. Sonst schützen die Mächtigen lieber ihr Revier als nach dem zu streben, was sie bereits haben. Die Hungrigen hingegen könnten nur darüber nachdenken, woher sie ihr Essen bekommen.

Es heißt bedingungslos, weil sich jeder entscheiden kann, was er sich vom BGE kauft. Da das BGE jedoch begrenzt ist, wird man sich nur das grundlegendste (Essen, Wohnen, Kleidung) davon leisten können.

Merke:

  • bedingungslos ≠ jeder kann sich alles leisten
  • bedingungslos = jeder entscheidet für sich selbst, was er kauft, um seine Grundbedürfnisse zu erfüllen

Das wird nie passieren, weil Menschen nicht so „funktionieren“. Siehe:

Dein Beispiel greift für mich zu kurz, weil es eindimensional ist. Es geht davon aus, dass die Bauern, die gesamte Wirtschaft ausmachen würden. So ist es aber nicht. In der Physik schaut man sich ja auch nicht nur an, wie die Erde um die Sonne greist, um Gravitation zu verstehen, sondern versucht das 3-Körper-Problem zu lösen. Ein ähnliches Denken ist auf für den Handeln in einem BGE System von Nöten.

Meines Erachtens muss davon ausgegangen werden, dass die gesamte Wirtschaft den Wohlstand erschafft. Denn Apple, Nvidia und Co könnten ohne ihre Zulieferer nicht so viel Geld verdienen. Ergo, tragen (nahezu) alle Unternehmen zum Wohlstand bei, aber nur eine Handvoll von ihnen, sind Spitzenverdiener.

Durch ein bedingungsloses GE (bitte eingehenden Kontext mitdenken) würde das Vermögen der Spitzenverdiener umverteilt werden, um gleiche Startbedingungen für alle zu schaffen.

Merke: Wer darüber nachdenken muss, woher die nächste Mahlzeit kommen kann, dem fehlt die Zeit zu unserem Wohlstand beizutragen.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass Du Dich in Deinem „Geld ist Macht“ Argument verrannt hast. Geld ist mehr als nur Macht. Geld ist in erster Linie ein soziales Konstrukt, dass Jahrtausende für den Machtaufbau und -erhalt genutzt wurde. Das heißt aber nicht, dass Geld Macht ist, sondern das wir die Spielregeln des sozialen Konstruktes Geld verändern können und damit auch, wie mächtig Geld ist. Schließlich sind wir uns einig, dass Bitcoin da in die richtige Richtung geht.

Ist Dir eigentlich bewusst, dass der größte Arbeitsmarkt unbezahlt ist? Nach Deiner Logik müssten alle Vereine schließen, nur weil sie nicht ausreichend Geld verdienen, um Trainer und Co zu bezahlen. Eltern dürften keine Kinder bekommen, weil sie mit ihnen kein Geld verdienen. Eltern dürften auch nicht mehr von ihren Kindern gepflegt werden, weil sie damit kein Geld verdienen, etc.

Natürlich wäre es schön, nicht mehr zu Hause putzen zu dürfen, weil das nur gegen Bezahlung erlaubt wäre… Aber alle unbezahlte Arbeit zu bezahlter zu machen, werden wir uns nie leisten können.

Vielleicht solltest Du mal damit anfangen. :slight_smile:

Nach meinem Dafürhalten ist mir das zu dünn. Warum BGE immer nur auf das Geld reduzieren? Viel wichtiger ist die Entscheidungsfreiheit, die aus dem BGE erwächst. Du kannst das auch als Dezentralisierung der Macht verstehen.

Mit BGE wird kein Mensch wird mehr gezwungen sein, sein Geld mit etwas zu verdienen, was nicht seinen Werten entspricht. Waffenindustrie, umweltzerstörende Industrie und Bullshit Jobs würden also an Bedeutung verlieren und zurückgehen, weil keiner mehr muss und nur wenige wollen.

Stattdessen würden neue Jobs entstehen, die wir heute noch gar nicht kennen. Doch eines halte ich für sicher: Diese Jobs werden viel stärker unseren Werten und Überzeugungen entsprechen als dies heute der Fall ist.

Ich vermisse die Automatisierung in Deiner Argumentation. Industrialisierung, Wissensgesellschaft und KI zeigen m.E. einen eindeutigen Trend auf. Sie haben die Arbeit ihrer Zeit vernichtet. Es mussten neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch in Zukunft wird das der Fall sein, allerdings nicht, um nur Geld zu verdienen, sondern auch um dem Leben einen Sinn zu geben.

Das wäre auch mein Ansatz.

Nach meiner Überzeugung gehören alle Netze/Netzwerke in die öffentliche Hand. Straßen, Telefon/Internet Netz, Geld,…

Überall, wo diese Netzwerke in privater Hand sind, wachsen nur Monopole und Probleme für die Gesellschaft.

Exakt. BGE wird die aktuelle Spieltheorie des Marktes auf eine völlig neue Stufe heben. Deswegen ist es auch so wichtig darüber nachzudenken, was ein BGE für Veränderungen mit sich bringen kann. Positiv wie negativ.

Guter Punkt. Daher möchte ich Dich noch einmal darauf aufmerksam machen, dass Menschen auch bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegen. So ist beispielsweise bekannt, dass sie um so geiziger werden, je vermögender sie sind. Die freiwillige Umverteilung nimmt also mit wachsendem Vermögen ab.

Das ist nur eines von unzähligen Argumenten, warum freiwillige Umverteilung nicht funktionieren wird. Siehe einfach den Link oben, um mehr zu erfahren.

Ich gehe davon aus, dass der Markt eine Lösung dafür finden wird. Entweder durch Automatisierung oder durch höhere Bezahlung. Es kann nicht sein, dass Berufe, die den größten Mehrwert schaffen, vergleichsweise wenig Geld bringen (Erzieher, Lehrer, Krankenpfleger,…). Wie nützlich besserbezahlte Jobs wie Steuerberater oder Banker sind, wäre auch noch eine Diskussion wert.

Ich denke nicht, dass ein BGE zu gleichem Stundenlohn führen wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass Menschen - je nach Persönlichkeit und so sie es sich leisten können - lieber ihrer Berufung als dem Geld folgen. Natürlich gibt es neben den sozialen Menschen auch die Machtorientieren. Nur letztere tun nahezu alles für Geld.

Dazu habe ich vor Jahren eine Untersuchung mit lustigem Ergebnis gelesen. Die Teilnehmer wurden gefragt:

  • Was würdest Du machen, wenn Du ein BGE bekämst? Antwort: mir einen Job suchen, der mir Spaß macht oder wenn dies schon gegeben ist, weiterarbeiten.
  • Was würden die anderen machen, wenn sie BGE bekämen? Antwort: faullenzen.

Auch dies ist nur einer von vielen Denkfehlern, denen wir Menschen mit Blick auf die BGE Diskussion unterliegen.

Das sehe ich nicht so. Ich gehe davon aus, dass BGE zu Selbstbestimmung und damit zu gänzlichen neuen Jobs führt. Hierbei denke ich nicht nur an bezahlte Arbeit, sondern auch an unbezahlte wie soziale Tätigkeiten. Wer sich mal mit sozialer Innovation beschäftigt hat, wird festgestellt haben, wie viele Unternehmen aus sozialen Tätigkeiten wie Vereine, Pflege, etc. hervorgingen.

M.E. ist das BGE unaufhaltbar. Ob wir es noch erleben werden, ist eine andere Frage.

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