Gegenargumente für Schulden

Ja, aber das geht eben leichter, wenn man die eigene Währung abwertet (indem man das Angebot der eigenen Währung erhöht).

Wie soll denn Deiner Meinung nach eine Aufwertung und gleichzeitiger Kauf von Bitcoin funktionieren? Mit was wird in diesem Szenario Bitcoin gekauft?

1 „Gefällt mir“

Also ich muss sagen, dass meiner Meinung nach die Anstalt zu sehr von einer ökonomischen Richtigkeit überzeugt ist, die sie selber auch nur glauben müssen. Aber diese Richtigkeit verkörpern sie z.B. durch Newton als Wissenschaftliche Wahrheit. Alleine das finde ich schon sehr problematisch. Newton war Mathematiker und Naturphilosoph (später auch Physiker genannt). Aber als Ökonom ist er zumindest mir definitiv nicht bekannt.

Alleine die Grundannahme, dass es keine Kindergärten, Schulen oder Infrastruktur wie Straßen oder Brücken geben würde ohne Schulden zu machen ist sehr einseitig betrachtet. Und die Aussage, dass der Staat nicht wie eine Privatperson Geld ausgeben muss um Geld einnehmen zu können stimmt leider nur, wenn der Staat das Geldmonopol beherrscht. Aber es zeigt das MMTler Gedankengut.

Das sind schon zwei (meiner Meinung nach falschen) Grundannahmen, die deren ökonomisches Weltbild gehörig ins Wanken bringen könnten, was sie so selbstsicher propagieren.

Genau das ist das Problem: Wenn Deutschland wirklich das Geldmonopol hätte, dann wäre für die Geldpolitik Deutschlands eine Schuldenbremse essentiell weil es sonst sehr schnell zu einer Hyperinflation kommen kann wie andere Länder mit eigenem Währungsraum eindrucksvoll aufzeigen (Türkei, Argentinien,…). Andererseits können kleine Beträge an Schulden auch wirklich die Wirtschaft stimulieren, wenn dieses Geld gut investiert ist (und auch hier ist wichtig: Nicht jede Investition ist wirtschaftlich, ein Radweg oder eine Seilbahn zu finanzieren, der nie benutzt wird ist genauso verschwendetes Geld und auch keine Sozialausagabe sondern trotzdem Infrastruktur).

Es ist immer eine ökonomische Frage: Sind die ökonomischen Kosten der Schulden gegenüber dem Gewinn der Schulden Positiv oder Negativ? Die Anstalt sagt hier eindeutig: Ja unsere Ideen sind Gut und deswegen müssen wir Schulden machen und alle die dagegen sind sind auch dagegen dass es uns gut geht. Realerweise kann aber nur ein Markt beurteilen, ob eine Ware/Dienstleistung/Infrastruktur/Idee gerechtfertigt ist oder nicht. Alles Andere ist Monopolistisches oder Diktatorisches denken: Ich weiß immer, was für dich gut ist. Und das ist mein größter Kritikpunkt an die Anstalt.

Aber wie du richtig sagst: Deutschland ist im Geldverbund an die anderen mehr oder weniger unabhängigen Länder gekoppelt. Wenn diese Länder das Geld beliebig inflationieren, dann passiert das auch in Deutschland, ob Deutschland jetzt gute Geldpolitik macht oder nicht ist dabei vollkommen egal. Das bedeutet, dass Deutschland in der Vergangenheit zwar die Schwarze 0 durchgezogen hat (keine weiteren Schulden mehr aufzunehmen), aber durch die Inflation der anderen Länder trotzdem getroffen wurde, was eine Umverteilung von Geldern aus Deutschland zu den anderen Staaten bedeutet. In diesem Verbund hätte es also für Deutschland wirklich Sinn gemacht, Schulden zu machen auch wenn das ökonomisch nicht notwendig gewesen wäre und zusätzlich die Zukunft der Währung aufs Spiel setzt. Einfach weil es dann heißt: entweder Deutschland erstellt das Geld und profitiert davon (wie auch immer) oder andere Staaten machen das während Deutschland leer ausgeht. In diesem Sinne hat Deutschland die Schulden der anderen Staaten in der Vergangenheit mit finanziert.

Andere Länder können ja weiterhin Geld drucken wie sie wollen, Japan z.B. Aber deren Währung wertet dann eben gegen die solideren Währungen ab, die nicht so viel Schulden machen bzw. expansive Geldpolitik betreiben. Der Unterschied zum einheitlichen Euro ist also, dass diese Entwertung zwischen den Ländern sichtbar wird durch den Umrechnungskurs in die anderen Währungen.

Aber ich stimme dir zu: die Auswirkungen auf Export und Umverteilung bezüglich des Weltgeschehens sind mehr oder weniger identisch, es ist dann aber eben eine explizite Inflation.

