Hallo zusammen,
letzte Woche wurden die aktuellen Preisindizes für Bauwerke in Bayern veröffentlicht. Hierzu möchte ich mich sehr gerne mit euch austauschen bzw. gerne eure Meinungen oder Erfahrungen hören – ganz nach dem Morpheus Zitat aus Matrix:
„Du hast dein ganzes Leben lang gespürt, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Du weißt nicht, was es ist, aber du weißt, es ist da, wie ein Splitter in deinem Verstand, der dich zum Wahnsinn treibt.“
Dieses “Gefühl“, dass mit meiner (Bau-) Welt etwas nicht stimmt, hat sich bei mir in den letzten 10 Jahren deutlich verstärkt. Kurz: Dieser Splitter drückt aufs Gemüt. Zum einen, da ich als Projektleiter beruflich tagtäglich mit der Baupreis-Thematik konfrontiert werde und zum anderen, da viele meiner Freunde und Kollegen aktuell (noch) überlegen, ein Haus zu bauen. Um es mit den Worten eines pensionierten Familienmitglieds zu sagen: „Dann sollen sie halt ein Tiny Haus bauen“.
Nun denn, bevor ich dem „Wahnsinn“ anheimfalle:
Folgende Graphik stellt die Baupreisindizes für Gebäude- und Bauwerksarten über die letzten 35 Jahre für Bayern dar (Basis: 2015=100):
Betrachtet man beispielsweise den Preisindex für Wohnhäuser, so lassen sich für verschiedene Zeiträume folgende Preissteigerungen feststellen:
- 1989 bis heute (35 Jahre): +170%
- 1999 bis heute (25 Jahre): +110%, Euroeinführung (Buchgeld)
- 2009 bis heute (15 Jahre): +80%, Finanzkrise/ BTC
- 2015 bis heute (9 Jahre): +60%
- 2021 bis heute (3 Jahre): +30%
Konnte man also vor 35 Jahren 1000 Geldeinheiten für das Eigenheim aufbringen, muss man heute 2700 Geldeinheiten für ein Eigenheim aufbringen (wobei rund ein Drittel der Baupreissteigerungen allein auf die letzten 3-4 Jahre entfällt). Ich denke es liegt auf der Hand, dass das nur von sehr wenigen tatsächlich kompensiert werden kann. Berücksichtigt man zudem die gestiegenen Lebenshaltungskosten, so stellt man (zumindest nach meiner eigenen Erfahrung) – trotz eines eventuell gestiegenen Brutto-Lohnes – sogar eher eine Verringerung der Netto-Sparquote fest. Kurzum: Man muss für immer weniger Ertrag, immer länger arbeiten – ohne Hoffnung, diesem Hamsterrad jemals zu entkommen. Oder?
Und das TROTZ des enormen technologischen Fortschrittes im Bauwesen der letzten Jahrzehnte! Um ein paar Beispiele zu bringen: Hat ein Architekt vor 35 Jahren seine Pläne noch von Hand gezeichnet, wird heute die gesamte Planung über CAD abgewickelt. In der Baupraxis wird durch Halb- oder Vollfertigteile aus z. B. Holz oder Beton ein sehr hoher Vorfertigungsgrad und eine deutlich verringerte Bauzeit erreicht. So wird ein Einfamilienhaus oft in wenigen Wochen errichtet. Da sollte man doch eigentlich auf die Idee kommen, dass sich dieser Fortschritt in geringeren Preisen widerspiegelt…
Über Eure Antworten, Erklärungen oder Erfahrungsberichte auch aus anderen Bundesländern würde ich mich sehr freuen,
mit freundlichen Grüßen,
Leto
Quelle: Statistische Berichte – M1400C 202343 – Preisindizes für Bauwerke in Bayern im November 2023