Unseren Fortschritt verdanken wir staatlichem Geld (?)

Ist unser technologischer und wirtschaftlicher Fortschritt und „Reichtum“ wie wir es heute kennen, auf staatliches Geld zurückzuführen? Jetzt mal völlig unabhängig davon ob die Substanz dahinter real ist oder nicht (zb insolvente Firmen künstlich am Leben gehalten).

Herleitung: Weil unsere Wirtschaft auf Krediten basiert die Unternehmen nehmen um in Wertschöpfung zu investieren. Und Kredit wird von den Banken aus dem Nichts erschaffen.

These: Wir würden Heute nicht da stehen wo wir Heute stehen wenn wir den Goldstandard nicht aufgehoben und Geld zentralisiert hätten.
Denn angenommen es hätte den ersten Weltkrieg nie gegeben und wir hätten bis Heute am Goldstandard festgehalten, wären wir Heute noch auf dem technologischen und wirtschaftlichen Stand von vor 50 Jahren. Weil wir nicht einfach mal eben so Geld (Kredite) erschaffen können, damit Unternehmen, Innovationen, Forschung und Bildung noch stärker wachsen können.

Oder habe ich einen Denkfehler?

Es geht hier nicht um eine Bewertung ob das gut oder schlecht ist (Denn das steht für uns außer Frage). Sondern ob diese These erstmal Fakt ist.

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Unseren Fortschritt verdanken wir im Grunde den Ideen, Kreativität und Genialität von Menschen und die Möglichkeit diese zu Verbreiten. So hat z.B. Buchdruck maßgeblich zur Verbreitung von Wissen beigetragen, auf welches andere wiederum aufgebaut haben um ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Mit der immer schnelleren Verbreitung von Informationen ist das dann parabolisch gestiegen. Nimm z.B. den PC. Der hatte seinen Siegeszug weil IBM vergessen hat ihn zu patentieren, damit konnte ihn jeder nachbauen (von daher stammt auch der Ausdruck „IBM kompatibel PC“) und durch die quasi „gratis“ Verbreitung hat der Siegeszuge in unser Zimmer Einzug gehalten. Oder nimm Internet. Entwickelt vom Militär und dann den Menschen zur Verfügung gestellt. Oder nimm das OS Linux (open source und gratis). All diese Dinge haben den Fortschritt voran getrieben.

Natürlich ist Geld ein Turbo um z.B. R&D in einer gewissen Sache voran zu treiben, aber auch ohne würden Menschen genial und kreativ sein, von daher…

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Finde ich ein sehr interessantes Thema, habe ich mich auch schon oft gefragt.

Ohne Geldschöpfung durch Kredite könnte man nur noch direkt Investoren suchen, die einem BTC Fremdkapital bereitstellen. Der einfachere Weg über die Bank wäre gebypassed. Es würde die Wirtschaft auf jeden Fall bremsen.
Die Zinsen, die letztlich immer jemand (der Dumme) erwirtschaften muss, landen in beiden Fällen am Ende bei den Reichen und Schönen :slightly_smiling_face:.

Firmen könnten auch nicht mehr so leicht gerettet werden. Das wäre in vielen Fällen sicher positiv. In manchen Fällen, wie z.B. jetzt, würden aber auch gute Unternehmen den Bach runtergehen. Wird also alles dann etwas liberaler.

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Verstehe ich also richtig, dass wenn wir Heute ein Geldsystem hätten das fest begrenzt ist, der Staat folglich nicht genug Geld hätte um unseren aktuellen Stand an Sicherheit, Gesundheit, Bildung, Kultur, Infrastruktur, Umweltschutz, Subventionen, soziale Auffangnetze, Rente etc. weiter finanzieren zu können?
Warscheinlich ja.

Dann stimmt ja meine These:
Ein festes Geldsystem würde viele Verwerfungen unserer aktuellen Wirtschaft- und Gesellschaftsordnung lösen (wie im Buch „Bitcoin Standard“ beschrieben). ABER wir hätten nicht den Stand von Heute. Von allem hätten wir etwas weniger weil wir das alles schließlich auch finanzieren müssen. Und was wir uns nicht leisten können, müssen wir sparen und priorisieren. Die Gesellschaft würde mitbestimmen ob das Geld gerade in neue Straßen oder in neue Schulen investiert werden soll. Und wir müssen uns entscheiden und können im gleichen Zeitraum nicht beides haben.
Soweit auch erstmal verkraftbar.

