Ich stimme dir hier zu: wenn meiner Meinung nach ein Stuhl ein Tisch sein soll und ich einen Tisch einen Stuhl nenne, dann zerstöre ich damit unsere Kommunikationsgrundlage, auf der wir zu einem Minimalkonsens gelangen und unsere Differenzen benennen könnten.
Wir bewegen uns hier nicht nur auf einem definitorischen Feld, sondern sehen uns auch einer weltanschaulichen Gemengelage ausgesetzt.
Ein Tisch ist ein Tisch, nicht weil es der Duden so diktiert, sondern weil die Nutzer der Sprache diesen Begriff seit je her diese Defintion gegeben haben.
Der Konsens zwischen den Nutzern gibt vor, der Duden folgt. Punkt!
Somit gilt in aller Regel, dass wir uns untereinander auf den Duden beziehen und uns - so wie du es getan hast - an die Regeln erinnern können.
Weltanschauung bezieht Bevormundung mit ein. Deine Mama & dein Papa haben dies mit dir praktiziert, deine Lehrer haben das gemacht, dein Arbeitgeber macht das und der Staat macht das auch. Welche Legitimation haben sie, die Deutungshoheit über unsere Worte zu gewinnen? Ich gehe nicht weiter auf diese Frage ein, außer dass ich darauf hinweise, dass die Antwort nicht großartig anders ausfallen kann als beim Duden.
Aktuell erleben wir eine eskalierende Übergriffigkeit des Staatswesens gegenüber dem Bürger (ich bin deswegen sogar aus D. weggezogen). Generell dürfen sich Institutionen als Bewahrer von wie auch immer gearteten Werten betrachten, die sich in der Vergangenheit zwischen Menschenballungen etabliert haben. Mögen sie strittig sein oder nicht.
Eine Institution hat dem zu folgen, kann sachte an Widersprüche erinnern und darf gern eine Diskussion anstoßen. Die Entscheidung obliegt aber den Nutzern des Mittels, in diesem Fall der Sprache. Instanzen wie Wikipedia oder etwaiige nach Beachtung lechzende Staatsorgane oder NGOs fehlt die axiomatische Legitimation solche Dinge vorzugeben. Sie haben sich eher dem bürgerlichen Konsens gegenüber als weisungsgebunden zu betrachten.
Ich empfinde deine Eingabe als die Umsetzung deiner Bürgerpflicht als Nutzer dieser Sprache. In diesem Fall jedoch wiegt m.E.n. die weltanschauliche Seite schwerer:
Nimm dem Staat alles aus der Hand, dem du nur habhaft werden kannst. Ihm mangelt es nicht nur an Kompetenz damit umzugehen; vielmehr setzt er dieses Werkzeug zerstörerisch ein, allem voran gegen seine Bürger. Seinen Organen fehlt ernüchternderweise sogar der kognitive Sinn dafür zu erkennen, dass er dich in einem bedenklichen Ausmaße als potentiellen Feind betracht, wenn du dich im Vorfeld nicht ihm gegenüber als beugsam und hörig zu erkennen gibst.
Entmündige seine Institutionen, sie sind willkürlich, wahllos und willfährig in der Anwendung ihrer Mittel geworden. Denn das ist ebenfalls deine bürgerliche Pflicht, nicht dem Staat, sondern deinen Mitbürgern gegenüber.
Menschen fliehen mehrheitlich vor eben jenen Staatsgebilden und hoffen auf einen Platz an einem Ort, an dem die Menschen die Maßstäbe vorgeben nicht irgendeine abstrakte Matrix, geschaffen von kurzsichtigen, zum Scheitern verurteilten Voll–Pfosten. Ob sie sich nun einem vor Ort zwischen Menschen gewachsenen Wertekonsens anschließen und konstruktiv mitwirken wollen oder nicht, bleibt ihnen überlassen.
Fun fact: Ich dachte anfangs bei einer Firma zu arbeiten, die dem Ort seinen Namen gegeben hätte, weil sich mehr und mehr Menschen drum herum ansiedelten. Weit gefehlt: Natürlich war es anders herum. Die Menschen begannen mehr und mehr den Betrieb mit der Ansäßigkeit im Ort zu konotieren und so hieß bald die Firma nach dem Dorf.
Diese geozentrische Fehlverknüpfung zieht sich durch das Denken in allen Generationen; sobald Entitäten groß genug werden, dass sie als Institutionen gelten, beginnt sich alles um sie zu drehen. Und wir kleinen Ameisen füttern sie mit ehrfurchtsgebietender Legitimation. Das ist bei mir nicht anders.
Zeit den Hintern hoch zubekommen…