Mich stört, dass eine Aussage getätigt und ein Video dazu erstellt wurde, die inhaltlich falsch sind und sich mit 10 Minuten Google entkräften lassen. Das Thema ist hochkomplex und ich lege da die gleichen Maßstäbe an, wie ich sie zu anderen Themen anlege.
Mit anderen Worten ist das FUD und man muss sich zunächst mehr als 100 Stunden mit dem Thema beschäftigen, um es überhaupt einordnen zu können und selbst dann ist noch viel Luft nach Oben.
Genau wie der Energieverbrauch von Bitcoin, sind auch Gelder im Kontext der Entwicklungsarbeit kritisch aber differenziert zu hinterfragen. Ansonsten ist es eine Zahl (z.B. die im anderen Beitrag genannten 60 Mrd. €), die für sich genommen keine Aussagekraft hat. Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass ein großer Teil dieser Gelder wieder zurück in die deutsche Wirtschaft fließt und zwar direkt über Beratungsfirmen, Durchführungsorganisationen und anderen deutschen Unternehmen. Entwicklungspolitik ist zu großen Teilen Wirtschaftspolitik. Von indirekten Einflüssen rede ich noch gar nicht.
Nein. Ich sehe nicht ein, warum ich mir die Arbeit machen sollte, die du dir hättest machen sollen, bevor du die Aussage „Entwicklungshilfe sind meist nur Kredite, die hoch verzinst sind.“ öffentlich getätigt hast. Allein deine Rückfragen zeigen ja, dass in dem Thema sehr viel mehr steckt und auch deine Quelle gibt sehr viel mehr her als „Zinsen und Kredite“.
Ich will hier auch nicht Entwicklungshilfe verteidigen (wie gesagt, darf man zurecht kritisieren) oder meine dich persönlich damit. Du bist zufällig und nur in diesem einen Moment (!) exemplarisch für eine Haltung eines Teils der Szene, die schlicht widersprüchlich ist.
Mal etwas überspitzt ausgedrückt und weg von dir:
Don’t trust, verify gilt anscheinend nur für Bitcoin und Journalisten arbeiten eh schlampig, Dr.-Titel sind intrinsisch wertlos usw. Das aber die gleiche Schlampigkeit immer wieder bei Szenegrößen auftritt wird ignoriert bzw. merken die Personen gar nicht. Da werden einfach inkorrekte Daten verbreitet oder Falschaussagen getätigt, die gar nicht notwendig wären und leicht zu überprüfen sind. Das ist dann Glaube und bedient im Zweifel fragwürdige Weltbilder.
Es gibt einfach Themen, die verdienen und benötigen eine gewisse Sorgfalt und Zeit um sie zu erfassen. Ansonsten halte ich meinen Schnabel oder stelle stattdessen Fragen (so wie du es getan hast, Hut ab). Es reicht nicht zu sagen Wissenschaft, Politik usw. sind doof und ich habe mir ja alles im Kopf selbst ausgedacht und alles klingt so logisch, um sich dann doch wieder auf Wissenschaft (z.B. Mathematik, Physik etc.) zu berufen. Entweder ich verstehe „Wissenschaft“ und vertrete die Werte durchgehend oder eben nicht.
Wissenschaft ist viel differenzierter und es gibt gute und schlechte Vertreter. Es gibt auch nicht nur Crypto, sondern gute und schlechte Vertreter (z.B. Bitcoin vs. Altcoins).
Diese Simplifizierung von komplexen Realitäten ist einfach nur Wasser auf den Mühlen gewisser politischer Bewegungen. Auch wenn ich vieles davon unterschreiben kann besteht die deutsche Entwicklungshilfe (und da kamen wir her, es ging um Deutschland) eben nicht aus Weltbank und IWF. Und wenn man wie Gladstein den Verschuldungsstand der Entwicklungsländer heranzieht nimmt man bitte schön nicht absolute Werte, sondern relative oder setzt sie korrekt in den Kontext. Macht der Autor in einer späteren Grafik sogar, wenn zwischen Privat- und Staatsverschuldung unterschieden wird. Schlüsse aus den zeitweise deutlich abnehmenden öffentlichen Schulden zieht er aber nicht und er sieht auch keinen Widerspruch in vorherigen Aussagen/Schlussfolgerungen… Betrachtet man zudem die Leistungsbilanz aller Länder der Welt, wird schnell klar, dass auch eine Menge Industriestaaten einen massiven „Outflow“ haben. Warum, wohin und was durch unser weltweites Geldsystem verschuldet ist und was durch Entwicklungshilfe der Weltbank oder IWF bleibt alles offen. Es wird ein vordefiniertes Weltbild mit Daten oder Anekdoten unterlegt und keine neutrale Forschung betrieben. Das ist auch in Ordnung, da er mehr Lobbyist als Wissenschaftler ist (wenn auch für die „gute“ Seite). Wäre trotzdem schön, wenn er in seinem Linkedin-Profil den Titel seiner Veröffentlichung korrekt schreiben könnte.
Fairerweise kenne ich nicht alle Veröffentlichungen und es kann daher gut sein, dass er meine beispielhaften inhaltlichen Einwände bereits anderweitig entkräftet hat.
Spielt auch keine Rolle, da ich nur exemplarisch meine Beweggründe darlegen wollte.
Ansonsten gilt leider:
„If you don’t believe me or don’t get it, I don’t have time to try to convince you, sorry.“