Danke für Euren Input. Ich versuche nachfolgend meine Lesson Learnt bzw. meinen aktuellen Stand zum Thema Praxeologie / Österreichische Schule zusammenzufassen.
Die Praxeologie geht von handelnden Menschen aus (Pro). Diese Axiom belegt sie damit, dass selbst die Wiederlegung der Praxeologie eine Handlung darstellt (Kontra). Dass Menschen handeln, sagt also nichts darüber aus, wie sie handeln.
Nach Mises handelt jeder Mensch, indem er sich für ein Ziel entscheidet und dieses verfolgt. Dieses vernunftgeleitete Handeln definiert Rationalität, wie sie die rein wirtschaftswissenschaftlichen Theorien annahmen und die Österreichische Schule (ÖS) vorgibt abzulehnen.
Mises betrachetete die Praxeologie als wertfreie Wissenschaft. Ihre „strenge Logik“ geht vom menschlichen Handeln aus, um zwischen Signal und Rauschen zu unterscheiden. Offen lässt die Logik der ÖS, warum negierte Handlungen in ihr keine Beachtung finden. Das wäre wertfrei.
Zur „strengen Logik“ der österreichischen Schule gehört die Beantwortung der Frage: Hat eine Handlung die gewünschten Konsequenzen? Warum wird diese Frage unabhängig vom Kontext wie Arme vs. Reiche beantwortet? Kulturen prägen unser Handeln stärker als einzelne Menschen.
Wo ist der Unterschied zwischen der „strengen Logik“ der österreichischen Schule und der willkürlichen Auslese von Argumenten?
Nach Mises sind die Ziele und Wahl(-entscheidungen) der Menschen empirisch weder zu überprüfen noch zu widerlegen. Warum verdienen Konzerne wie Facebook dann ihr Geld mit derartigen Wahlentscheidungen?
Die Österreichische Schult hält quantitative Vorhersagen für unmöglich und beschränkt sich auf die Vorhersage von Mustern. Genau das tun Google und Co auch. Warum nutzen letztere dann Statistiken und empirischen Methoden und die ÖS lehnt diese ab?
Wie können #Praxeologen die Fehler in ihrer Denkschule aufdecken, wenn sie auf empirische Methoden und Modelle verzichtet? Woher weiß die ÖS, dass ihre Beschreibung des IST-Zustandes der Realität entspricht, wenn sie sich weigert, diese empirisch zu beobachten?
Die Weltwirtschaft ist zu komplex, als dass sie die ÖS empirisch untersuchen könnte, argumentieren Praxeologen. Ist sie komplexer als Teilchen- oder Astrophysik? Hätte sich die Physik nie professionalisiert, wüssten wir bis heute nicht, ob Einstein recht hat.
Erst die Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Physik half uns, unsere Welt zu erkennen. Theorien alleine sind nutzlos, solange uns das Wissen um ihre Fehler fehlt. Die Empirie stellt die Theorien der Physik auf die Probe wie es keine Logik vermag.
Für mich ist die Praxeologie die theoretische Physik der Wirtschaftswissenschaften. Um ihre Daseinsberechtigung zu belegen, ihre Zukunft zu sichern, ist wirklich praktische Praxeologie von Nöten. Ich kann der ÖS keinen Glauben schenken, solange sie sich nicht der Empirie stellt.