Galoppierende Inflation im Sudan – wie Bitcoin vor Katastrophen schützt

Brütende Sommerhitze

Die gilt es auszuhalten, wenn man sich zur Sommerzeit in den Gebieten des Sudans aufhält. Denn das Land liegt größtenteils in der Sahara und deshalb ist es durch das Wüstenklima geprägt. Während es im Winter bei Nacht Temperaturen von 6 - 12 Grad hat, sind es im Sommer 20 - 27 Grad im Dunkeln und tagsüber oftmals über 40 Grad heiß – manchmal gibt es sogar Temperaturen über 50 Grad!

Den Norden des Landes zeichnet dabei die arabische Kultur aus, während die Bevölkerung im fruchtbaren Süden des Sudans vielen andersartigen Stämmen angehört, die sich durch Glaube und Lebensform voneinander unterscheiden. Trotzdem ist der Sudan ein weitgehend islamisches Land.

Leben im Sudan | Foto: Nina R


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Das Nationalgericht des Sudans nennt sich „Ful“. Dabei handelt es sich um einen Brei, der aus Favabohnen hergestellt wird. Zwiebeln, Tomaten und Falafel sorgen für ein besonderes Geschmackserlebnis. Angereichert wird die Mahlzeit mit einem dünnen Fladenbrot und oftmals wird sie mit Ziegen- und Lammfleisch verfeinert.

Doch ein einfaches Essen dieser Art kann schnell zum unbezahlbaren Luxus werden, wenn das Geld an Wert verliert und inflationiert. 2021 schoss die Inflationsrate des Sudans auf unglaubliche 359 Prozent! 2023 ist eine durchschnittliche Inflation von 71 Prozent prognostiziert. Dieser Zustand hat katastrophale Folgen für die Menschen vor Ort. Lese diesen Beitrag und lerne, wie es zur galoppierenden Inflation im Sudan kam, welche Folgen es für die Menschen hat und erfahre, wie Bitcoin diesen Menschen helfen kann!

Inhaltsverzeichnis

  1. Wie kam es zur galoppierenden Inflation?
  2. Folgen des sudanesischen Inflationstraumas
  3. Wie Bitcoin Sudanesen einen Ausweg bietet
  4. Herausforderungen für Bitcoin im Sudan
  5. Spenden für den Sudan

Wie kam es zur galoppierenden Inflation?

Der Sudan hat schwere Jahre hinter sich. 2011 kam es zur Abspaltung des Südens vom restlichen Sudan. Der Südsudan ist damit der jüngste Staat auf dem Kontinent Afrika. Bei der Bevölkerung handelt es sich größtenteils um Christen, was wohl einer der Gründe für die Trennung vom islamisch bestimmten Norden war.

Die Südsudanesen fühlten sich vermutlich unterdrückt durch den islamisch-fundamentalistischen Führungsstil Umar al-Baschirs. Der Diktator, der den Sudan 30 Jahre lang regierte, wurde nach aufreibenden Protesten letztlich 2019 gestürzt. Im Sommer des gleichen Jahres übernahm deshalb eine Übergangsregierung. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte die Inflation atemberaubende Höhen erreicht.

Statistik: Sudan: Inflationsrate von 1981 bis 2021 und Prognosen bis 2028 (gegenüber dem Vorjahr) | Statista

Über die Zeit hinweg hatte die Regierung beträchtliche Defizite angesammelt. Diese Verluste sind vor allem auf die Kraftstoffsubventionen zurückzuführen, die der Staat den Bürgern gewährte. Die Subventionen für den Treibstoff machten dabei 71 Prozent der gesamten staatlichen Zuschüsse aus. Nach Angaben des IWF’s waren dies 10,6 Prozent des sudanesischen BIP’s 2019!

Die dadurch entstandenen Defizite sollten wiederum durch neu erschaffenes Geld beglichen werden. Infolgedessen entwertete das sudanesische Pfund und verlor im Vergleich zu anderen Währungen an Kaufkraft. Die Dimension der Gelderzeugung signalisieren die Zahlen der sudanesischen Zentralbank. So stieg die Geldmenge M2 bis Ende September des Jahres 2020 bereits über 50 Prozent. Betrachtet man nur den Monat September, kommt man schon auf eine Erhöhung der Geldmenge von 7,13 Prozent.

