Ich verfolge die Entwicklung mit Interesse und einer gehörigen Portion Skepsis. Gleichwohl ist aus meiner Sicht nicht nur Bitcoin, sondern z.B. auch Ethereum „gekommen um zu bleiben“. Die Adoption von Ethereum schreitet ähnlich intensiv wie jene von Bitcoin voran und ich habe kein Problem damit, beide als langfristig koexistierende Lösungen anzuerkennen.
Oder nehmen wir Cardano: Viele reden etwas herablassend über das Projekt und ich erinnere mich an das mitleidige Lächeln von Julian Hosp, als dieser einen der Cardano-Entwickler in einem Interview nach einer möglichen Wertentwicklung in den nächsten 2-3 Jahren befragte und zur Antwort einen Wert im zweistelligen Prozentbereich genannt bekam. Doch schon vor zwei Jahren sind mir die Cardano-Leute mit ihrer konsequent lösungsorientierten und auf qualitative Nachhaltigkeit ausgerichteten Vorgehensweise aufgefallen. Heute ist Cardano schon kein „Underdog“ mehr, wenngleich immer noch klein. Aber konsequent wird weiterentwickelt und es scheint einen Bedarf für dieses Projekt mit seinen Lösungen zu geben.
Wird all dies eines Tages von der (Weiter-)Entwicklung des Bitcoin hinweggefegt? Persönlich glaube ich das einfach nicht, denn eine Monokultur mit einer noch so exzellenten Lösung ist schwer vorstellbar. Denn dafür ist der Lösungsbedarf einfach zu verschieden, zu vielfältig und komplex. Daß aber Bitcoin weltweit als unerreicht sicherer Wertspeicher den Menschen dient und als „graue Eminenz“ („höchste Vertrauensinstanz“) mit zahlreichen Projekten via Sidechains verbunden ist und eben immer dann seine Stärken ausspielt, wenn es darauf ankommt, das kann ich mir sehr wohl vorstellen.
BTC-Maxis hätten in diesem Szenario wenig zu befürchten, wobei ein „verengter Blick“ dann eben am Schluß auch weniger monetären Erfolg bedeuten kann. Ernstzunehmende Leute wie Raoul Pal halten bspw. nur noch 25% BTC, 50% ETH und 25% Altcoins. Gleichzeitig sagt Raoul Pal ganz klar, daß er Bitcoin als Lösung favorisiert, doch Ethereum seinen Weg ebenfalls geht und weiter gehen wird und in Relation zum Bitcoin noch „Nachholbedarf“ hat. Dies ist eine investmentgetriebene Sicht, doch was ist falsch daran?
Auch ich bin Langfrist-Investor und halte mich von Trading fern. Dir kann ich empfehlen, Dich mal ein wenig mit Aktien zu befassen. Mit über 8.000 Aktiengesellschaften weltweit kannst Du von deren Gewinnen partizipieren- eine kluge Auswahl vorausgesetzt. Und das funktioniert für mich seit über 20 Jahren. Würde ich eine gute Aktie zugunsten Bitcoin verkaufen? Nur für eine Reallokation, denn einen Anteil von 10% Kryptos halte ich für mich persönlich ausreichend. Bitcoin mag es vielleicht in 100 Jahren noch geben, doch verdient z.B. eine Firma Microsoft während meines Lebens gutes Geld und lässt mich nachvollziehbar daran teilhaben (im Sinne, daß ich es verstehe- im Gegensatz zu Bitcoin, dessen Wertermittlung für mich schwer nachvollziehbar ist).
Persönlich würde ich mir wünschen, daß insbesondere die Bitcoin-Gemeinde etwas (selbst-)kritischer wird und sei es nur deshalb, um den Konsensus pro Bitcoin nicht ideel (und schon gar nicht quasi-religiös) mit Fakten zu unterfüttern, die sich ernsthaft mit den Vor- und Nachteilen der Herausforderer oder ergänzenden Projekten befasst. Und diese Diskussion kann nie beendet sein, denn nichts auf dieser Welt ist jemals für die „Ewigkeit“ gewesen. Das sollten wir alle nie vergessen!
Beste Grüße