Nullzinsen sind doch eigentlich super

Viele verteufeln ja den Zins, da er die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufklappen lässt, und die Zinsen bewirken, dass ständig Wachstum herrschen muss, um die Zinszahlungen leisten zu können. (der Kredit wird aus dem Nichts geschaffen, aber die Zinsen müssen real erarbeitet werden)
80% zahlen über Produkte (die Preise sind ja incl. Kapitalkosten) mehr Zinsen, als sie selber einnehmen. Nur 10% nehmen mehr Zinsen ein, als sie selber beim Kauf von Produkten auch bezahlen müssen.
Somit hat ja die Nullzinspolitik eigentlich etwas positives.
Wie seht ihr denn den Zins ? Etwas sinnvolles oder soll man ihn verteufeln ?
VG

Les unbedingt das Buch „Der Bitcoin Standard“.

Darin wird erklärt, warum du falsch liegst.

Ist sehr gut zu lesen und besser als eine Antwort von mir hier im Forum.

Keine Zinsen = kein Anreiz zu sparen = keine Investitionen = kein Fortschritt …

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genau, das Problem ist, das kein Zins im heutigem System bedeutet, dass Geld billig ist.

Geld wird im Fiatsystem einfach erstellt, mehr oder weniger aus dem nichts.
Das passiert durch Kredite. Jeder der sich einen Kredit aufnimmt erstellt sozusagen Geld und die Banken, die das Geld ausgeben dürfen verlangen dafür eine gewisse Sicherheit dass der Kredit auch zurückgezahlt wird (zB. das Haus bei einem Baukredit).

Wenn es keine Zinsen dafür gibt, dann kann jeder beliebig zur Bank gehen und sich beliebig Geld auszahlen lassen mit dem Versprechen das irgendwann einmal zurückzahlen zu können. Jetzt ist es an den Banken zu entscheiden wem sie Geld geben und wem nicht? Die die das Geld quasi kostenlos bekommen können damit spekulieren und somit Gewinne einfahren, da sie so am Cantilioneffekt beteiligt sind. Außerdem kannst du dich bei einer garantierten Inflationsrate (durch die EZB) durch das System schnorren:
Stell dir vor du nimmst eine millionen Euro Kredit auf bei 0% Zinsen. Das geld legst du irgendwo verstreut in Aktien, Immobilien usw an. Nach einem Jahr musst du die eine million euro zurückzahlen, hast aber durch das Anlegen keine Kaufkraft verloren, im Gegenteil: durch die Inflation ist die eine Millionen 2% weniger Wert. Die 20000 Euro Differenz kannst du wenigstens einstecken und bequem leben.
Jetzt stell dir mal eine Firma vor, die eine Milliarde Euro sich für 0% geliehen hat,…

Wo kommt der Gewinn her, den die Kreditnemenr eingesteckt haben?
Das wird von der Allgemeinheit bezahlt durch Inflation. Oder anders: Inflation ist immer eine Umverteilung von Arm zu Reich oder besser von den Leuten die das inflationierende Geld haben zu denen, die Wertgegenstände wie Gold, Aktien, Immobilien, Kunstwerke usw haben.

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@Holger
Was belustigt dich an meinem Post? Ist irgendwas daran falsch? Zumindest hab ich mich versucht kurz zu halten und somit viele Begründungen/Argumentationen weggelassen.

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Und gerade deshalb kann ich das Buch nur empfehlen. Dort wird das Thema sehr veranschaulich dargestellt, immer wieder wiederholt, abgewandelt auf ein paar Hundert Seiten.

Wenn vermutlich 95 % der Ökonomen falsch denken, wie soll man dann hier im Forum das Thema kurz, vielleicht sogar einem Nicht-Ökonomen, erklären.

Danach bist du dann eine richtig schlaue Sau!

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Lustig ist er nicht, aber ich kann nur :joy: oder :face_with_raised_eyebrow: machen. Gerne hätte ich diesen verwendet: :man_facepalming:

Aber du hast ja mindestens einen Mitstreiter gefunden. Ihr dürft gerne weiter die Gegenposition zu 95% der Ökonomen einnehmen.

Naja, 95% der sogenannten Ökonomen denken nur daran, dass es der Wirtschaft besser geht. und wenn das Geld billig ist geht es der Wirtschaft dadurch kurzfristig tatsächlich besser.

Zum einen durch die Umverteilung und zum anderen weil Pleiten nach hinten verschoben werden.
Aber die Kosten für die Allgemeinheit haben die meisten nicht auf dem Schirm. die Wirtschaft muss halt laufen…

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Hatte ich nicht vielleicht 95 % geschrieben? Das nehme ich nun zurück. Sind eher 96 %.

