Kredite für Entwicklungsländer - Hilfe oder Belastung?

Stimmt halt nur nicht, was im Video suggeriert wird.

Zunächst einmal muss man zwischen Deutschland, IWF und Weltbank deutlich unterscheiden.

Deutschland leistet den Löwenanteil der Entwicklungshilfe über die sog. TZ oder FZ. Diese Leistungen sind entweder nicht rückzahlbare Zuschüsse oder vergünstigte Darlehen mit Zinssätzen zwischen rund 0-2,0 %. Zinssätze darüber wären gar nicht ODA-fähig und schließen sich daher aus.

Die Weltbank leistet ebenfalls entweder in Form von vergünstigten bzw. zinsfreien Darlehen oder Zuschüssen oder maximal zu Marktzinsen. Letzteres aber gerade nicht an die ärmsten Länder sondern stärkere Schwellenländer.

Die Finanzierungen der Weltbank richten sich nach durchschnittlichen Marktzinsen ausgewählter Mitgliedsstaaten mit guter Bonität.

Heißt, der größte Teil von Entwicklungshilfe wird entweder verschenkt oder maximal zu Marktzinsen vergeben. Eine überhöhte Zinslast ist Quatsch und würde den Zielen der einschlägigen Organisationen entgegenlaufen.

Berechtigte Kritik kann man natürlich inhaltlich oder an den teilweisen scharfen Bedingungen der multinationalen Geber äußern. Dazu noch vieles andere…

Marktzinsen für diese Entwicklungsländer sind aber nicht niedrig. Und da geht es nicht um Bonität. Die Kredite sind inzwischen so hoch angewachsen, dass sie nicht zurück gezahlt werden können.

Es gibt auch zinsfreie Darlehen. Na klar, weil die Zinslast der bisher geliehene Kredite sonst nicht mehr gezahlt werden kann. Ein Ausfall dieser Schulden will man nicht, da diese Verbindlichkeiten irgendwo als (theoretisches) Vermögen liegen.

Danke für das Feedback. Ist ein wichtiges Thema. Deutschland ist Mitglied dieser beiden Institutionen und trägt in meinen Augen somit auch Verantwortung. Na ja.

Die Zinsen bewegen sich in aller Regel deutlich unter dem Markt bzw. auf dem Marktniveau der Geberländer…

Wie viele Stunden hast du dich mit dem Thema überhaupt befasst?

Dieses Bild, dass Länder mit überhöhten Zinsen in eine finanzielle Abhängigkeit getrieben werden stimmt einfach nicht. Dafür reichen nämlich bereits 0% Zinsen.

Entwicklungshilfe kann man endlos kritisieren und da gibt es weitaus bessere Quellen als das von dir genannte inhaltlich dünne Buch.

Edit:
Weder USA noch Deutschland oder ein anderes Industrieland wird jemals die eigenen Kredite zurückzahlen können.

Danke für die Beiträge. Scheint dir ja wichtig zu sein, wenn du dich dafür anmeldest. Finde ich klasse.

Werde ich mir genauer ansehen. Macht es am Ende aber nicht besser. Stört dich nur die Aussage mit den „hohen Zinsen“ oder auch, dass sie finanziell abhängig sind?

Korrekt. Macht es auch nicht besser.

Gib sie mir gerne!

Wahrscheinlich weniger als du. Deswegen freue ich mich darauf, etwas zu lernen.

Ich verstehe nicht genau, was dich genau an der Kritik an der Entwicklungshilfe stört, da du ja selbst auch sagst, dass man diese kritisieren kann. Wärst du so nett und würdest mir ein paar Fragen beantworten?

  1. Werden Kredite oder Geldgeschenke an Diktatoren vergeben?

  2. Hat die Weltbank deiner Meinung nach in Entwicklungsländern wie Sri Lanka einen net-positiven oder net-negativen Einfluss auf die allgemeine Gesellschaft?

