Hi @skyrmion ,
ja, du hast recht. Es gibt natürlich einige Punkte in dem Artikel, die in die richtige Richtung gehen und es ist gut, dass die Tendenz besser wird, was die Berichterstattung über Bitcoin angeht.
Ich habe vielleicht etwas überreagiert mit der der Aussage „so gut wie alles“.
Alles in Allem geht es schon in eine gute/bessere Richtung und die falschen/nicht ganz richtigen Stellen sind eher was zum Amüsieren und darüber Schmunzeln als sich aufzuregen. Da stimme ich dir zu.
Ich stelle mir halt auch vor, wie das auf jemanden wirkt, der noch gar keinen Bezug/Wissen zu Bitcoin hat wenn ich sowas lese.
Es gibt neben den Stellen, die, tatsächlich, meiner Meinung nach falsch sind, einige Punkte, die schnell missverstanden werden können.
Weil du gefragt hast, schreibe ich die hier mal hin:
(Alles folgende spiegelt einfach meine Meinung wider,
Ich möchte das nicht als ultimative Wahrheit darstellen)
- in der Unterüberschrift: Gut = „komplizierte wie bemerkenswerte Struktur“
Nicht Gut = „beliebt bei Kriminellen“ → hier haben wir wieder das Messerphänomen. Jemand stellt Messer her, damit Leute Obst damit schneiden und Essen zubereiten können und irgendein Mensch sticht jemanden damit ab.
Ist jetzt das Konzept „Messer“ deshalb falsch?
- Erster Absatz: Gut. BTC wird als wirtschaftlich relevantes Asset eingeordnet mit Hilfe von neutral dargelegten fakten. Am Ende die Frage: „Wer […] steht hinter dem Bitcoin?“ → Diese macht Lust auf das Weiterlesen und sollte hoffentlich im weiteren Verlauf damit beantwortet werden, dass es keine einzelne Entität gibt, die dahiner steht.
-
- Absatz: Gut = Dezentralität wird deutlich gemacht. Es kommen Wörter wie „Quellcode“ und „Bitcoin Core“ vor, die bisher selten bis garnicht in solchen Artikeln auftauchten.
Semi Gut = Vgl. mit Wikipedia. Einerseits ist der Vgl. gut weil Leute einen Anhaltspunkt haben und Es mit etwas vergleichen können, das sie kennen, allerdings sind es nur sehr wenige Aspekte, die zwischen Wikipedia und BTC gleich sind, vielleicht sogar nur der eine, dass alle mitwirken können. Der Vgl. suggeriert jedoch, meiner Meinung nach, dass jeder einfach so, mal schnell BTC verändern kann, was ja auch eigentlich nicht falsch ist, da jeder einfach ein neues Netzwerk mit dem selben Quellcode und nach dem gleichen Prinzip starten könnte bzw. sich einfach forken könnte. Diese Erklärung blendet total aus, dass es einen Konsensmechanismus gibt und dass Änderungen (z.B. UASFs) sehr lange dauern und hard forks noch viel unwahrscheinlicher sind. → alles in allem aber auch kein so schlechter Absatz.
-
- Absatz „Das stellt den…“ : Er fängt gut an und sagt, dass Änderungen nicht so einfach sind, wie man es sich im ersten Moment vorstellen würde. Dann aber geht es in eine Richtung, die eher falsch als richtig ist. (man könnte auch sagen komplett falsch) → Ich finde, dass es generell und vor allem bei BTC schwierig ist, einzelne Aussagen als ultimativ falsch oder ultimativ richtig anzusehen, da viele Aussagen auch einen gewissen Grad an Wahrheit in sich tragen.
(Ein paar Beispiele: 21 Mio, Auf der Wallet sind die Bitcoins, Halving ist alle 4 Jahre, Diff-Adj. ist alle 2 Wochen, Ein Block dauert 10 Minuten, …) ← All diese Aussagen sind eigentlich gute Rahmeninfos über Bitcoin, sind aber alle auch wiederum eigentlich falsch.
Zurück zu den Maintainern. In diesem kurzen Abschnitt wird den Maintainern zu viel Macht zugeschrieben, die sie nicht haben. Wenn jemand das liest, wird sofort einiges assoziiert. z.B.: „Achso, die haben das Schreibrecht und können Vorschläge annehmen oder ablehnen. Die können also das Netzwerk verändern und andere nicht. Die haben sehr viel Macht und könnten auch evtl. auf dumme Ideen kommen und das Netzwerk zu ihren Gunsten einfach so verändern. Oder sie könnten geschmiert/korrupt sein,…“
Das geht meiner Meinung nach in eine falsche Richtung, hier wird mit keiner Silbe erwähnt, wie demokratisch das Netzwerk ist und wie viel Macht die Nutzer haben.
- Im nächsten Absatz (von: Was machen die sogenannten „Maintainer“ bis: „für zwei Drittel der Beiträge verantwortlich.“) geht es ganz deutlich in eine falsche Richtung. Klar sind auch einige gute Wörter und Phrasen enthalten, wie „Stimmungsbild der Community“, „stellen Vorschläge zur Diskussion“, „Maintainer“. Jedoch ist der Kontext in dem diese Begriffe vorkommen sehr irreführend und geht in die komplett falsche Richtung. Die besten und richtigsten Begriffe bringen nichts, wenn man sie benutzt um in eine Richtung zu argumentieren, die die Leute davon abbringt, BTC besser zu verstehen. In diesem Absatz wird ganz deutlich die Macht der Maintainer falsch dargestellt und mit Suggestionen gearbeitet, die diese These unterstützen sollen.