Das Problem ist bei jeder Schuld: Ist diese gerechtfertigt oder nicht? Und das bewertet eben jeder Mensch anders. Die Einen sehen Schulden für ein Hausbau als etwas gutes an, Andere verteufeln diese Ausgaben. Sind Radwege jetzt rausgeschmissenes Geld oder eine sinnvolle Infrastruktur? Sind Solaranlagen oder Windparks wirklich so wichtig, dass man sich über Generationen dafür verschuldet? Ja sie liefern Energie, aber sie zerstören genauso die Umwelt, vor allem wenn sie übermäßig viel gefördert werden und ihr Strom ohne Speicher nicht genutzt werden kann.

Das würde ich auch so unterstreichen: Im Sozialismus sind die Menschen glücklicher und bekommen somit auch tendenziell mehr Kinder. Wenn du dir sicher bist, dass du deine Rente bekommst oder für das gleiche Geld nur einen Halbtagsjob machen musst, dann hast du mehr Zeit und genug Geld für diene Familie. Wenn du dich aber jederzeit entscheiden musst: Familie oder Geld beschaffen für die Familie, dann wir es schwieriger mit vielen Kindern. (Das gilt nur wenn die Frauen selbstbestimmt verhüten können, was überhaupt erst eine Planung der Fammiliengröße erlaubt.)

Mit anderen Worten: Die Anstalt fordert Sozialismus. Anfürsich ein schöner Gedanke, aber ich halte das Konzept für Ökonomisch nicht finanzierbar. Die Nachteile des Gelddruckens, also Inflation oder Umverteilung hat die Anstalt ja nichteinmal angesprochen. Auch ein Staat muss ökonomisch Nachhaltig sein oder er wird irgendwann die Quittung bekommen.

Ich stimme dir zu, Kredite sind persee nichts schlechtes. Problematisch wird es aber, wenn die Kredite aus dem Nichts kommen wie im Fiatsystem. Denn dann gibt es immer Menschen, die Beliebig viel Geld erstellen können, so viel wie sie wollen.

Stell dir mal ein Geldverleiher vor: Im absoluten Fiat kann jeder kommen, der Geldverleiher drückt auf einem Knopf, es entsteht Geld. Da dieses Geld aber einfach aus dem Nichts erstellt wird und somit keiner Gegenleistung gegenüber steht kommt es zur Inflation (Eine andere Erklärung ist, dass es auf den Märkten ein größeres Geldangebot gibt und nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage sinkt der Preis oder der Wert des Geldes. Geringerer Geldwert bedeutet aber auch, dass man immer mehr davon für Waren oder Dienstleistungen hergeben muss, die Preise bemessen in dem Geld steigen also.)

Für den Geldverleiher ist es also vollkommen egal wie viel Geld er hat, er haftet nicht wenn jemand einmal den Kredit nicht zurückzahlen kann.

Stell dir den Geldverleiher aber mal mit Bitcoin vor: Der Verleiher kann nur das verleihen, was er auch selber besitzt. Und wird der Kredit nicht zurückgezahlt, dann geht auch der Verleiher pleite.

Fairer weise muss man auch dazu sagen, dass das Fiat einen Eigenanteil an Besitz vorschreibt, es wird also nicht alles Geld aus dem Nichts erstellt, sondern ein gewisser Anteil (5% bis 10%) muss der Verleiher auch besitzen, aber die Haftung für Kreditausfälle wird dadurch deutlich gesenkt, weil der Verleiher ja dann auch maximal diese 5% bis 10% an Geld verliert…

3 „Gefällt mir“

Wenn das stimmt müsste EL Salvador in naher Zukunft extreme Schwierigkeiten bekommen.

Da steckt imho ein kleiner Denkfehler drin (bzw. eine unzureichende Betrachtung und Berücksichtigung essentieller Details).

Wir sprechen von einer aktiven Ab-/Aufwertung der staatseigenen Währung.

Bei Bitcoin in El Salvador findet keine aktive Auf-/Abwertung statt. Es werden keine umlaufenden Bitcoin entzogen. Bitcoin wertet ggü allen anderen Währungen auf, ja. Und das kontinuierlich. Insofern trifft es El Salvador dann vermutlich auch nicht so hart, wenn die Importe zunehmen und Exporte abnehmen. Im Gegenteil. Denn plötzlich kann man sich diese Importe leisten, da der Bitcoin so stark gegen den Dollar an Wert gewinnt. Insofern wird es sicher eine florierende Phase geben.

Allerdings lässt sich dieses Phänomen meiner Meinung nach nicht auf Staatswährungen übertragen. Denn andere Staaten fangen wahrscheinlich nicht an in Euro zu sparen, nur, weil die EU beginnt den Euro aufzuwerten. Denn hier besteht ja das Risiko, dass die EU ihre Geldpolitik jederzeit ändert. Und dann willst Du natürlich nicht Gläubiger in Form von einer viele Euroscheine-besitzenden Staatsmacht sein. (Siehe am Beispiel US-Dollar. Manche Nationen haben ihre eigene Währung so abgewertet, dass Bürger:innen in US-Doller sparen. Gleichzeitig gibt dies der USA unglaubliche Macht und Möglichkeiten die eigene Währung weiter abzuwerten.)

Bei Bitcoin ist das völlig anders.

1 „Gefällt mir“