Stop market vs. Stop Limit sicher?

Meine Frage hierzu ist, ob der Stop (Market oder Limit) immer auslöst sobald der Kurs entsprechend abgesunken ist, oder ob es Fälle gibt in denen der Stop trotzdem nicht getriggert wird.
Machen wir hierzu mal ein Beispiel.
Der BTC kostet 60k, ich setze einen Stop und der Kurs fällt um 10k.
Stop Market bei 55k. Dieses sollte jetzt bei 55k oder darunter auslösen.
Wenn ich jetzt hingegen eine Stop bei 55k mit Limit bei 54k setze, kann es dann passieren, dass der Stop garnicht ausgelöst wird? Oder blockiere ich dann ein Abfallen unter 54k bis mein Verkauf stattgefunden hat?
Das es an der Börse passieren kann, dass ein Stop nicht auslöst, ist klar, weil der Wert außerhalb der Handelszeiten sinken kann, aber bei Krypto sind die Handelszeiten 24/7, daher meine Frage.

Ich weiß nicht ob die Börsen das alle auf die gleiche Weise handhaben.

Wenn du z.B. auf Kraken eine normale Limit Order erstellest (nicht als Stop Order), kannst du ein Häkchen setzen bei „Post Limit Order“.

Es kann passieren, dass der Kurs im Moment deiner Orderplatzierung schon so weit gestiegen ist, dass deine Order nicht mehr als Limit Sell Order im Orderbuch eingetragen werden kann. Stattdessen liegt ihr Limit Preis schon innerhalb der existierenden Limit Buy Orders.

Wenn du das Häkchen nun nicht gesetzt hast, wird deine Order trotzdem ausgeführt. Allerdings als Market Order, wodurch Liquidität weggenommen wird, du also die etwas teureren Take Fees bezahlen musst.

Wenn du das Häkchen gesetzt hast, wird dein Order in diesem Fall gar nicht ausgeführt.

Die Frage ist nun wie es sich bei Stop Orders verhält. Ich weiß nicht ob es dort auch die Möglichkeit gibt, eine Limit Order zu erzwingen. Auch mit dem Risiko, dann gar nicht ausgeführt zu werden.

Macht es aber überhaupt Sinn, den Trigger bei 55k zu setzen, mit einem Limit Sell bei 54k?

Entweder möchtest du sofort ausgeführt werden, dann ist das sowieso eine Market Order, da du ja niedriger als der aktuelle Kurs verkaufen möchtest.

Oder du willst, dass die Order als Limit Order über dem aktuellen Kurs platziert wird. Dann ist das Risiko groß, dass der Kurs weiter nach unten läuft und du zwar im Buch stehst, aber nicht ausgeführt wirst.

Ich sag dir ganz ehrlich, dass als Stop Orders für mich nur Market Orders in Frage kommen.

POST habe ich bei einer normalen Limit Order, bei einer Stop Limit aber nicht.
Was ich eben noch gesehen habe ist, dass ich bei der normalen Stop und bei Trailing Stop noch die Option „Retry“ (so lange versuchen bis verkauft wurde) habe. Finde ich etwas komisch weil eine Market (oder halt Stop Market) eigentlich immer einen Abnehmer finden sollte. Hmm?

Das war nur ein Beispiel um zu verdeutlichen was ich meine. Auf die Zahlen an sich kommt es garnicht so an.

Vor etwa 2 Tagen war ja der Bitcoin Preis bei einer Börse (Binance.us, bin mir nicht mehr sicher) krass eingebrochen. Der soll einige Sekunden von 60k auf 8k runter sein. In diesem Zusammenhang hatte ich mich gefragt, wenn das jetzt bei meiner Börse passiert und ich tatsächlich ein Stop drinnen hätte, wie groß könnte der Schaden sein. Hätte ich dann bei 55k herum verkauft oder vielleicht doch eher Richtung 8k?

Aber so viele Möglichkeiten sehe ich da gar nicht.

a) Stop Market Order

In diesem Fall hast du das Risiko von Slippage. Der Kurs bricht von 60k ein und triggert die ersten Stops. Das wiederum lässt den Kurs noch schneller einbrechen, so dass es zu einer richtigen Lawine kommt bis das Orderbuch kurzzeitig mal fast leer sein kann.