- Im nächsten Absatz (von „Und es wird…“ bis „…regelmäßig.“ wird die Blockchain als „eigentliche Innovation“ genannt, was auch nicht stimmt, da die eigentliche Innovation die Kombination aus all diesen Komponenten ist.
(Man erzeugt zum ersten Mal digitale Knappheit, indem man mit Hilfe des difficulty adjusted POW eine Time-Chain erstellt, das ganze verteilt und somit das Double-Spending-Problem löst. Man koppelt ein digitales Gut an die reale Welt mit Hilfe eines Beweises für geleistete Arbeit (POW) und hat dadurch eine sehr große Hürde die überwunden werden muss um das Netzwerk anzugreifen und Regeln oder Kontostände nach Belieben zu verändern)
Die Blockchain ist dabei ca. ein Zehntel der eigentlichen Innovation und somit eine essentielle aber doch nur sehr kleine Zutat. Man könnte sagen, die Blockchain ist für Bitcoin eine notwendige, jedoch keineswegs eine hinreichende Bedingung.
-
Des Weiteren werden in den beiden Absätzen (von „Um die Zahlungsabwicklung…“ bis „…Informationstechnik.“) ein paar Punkte genannt, die für sich stehend richtig sind. z.B.: „Miner sind wirtschaftlich rational agierende Akteure…“ sowie „…ob alles mit rechten Dingen zugeht.“. Was hier aber beim Leser rüberkommt, ist, dass diese Überprüfung und Validierung viel Rechenleistung und somit Energie/Strom benötigt. Das tut sie nicht. Natürlich validieren die Miner auch alle TXs die sie in einen Block reinnehmen aber jede(r) Node validiert daraufhin neue gültige Blöcke. Die Miner müssen sich an die Regeln halten, die die Netzwerkteilnehmer festlegen. Diese Vermischung von Überprüfen/Validieren mit dem Stromverbrauch führt beim Lesen zu Schlussfolgerungen, die in die falsche Richtung gehen.
-
Die nächsten 2 Absätze von „Während die Miner…“ bis „…rapide sinken.“: Jetzt kommt POW. Der hohe Energieverbrauch war aber schon im letzten Absatz, als es nur um die Überprüfung/Validierung ging. Das ist die Vermischung, die ich nicht gutheiße und die in die falsche Richtung geht. Der Vgl. mit einer Lotterie ist immerhin besser als der altbekannte Spruch „komplizierte Mathematische Gleichungen lösen“. Hier wäre es gut und wichtig gewesen, die höhere „Gewinnchance“ bei höherer Hashrate zu nennen. Gut ist, dass zwischen Block Subsidy und Gebühren unterschieden wird, davon war bisher auch selten die Rede in solchen Artikeln und auch, dass neue BTC ausgeschüttet werden „…erzeugt der Algorithmus mit jedem Block automatisch eine bestimmte Zahl neuer Bitcoins.“ War vorher auch selten zu lesen. Gegen Ende des Absatzes sinkt die Qualität und der Wahrheitsgehalt allerdings wieder rapide. (von „Die Miner haben kein…“ bis „…rapide sinken.“) Hier werden auf extrem einfache Weise Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Minern und Maintainern dargestellt, dass ich mir nur an den Kopf fassen kann und überhaupt nicht weiß, wo ich anfangen soll, das alles richtigzustellen. Ich würde dem Author sagen, dass er den Absatz streichen und das ganze nochmal komplett neu aufrollen soll. Er schreibt, dass die Miner eine große Macht hätten und die Maintainer ihnen in die Hände spielen müssen, damit sie nicht abwandern. Wo soll man da anfangen? Ich denke, dass alle die direkt oder indirekt an BTC beteiligt sind und irgendeine Art von Einfluss auf das Netzwerk und/oder auf den Preis haben, in irgendeiner Beziehung zueinander stehen. Aber die beiden Gruppen „Maintainer“ und Miner gegenüberzustellen und mit einer solchen Einfachheit zu versuchen, ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen den beiden „Gruppen“ darzustellen, geht aus meiner Sicht am Thema vorbei und das Ergebnis/die Erkenntnis ist mehr als unplausibel.
Ich würde diesen Stefan Mey gerne fragen, was er damit denn genau meint. Was tun denn die Maintainer um die Miner „zufriedenzustellen“ und was vermeiden sie? Was würde genau passieren, wenn ein paar große Miningfirmen dauerhaft von BTC-Mining abwandern? Wie plötzlich würde das passieren und welchen Anreiz hätten Miner abzuwandern? Inwiefern könnte ein Maintainer etwas machen, das bewirken könnte, dass ein Miner abwandert?
Diese ganzen Fragen müsste er ja beantworten können, wenn er das schreibt.
-
Zu guter Letzt das Ende: ( Wer hat nun also die Macht beim Bitcoin?): Im ersten Satz schreibt er: „Es ist kompliziert.“, was völlig konträr zu seinem letzten Absatz ist, in dem es anscheinend noch ziemlich einfach war. Zumindest ist das jetzt etwas richtiger. Am Ende macht der Autor nochmal deutlich, dass er es im Grunde auch noch nicht verstanden hat und genauso Ratlos wie der Leser dasteht. Alles sei irgendwie anders, folge anderen Logiken und werde „angeführt von einer kleinen Gruppe mit technischen Befugnissen.“ Im Fazit ist das einzige positive, dass das Wort „frei“ vorkommt, ansonsten werden hier wieder die illegalen Geschäfte geframed und - wahrscheinlich um die Sache abzurunden - nochmals auf den mehr schlechten als rechten Vergleich mit Wikipedia bezuggenommen.
Das ist meine Meinung zu diesem Artikel.
Ein paar gute Ansätze und auch viel Richtiges.
Jedoch ebenso viel oder sogar noch mehr Falsches und fehlleitendes.
LG