  3. Gibt es einen Trend, dass Länder von Nahrungsmitteln-exportern zu Nahrungsmitteln-importern werden, je länger die Zusammenarbeit mit der Weltbank geführt wird?

  4. Wer beschließt, dass es Geldgeschenke an Entwicklungsländer auf Kosten der Deutschen Steuerzahler gibt?

  5. Geschieht Deutsche Entwicklungszusammenarbeit auch im Alleingang oder wird dieses Geld größtenteils mit dem „Umweg“ über die Weltbank verteilt?

  6. Was ist der Unterschied zwischen Entwicklungshilfe/Kredit nur von Deutschland vs. Entwicklungshilfe/Kredit über die Weltbank?

  7. Wie kann eine maximale Zinsrate von 2% gegeben werden, wenn der Leitzins/Marktzins höher ist? Wir könnten ja theoretisch Zinsraten von 15% sehen. Gelten dann immer noch 2% Zinsen?

  8. Was sind die „Zielen der einschlägigen Organisationen“?

  9. Kann es (deiner Meinung nach) sein, dass diese Organisationen ihren Zielen nicht gerecht werden und diese Gelder teilweise oder sogar größtenteils mehr Schaden als Nutzen bringen?

  10. Wie viel Zinsen verdient die Weltbank jährlich mit diesen Krediten? Ist es am Ende ein Minusgeschäft für die Weltbank? Kannst du mir einen Vertrag oder eine transparente Auflistung der Kredite mit Angabe der Zinsen geben?

  11. Ist diese Grafik nicht korrekt oder missverständlich? Wie kommt diese ansonsten zustande?

  12. Kann man sagen, dass bestimmte Länder von diesen Krediten „abhängig“ sind und demnach bereit sind harte Bedingungen zu akzeptieren?

  13. Sollte man (deiner Meinung nach) aus humanitären Gründen (und darum geht es ja?) die Kredite abschreiben und vergeben?

  14. Glaubst du, die Regierungen oder Gesellschaften in Schwellenländern haben einen Vorteil, wenn sie über die Zeit auf einen Bitcoin Standard wechseln?

Danke für deine Infos!

Mich stört, dass eine Aussage getätigt und ein Video dazu erstellt wurde, die inhaltlich falsch sind und sich mit 10 Minuten Google entkräften lassen. Das Thema ist hochkomplex und ich lege da die gleichen Maßstäbe an, wie ich sie zu anderen Themen anlege.

Mit anderen Worten ist das FUD und man muss sich zunächst mehr als 100 Stunden mit dem Thema beschäftigen, um es überhaupt einordnen zu können und selbst dann ist noch viel Luft nach Oben.

Genau wie der Energieverbrauch von Bitcoin, sind auch Gelder im Kontext der Entwicklungsarbeit kritisch aber differenziert zu hinterfragen. Ansonsten ist es eine Zahl (z.B. die im anderen Beitrag genannten 60 Mrd. €), die für sich genommen keine Aussagekraft hat. Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass ein großer Teil dieser Gelder wieder zurück in die deutsche Wirtschaft fließt und zwar direkt über Beratungsfirmen, Durchführungsorganisationen und anderen deutschen Unternehmen. Entwicklungspolitik ist zu großen Teilen Wirtschaftspolitik. Von indirekten Einflüssen rede ich noch gar nicht.

Nein. Ich sehe nicht ein, warum ich mir die Arbeit machen sollte, die du dir hättest machen sollen, bevor du die Aussage „Entwicklungshilfe sind meist nur Kredite, die hoch verzinst sind.“ öffentlich getätigt hast. Allein deine Rückfragen zeigen ja, dass in dem Thema sehr viel mehr steckt und auch deine Quelle gibt sehr viel mehr her als „Zinsen und Kredite“.

