Durch die Inflation hat sich mein Kaufverhalten verändert:
Bestimmte Sachen im Supermarkt kaufe ich nicht mehr weil zu teuer
Ich kaufe weniger und bewusster
Sofern ich nicht der einzige bin der sich so verhält müsste der Markt doch wie folgt reagieren:
Marktpreise orientieren sich an Angebot und Nachfrage
Wenn Preise zu teuer und Leute deswegen weniger kaufen, muss der Markt die Preise senken damit die Leute wieder kaufen.
These:
Dann müsste doch die Inflation irgendwann einen Zenit erreichen an denen die Menschen sich nichts mehr leisten können. Unternehmen finden keine Abnehmer mehr und müssen die Preise senken. Inflations-PREISE (nicht die Inflation selbst) reguliert sich von selbst auf „Normalzustand“. Denn so schnell die Inflation steigt, so schnell steigen meine Löhne gar nicht.
Wo liegt mein Denkfehler? Was habe ich übersehen? Was habe ich noch nicht verstanden?
Bei machen Dingen ist es so gut wie nicht möglich zu sparen. Frag mal die Pendler oder Logitikunternehmen. Das hieße: Gleiche Nachfrage, gleicher Preis.
Aber, wir haben eine Energiekrise, also weniger Angebot somit höherer Preise.
Aber ich bin auch kein Ökonom oder Volkswirt. Das würde ich mir nicht anmaßen.
Wahrscheinlich ist es einfach nur die Geldmengenausweitung.
Zum Glück ist das so. Sonst müssten die Firmen die Preise erhöhen um die gestiegenen Lohnkosten auszugleichen. Beste Voraussetzungen für eine Hyperinflation.
Das Geld ist eben nicht weg, nur irgendjemand anders kann sich nun mehr leisten als wir.
Sind bestimmt keine Bänker die wie in Oeconomica gezeigt Anleihen und Aktien kaufen, um den Markt zu stabilisieren.
Also wenn du irgendwann immer mehr Luxusautos und Superyachten rumfahren siehst nicht wundern.
Steigende Immobilienpreise und Grundstückpreise kommen ja auch nicht von ungefähr.
Für irgendwas muss man das ganze Geld ja auch ausgeben…
(Schade nur, dass Bauern und Lebensmittelproduzenten davon nicht viel haben, da man nicht viel mehr fressen kann nur weil man mehr Geld hat. Aber wenigstens mehr wegwerfen und die Container mit Kameras und Sicherheitszäunen schützen.)
Das sehe ich genauso. Die höheren Preise haben aus meiner Sicht folgende Auswirkungen:
Es senkt den Überkonsum oder Verschwendung und Leute wechseln ihr Kaufverhalten, was den weiteren Druck auf den Preis wenigstens irgendwo mal stabilisieren sollte.
Der höhere Verkaufspreis führt dazu das die Hersteller mehr Kapital haben um die Rohstoffe einzukaufen um die Produkte herzustellen, weiter wird die Herstellung der Rohstoffe lukrativer für zum Beispiel die Bauern. Das führt zu mehr Produktion und zu höherer Verfügbarkeit und senkt die Preise wieder.
Das sollte der Markt alles selber regulieren, allerdings hat es halt Verzögerungen im System. Die Verzögerungen werden um so länger oder der Feedback-loop hört schlimmstenfalls komplett auf zu funktionieren je mehr die Regierungen künstlich an den Preisen herumschraubt oder sogar am Geld selbst herumfummeln.
Ich denke auch nicht, dass es zu einer Inflationsspirale kommt.
Die Preise werden bestimmt nicht mehr zum alten Niveau zurückkehren, aber wir werden uns an die höheren Preise gewöhnen. Alles wird sich neu Einpreisen auf den hohen Niveau. Durch Lohnerhöhungen wird es vielleicht noch ein wenig höher werden aber diese Inflationsrate/Spirale wird sich immer weiter abschwächen bis wir das hohe Preisniveau erreicht haben.
Zumindest denke ich das das so kommen wird solange nicht wieder von offizieller Stelle mit neuem Geld um sich geschmissen wird und somit die Spirale wieder Angeheizt wird.
Du hast im Prinzip recht. Eine sinkende Nachfrage führt zu sinkenden Preisen. Nur ist die sinkende Nachfrage genau der Sachverhalt, dem die Keynesianer durch eine Ausweitung der Geldmenge entgegenwirken wollen. Die Idee ist, dass die Wirtschaft durch Geldmengenausweitung stimuliert werden kann. D.h. die Nachfrage nach Gütern soll erhöht werden, indem das Geld billiger wird.
