Verständnisfragen zum OTC-Handel mit Bitcoin

Hallo Leute,

mir ist der Ablauf von OTC-Handel nicht ganz geläufig.
Es wird doch immer und stets und ständig davon berichtet, dass Großinvestoren Bitcoin eher über OTC kaufen, damit es keinen großen Preisanstieg gibt.

Ja gut, das klingt logisch, dass sie nicht auf normalen Exchanges handeln…

ABER irgendwann müssen die Bitcoin ja aus dem Markt genommen werden.
Wie kommen die üblichen OTC-Händler an ihre Bitcoin?
Bekommen Sie die Bitcoin selbst von den Minern, die diese nur über OTC verkaufen?
Soweit ich verstanden habe, sind aber die meisten Miner HODL-Meister…

Mit diesem Hintergrund finde ich Aussagen, dass OTC sich nicht auf den Bitcoinkurs auswirkt sehr fragwürdig. Eine Angebotsverknappung wirkt sich bei Bitcoin immer eher positiv auf den Preis aus. Die zeitliche Korrelation ist halt nicht auszumachen, aber es gibt eine Korrelation.

Man kann per OTC direkt bei Minern oder Exchanges kaufen. Oder man kennt zufällig einen BTC-Wal und man wird sich mit ihm einig.

Jein. Miner haben irrsinnige Kosten. Die müssen gedeckt werden. Auch Investoren wollen ihren Anteil. Entweder in FIAT oder in BTC.

Grundsätzlich und langfristig gesehen ist das das richtig. :+1:

Kurzfristig und in der „realen Welt“ beeinflussen aber die BUY- und SELL-Order auf den Exchanges den Preis.

Wenn Du eine SELL-Order für $9.999 mit ein paar hundert BTC hast, wird diese erst einmal „abgearbeitet“ und vorher wird niemand den BTC für $10.000 kaufen. Somit wird auch nicht der durchschnittliche Preis ansteigen.

Kaufe ich also OTC für $9.950 und setze richtig große SELL-Order by $9.990, kann ich dafür sorgen, dass der Preis nicht über $10.000 geht. (Ganz vereinfacht gesagt.)

Dazu kommen die (regelmäßigen) DUMPs, wenn BTC eine Grenze (aktuell bei rund $12.000) überschreitet. Dann werden ein paar hundert oder ein paar tausend BTC auf der Exchange verkauft und der Preis geht wieder runter.

Per OTC kauft man dann die BTC-Menge wieder woanders günstig ein.

Bei 'nem 10%-Drop verkauft man bspw. 500 BTC und kann mit demselben Geld 550 BTC zurückkaufen. (Auch ganz vereinfacht gesagt.)

So steigert man im Laufe der Zeiten seinen BTC-Bestand. Man akkumuliert.

(Persönliche Meinung)
Wenn die Leute BTC verstehen würden und wüssten, dass nur noch relativ wenige (aktuelle Schätzung: etwas mehr als 2 Mio.) BTC frei verfügbar sind, würden sie kaufen, kaufen, kaufen.

Aber wie uns die Geschichte schon mehrmals gezeigt hat, überlassen sie dies den großen Investoren und Firmen.

Und irgendwann merken sie es dann doch und dann ist’s zu spät, weil man den BTC nicht mehr unter $30.000 bekommt. Dann wird wieder rumgejammert „Hätte ich das doch nur vorher gewusst, dann hätte ich für $10.000 gekauft.“

So wie jetzt viele sagen „Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich bei $1.000 gekauft.“

2017 haben sich viele geärgert, nicht bei $100 gekauft zu kaufen. Dafür vermutlich bei $1. :frowning:

Das Stichwort ist „langfristig“. Viele haben einen zu kleinen Zeit-Horizont. Meist 3 oder 6 Monate. Wenige 12 Monate.

Wer gut ist, denkt zumindest in 4-Jahres-Schritten (Halving-Time) oder noch länger.

Glaubst Du, dass der Preis von BTC in 4 Jahren (also nach dem nächsten Halving) noch bei ~$12.000 sein wird? Ich denke das nicht.

