Was haltet ihr von der Meinung, dass Vorurteile im Leben generell nützlich sind, und zu Unrecht ein schlechtes Image haben?
Vorteile können eine Schutzfunktion haben und vor Gefahren und falschen Entscheidungen bewahren. So lange, bis das Gegenteil bewiesen ist. In jeglicher Lebenslage.
Der mensch funktioniert ausschließlich über erfahrungen, vergleiche und Muster. Man könnte es auch als Vorurteil beschreiben. Oder Menschenkenntnis.
Was ich kritisch finde ist, wenn man aber ganze Gruppen vervorurteilt, also z.b. alle deutschen sind fleißig und pünktlich. Oder besser: man sollte dich bewusst sein, dass diese Vorurteile häufig falsch sein werden ;-)
Man sollte jedoch Bedenken, dass Vorurteile von Medien, Politik, Firmenchefs, Familie, Freunden, usw. gestreut werden.
Was bringt dir also ein Vorurteil?
Antwort:
Es hindert dich, dich Frei zu entfalten und neues zu entdecken.
Beispiel:
Eine Kuh ist in eine Wiese mit einem dünnen Draht eingesperrt, der mit Strom versetzt ist. Die Kuh hat nur Angst vor dem Stromschlag weil es mal mit Ihrer empfindlichen und Nassen Schnauze an den Stromzaun geführt wurde. Wenn die Kuh einfach durchrennen würde, würde Sie kaum etwas merken. Sie könnte sogar leicht über den Zaun springen. Sie tut es jedoch nicht aus Angst und verpasst dadurch das frische Gras (Erfahrungen) auf der anderen Seite.
Nicht das Vorurteil hindert dich daran, sondern deine innere Haltung dazu.
Wird ein Vorurteil unkritisch übernommen und du lässt dich von diesem bestimmen, dann schränkst du dich u.U. ein. Bist du jedoch offen dafür, das Ganze reflektierter zu betrachten, ergibt sich eventuell ein ganz anderes Bild.
Es ist aber unbestritten, dass man spezifischen Gruppen auch gewisse Merkmale zuordnen kann. Zum Beispiel Ländern und Kulturen. Frag mal einen Franzosen, wie er über die Deutschen denkt. Oder umgekehrt. Oder was ein Italiener über die Deutschen denkt. Da wird es immer Stereotype geben, die auch als Vorurteile dienen. Was ja nichts schlimmes ist, sondern eine ganz natürliche Zuordnung, die nicht nur über die eigenen Erfahrungen gelernt wurden, sondern auch durch das Übernehmen zum Beispiel aus Geschichten und Sagen. Was oft manifestierte und echte erlebte Erfahrungen sind.
Ich arbeite schon mein ganzes Leben daran, Herr meiner Vorurteile und Annahmen zu werden!
Ich könnte jetzt Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“ zitieren (…die Geschichte mit dem Hammer…), um zu erläutern, wie sehr Vorurteile (…eine Form von indigenen Annahmen…) das Leben beschränken, oft negativ beeinflussen und Konflikte schüren (können).
In der Geschichte des Menschen, seiner Verhaltensevolution, haben sie irgendwann sicher einmal Sinn ergeben. Wenn der Säbelzahntiger dir begegnet, kannst du davon ausgehen, dass er dich fressen will - und abhauen.
In einer weitgehend von spontan tödlichen Gefahren freien Welt unter Menschen ist es aber - zumindest meiner Erfahrung nach - eher hinderlich.
Um Beispiele zu nennen: Ich hatte grundsätzlich Vorurteile gegen (zugewanderte) Menschen gewisser Kulturkreise und Nationen. Das hat mich lange auf Distanz gehalten, dabei habe ich inzwischen so endlos viele positive, freundliche, fleißige Menschen dieser Kreise kennen gelernt (und so viele unfassbar unangenehme Exemplare meiner Landsleute!), dass ich in der Rückschau meine diesbezüglichen Vorurteile als falsch einordnen muss.
Immer wieder, wenn ich Menschen wirklich kennen lerne, schäme ich mich fast für meine Vorurteile.
Auf der Makroebene wird mit Vorurteilen (und Pauschalisierung) gern auch Politik gemacht und Macht erhalten. Ich sag nur „AfD“ - alles Nazis!
Lange Rede, kurzer Sinn: Vorurteile machen das eigene Leben einfacher, aber: Vorurteile hindern. Vorurteile spalten. Vorurteile sind schlecht!
Ein interessantes aktuelles Spielfeld, um mit dem Thema Vorurteile persönlich umzugehen, ist zum Beispiel der Raub im Louvre in Paris. Man muss einfach nur die Augen schließen und schon erscheint das Vorurteil in ganzer Größe. Wie so oft, bestätigen sich auch die Vorurteile die man instinktiv hat.
Deswegen hatte ich das Thema Vorurteile auch angesprochen, weil sich Vorurteile nur allzu oft bestätigen.
“Schnelles Denken” oder auch “Entscheidung unter Unsicherheit” also eine “Beurteilung einer Lage aufgrund unzureichender Daten” ist immer dann erfolgreich, wenn eben wenig Daten über die Sachlage vorliegen.
Um es kurz zu machen => wir sind die Nachkommen von denen, die nicht vom Löwen gefressen wurden, weil sie “schnelles Denken” ganz gut konnten.
Langsamesm Denken, also Logik ist schnellem Denken immer überlegen WENN genügend Daten zur Auswertung vorhanden sind UND wenn genügend Zeit ist, das auch zu tun! Das wissen wir seit der Aufklärung.
Nur werden dem mündigen und aufgeklärten Bürger von heute oft die relevanten Daten nur unzureichend bis mangelhaft zur Verfügung gestellt. Gerade in der heutigen Medienlandschaft bekommt der Leser oft nur die vorgefilterte und unzureichende Information zur Verfügung. Da bleibt dann oft wieder nur das schnelle Denken übrig.
Ein prägender Katalysator dafür ist, die für die meisten Menschen unbekannte Institution, der Deutsche Presserat.