Gegenargumente zum Buch "Der Bitcoin Standard"

Wenn ich von etwas überzeugt bin, versuche ich aktiv nach Gegenargumenten zu suchen um meine Überzeugung zu überprüfen um zu sehen ob sie dem Stand hält.

Ich möchte zwei Stellen aus dem Buch „der Bitcoin Standard“ zitieren und eine Gegenmeinung anführen. Mich würde eure Meinung dazu interessieren.

Denn ich bin kein Ökonomie Experte um mir das Wissen anzumaßen, welche Seite Recht hat. Ich denke die Zusammenhänge sind komplexer und man neigt dazu, bestimmte Details auszulassen. Entweder aus Unwissenheit oder Zusammenhänge falsch schlussfolgert.


Zitat 1

Gegenargument

Sowohl Historiker als auch Volkswirte sind sich weitgehend einig, dass der Goldstandard nicht zu einer Stabilisierung der Preise und der Konjunktur beitrug. Die verbreitete Vorstellung, der Goldstandard führe zu einer besonderen „Stabilität“, muss vor dem geistigen Horizont der damaligen Zeit betrachtet werden. Arbeitslosigkeit wurde überhaupt erst Anfang des 20. Jahrhunderts als ökonomisches Problem wahrgenommen. In der viktorianischen Zeit war es international üblich, Arbeitslose als Faulenzer oder Vagabunden zu bezeichnen. Diese Wortwahl verrät, dass Arbeitslosigkeit als Persönlichkeitsschwäche wahrgenommen wurde und noch keine makroökonomischen Einflüsse hinter dem Ansteigen und Fallen der Zahl der Arbeitslosen erkannt wurden. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitslosigkeit begann erst langsam in den 1880er Jahren.

Quelle


Zitat 2

Gegenargument:

Der so verursachte Goldabfluss in die Vereinigten Staaten und nach Frankreich bedrohte in vielen Ländern die zur Aufrechterhaltung der Goldkonvertibilität notwendigen Mindestreserven. Diese Staaten waren gezwungen, die US-amerikanische Hochzinspolitik noch zu überbieten, wodurch die Kreditvergabe der Banken drastisch zurückging. Gleichzeitig mussten öffentliche Ausgaben drastisch gekürzt werden (Austeritätspolitik). Die so verursachte weltweite Kontraktion der Geldmenge war der Impuls, der die Weltwirtschaftskrise beginnend 1929 auslöste.

Quelle

8 „Gefällt mir“

Leider kann ich deinem Beitrag nichts intelligentes hinzufügen^^ Aber ich wollte mal loswerden, dass ich es gut finde, Gegenargumente zu seiner persönlichen Überzeugung zu suchen - mache ich genau so und ich bin gespannt, ob sich hier noch die ein oder andere Diskussion zwischen Ökonomen ergibt.

8 „Gefällt mir“

Den Bitcoin Standard habe ich Anfang dieses Jahres endlich gelesen. Mir ist da auch eine Sache aufgefallen, die ich etwas kritisch oder zumindest anders sehe:

Der Autor Saifedean Ammous führt das Scheitern des Goldstandards auf die physische Präsenz des Goldes zurück. Staaten konnten sich deshalb den Großteil der Goldbestände aneignen. Diese Zentralisierung des Goldes in nationale Goldreserven hätte dann dazu geführt, dass letztendlich wieder mehr Geld ausgegeben als Gold hinterlegt wurde. (siehe Quellen am Ende des Textes)

Mein Kritikpunkt:
Die Gefahr, dass Staaten in Zukunft auch große Teile der Bitcoins kaufen könnten ist meiner Meinung nach ebenso realistisch wie damals beim Gold. Klar kann man Bitcoin nicht physisch beschlagnahmen, dies ist beim Gold aber auch nicht der Normalfall gewesen. Die Staaten haben das Gold der Bürger zu meist festgeschriebenen Preisen abgekauft und den privaten Besitz für illegal erklärt (ebenfalls im Buch beschrieben). Dieses Szenario ist ebenso auf den Bitcoin übertragbar, zumal die Staaten ja beim Gold schon Erfahrungen gemacht haben und nun wissen wie man das anstellen muss. Der Bitcoinstandard könnte also den gleichen Verlauf nehmen wie der Goldstandard.