In der Konsequenz heißt das, dass Zentralbank und Staat reagieren werden, um deine (Konsumenten-)Nachfrage wieder zu erhöhen, denn der Konsumrückgang führt nach keynesianischer Ansicht in die Rezession. Aber wie soll das gehen? Was kann der Staat tun, um deinen Konsum anzukurbeln? Helikoptergeld, „bedingungsloses“ Grundeinkommen – Problem daran: Das ausgeschüttete Geld muss irgendwo herkommen. Die politisch einfachste Möglichkeit ist die Notenpresse, also der Verkauf von Staatsanleihen an die Zentralbank.
Politisch einfach sind auch Geldgeschenke an die Bürger. Rezession dagegen ist politisch schwerer zu rechtfertigen.
EDIT:
Ich bin ja nicht wirklich auf deine Frage eingegangen:
Der Nachfragerückgang ist bereits eingepreist. Bei gleicher Nachfrage wären die Preise noch höher!
Bei solchen Fragen geht es doch im Grunde darum ob oder wann das System möglicherweise scheitert. Ich glaube aber ein inflationäres System lebt ziemlich lange und übersteht Krisen immer wieder. Das eigentliche Problem ist doch die Ungerechtigkeit im System und nicht dass es möglicherweise irgendwann komplett kollabieren könnte.
Die Ungleichheit von Wohlstand wächst in der Gesellschaft. Man spricht von Selbstregulation, aber zu welchem Preis? Klar können sich die Preise stabilisieren oder wieder sinken wenn Leute es sich weniger leisten können. Aber was passiert in der Zwischenzeit? Ein Teil der Gesellschaft kann sich solche Preise weiterhin problemlos leisten. Bis deren Schmerzgrenze bei den Preisen erreicht ist wird ein Großteil daran ausbluten und eben die Ungerechtigkeit des Systems zu spüren bekommen.
Bei der Geldschöpfung ist es auch so. Wenn irgendwann die Einkommen der einfachen Leute steigen reguliert es sich auch wieder etwas. Aber wie lange dauert das und was passiert in der Zwischenzeit? Der Cantillon-Effekt beschreibt wie ungleich sich die Gelder durch die Geldschöpfung verteilen und dass es lange dauern kann bis es ganz unten ankommt und manchmal kommt ein Teil auch gar nicht an.
Die Frage ist also weniger ob und wann das System kollabiert sondern ob wir die wiederkehrenden Nachteile und Ungerechtigkeiten wirklich hinnehmen wollen. Monarchien haben früher auch immer irgendwie funktioniert. Dummheiten und Ungerechtigkeiten durch die herrschende Klasse unterlagen letztendlich immer einer Art Selbstregulation. Und lange Zeit glaubte man das sei alles natürlich und nicht wirklich Verbesserungsfähig.
Die Preise werden sich vielleicht bald stabilieren. Aber Fakt ist der Staat hat Geld gedruckt, davon profitieren nun gewisse Kreise und mein Geld ist weniger Wert. Es wurde folglich Wert durch unfaire Marktmittel von unten nach oben gescheffelt und ich kann mir aktuell weniger leisten. Und der Knackpunkt ist definitiv dass ich durch unfaire Umstände Wert verloren habe. Es wird aber denke ich immer der Eindruck erweckt als ob die Menschen mit weniger Geld die natürlichen Verlierer eines natürlichen Wettbewerbs seien.
Nein, leider nicht. Die derzeitig hohe Inflation ist leider nur zu einem geringen Teil geldmengenbedingt. Sie ist vor allem eine Folge der Probleme in der Globalisierung - Stichwort: Lieferkettenprobleme und Corona sowie massiv gestiegene Energiekosten. Die schlechte Verfügbarkeit von Zwischenprodukten erhöht für die Hersteller die Produktionskosten dramatisch. Dazu hat sich durch Corona ein Fachkräftemangel gesellt, der nur langsam wieder ausgeglichen werden kann (Freigesetzte Kräfte haben jetzt u.U. andere Jobs oder fallen ganz aus dem Markt).