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Genau so wie es Leute gibt die OTC Bitcoins kaufen wollen, gibt es auch ständig Entitäten die OTC Bitcoins verkaufen wollen. Macht auch Sinn: Sich bei Binance einzuloggen und 10000 BTC per Market-Order zu dumpen wäre keine gute Idee. Das heißt: Wenn jemand BTC kaufen möchte ist auch meistens schon jemand da der BTC verkauft. Nur so kann ein Handel zustande kommen. Klar, ab riesen Summen wird es mit einem Sofortkauf eher schwierig aber dann muss halt etwas gewartet werden bis genügend Verkäufer zur Verfügung stehen. Eventuell werden auch Wale etc. angehauen und gefragt. Dann kann auch durchaus ein kleiner Premium entstehen um den Verkäufern einen Incentive zu bieten.

Ein 21000 BTC-Kauf wirkt sich kurzfristig sicherlich nicht auf den Preis aus. Aber wenn ständig große Firmen +20k BTC kaufen möchte herrscht irgendwann kein OTC Angebot mehr und die Firmen weichen etweder auf Exchanges aus (eher unwahrscheinlich) oder es müssen große Wale her die verkaufen möchten, mit Premium versteht sich. Da zahlt man als Käufer dann lieber ein paar Prozent Aufschlag bevor man auf die Exchange geht und den Preis um 20% (oder sogar mehr?) in die Höhe treibt. So entsteht auch ein Incentive für die Verkäufer. Wenn ständig nur OTC gekauft wird aber fast keiner mehr verkaufen will wird sich das trotzdem auf den Bitcoinkurs auswirken.

Schau mal hier vorbei:
Kraken OTC Desk

Das sollte dir etwas näher bringen wie das Ganze funktioniert.

Das die Miner OTC eine große Rolle spielen bezweifle ich. Pro Tag bekommen die Miner ca. 900 neue BTC. Das ist ein Bruchteil des täglichen OTC Volumens (Stand März 2020).

Seit einiger Zeit frage ich mich schon ob es dazu Statistiken gibt. Das müsste ja eigentlich relativ einfach herauszufinden sein, oder?

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Ich kenne da nur solche Statistiken von CryptoQuant:
https://cryptoquant.com/overview/btc-indicator
Der Chart zeigt, dassdie Miner je nach BTC-Preis ihre Kosten mit neuen Bitcoins nicht zwingend decken müssen (wenn < 0) und stattdessen auf bessere Kurse warten.

Kann leider nur die erste Statistik sehen.
Laut dieser Statistik gab es ca. 60000 BTC Miner Outflow in den letzten 30 Tagen obwohl nur 27000 BTC geschürft wurden. Wobei ja anscheinend Outflow nicht gleich Verkauf ist.

Ergibt für mich nicht viel Sinn. Der Outflow war seit dem Halving immer höher als die 27000 BTC die pro Monat geschürft werden.

Oder lieg ich damit komplett daneben?

Du gehst gerade davon aus, dass Miner nur ihre gerade geschürften BTCs verkauft haben und keine BTCs gehodlt haben.
Das Gegenteil scheint jedoch der Fall gewesen zu sein.
Ich interpretiere das so:
Wenn der BTC-Preis so gering ist, dass das Mining unrentabler wird, hodln die Miner eher, leben von anderen Rücklagen und verkaufen die BTC erst wieder bei höheren Preisen.

Aber gerade seit März war der Outflow immer sehr hoch, so wie ich das sehe. Und im März, April, Mai standen wir relativ tief im Preis.

Nochmal: Outflow muss ja nicht gleich Verkauf sein.

Das wäre schlau, doch wenn man einen Bärenmarkt von 2+ Jahren durchlebt, sind Rücklagen schnell aufgebraucht. Deshalb haben ja viele aufgehört bzw. Teile der Mining-Farm abgeschaltet, weil die laufenden Kosten größer waren als der Gewinn.

Kostendeckung ist ja auch nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen die Investoren mit offener Hand…