Hier ein paar Quellen aus dem Bitcoin Standard Buch von Saifedean Ammous:
S. 51
„Der große Nachteil des Goldstandards was im Wesentlichen, dass die Abrechnung mit physischem Gold schwerfällig, teurer und unsicher war, was bedeutete, dass man sich auf die Zentralisierung der physischen Goldreserven an einigen wenigen Orten wie Banken und Zentralbanken verlassen musste, die sie anfällig für eine staatliche Übernahme machten“
S.53
„Das zwanzigste Jahrhundert begann damit, dass Staaten das Gold ihrer Bürger unter ihre Kontrolle brachten. Dies geschah durch die Erfindung der modernen Zentralbank, der sich der Goldstandard unterwerfen musste. Als der Erste Weltkrieg begann, erlaubte die Zentralisierung dieser Reserven diesen Staaten, die Geldmenge über ihre Goldreserven hinaus auszuweiten und den Wert ihrer Währung zu verringern.“
S.278
… den Staaten ermöglichte, sich das Geld der Bürger über ihre Zentralbanken anzueignen und so den Einzelnen in Bezug auf sein Überleben und seinen Wohlstand hochgradig abhängig zu machen. Gold ist die historische Version von solidem Geld, verfügt jedoch nicht über diese Vorteile. Die Physische Präsenz von Gold machte es anfällig für eine staatliche Kontrolle. Da Gold schwer zu bewegen ist, mussten die damit verbundenen Zahlungen in Banken und Zentralbanken zentralisiert werden, was wiederum die Beschlagnahmung erleichterte.“
S. 293
„Der physische Umschlag des Goldes bedeutete jedoch, dass es zentralisiert werden musste und eine Abwicklung zwischen den Zentralbanken zu erfolgen hatte. Sobald das Gold zentralisiert war, übte es einen unwiderstehlichen Reiz auf die Staaten aus. Sie übernahmen die Kontrolle über das Gold und ersetzten es schließlich durch Papiergeld, dessen Angebot sie kontrollieren konnten.“

Was die „Zeit des Wohlstands und des Aufblühens“ anbelangt, sind die „Innovationen“ und „Errungenschaften“ im Zeitalter einer sich beschleunigenden Industrialisierung, von denen der Autor selbst spricht, schlicht viel wichtiger als der monetäre Aspekt. Jeder kennt die Bedeutung der sich selbst verstärkenden wirtschaftlichen Impulse, die beispielsweise der Bau der Eisenbahnen auslöste - die wiederum viel Stahl benötigten, der wiederum mit Eisenbahnen schneller transportiert werden konnte usw. Dadurch gab es über Dekaden exorbitantes Wirtschaftswachstum, was sich auch in steigenden Realeinkommen großer Bevölkerungskreise niederschlug. Das Argument des Autors ist ungefähr so, als wollte man den Aufstieg Chinas seit den 1980er Jahren zu einem großen Teil der einheitlichen Landeswährung des Renminbi zuschreiben.

Ich lese aktuell endlich auch das so gelobte Buch „Der Bitcoin Standard“ und bin doch ein wenig überrascht wie aggressiv Ammous seine Theorien aufzeigt. Darüberhinaus mangelt es an Quellen angaben für viele Behauptungen und alles was nicht der Österreichischen Ökonomie entspricht wird schlecht geredet.
Außerdem wirft der Autor in dem geschichtlichen Teil mit Halb- und Unwarheiten um sich.
Ich habe im Netz eine Rezession gefunden, die hier genauer darauf eingeht und ich sehr treffend finde:

Habt ihr eventuell Buchtipps die ein wenig seriöser daherkommen, um Diese auch mit gutem Gewissen weiter verleihen zu können?

4 „Gefällt mir“