Kleine "Kritik" am Blocktrainer bzgl. überproduzierter Energie

Es gibt keine Doofe Fragen :slight_smile:

Überschüssige Energie kannst du natürlich persee für alles andere auch Nutzen wie normale Energie. Du kannst es verheizten, mit Rechnern Berechnungen durchführen usw. Das Problem mit der Nutzung von Energie ist meistens, dass du einige Prozesse nicht stoppen kannst.

Bist du zb. mit deinem Auto auf der Autobahn willst du nicht mitten auf der Strasse anhalten weil du nur mit überschüssiger Energie fährst und auf einmal ein anderer die Energie „normal“ braucht.
Oder vielleicht ein besseres Beispiel, wenn du mit deiner Solarzelle einen Server betreibst und Rechenaufgaben für andere löst, dann willst du nicht von einer Sekunde auf die nächste damit aufhören, nur weil deine Energie jetzt woanders benötigt wird. Die Rechnung bricht ab, alles was du bisher berechnet hast und nicht gespeichert hast geht verloren.

Generell geht es hier um die Frage der Verteilung der Energie/Leistung. Sowohl bei Verbrauchern als auch bei der Energieerzeugung gibt es Prozesse die du nicht von einer Millisekunde auf die nächste stoppen oder hochfahren kannst. Aber es muss halt immer zu jeden beliebigen Zeitpunkt genauso viel Energie in das Stromnetz eingespeist werden wie herausgenommen wird. Ein AKW, zb. braucht glaub ich mehrere Tage (zumindest Stunden) zum anfahren/abschalten. Wenn aber durch zb. ein Feuer mehrere Rechenzentren oder andere Schwerindustrie von einer Sekunde auf die Nächste vom Netz gehen, dann muss in der gleichen Sekunde auch die Stromeinspeisung um die gleiche Leistung zurück gehen. Wenn das nicht möglich ist, dann fällt das komplette Netz für alle anderen auch aus.

Für die Stabilität des Stromnetzes ist es also erforderlich, dass auf Schwankungen sofort reagiert werden kann. Wird zB. ein komplettes Rechenzentrum angeschaltet und es gibt genug „Überschüssige“ Energie, dann werden Zeitgleich einfach die potentiellen Energiequellen angeschlossen und gut ist die Situation. Sollte es nicht genug „überschuss“ geben fällt das gesamte Netz aus. Das StromNetz braucht also die Überschüsse als Stabilität. Diese Energie kann in Form von Solar oder Windkraft vorgehalten werden, aber das ist leider nicht zuverlässig. Wenn gerade kein Wind weht und es Nacht oder stark bewölkt ist, dann ist das eben keine Reserve. Stromspeicher können heutzutage leider nicht ausreichend Energie speichern. Sie können die Zeit puffern zwischen Anschalten des Rechenzentrums bis zum Hochfahren von irgendwelchen Kohle/Gas-Turbinen aber viel mehr nicht.

Deswegen wird versucht, die Kapazität von Solar/Wind so groß auszubauen, dass selbst bei nur geringer Wind/Sonnenausbeute das Stromnetz noch stabil ist. Dabei geht dann aber viel Potential verloren weil die überproduzierte Energie ja nicht genutzt wird.

Wie in den oberen Kommentaren schon geschrieben geht in den meisten fällen die potentielle überschüssige Energie einfach verloren. Diese Energiereserve wurde bezahlt (Bei erneuerbaren Energien in Form von Aufbaukosten) aber nicht genutzt weil es schlicht gerade keinen Verbraucher gibt.
Jetzt könnte man überlegen: Hey wir haben genug Energie, nutzen sie aber nicht. Heutzutage fördert die Bundesregierung die überproduzierte Energie indem sie das verpuffen genauso vergütet wie den abgegebenen Strom, das soll aber wegfallen. Aber wenn du diese Überschüssige Energie nutzt um dann selber davon abzuhängen, dann ist es keine überschüssige Energie mehr da sie ja nicht mehr potentiell für andere zur Verfügung steht. Dass bedeutet du kannst nur Energieabnemer anschließen von denen es egal ist wenn sie von einer Sekunde auf die nächste abgeschaltet werden.

