Neue Regeln für Bitcoin & Co.: Meine Vorschläge für die Krypto-Regulierung der EU

Hallo zusammen ,

bezüglich dieses Links, gepostet von „Blocktrainer“ aus Twitter habe ich ein paar Gedanken formuliert und mir erlaubt Sven Giegold eine mail zu schreiben. Diese möchte ich gerne, zur Diskussion, mit Euch teilen.

Werter Herr Giegold,
werte Interessierte,

Notizen und Gedanken in Bezug auf die Vorschläge Herrn Giegolds zur (europäischen) Regulierung von „Krypto-Assets“

(Rechtschreibung und Grammatik bitte ich im Zweifel zu entschuldigen.)

Herr Giegold argumentiert mit Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft und sagt der dezentrale Charakter von Kryptoassets würde diese untergraben. Konkret, niemand würde im Zweifel haften, da es keine Verantwortlichen im klassischen Sinne gebe. Tatsächlich muss man sagen, dass grüne und auch europäische Politik mehr und mehr zu planwirtschaftlichen Ansätzen tendiert, welche erst Recht marktwirtschaftlichen Prinzipien (zunächst freier Märkte) widersprechen. Regulierung ist das große Stichwort. Die Aussage Herrn Giegolds ist meines Erachtens heuchlerisch, denn die Geldpolitik der EZB sowie die Fiskalpolitik europäischer Mitgliedsstaaten greift permanent in Märkte ein und ist mittlerweile der „Dauerretter“ für Unternehmen und ganze Staaten. Mit europäischen Steuergeldern werden permanent unwirtschaftliche Strukturen am Leben gehalten und im Zweifel Unternehmen und Banken gerettet. Die Allgemeinheit haftet hier für die Risiken und Fehlentscheidungen einzelner (privaten) Unternehmen, zu den letztlich auch Banken zählen.
Ich bezweifle, dass der Grundsatz „Risiko und Haftung gehören zusammen“ zu den Kernforderungen grüner Politik zählt.

Desweiteren zur Energieproblematik (von Bitcoin). Hier tut sich ein großes Feld auf, welches enorm viel Diskussionspotential bietet. Ohne die Technologie hinter Bitcoin wirklich tiefgreifend zu verstehen, ist es, meiner Ansicht nach, nicht möglich hier fair und logisch zu argumentieren. „…Ihr [Kryptoassets] Mining verpulvert gewaltige Mengen Strom für das Lösen von Rechenrätseln und mit…“ - Die Formulierung „verpulvert“ ist ganz klar normativ und macht die Haltung gegenüber Bitcoin deutlich. Bitcoin wird als Verschwendung und als nutzlos angesehen. Auch mit der Formulierung „…für das Lösen von Rechenrätseln…“ in Kombination wird der Eindruck der Sinnlosigkeit noch verstärkt. Ganz nüchtern und objektiv betrachtet handelt es sich tatsächlich um „Rechenaufgaben“, die jedoch keinen Selbstzweck sind, sondern Mittel zum Zweck. Das Ergebnis ist, und hierbei gehe ich davon aus, dass Herr Giegold und viele andere dies nicht ermessen können, schlicht aufgrund fehlenden, fundamentalen Verständnisses, das sicherste (digitale) Netzwerk, welches die Menschheit bisher gesehen hat.

Energieverbrauch (bzw. würde ich hier formulieren Energieeinsatz) und Nutzen stehen, laut Herrn Giegold in keinem Verhältnis. Und tatsächlich kommen wir hier nochmals zu einem zentralen Punkt vieler Kritiker. Sie sehen überhaupt keinen oder zumindest wenig Nutzen im Bitcoin-Netzwerk und daher ist natürlich auch jegliche Diskussion überflüssig. Wer keinerlei Nutzen in Bitcoin sieht, den würde es auch nicht zufriedenstellen, wenn Bitcoin zu 100% aus Erneuerbaren gewonnen würde. Oftmals scheint das „Energiethema“ nur vorgeschoben, da man Bitcoin aus anderen Gründen und/oder Unverständnis allgemein ablehnt. Ich persönlich, und viele andere, sehe großen Nutzen in Bitcoin. Bitcoin schafft die Möglichkeit eines nicht inflationierbaren (deflationären), nicht manipulierbaren, digitalen (!) Geldes, welches praktisch (!) unmöglich gehackt werden kann. Darüber hinaus ist Bitcoin nicht nur ein digitales Geld (store of value, medium of exchange), sondern auch ein Netzwerk mit weiteren, sehr wertvollen Möglichkeiten der Anwendung (bspw. Microsoft ION).

