Ich denke, dass wir wenigstens in den nächsten 10 Jahren immer noch sehr starke Blasen und Einbrüche haben werden, da Bitcoin noch sehr jung ist. Und weil ein Markt wie jeder andere bleiben wird, auch wenn immer mehr Firmen einsteigen.
Grundsätzlich wird Bitcoin auf einem Markt gehandelt, wie jedes andere Asset. D.h. auch das Marktverhalten der Händler wird so sein wie in allen anderen Märkten seit Jahrhunderten. Ich halte nicht viel von der Annahme, dass bei Bitcoin alles anders sein wird.
Bitcoin gibt es erst seit 12 Jahren. Momentan ist alles noch durch den langen Aufwärtstrend der ersten 10 bis 20 Jahre Preisfindung und Verknappung (Halvings) dominiert. Die Preisfindungsphase ist meines Erachtens dann abgeschlossen, wenn Bitcoin weltweit bekannt ist und jeder in der Lage ist nach Wunsch und Möglichkeiten zu investieren. Die Halvings werden irgendwann keinen großen Einfluss mehr haben (-> Invalidierung S2F Modell).
Von da an wird es einen fairen Wert geben, der sich langsam auf langfristiger Skala ändert. Dieser könnte z.B. dem Wert aller Güter weltweit entsprechen.
Ein gutes und ähnliches (!) Vergleichsbeispiel ist denke ich Gold. Ich kopiere hier mal ein bisschen was aus einem alten Beitrag.
Beim Gold wird auch immer gesagt, dass es über die Jahrtausende seinen Wert behält, und man deshalb an Gold die Inflation der Fiatwährungen ablesen kann.
Das stimmt auf einer langfristigen Skala. Beispiel ist z.B. immer wieder der gute Anzug, der in Gold über die Jahrhunderte immer gleich teuer bleibt. Allerdings unterliegt auch Gold kurz- und mittel-fristigen Wertschwankungen, abhängig vom Angebot (Minen), Nachfrage (Schmuck, Industrie etc.), Krisensituationen, Realzinsen etc. .
Man kann also nicht zu jedem Zeitpunkt exakt den Kaufkraftverlust der Währungen am Goldpreis ablesen, sondern nur sehr langfristig gemittelt.
Genauso wird der Bitcoin denke ich ein ähnlicher Maßstab sein. D.h. aber auch er wird kurz- und mittelfristig um seinen fairen Wert schwanken, ohne dass das immer einer grundlegenden Wertänderung entspricht.
Der faire Wert selbst ändert sich z.B. durch:
- steigender Wert der Güter, denen BTC als Zahlungsmittel gegenüber steht
- neue Use Cases
- Attraktivität anderer Assets (Goldwert hängt z.B. stark von Realzinsen der Anleihen ab)
Kurzfristige Schwankungen kommen z.B. durch
- Spekulationsblasen
- Psychologie (Angst, Gier, Hypes weil andere investieren oder aussteigen etc.)
- Black Swan Events
Lange Rede, kurzer Sinn:
Bitcoin wird nicht als einziges Asset der Welt plötzlich irgendwann nur noch 0,5 % pro Monat steigen. Es wird weiterhin Blasen und starke Einbrüche geben, wie eben z.B. beim Gold. Nur stärker, weil Bitcoin sich noch in der ersten Preisfindungsphase befindet, weniger Marktkapitalisierung hat, die Use Cases sich ändern etc. .
Ich sehe auch bisher noch keinen Grund, warum sich das zyklische Verhalten jetzt plötzlich verändern sollte. Dafür sind wir noch nicht weit genug angekommen und die Halvings wirken sich noch stark aus. Viele, die jetzt gerade neu von Bitcoin begeistert sind, werden vielleicht in Panik Ende des Jahres wieder aussteigen. Die wenigsten sind wahrscheinlich schon so grundlegend überzeugt wie wir hier.
Ich gehe also wie in den letzten Zyklen von einem starken Top dieses Jahr aus.
Noch kurz zur eigentlichen Frage (sorry). Mit reiner Charttechnik ist es praktisch unmöglich die Tops und Bottoms richtig zu identifizieren. Da schließe ich mich den Vorrednern an.
In 2017/2018 hätte es zuviele, in diesem Moment sinnvoll erscheinende Zeitpunkte gegeben, in denen man verkaufen bzw. wieder einsteigen hätte können. In einigen Fällen hätte man schon unter dem späteren Bottom verkauft (z.B. 2017-06 oder -09).
Dann wäre man Monate später wegen FOMO wieder mit Verlust eingestiegen, bevor der Bitcoin dann noch weiter gefallen ist (z.B. 2018-02, -04 oder 07).
Bei Bitcoin hat man aber wie du sagst den großen Vorteil, dass man (fast) kostenlose Indikatoren dafür bekommt, wie der Rest des Markets da steht, nämlich die on-chain Indikatoren. Zum Beispiel kann man ablesen, wieviele Investoren gerade wie weit im Gewinn sind (z.B. „Net Unrealized Profit/Loss (NUPL)“, „Market Cap to Thermocap Ratio“, „Percent Entities in Profit“). Bei anderen Assets muss man für diese Infos zum Smart Money gehören.
Ich selbst bin noch am Hadern mit mir selbst, ob ich in der zweiten Jahreshälfte versuche zu verkaufen, um dann wieder einzusteigen. Ich würde allerdings vor bzw. am vermuteten Top anfangen, in Teilbeträgen auszusteigen, um dann später auch wieder stückweise einzusteigen. Dafür würde ich mich am Sentiment, am Chart, am Volumen, an der langfristigen Liquidität in den Orderbüchern und am NUPL orientieren.
Wahrscheinlich lasse ich es aber, zumindest beim Bitcoin. Bei den Altcoins werde ich ziemlich sicher mal zwischendurch aussteigen.