Wie ist denn deine Meinung zu dem Thema ?
VG

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Bin gerade am Anfang bei „Belle Epoche“, es zieht sich gerade ein bisschen und YouTube lockt mit Blocktrainer Videos :smile:
Aber der Winter steht vor der Tür, genug Zeit zum Lesen :+1:
VG

Der Anfang ist was zäh. Ich bin bei Seite 199.

Bin gestern auch fremd gegangen auf Youtube und hier im Forum.

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Um nochmal auf den Zins selber einzugehen:
Der Zins selber ist meiner Meinung nach nicht die Ursache dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter ansteigt. Denn die Zinsen zahlt ja nur, wer sich Geld geliehen hat und die meisten Menschen (zumindest in Deutschland) hüten sich davor Kredite aufzunemen und in die Abhängigkeit von den Banken zu kommen. Für Investitionen wie zB. ein Haus sieht das vielleicht anders aus weil man notfalls die Investition wieder abstoßen kann und dadurch wieder schuldenfrei wird. Aber Konsumschulden wurden ehr aus gutem Grund gemieden.
Auf der anderen Seite ist das Kreditausgeben ja auch eine Dienstleistung und will bezahlt werden. Und wenn die Bezahlung für diese Dienstleistung einen Fairen Preis hat, warum sollten die Banken dann keinen Zins dafür verlangen dürfen?

Hier muss man verstehen, dass das Fiatsystem auf Kredite angewiesen ist, denn die Schulden des einen ist das Vermögen des anderen.

Es ist aber wie gesagt wichtig, dass das Geld nicht zu billig wird, also die Zinsen zu gering werden. Denn Einerseits wird den Banken damit ihr Kerngeschäft genommen und andererseits große Anreitze gegeben die Geldmenge auszuweiten, also alle Möglichen Entitäten zur Kreditaufname gedrängt werden aus „Wirtschaftlichkeit“.

Die Folge, ob gewollt oder ungewollt, ist eine Inflation. Das erklärte Inflationsziel ist 2% aber jede Inflation, ob nur 2% pro Jahr oder 10% pro Jahr ist eine Umverteilung von Arm zu Reich. Sind es nur 2% dann ist der Effekt eventuell so schleichend, dass es den Leuten nicht unbedingt auffällt. Über die Zeit merkt man es dann aber schon.

Der Zins selber bildet ja nicht die Inflation direkt ab sondern bestimmt nur wie viele Marktteilnemer über einen Kredit nachdenken werden.Wenn Kredite zurückgezahlt werden, dann sinkt das Angebot vom Geld wieder. Also Theoretisch könnte das Fiatsystem auch funktionieren, wenn es keine zentralen Instanzen geben würde, die in den Markt eingreifen wann es ihnen gefällt oder wenn diese Instanz wirklich neutral wäre und nicht irgendwelche Firmen oder Staaten durch geplante Inflationen stützen würde.
Praktisch kann Fiat aber ohne zentrale Instanz auch nicht funktionieren. denn wer sollte ohne Zentralbank die Banken davon abhalten unbegrenzt Geld auszugeben?

Deswegen mein Fazit: Zinsen selber sind nicht schlecht, denn die zahlt nur der Kreditnemer individuell. Aber die Folge der Geldpolitik und Inflation, die zahlt jeder der das Geld benutzt.

Meine Kenntnisse über Wirtschaft sind noch sehr rudimentär, aber folgende Probleme sehe ich:

Jeder zahlt Zinsen über die Produktpreise, in die die Kapitalkosten der Unternehmen eingepreist sind.
80% der Bevölkerung zahlen also mehr Zinsen als sie selber durch Sparen einnehmen, bei 10% halt es sich die Waage, und nur 10% nehmen mehr Zinsen ein, als sie selber bezahlen. Das bewirkt dass sich Geld bei 10% der Leute akkumuliert.

Das weitere Problem bei Zinsen sehe ich darin: das zusätzliche Geld für die Zinsen existiert ja nicht. Der Kredit würde aus dem Nichts erschaffen. Woher sollen die Leute die Zinsen nehmen ? Es befindet sich ja nicht im Geldkreislauf.

