Ich finde deine Vision jetzt nicht so schwer nachzuvollziehen.
Allerdings halte ich sie für etwas realitätsfremd. Die Industrie würde nur genau dann in diese Richtung gehen, wenn es sich finanziell lohnt.
Die ähnliche Idee von zentraler Laststeuerung, also Energie erst bei Verfügbarkeit zu verbrauchen, ist schon relativ alt. Es geht dabei aber um die Pufferung auf einer wesentlich geringeren Zeitskala…
Hier noch eine Studie mit Roadmap, leider acht Jahre alt…
Studie: Roadmap Demand Side Management (DSM) – Deutsche Energie-Agentur (dena)
Außer Analysen zu potentiellen Vorteilen, aktuellen Hindernissen und Handlungsempfehlungen passiert da aus meiner Sicht leider nicht viel. Auch das Alter der verlinkten Studie spricht für sich.
Die Zusammenfassung interpretiere ich so (teils zitiert):
Der konventionelle Kraftwerkspark stellt große Mengen steuerbarer Erzeugungsleistung bereit und kann aufgrund geringer Auslastung gleichzeitig viele Systemdienstleistungen erbringen. Deshalb gab es 2016 noch keinen finanziellen Anreiz für DSM.
Es wurde erwartet, dass sich der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung weiter erhöhen wird und dadurch mehr Flexibilitätsbedarf entsteht, der dann nicht mehr allein durch konventionelle Anbieter gedeckt werden kann.
Im Klartext: Erst wenn Strom durch die Schwankung der Erneuerbaren phasenweise knapp und teur wird, wird die Industrie einen Anreiz im DSM sehen.
Dein Vorschlag geht aber noch weiter. Nämlich dahin, dass sich Industrien saisonal an das Energieangebot anpassen. Das wird nach meiner Einschätzung nicht passieren und ich halte es auch nicht für erstrebenswert.
Die Energieversorgung sollte im Wesentlichen dem Bedarf folgen. Das hört sich auf Anhieb nicht besonders nachhaltig an, ist es aber.
Nur wenn es der Wirtschaft gut geht, ist überhaupt erst an eine nachhaltige positive Entwicklung zu denken. Schließlich kostet alleine ein Übergang schon sehr viel Geld.
Die Wirtschaft wird sich aber nicht von alleine spontan an saisonale Schwankungen anpassen.
Der Fusionsreaktor würde dann laufen, wenn man die Energie braucht. Nicht nur dann wenn die Sonne scheint. Das ist doch ein offensichtlicher, enormer Vorteil!
Die starken statistischen Schwankungen waren zu Beginn noch eines der Hauptbedenken bei der anstehenden Energiewende; es wurden viele Lösungsansätze diskutiert und in den Medien darüber berichtet.
Nach Beginn des Ausbaus wurden die Schwankungen zum konkreten Problem, weil Netz und Kraftwerke damit klar kommen mussten.
Heutzutage hört man lustigerweise aber kaum noch davon. Wo sind denn die angepriesenen zusätzlichen Trassen, Power-to-Gas-Anlagen, Laststeuerung usw.? Das Problem wird sich doch nicht einfach von alleine lösen.
Bisher hat uns die Energiewende einfach nur Geld gekostet. Die ursprüngliche Idee, wegen des Klimawandels CO₂ einzusparen, wurde nach Fukushima plötzlich zur Idee, die Kernenergie loszuwerden.
Der Anteil der Erneuerbaren an der deutschen Stromproduktion stieg in den letzten 20 Jahren grob linear von 10% auf 50% an.
Im selben Zeitraum hat sich der deutsche CO₂-Ausstoß zwar um ca. 30% verringert, von 2007 bis 2017 war er aber praktisch konstant. Welchen Anteil alle möglichen, unterschiedlichen Beiträge haben, weiß ich nicht. Aber es gibt ja schließlich auch andere Reduktionsmaßnahmen.
Quellen: Statista, Umweltbundesamt
Deshalb…