Folgen des sudanesischen Inflationstraumas

Weil man erst von einer Hyperinflation spricht, wenn die monatliche Inflationsrate bei mindestens 50 Prozent liegt, kann die sudanesische Inflation trotz einer durchschnittlichen jährlichen Inflation von 359 Prozent nicht als Hyperinflation bezeichnet werden. Trotzdem haben derartige Inflationswerte bereits verheerende Folgen für die Bevölkerung.

Wenn ich etwas kaufen möchte, das nicht zum monatlichen Haushaltsbedarf gehört, kaufe ich es, sobald ich Geld habe, und ich versuche nicht einmal zu verhandeln, weil es morgen schon doppelt so teuer sein könnte. – Idrees Abdelmoniem


Idrees Abdelmoniem arbeitet für ein Maschinenbauunternehmen in der Hauptstadt Khartum – tätig ist er im Marketing. Ausgegeben hat er sein entwertendes Geld für Möbel und Autoersatzteile. Bei den Lebensmitteln war er allerdings nicht schnell genug, weil deren Preise nicht sofort stark anstiegen.

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So gefährden die hohen Preise beispielsweise auch den politischen Übergangsprozess des Landes, weil sich die Situation der meisten Sudanesen verschlechtert. Außerdem sorgen die gestiegenen Preise dafür, dass Menschen sich dazu gezwungen sehen, ihr Einkommen schnell wieder zu veräußern.

Sie präferieren hierbei Gegenstände, die besonders langlebig sind und ihren Wert langfristig halten können – so wie es eigentlich auch das Geld tun sollte. Lese dazu meinen Beitrag zu den Funktionen des Geldes und erfahre, was einen guten Wertspeicher ausmacht!

Wie Bitcoin Sudanesen einen Ausweg bietet

Mo ist ein sudanesischer Arzt, der heute in Europa arbeitet und auf diese Weise seine Familie im Sudan unterstützt. Für ihn gibt es viele Eigenschaften Bitcoins, die diesen interessant machen – beispielsweise die digitale Knappheit. „In der Lage zu sein, sichere digitale Vermögenswerte zu halten, die einen gewissen Wert für die Zukunft bewahren können, kann eine ziemlich starke Idee sein“, sagt Mo.

Bitcoin ist auf 21 Millionen Coins begrenzt – dies ist im Bitcoin Code so vorhergesehen. Der Mechanismus, der diese absolute Knappheit gewährleistet, nennt sich Bitcoin Mining. Möchtest Du mehr über den Konsensmechanismus erfahren? Dann lese meinen Artikel zu Bitcoins Energienutzung und erfahre, wie auf diesem Wege Sicherheit gewährleistet werden kann.


Das Nationalgericht des Sudans | Foto: Canva


Mo hat für Sudanesen einen digitalen Ort geschaffen, an dem sie Wissen über Bitcoin erhalten können. In der Gemeinschaft des „BTC Sudan“ ist er unter dem Handle „Sudan Hodl“ bekannt. Mo sucht allerdings nicht nach persönlicher Belohnung, wenn er Menschen hilft, Bitcoin zu verstehen. Paradoxerweise befindet er sich sogar in der Lage, dass er von vielen Menschen Hilfe bei seiner Mission der Bitcoin Bildung erhält.

Bitcoin fördert den Altruismus, weil jedes Mal, wenn neue Menschen Bitcoin nutzen, sie instinktiv begeistert sind, mit ihren Freunden und Familien darüber zu sprechen.


Mo bemängelt allerdings den Mangel an Daten im Sudan. „Deshalb können wir das Ausmaß der Bitcoin-Adoption im Sudan nicht wirklich benennen.

Herausforderungen für Bitcoin im Sudan

Allerdings gibt es noch zahlreiche Herausforderungen, die der landesweiten Bitcoin-Adoption im Sudan im Wege steht. So ist laut einem Report zur finanziellen Bildung rund um die Welt, herausgegeben von Standard & Poor’s 2014, das finanzielle Wissen im Sudan sehr gering. Zu diesem Zeitpunkt wiesen laut Bericht nur 21 Prozent der Erwachsenen eine finanzielle Bildung auf. Vergleicht man dies mit 66 Prozent in Deutschland, 57 Prozent in der Schweiz und 53 Prozent in Österreich, so fällt der große Unterschied auf.

Doch die finanzielle Bildung ist wohl nicht unbedingt entscheidend für das Verständnis von Bitcoin. Man merkt, dass gerade in Ländern, in denen die staatliche Währung scheitert, ein höheres Interesse an Bitcoin besteht. Aus der Not heraus, sozusagen. Ein viel entscheidenderes Problem dürfte die Internetnutzung im Sudan sein. Diese war mit nur 28 Prozent pro Erwachsenen 2020 ebenfalls sehr niedrig. Zudem gibt es immer wieder Internetblockaden im Sudan, die natürlich die Nutzung einer digitalen Kryptowährung massiv einschränken könnten.