ABER:

Wie sieht es mit möglichen Folgen sozialer Verwerfungen aus? Wenn wir nicht alle Arbeitslose auffangen können. Wenn das Geld fehlt um Problemfälle zu reintegrieren.
Was wäre wenn wir eine Pandemie erleben und in einer Gesellschaft mit hartem Geld leben würden. Da würde doch eine ganze Zivilisation zu grunde gehen, wenn wir es nicht durch staatliches Geld schützen können? (Ich will das Thema von Zombieunternehmen nicht aufmachen - ihr wisst was ich das meine!).

Ist das etwas, was die „Bitcoin-Philosphie“ oder Idee des harten Geldes, in Kauf nimmt?

Da bin ich mir nicht so sicher. Der Staat müsste nur nachhaltiger haushalten. Wenn ich mir die letzten Jahre der „schwarzen Null“ in Deutschland ansehe, dann sind zwar viele am fluchen, aber prinzipiell funktioniert es in normalen Zeiten auch ohne neue Schulden.
Wenn es nur noch BTC gäbe, hätte man ja deshalb nicht plötzlich weniger Geld. Auch wenn sich die Begrenzung auf 21 Mio. nach wenig „anfühlt“, sollte die Kaufkraft aller BTC mindestens die gleiche sein wie die der bisherigen Währungen. Der BTC Wert würde auch mit der Wirtschaftsleistung steigen. Die Finanzierungsprobleme in den Sozial- und Rentensystemen rühren nicht von der begrenzten Geldmenge her.

Ein Problem hat der Staat immer nur dann, wenn er kurzfristig mehr Mittel benötigt, aber nichts zurückgelegt hat. Zum Beispiel um Krisen wie Corona abzufedern, oder auch kurzfristig in wichtige Bereiche zu investieren. Bisher ist das Geldzurücklegen unüblich, da man in diesen Fällen einfach doch wieder neue Schulden aufnimmt. Der Staat hat hierbei den großen Vorteil, dass er das frische Geld verwenden kann, solange es noch keinen Kaufkraftverlust erzeugt hat.

Staaten (und Unternehmen) müssten in einem BTC Standard (Buch habe ich leider bisher nicht gelesen) deshalb einen Puffer für solche Zeiten aufbauen. Im Notfall kann man dann immer noch Kredite aufnehmen, aber diese müssten bei den Banken dann zu 100% durch Eigenkapital gedeckt sein.

Die Staaten wären nur endlich gezwungen offensichtliche, langfristige Probleme direkt lösen, da sie nicht mit Schulden kurzfristig verdrängt werden können (z.B. Rentenproblem wegen ungünstiger Altersstruktur, oder Arbeitslosigkeit in vielen Ländern).

Ich bin leider nicht so tief im Thema VWL drin, wie ich gerne sein würde, aber ich stelle mir das folgendermaßen vor:
Wenn es heutzutage ein Finanzierungsproblem gibt, machen die Staaten neue Schulden und „lösen“ damit das Problem. Wenn die hierdurch ansteigende Geldmenge aber nur einem konstanten Wert gegenüber steht (Wirtschaftsleistung), dann wird die neue Geldmenge nach einiger Zeit die gleiche Kaufkraft besitzen wie die alte, d.h. die Währungseinheit fällt an Wert.
Wer hat also dann diese Problemlösung finanziert, wenn die gesamte Kaufkraft vorher und irgendwann nachher wieder gleich sind, also im Prinzip nur umverteilt werden konnte? Das waren alle Unternehmen und Bürger, deren Vermögen und Löhne durch den Kaufkraftverlust der Währung indirekt gesenkt wurden.

In einer BTC Welt müsste man bei solchen Problemen den Bürgern und Unternehmen das Geld einfach transparent abknöpfen. Der Unterschied wäre alleine, dass es jeder direkt merkt, weil nachher z.B. ein geringeres Netto-Gehalt auf dem Kontoauszug steht. Das ist nur nicht so subtil, wie wenn da die gleiche Zahl wie vorher steht, aber weniger wert ist.

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