Sicherheit PoW vs PoS

Hallo Roman,

du erwähnst öfters, dass Bitcoin durch Dezentralisierung der Miner und PoW nicht von Staaten „übernommen“ werden kann, auch wenn diese viel Geld aufwenden würden. Dem entgegen steht PoS, bei dem man mit grossen Kapitalaufwänden die Mehrheit der Coins aufkaufen könnte.

Bisher war ich bei den Argumenten PoW vs PoS voll bei dir. Doch nun ist mir folgender Gedanke gekommen, den ich gern in die Diskussion einbringen würde:

Prämisse PoS: Ein PoS Netzwerk wird nicht von der breiten Masse angenommen, wenn bereits eine Entität zu viel Macht hat. Daraus Folgt, dass ein gutes PoS Netzwerk initial eine möglichst weite Verbreitung der Coins haben muss.
Kommt nun eine Entität und kauft allen Stakern die Coins ab um „die Macht zu übernehmen“, fliessen Realwerte von einer Entität zu einer grossen Masse ab. Sobald die eine Entität die Mehrheit im Netzwerk hat, ist der Coin keine gute Währung mehr -> Ein anderer Coin (fairere Verteilung) würde langsam die Anteile dieses Netzwerks übernehmen -> Die eine Entität hat nun „Macht“ in einem absteigenden Netzwerk und hat dafür eine grosse Masse an Menschen mit Realwerten bereichert.

Zur Sicherheitsbetrachtung von PoW nutze ich als Beispiel China als Entität die das PoW Netzwerk angreifen will:
Anstatt Hardware zu bauen, um die Rechenleistung anzugreifen, könnte ein Staat einfach Energie subventionieren. Nach https://cbeci.org/mining_map befindet sich 71% der Hashrate in China. Mit noch günstigerem Strom über einige Jahre kann China das bestimmt auf 90% bringen ohne irgendeinen Zwang gegenüber den Minern anzuwenden. Dann die grossen Mining-Farmen beschlagnahmen und das war es dann. Wie im Beispiel PoS könnte man jetzt genauso Argumentieren, dass dieses Netzwerk dann Anteile an ein neues Netzwerk mit besserer Hash-Verteilung verliert. Das Problem ist dabei aber, dass die grosse Masse nicht durch Realwerte bereichert wurde. Die Masse hat einfach Coins in einem unsicheren Netzwerk und verliert vermutlich dadurch, dass in einem unsicheren Netzwerk ein Verkaufsdruck entsteht.

Habe ich da etwas zu kompliziert gedacht?

Viele Grüsse aus der Schweiz

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du erwähnst öfters, dass Bitcoin durch Dezentralisierung der Miner und PoW nicht von Staaten „übernommen“ werden kann, auch wenn diese viel Geld aufwenden würden. Dem entgegen steht PoS, bei dem man mit grossen Kapitalaufwänden die Mehrheit der Coins aufkaufen könnte.

Ist mir ebenfalls aufgefallen. Vor Allem wird das Erwerben von 51% der Hardware beim Bitcoin als faktisch unmöglich, während der Erwerb von 51% an ETH als nur eine Sache des Geldes dargestellt. Für diese Einschätzung werden Umstände beim Bitcoin (z.B. Miner-Konzentrierung in China) heruntergespielt. Gleichzeitig bleiben Eintrittsbarrieren beim Aufkauf von ETH (51% ETH Kaufen ist viel teurer als Hardware beim BTC, es gibt keine 51% an ETH zum Verkauf usw.) unerwähnt. Wirkt Alles zu tendenziös, weshalb ich mich zu diesem Thema lieber woanders informiere :grinning:

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es geht nicht nur darum kurzzeitig die macht über das Netzwerk an sich zu reißen, sondern zu halten. wenn man es geschafft hat bei einem PoS System ein Großteil des Stakes zu halten, ohne, dass es aufgefallen ist (so tun, als währe man viele einzelne Entitäten) ist es sehr mit keinem Kostenaufwand verbunden die macht zu halten außerdem könnte man je nach Umsetzung andere zensieren, die ihre coins staken möchten. Bei einem PoW System hat man allerdings dauerhaft enorme energiekosten und andere Netzwerkteilnehmer können weitere Hashrate hinzufügen. Außerdem könnte man wenn die zentrale macht (>50%) Zensur (gibt es noch andere formen des Machtmissbrauchs?) betreibt nach häufigeren ignorieren von Blöcken selbst ignorieren.