Mobiltelefon-Händler im Sudan | Foto: joepyrek


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Eine Innovation aus Afrika verspricht Abhilfe – mit dem „Machankura“ Service kann man Bitcoin über das Mobilfunknetz verschicken. Dies ist wichtig für große Teile Afrikas, die eine geringe Smartphone- und Internetdichte aufweisen. Denn so kann man Bitcoin ebenfalls über ein „Feature Phone“ versenden. Dabei handelt es sich um ein einfaches Handy ohne Touchscreen, aber meistens mit einer Kamera, einem MP3-Player und einem Webbrowser.

Doch Machankura ist noch nicht im Sudan erhältlich. Momentan operiert der Service in Ghana, Kenia, Malawi, Namibia, Nigeria, Südafrika und Sambia. Zudem handelt es sich dabei um ein „custodial“ Bitcoin-Lightning-Wallet. Das bedeutet, dass eine zentrale Instanz die Bitcoins verwaltet und damit auch theoretisch die Kontrolle darüber besitzt. Das spricht gegen den Bitcoin-Ethos und den Gedanken der Eigenständigkeit. Möchtest Du mehr darüber erfahren? Dann lese meinen Artikel zur Selbstverwahrung von Bitcoin!

Spenden für den Sudan

Natürlich sollten die Herausforderungen nicht unbeachtet bleiben. Dennoch ist Bitcoin ein Vermögensgegenstand, den keine zentrale Partei entwenden oder inflationieren kann. Dies ist wichtig für alle Menschen, die unter astronomischen Inflationsraten leiden. Für die weitere Entwicklung dessen ist wohl vor allem Bildung und weitere Innovation notwendig – doch momentan hat der Sudan ganz andere Probleme!

So gibt es neue Unruhen, die den Frieden im Land bedrohen. Die Spannungen zwischen zwei verfeindeten Generälen könnte augenscheinlich einen neuen Konflikt heraufbeschwören. Seit einigen Tagen gibt es deshalb einen bewaffneten Kampf zwischen dem sudanesischen Militär und der paramilitärischen Einheit „RSF“. Seit dem Ausbruch des Konflikts gab es den Vereinten Nationen zufolge bereits 420 Tote und 3700 Verwundete.

Während ausländische Regierungen ihre Bürger evakuieren, verschärft sich die humanitäre Lage der Sudanesen vor Ort. Mo „Sudan Hodl“ gibt an, dass seit dem Ausbruch des Konflikts 80 % der Krankenhäuser den Betrieb eingestellt hätten. Viele Verletzte hätten nun keine Aussicht auf medizinische Hilfe. Aus diesem Grund hat er eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um den betroffenen Krankenhäusern zu helfen. Möchtest Du einen kleinen Beitrag zur Unterstützung leisten? Dann spende für die Krankenhäuser im Sudan – jede Spende zählt!

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Meine Mission ist es, den Nutzen von Bitcoin aufzeigen, indem ich über die Erfahrungen von systematisch benachteiligten Menschen aufkläre. Wie hat euch der Beitrag gefallen? Denkt ihr, dass ich in meiner Position gendern sollte, um mehr Menschen anzusprechen?

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Sehr interessanter Beitrag und eine extrem coole Website, die du da gebastelt hast! Man sieht, dass du da sehr viel Zeit, ArbeIt und Liebe reinsteckst! Ich bin echt beeindruckt. Werde auch direkt mal den Newsletter abonieren :slight_smile:

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Danke Dir für das gute Feedback! Einen Grund mehr weiterzumachen :stuck_out_tongue:

Puh, was die momentane Situation im Sudan betrifft, scheint das eher ein Pulverfass kurz vor der Explosion zu sein. Das gilt leider auch anderswo in der Region. Hast du konkrete Projekte im Sinn?

Das sieht wirklich gar nicht gut aus, weil auch sehr viele andere mit eigenen Interessen involviert sind. Ich möchte nicht speziell über den Sudan aufklären, sondern weltweit. Kuba, Türkei, Iran, Laos, Libanon etc. stehen beispielsweise auch auf der Liste.

Vor allem interessiert es mich, mit Bitcoinern vor Ort ins Gespräch zu kommen, sodass ich mehr über die konkrete Situation im Land erfahre. :slight_smile:

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