Deine Stop Market Order ist eine von vielen, die da bedient werden müssen. Es kann dir also passieren, dass du bei 55k triggerst, aber bei einem wesentlich niedrigerem Kurs ausgeführt wirst.

b1) Stop Limit Oder – Limit Preis > Trigger Preis

In diesem Fall kann man eigentlich kaum von einem Stop sprechen. Wenn der Kurs einbricht wirst du zwar getriggert und ins Buch eingetragen. Aber da der Kurs im Fallen ist, wirst du mit deinem höheren Preis nicht ausgeführt. Der Stop würde also seinen Zweck nicht erfüllen.
Wenn du dann doch ausgeführt wirst, dann nur weil der Kurs wieder steigt. In diesem Fall willst du aber ja vielleicht gar nicht verkaufen.

b2) Stop Limit Oder – Limit Preis < Trigger Preis

Hier gibt es eine weitere Fallunterscheidung.

Entweder liegt der Limit Preis innerhalb der zu diesem Zeitpunkt existierenden Limit Buy Angebote. Dann würde deine Limit Order aber als Market Order ausgeführt. Du hättest also auch gleich eine Market Order verwenden können.
Der einzige Unterschied wäre, dass du im Gegensatz zur Market Oder nur minimal zu deinem Preis verkaufen würdest. Es kann aber entsprechend auch passieren, dass deine Order nur teilweise bedient wird. Ein Teil deines Einsatzes würde also nicht ausgestoppt.

Oder der Kurs befindet sich aktuell in einem richtigen Einbruch, wo es auf Bruchteile von Sekunden ankommt. Deine Order kann dann vielleicht ins Buch eingetragen werden, aber nur weil der Kurs schon unter deinen Preis gerauscht ist. Dann bist du wieder bei der unsinnigen Variante b1).

Fazit: Für mich macht eine Stop Limit Order keinen Sinn.

Aber vielleicht können ja andere aufklären…

@skyrmion
Ok, danke. Ich denke ich bin jetzt schonmal etwas weiter.

Nach meinem jetzigen Wissensstand würde ich wohl auch Stop Market bevorzugen.
Zu Stop Limit hatte ich mir auf youtube auch ein Video angesehen, dass man das auch nehmen kann, falls die Kurse ansteigen um sich für diesen Fall reinzukaufen aber nicht zu viel zu bezahlen. Wahrscheinlich ist es dafür besser geeignet.

Vielleicht noch eine letzte Frage, die mich gerade beschäftigt, da ich erst ein paar Wochen dabei bin und so eine Situation noch nie gesehen habe. Vielleicht ist euch ja eine solche bekannt. Gab es schonmal Slippage nach oben? Also eine Kettenreaktion, dass ein Kurs in Sekunden stark angestiegen und dann wieder gefallen ist.

Klar, das gibt es hin und wieder. Nennt sich Short Squeeze.

Ab und zu gibt es wichtige Widerstände, die eine Zeit lang nicht nach oben durchbrochen werden können. Viele Trader handeln an diesen Widerständen, in dem sie immer bei Erreichen der Marke verkaufen, also short gehen.

Da sich unter diesen Tradern auch viele Hebeltrader befinden, liegen viele Stops knapp über diesen Marken. Und auch wenn sie da nicht platziert wurden, werden die Trades von den Habel-Plattformen automatisch in dem Bereich liquidiert.

Diese Stops und Liquidierungen lösen dann durch automatische Market Buy Orders eine Kauf-Lawine aus, die auch mal im Bereich von Milliarden $ Handelsvolumen liegen kann.

Hier ein Beispiel:

In den Monaten vor dem 26. Juli 2021 hatte sich eine Marke bei ca. 34.700 $ erst als Unterstützung, dann für mehrere Wochen als Widerstand etabliert.

Als dieser in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli gebrochen wurde, gab es einen Short Squeeze, der den Kurs um mehrere Tausend $ nach oben getrieben hat.

Vielleicht dann noch ein kleiner Nachtrag:

Ich gehe davon aus, dass du kein Hebeltrading betreibst, sondern echte Bitcoin kaufst.

Stop Losses sind im Kryptomarkt, insbesondere bei Bitcoin nicht unbedingt hilfreich. Der Markt ist sehr volatil, d.h. er zappelt mal kurz nach unten und schon bist du deine Bitcoin los.

Da kann es, je nach deiner Situation, sinnvoller sein, einfach langfristig zu halten und den Einbruch auszusitzen.

Limit Buy und Sell Orders, um bei festen Preisen zu kaufen/verkaufen, sind natürlich etwas anderes und sehr empfehlenswert.