Ich will hier auch nicht Entwicklungshilfe verteidigen (wie gesagt, darf man zurecht kritisieren) oder meine dich persönlich damit. Du bist zufällig und nur in diesem einen Moment (!) exemplarisch für eine Haltung eines Teils der Szene, die schlicht widersprüchlich ist.

Mal etwas überspitzt ausgedrückt und weg von dir:
Don’t trust, verify gilt anscheinend nur für Bitcoin und Journalisten arbeiten eh schlampig, Dr.-Titel sind intrinsisch wertlos usw. Das aber die gleiche Schlampigkeit immer wieder bei Szenegrößen auftritt wird ignoriert bzw. merken die Personen gar nicht. Da werden einfach inkorrekte Daten verbreitet oder Falschaussagen getätigt, die gar nicht notwendig wären und leicht zu überprüfen sind. Das ist dann Glaube und bedient im Zweifel fragwürdige Weltbilder.

Es gibt einfach Themen, die verdienen und benötigen eine gewisse Sorgfalt und Zeit um sie zu erfassen. Ansonsten halte ich meinen Schnabel oder stelle stattdessen Fragen (so wie du es getan hast, Hut ab). Es reicht nicht zu sagen Wissenschaft, Politik usw. sind doof und ich habe mir ja alles im Kopf selbst ausgedacht und alles klingt so logisch, um sich dann doch wieder auf Wissenschaft (z.B. Mathematik, Physik etc.) zu berufen. Entweder ich verstehe „Wissenschaft“ und vertrete die Werte durchgehend oder eben nicht.

Wissenschaft ist viel differenzierter und es gibt gute und schlechte Vertreter. Es gibt auch nicht nur Crypto, sondern gute und schlechte Vertreter (z.B. Bitcoin vs. Altcoins).

Diese Simplifizierung von komplexen Realitäten ist einfach nur Wasser auf den Mühlen gewisser politischer Bewegungen. Auch wenn ich vieles davon unterschreiben kann besteht die deutsche Entwicklungshilfe (und da kamen wir her, es ging um Deutschland) eben nicht aus Weltbank und IWF. Und wenn man wie Gladstein den Verschuldungsstand der Entwicklungsländer heranzieht nimmt man bitte schön nicht absolute Werte, sondern relative oder setzt sie korrekt in den Kontext. Macht der Autor in einer späteren Grafik sogar, wenn zwischen Privat- und Staatsverschuldung unterschieden wird. Schlüsse aus den zeitweise deutlich abnehmenden öffentlichen Schulden zieht er aber nicht und er sieht auch keinen Widerspruch in vorherigen Aussagen/Schlussfolgerungen… Betrachtet man zudem die Leistungsbilanz aller Länder der Welt, wird schnell klar, dass auch eine Menge Industriestaaten einen massiven „Outflow“ haben. Warum, wohin und was durch unser weltweites Geldsystem verschuldet ist und was durch Entwicklungshilfe der Weltbank oder IWF bleibt alles offen. Es wird ein vordefiniertes Weltbild mit Daten oder Anekdoten unterlegt und keine neutrale Forschung betrieben. Das ist auch in Ordnung, da er mehr Lobbyist als Wissenschaftler ist (wenn auch für die „gute“ Seite). Wäre trotzdem schön, wenn er in seinem Linkedin-Profil den Titel seiner Veröffentlichung korrekt schreiben könnte.

Fairerweise kenne ich nicht alle Veröffentlichungen und es kann daher gut sein, dass er meine beispielhaften inhaltlichen Einwände bereits anderweitig entkräftet hat.

Spielt auch keine Rolle, da ich nur exemplarisch meine Beweggründe darlegen wollte.

Ansonsten gilt leider:

„If you don’t believe me or don’t get it, I don’t have time to try to convince you, sorry.“

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Alles klar danke für die Stellungnahme. Schade, dass du dein Wissen nicht teilst. Was aber vollkommen okay ist. Ich dachte dafür wäre ein Forum da. Na ja. Ich werde mir einzelne Punkte noch einmal ansehen.