Bitcoin miner wäre hier eine Möglichkeit, aber natürlich auch das Laden von allen Arten von Batterien, solange sie nicht demnächst verwendet werden. (Dem Auto ist es egal ob es von 1-2 oder von 4-5 geladen wird solange es morgens voll ist).
Andere Arten von Computer/Rechnungen sind nicht geeignet sofort abgeschaltet zu werden. Beim Bitcoin mining werden aber keine komplexen rechenaufgaben gemacht. Es werden lediglich solang hashfunktionen ausgeführt bis eine von 10^15 mal die richtige ist. Das kannst du dir wie Lotto vorstellen. Nur umso schneller du die Lose ziehst, desto wahrscheinlicher kannst du auch gewinnen.
Wenn hier von einer Sekunde auf die nächste kein Strom da ist, dann ziehst du also nur keine Lose mehr. Sobald der Strom wieder da ist geht das ziehen einfach weiter.

Bitcoin ist momentan lukrativ bei einer Leistung von ca. 6 cent pro Kilowattstunde. Wenn du also Energie billiger produzieren kannst, was ungenutzte überschüssige Energie ja sein sollte, dann kannst du die Energie, anstatt einfach in die Umwelt abzugeben auch Bitcoin Mining betreiben. Wenn es einen Verbracher gibt, zb. Industriestrom für 10 cent oder Privatstrom für 30 cent (tendenz steigend), dann ist es rein ökonomisch gesehen profitabler den Strom wieder ans Netz abzugeben und die Miner auszuschalten. Außerdem kann dir die Hashrate der Miner relativ egal sein. Da die Energie dich ja quasi nichts kostet weil sie da ist musst du nicht die allerneusten Mininggeräte haben, auch wenn sie effektiver währen.

2 „Gefällt mir“

Super erklärt, Danke!
Das Grundproblem ist also nach wie vor die Speicherung und „Dosierung“ von Energie - vielleicht auch noch der Transport. Solange diese Probleme nicht gelöst sind, ist Mining die fast perfekte Passung, so verstehe ich das.
Sobald eine entsprechende Speicherung, bzw. benötigte, dem Bedarf angepasste Einspeisung technisch möglich werden sollte, relativiert sich die Passung von Minern wieder, richtig?

Also die Miner kann man nach dem Paper von ARK Invest eher als Upgrade für Speicher sehen:

Außerdem gibt es immernoch die Energie, welche sehr weit von Infrastruktur entfernt ist.
Man kann Bitcoin über Satellit versenden, daher gibt es auch keine Restriktionen an weit entfernten Orten das Mining zu betreiben:

Also die Miner kommen zuerst, um die Energie anzuzapfen und danach folgen Industrien für die es sich evtl. noch lohnt trotz der Transportkosten.
z.B. Chemieindustrie braucht viel Energie, kann aber leicht transportiert werden.

1 „Gefällt mir“

Genau. Ab einer gewissen Überproduktion lohnt es sich mehr, die ungenutzte Energie zb. in Wasserstoff oder weiter in Butan usw. zu wandeln und damit Gaskraftwerke/Heizungen zu speisen. Ich denke dass solche Energieträger die einzige mögliche Speicherung darstellt, da diese Substanzen in riesigen Tanks wie heute auch schon gelagert werden kann.
Aber solche Technologien sind momentan noch so teuer, dass es sich ökonomisch deutlich mehr lohnt „nur mining“ zu betreiben. Wenn du dir den aktuellen Stand von Deutschland aber anschaust, dann sind wir noch weit von viel Überproduktion entfernt. und das bisschen Überproduktion, das wir ab und zu mal haben lohnt definitiv nicht in andere Energieträger zu speichern, da der Wirkungsgrad für diese Reaktionen nicht sonderlich hoch ist.
https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE&stacking=stacked_absolute_area&interval=month&source=all

1 „Gefällt mir“

Interessant. Das würde einmal mehr erklären, warum D wenig Interesse an dem „Bitcoinuniversum“ hat - steht also noch irgendwo bei Adam und Eva.

Kannst du mir etwas genauer erklären, was hier mit Upgrade gemeint ist?
Nur damit ich es nicht missverstehe. Mining hat doch erst mal gar nichts mit allen anderen Möglichkeiten zu tun und ist ganz separat zu betrachten, oder? Separat im Sinne von Nutzbarkeit.

Es verwandelt Energie in Geld.

Energiespeicher sind zu klein.

Wenn der Energiespeicher voll ist, kann Energie in Geld verwandelt werden.

Habs mal einfach gemacht, zum leicht verstehen. :smiley:

1 „Gefällt mir“

Super! Hab ich verstanden :+1:

Hier noch mal ein, wie ich finde, guter und leicht verständlicher Podcast zum Thema.
Dort wird auch noch mal erklärt, dass man Energie nicht „überproduzieren“ kann.

Nodesignal-Status Grün E05