Das mit den stop loss orders solltest du dir bei Krypto lieber abgewöhnen. Lies doch in einer freien Minute mal ein bisschen über stop hunting nach. Außerdem ist ein stop loss auch nicht besonders sinnvoll, weil es im Kryptobereich keine margin calls gibt, d.h. wenn du gehebelt handelst, wirst du sowieso einfach nur liquidiert und kannst nicht mehr verlieren als du „eingesetzt“ hast. Wenn du andererseits kein Trader bist, sondern ein Investor, dann wäre ein stop loss die perfekte Umsetzung der allseits beliebten buy high, sell low-Strategie, also auch nicht so ideal.

Wie soll denn das funktionieren? Wenn der nächste bid im Orderbuch erst bei 53k liegt, dann ist das der nächste Preis, egal wo du dir einen stop loss wünschst.

Wenn du dir jetzt denkst jedes Mal wenn ich ins Orderbuch schau, sind da hunderte BTC Liquidität, schön verteilt auf alle Preisniveaus, also kann das gar nicht passieren, dann überleg dir mal, wo diese Liquidität überhaupt herkommt. Sind das hunderttausende von Leuten, die insgesamt hunderte Millionen Fiat auf ihrer Börse halten, um ihre limit orders zu bedienen? Oder kommt der Großteil der Liquidität vielleicht von ein paar wenigen großen market makers, die sekundenschnell alle ihre bids runtersetzen können, wenn irgendwas passiert?

Ich habe auf die Schnelle keine Information gefunden, ob der Bug in diesem trading algo, der den flash crash verursacht hat, das mit einer einzigen großen oder vielen kleinen market orders gemacht hat.

Wenn viele kleine: Dann wird dein stop loss wohl halbwegs zu deinem Wunschpreis ausgeführt werden, jetzt mal abgesehen davon, dass du mit allen anderen stop losses um Liquidität konkurrierst, und da vielleicht viele andere vor dir „dran sind“.

Wenn eine große: Dann bist du voll dem Matching-Algo der Börse ausgeliefert. Ist ja kein regulierter Markt, also keine Ahnung, wie die einzelnen Börsen das wirklich umsetzen. Matcht die Börse zuerst die ganze große market order, und dann kommen erst die stop losses dran? Gratuliere, du verkaufst um 8k. Unterbricht sie die große order, um stop losses dazwischen zu matchen? Dann bringt dich dein stop loss vielleicht nicht völlig um. Setzt die Börse irgendwelche Preisschutzmaßnahmen um, wie z.B. PPP auf Coinbase? Dann hast du vielleicht Glück gehabt und die große market order wird gar nicht bis runter zu deinem stop loss ausgeführt.

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@skyrmion
Solche Kursbewegungen wie auf deinem Bild hatte ich schon gesehen. Aber bei deiner Erklärung habe ich wieder was gelehrnt. Danke hierfür.

Meine Frage nach einer Kettenreaktion in Richtung Long zielte aber eher auf einen kürzeren Zeitraum. So wie das z.B. bei den 60k zu 8k war, innerhalb einer Minute. Nur in die andere Richtig?

Da ich selbst darüber nachdenke short zu gehen, sobald davon auszugehen ist das der Bitcoin wieder sinkt und ich hier auch über einen kleinen Hebel (vielleicht 2x) nachgedacht habe, ist es für mich interessant, ob es solch extreme Kursbewegungen auch nach oben geben kann, dass ein Stop lost erst viel zu weit oben auslösen würde.

Etwa 90% meines Investments sind echte Bitcoin bzw. auch ein paar Etherium. Hier würde ich auch kein Limit setzen, da ich ohne Hebel eh nichts zu verlieren habe, wenn ich es nicht eilig habe zu verkaufen.
Ich fange halt gerade an mich etwas mit Futures zu beschäftigen und habe testweise hier auch schon etwas rumgetradet. Daher kommen jetzt diese Fragen auf.
Bitcoin kaufen und einfach halten ist irgendwie gechillter :grimacing:

@mowtan
auch danke für deine Antwort. Auch sehr hilfreicht. Also ich stelle schon fest, Stop Lost bring oftmals mehr Risiken als Vorteile.

Das man sich nicht einbilden muss, als kleiner Privatanleger das große Geld zu machen ist mir klar. Gegen die großen, die den Markt mit viel mehr Geld kontrollieren und noch automatisierte IT Software am laufen haben, kommt man nicht an mit Daytrading oder ähnlichem. Langzeitanlagen scheinen hier die einzig vernünftige Anlageform.