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Soll das ein witz sein? Sry sber Ansonsten hast du dich mit der Aussage selbst disqualifiziert

Das erste große Problem wäre hierbei zu erkennen, dass eine einzelne Entität überhaupt die Mehrheit der Coins besitzt. Die müssen ja nicht Zwangsläufig in einer einzigen Wallet gehalten werden.

Das nächste Problem ist: Selbst wenn man mitbekommt dass ein Einzelner 51% der Coins bei einem POS-Coin besitzt ist es nicht so einfach zu sagen: „Dann gehen jetzt einfach alle woanders hin“. Das ist ja nicht wie bei einen Online-Multiplayer-Game wo man sich schlicht das Nächste sucht, wenn das Alte nicht mehr fesselt. Denk mal drüber nach, was in diesem Fall z.B. mit NFTs passieren würde. Und jetzt lass diese NFTs mal nicht kleine Bildchen repräsentieren, sondern Häuser, Autos oder Aktien…

Und zuletzt ist das Problem wie erwähnt, die fehlende Möglichkeit einen Versuch mehr als 51% zu bekommen grundsätzlich verhindern/bekämpfen zu können. Wenn jemand bei Bitcoin 51% Miningpower haben will bräuchte er gigantische Mengen an Rechnern. Diese sind zunächst mal schwer bis überhaupt nicht zu bekommen…Schon gar nicht unentdeckt.
Als nächstes kann selbst jemand, der überhaupt keinen Satoshi besitzt auch Miner starten oder laufen lassen, es kann also jeder immer mitmachen, selbst wenn ein anderer schon 51% Hashrate besitzt.
Bei POS könnte ab dem Punkt, an dem einer die meisten Coins hat (muss noch nicht mal mehr als 51% sein) einfach warten, dass er statistisch häufiger den Staking-Reward bekommt. Ab da würde es nocht nicht einmal mehr wirklich etwas kosten die 51% voll zu bekommen (außer etwas Zeit und das dürften Staaten mitbringen)

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China verbietet Mining. Hashrate bricht um 60% ein. Da könnte man schon davon sprechen das es da mal eine Konzentration gab.

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dann gab es eine leichte mining Zentralisierung in China. allerdings gehören viele davon ausländischen „Investoren“. Sollten diese zur Zensurgezwungen werden, erhalten sie weniger Fees, wodurch sie nicht so rentabel sind, was den Investor dazu bringt die Miner umzuziehen, was durch das verbot erzwungen wurde.

Ich wollte mit meinem Beitrag keinesfalls die Probleme von PoS schön reden. Ich wollte die Diskussion eher dahin lenken, ob PoW nicht auch angreifbar ist wie von mir beschrieben und der Schaden sogar grösser wäre als beim Angriff auf PoS.

In beiden Fällen geht der Angreifer das Risiko ein, dass er den Wert seines Coins durch den Angriff verringert. Das Argument, dass die Miner/Investoren bei einer Beschlagnahmung von Hardware „einfach umziehen“ hält in der Praxis nicht. Über einen längeren Zeitraum klar, aber kurzfristig ist die Hardware dann bei diesem Land.

Der Hauptpunkt meiner Betrachtung war eigentlich, dass die Zentralisierung von Hardware forciert werden kann ohne dabei Zwang anzuwenden: Strom für Mining wird an einem Standord extrem subventioniert, dass es sich für die Konkurenz bei echten Marktpreisen nicht lohnt. Das Mining in China war nicht so gross, weil man dort Rechtssicherheit oder politische stabilität erwartet (was Bitcoin angeht). Das ging ja schon eine ganze Weile mit den „Bitcoinverboten in China“.

tl;dr: Durch subventionen wird das Mining extrem zentralisiert über lange Zeit bis das Netzwerk überall verbreitung gefunden hat und es schwer wird auf ein anderes Netzwerk/Coin zu wechseln. Dann wird schlagartig die Hardware beschlagnahmt und ein Staat hat weit mehr als 50% hashrate und die anderen Staaten sind erst mal abhängig (so wie aktuell alle abhängig vom Dollar sind und es schwer ist vom Dollarsystem wegzukommen wenn man Sanktionen volkswirtschaftlich nicht überlebt).

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