VG

Das stimmt so in unserem heutigen Geldsystem nicht komplett:
Ja, das Geld kommt aus dem nichts und wird durch Kredite erstellt, aber bei Rückzahlung geht dieses Geld wieder verloren bzw wird vernichtet. Aber der Kreditnemer muss der Bank für die „Dienstleistung“ Geld überlassen was meist als Zinsen benannt wird. Dieses Geld muss natürlich schon vorhanden sein (und damit der Kredit eines anderen sein) oder auch vom Kreditnemer als weiteren Kredit aufgenommen werden. Soweit korrekt.
Aber das System hat keine intrinsisch eingebaute Geldmengenausweitung.
Denn in unserem Geldsystem gilt immer: Die Schulden der einen sind die Guthaben der anderen.
Die Bank nimmt die Zinsen als Guthaben ein und muss davon Angestellte, Büros, Strom usw bezahlen. Die Bilanzsumme der Banken muss immer ausgeglichen sein, sie muss also die verlangten Zinsen wieder in den Umlauf bringen. Und genauso wie wenn jemand einen Kredit zurückzahlt die Geldmenge kleiner wird, so verringert sich die Geldmenge, wenn diese Zinsen als Guthaben in der Bevölkerung kursieren und damit Kredite getilgt werden.

Makroökonomisch kann so ein System theoretisch also funktionieren, es muss keine Inflation geben und die Geldmenge würde sich der Wirtschaftsleistung immer genau anpassen, sie kann sowohl hoch (mehr Leute nemen einen Kredit auf) als auch runter gehen (Viele Leute zahlen ihren Kredit wieder zurück). Wenn alle Leute alle existierenden Kredite zurückzahlen würden, dann gäbe es kein Geld mehr.

Was jetzt aber Ökonomisch passiert ist, dass sich einige Leute Kredite nehmen und das Guthaben munter durch die Bevölkerung getauscht wird. Für die Kreditnehmer wird dann mikroökonomisch unterschieden: Können sie den Kredit zurückzahlen oder nicht. Wird der Kredit zurückgezahlt, dann ist das Geld wieder vernichtet und gut ist die Sache. Die Zinsen brauchen noch ein wenig länger um hin und her getauscht zu werden aber finden auch irgendwann einen Kredit den sie begleichen. Wenn der Kredit aber nicht zurückgezahlt werden kann, dann nimmt die Bank im Gegenzug zu den Schulden die hinterlegte Sicherheit (ein Haus, ein Schmuckstück usw.)

Makroökonomisch wird es effizientere Menschen geben (meist diejenigen, die ihren Konsum zurückhalten) die durch Tauschen und Handeln mehr Guthaben ansammeln können. Aber wie immer, es gibt genauso viel Guthaben wie Schulden, die sich dann bei den weniger effizienten Entitäten wie zB. den Staat sammeln.

Zusammengefasst: nicht die Kredite selber führen zur Geldmengenausweitung und zur Inflation. Kredite sind sind nur das Werkzeug bzw. die Grundlage und das Fundament unseres Geldsystems und das Geld der Kredite wird meist auch wieder vernichtet. Dieses Fundament ist auch relativ robust weil es sich wie gesagt immer der Wirtschaftsleistungen anpassen kann. Die Geldpolitik, zB. durch Nullzins und damit hohe Anreize für Kredite führt zu einer extremen Geldmengenausweitung weil die Kredite einfach zu billig sind - politisch gewollt und gesteuert.

Wenn sich die Schulden statistisch immer beim schwächsten Mitgleid einer Gesellschaft sammelt und dann von der Allgemeinheit, also dem Staat übernommen werden, dann ist es nur logisch dass dieser auch die meisten Schulden anhäuft und damit ein Interesse an Inflation hat, denn diese Schulden werden mit der Inflation bezahlbar.
(Man hört ja oft den Spruch: Gewinne Privatisieren und Verluste Verstaatlichen, das klappt nur weil es relativ einfach ist die Verluste der Allgemeinheit unterzujubeln, zum Beispiel weil in einer großen Gruppe viele nicht genau hinschauen denn dass haben ja so viele schon geprüft. Außerdem vertraut die Allgemeinheit meist nur einzelnen Personen bei der Prüfung die dann leicht an den Gewinnen beteiligt werden und somit die Prüfung einfach durchwinken)

Dazu dann zu Punkt Nummer eins:

Ich kenne keine genauen zahlen aber theoretisch kann sich jeder auch selber einen Kredit nehmen und am Geldmarkt partizipieren. Praktisch sehe ich auch hier zwei Nachteile:
Erstens kann die Bank über meine Kreditwürdigkeit entscheiden und somit spezielle Firmen stark bevorzugen die Kredite billiger bekommen als andere Firmen (siehe die Umweltpolitik der Zentralbank…) (natürlich auch bei Privatpersonen kann so diskriminiert werden)
Und zweitens sehe ich es als Fragwürdig an, dass jeder Mensch heutzutage ein Finanzexperte sein muss um zu erkennen wann ein Kredit gut ist, wo er sein Geld anlegen soll usw nur um nicht hinterlistig durch Inflation enteignet zu werden.

Meiner Meinung nach ist es also dringend notwendig dass das Geldsystem vom Staat wie die legislative, exekutive usw getrennt wird → Bitcoin.

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