Da die Ursache nicht nur die Geldmengenausweitung ist, ist der Handlungsspielraum der EZB / FED begrenzt: Zinsanhebungen werden es nicht schaffen direkt auf die Inflation zu wirken. Deshalb crasht die FED jetzt die Aktienmärkte, in dessen Verlauf die anderen Assets auch korrigieren werden. Die Idee dahinter:
Die Leute fühlen sich weniger reich (was stimmt, denn es wird Vermögen vernichtet) und schränken den Konsum ein
Im Zuge dessen entspannt sich die logistische Situation und der Arbeitsmarkt, der Trend zu steigenden Lohnkosten wird verringert
Problem: Das wird wahrscheinlich zu einer Rezession führen, aber vielleicht auch zu bezahlbarem Wohnraum und wieder sinkenden Kosten für Güter und Dienstleistungen.
Ich frage mich halt wie viel der Inflation wirklich von den Lieferketten Engpässen kommen. Die Fed und die EZB tun aber ja so als sei dass das alleinige Problem.
Wenn du aber mal zu uns in die Schweiz schaust, wir haben bis jetzt lediglich 2,9% Inflation, und hier haben sie es offenbar nicht so masslos übertrieben mit dem Drucken.
Glaube ich nicht.
Man schiebt das nur mehr auf Corona und den Krieg, die die Inflation natürlich auch befeuern. Glaubst du also nicht, dass das Gelddrucken massiv zur Inflation geführt hat und noch mehr führen wird? Wie war das: jeder dritte Dollar, den es gibt, wurde in den letzten zwei Jahren gedruckt (!!) Das soll kaum eine Auswirkung auf den Geldwert haben?
Das will ich verstehen!
@piet Die Geldmenge selbst ist nicht das Problem. Erst wenn es in den Wirtschaftskreislauf gepumpt wird.
Dass dies geschieht, sehen wir an den steigenden Assetwerten der letzten Jahre und am stetigen Wirtschaftswachstum (auch in Corona Zeiten.
Und dass quasi aus dem Nichts, Energie für neue Leistungen aufgewendet wird.
Beispiel: 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr bedeutet (vereinfacht vesagt) ein Produktionswert von 100 Milliarden Euro in Energie und Zeit. Das wir aus der Zukunft vorweg nehmen.
Sagen wir mal so: Wenn neues Geld erstellt wird, dann kommt es in den Umlauf, sonst hätte man es nicht erstellen müssen. Wenn Kredite ausgegeben werden, ob für die Regierung oder für Privatleute oder Firmen, dann wollen diese Entitäten das Geld auch Nutzen denn diese Kredite kosten natürlich auch Geld und sind nicht umsonst.
Die Frage ist dann halt nur in welchen Umlauf kommt das Geld. Wenn es nur zwischen Immobilien und Aktien hin und her getauscht wird, dann „verteuern“ sich auch nur diese Märkte, aber die sind ja wundersamer Weise nicht in der Inflationsrechnung eingepreist.
Erst wenn diese Entitäten Ausgaben haben wie Löhne/Energie/Essen, dann kommt das Geld in der Realwirtschaft an und verteuert da die Märkte. Das ist aber meistens ein Zeitversatz sodass gerade die MMTler den Zusammenhang zwischen Geldmengenausweitung und Inflation wegdiskutieren können.
Du hast zum Teil Recht. Allerdings ist „Ausgaben haben“ nicht das Problem, sondern Transferleistungen des Staates sind es: Coronahilfen & Energiezuschüsse z.B., denn die erhöhen im Nullkommanix das verfügbare Einkommen der Haushalte und bedeuten eine steigende Nachfrage insb. nach Anlagegütern – Mit einem deutlichen Kosteneffekt. Das konnte man sehr gut letztes Jahr in den USA beobachten (bei uns aber auch).
Auch den Staat sehe ich als Entität an, der die Coronamaßnamen oder andere Subventionen als Ausgabe hat. Diese Subventionen gehen nur halt an die Leute, die sich dem Staat am besten Anbiedern (Lobbiismus, Cantilioneffekt,…) Und damit geht das Geld meist in die Vermögenswerte (Aktien,…) als wirklich in die Wirtschaft. Aber man sollte auch nicht vergessen das Geld meist erst kurzfristig in die Realwirtschaft kommt und danach aber erstmal abgeschöpft wird durch Managergehälter oder Großfirmenvermögen.
Schaut man sich zB. alleine Das Gesundheitssystem an, da gibt es tausende Dokus die zeigen dass zwar sehr viel Geld da rein fließt aber auch sehr viel durch gereicht wird und am Ende in den Stakeholdergesellschaften/Aktiengesellschaften oder Finanzunternehmen landet.