Persönlich gefällt mir der Grundsatz: Energieverbrauch per se ist nicht gut oder schlecht. Alles im Leben verbraucht Energie. Leben ist Energie. Auch Fortschritt ist Energie. Das Auto verbraucht mehr Energie als eine Kutsche, eine Waschmaschine mehr Strom als Handwäsche, ein Aufzug mehr als wenn ich die Treppe nehme. Jeder menschliche Fortschritt (und damit auch Wohlstand, weltweit) hat zu immer mehr Energieverbrauch geführt. Es gibt viele Beispiele und Statistiken, welche meiner Ansicht nach die Kritik am Stromverbrauch von Bitcoin entkräften bzw. zumindest in ein anderes Licht stellen. Bspw. gibt es Zahlen, wonach allein alle Wäschtrockner der USA, der Stand-by-Betrieb aller Geräte in den USA oder auch die Weihnachtsbeleuchtung amerikanischer Häuser so viel Strom verbrauchen wie das ganze Bitcoin-Netzwerk und somit so viel wie ganze Länder. Zu sagen, etwas verbrauche so viel wie ganze Länder, klingt natürlich immer auch ein wenig dramatisch. Tatsächlich gibt es sicherlich viele Dinge auf der Welt, die zusammen genommen so viel Strom verbrauchen wie ganze (kleine) Länder. Bspw. könnte ich mir vorstellen, dass auch alle elektrischen Zahnbürsten und Rasierer weltweit (!) so viel Strom verbrauchen, wie ein kleines europäisches Land. Die Frage ist: Brauchen wir (unbedingt) Wäschetrockner, elektrische Zahnbürsten, Rasierer, oder auch Toaster ? Es ginge doch schlicht auch ohne !!? Wer legt dies fest ?? Das Internet !!!?? Allein gegen das Internet an sich, inklusive Streaming und Gaming bspw. sieht Bitcoin´s Stromverbrauch ganz blass aus. (Ich habe eine Statistik gelesen, nach dem das Streaming eines 10-minütigen Videos bei youtube so viel Strom verbrauche wie der 5-minütige Betrieb eines Herdes?) Vieles davon finde ich persönlich auch völlig unnütz. Katzenvideos, Horrorfilme, Pornografie, irgendwelche „unnützen“ Kommentare auf Facebook und Twitter (einschließlich meiner Eigenen :wink: !?), alles Strom !! Und dieser kommt weltweit zum großen Teil (noch) aus fossilen Quellen. (Atomkraft lehnen die Grünen ja per se ab, wäre aber ein weiteres Thema). Wer sagt, was darf und was nicht ? Fakt, Bitcoin´s Anteil an Erneuerbaren liegt bei 39% laut Cambridge. Dies wissen wir alle, insofern wir informiert sind. Der Anteil an Erneuerbaren für ganz Deutschland liegt, über alle Sektoren hinweg, bei ca. 17%, für Strom bei ca. 50%. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland hier weit vorn. (Vgl. Russland 5%, USA 8%, China 12%, Frankreich 11%, Island 79%) Medial wird immer wieder suggeriert Deutschland hinke hinterher und „verpasse“ seine Klimaziele. Ebenso wird suggeriert wir müssten einfach weiter „konsequent“ Windräder aufstellen und alles wäre gut. Anderes Thema. Zurück zu Bitcoin. Provokant könnte man formulieren Deutschland schaffe es gerade mal beim Sektor Strom mit Bitcoin zu konkurrieren, was den Anteil der Erneuerbaren betrifft. Darüber hinaus ist man sich unter Bitcoinern immer mehr einig darüber, dass Bitcoin „buyer of last resort“ ist und letztlich sogar zum Treiber grüner bzw. regenerativer Energien werden kann bzw. heute schon ist. Allein diese Thematik öffnet unglaubliche Einsichten und Erkenntnisse ! Man möchte meinen Bitcoin hätte hier ein Alleinstellungsmerkmal. Bitcoin ist Verbraucher „gestrandeter“ Energie, die anderseits keine (!) Abnehmer finden würde. Neben Wasserkraftreserven ist hier „gestrandetes“ Gas zu nennen, welches teils ungenutzt entweicht und sogar noch direkt zu Treibhausgasemissionen führt, die darüber hinaus noch um ein Vielfaches schädlicher als CO2-Emissionen sind. Ich gehe hier nicht weiter ins Detail, da es den Rahmen sprängen würde. Ich will hier lediglich ein paar Grundgedanken anstoßen.

Mit freundlichen Grüßen,

Stephan

(41 Jahre, u.a. gelernter (Bio)Gemüsegärtner, früher bei Anti-AKW Demos in Gorleben, 1. Mai in Berlin etc., rot-grün aufgewachsen würde ich sagen, war aber nie politisch, heute mehr und mehr Interesse für Wirtschaft und Politik, und gerade deswegen immer mehr Abkehr von Rot/Grün, besonders auch wegen der grünen Energiepolitik)

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Vielen Dank dafür !!!

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Bravo gut gemacht !!! Da kommt ganz viel Energie von dir rüber. :grinning:

Gefällt mir super! Wo darf ich unterschreiben? :slightly_smiling_face: