Blocktrainer: "Es gibt kein geistiges Eigentum"

Roman hat in einem seiner letzten Videos über geistiges Eigentum gesprochen bzw. die Aussage getätigt, dass geistiges Eigentum gar nicht existiert (Kapitel: „Geistiges Eigentum hat keinen Wert“)

Begründung:

1.) Eine Idee, ein Gedanke kann jedem kommen. Selbst, wenn jemand anderes diese Idee schon hatte, kann man diese Idee selbst haben OHNE von dem anderen zu wissen. Ideen entstehen also unabhängig voneinander.

2.) Eine Idee kann man nicht stehlen, da es sich um eine Art „Wissen“ handelt, welches der „Bestohlene“ ja noch immer hat. Ähnlich wie beim Kopieren einer Datei - der „Bestohlene“ hat diese Datei noch immer, ihr habt euch einfach eine Kopie gezogen.

Grundsätzlich stimme ich diesen zwei Punkten zu. Beide Punkte sind erstmal leicht nachzuvollziehen. Gehe ich jedoch einen Schritt weiter und schaue mir die praktischen Auswirkungen an, dann komme ich ins Zweifeln.

Gerade am Beispiel der Datei: jemand investiert viel Zeit und Geld in das Schreiben eines Buches, das Drehen eines Filmes oder in ein Musikstück. All dies ist nachher nichts weiter als eine Datei auf einem Speichermedium, welche ich ganz leicht kopieren kann. Damit hat der Autor seine Datei ja ebenfalls noch und „eigentlich“ habe ich gar nicht gestohlen. Und jeder andere hätte ja das Buch „ebenfalls“ schreiben können.
Hier wird den meisten auffallen, dass das so nicht richtig sein kann. Ich eigne mir in diesem Fall etwas an, worin viel Zeit und Geld reingeflossen sind, ohne selbst etwas dafür zu bezahlen.

Und jetzt zum Patent bzw. dem Schutz einer Idee:
Ein Patent schützt denjenigen, der die Idee zuerst als Patent angemeldet hat (nicht denjenigen, der sie zuerst hatte) und verschafft ihm eine Monopolstellung. Auch in das Patent bzw. die Idee können durchaus große Mengen an Zeit und Geld investiert werden. Jemand, der diese Idee kopiert, hat diesen ganzen Aufwand nicht - er übernimmt eine fertig entwickelte Idee und verdient damit leicht Geld. Und das ist ja irgendwie der Sinn das Patentes - dem Erfinder ein return on invest zu ermöglichen, ihn vor dem Ideenklau zu schützen.

Andererseits gibt es auch denjenigen, der an der selben Idee arbeitet und ebenfalls viel Zeit investiert. Ist es fair, ihm die Vermarktung seiner Idee zu verbieten, nur weil der andere etwas schneller war?

Andrerseits bin ich mir der genannten Problematik zum Beispiel mit den großen Pharmakonzernen durchaus bewusst. Durch die Patente gibt es für das jeweilige Medikament keine Konkurrenz, keine marktwirtschaftlichen Mechanismen und es können Mondpreise verlangt werden.

Doch wie kann man es anders lösen?

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In jedes Konzept was sich ein Mensch überlegt ist Zeit geflossen, in manche sogar Geld.

In einer Welt, in der wir durch BGE gestützt werden, wäre es nicht mehr soo wichtig, sich durch eine Idee zu finanzieren.

Wenn dazu eine hohe Spendenbereitschaft käme, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Umsetzung der Idee mehr belohnt wird als das reine Wissen.

Tja, aber sowas kann immer missbraucht werden. Es ist schon öfter passiert, dass ein Patent angemeldet wurde, das aber von jemand anders erfunden wurde, der aber einfach nicht schnell genug das Patent anmeldete.

MMn. sollte das komplett abgeschafft werden und mit BGE ersetzt werden.
Dann wäre nur noch die Umsetzung monetär wirklich wichtig, aber ein rein theoretischer Erfinder / Forscher müsste sich nicht Sorgen machen zu verhungern.

Gleichwohl in Zukunft die Theorie welche im Moment durch Patent und Copyright geschützt wird immer einfacher zu kopieren mit KI.
Durch KI ist es nähmlich keine Kopie und wenn wir das alles mit copyright und Patenten beschränken würde es zu einer schrecklichen Verlangsamung des Informationsdurchsatzes führen und Erfindungen extrem zurückhalten.

Da es KI gerade also eh ad absurdum führt finde ich auch, dass Patente und Copyright komplett abgeschafft gehört und mit BGE ersetzt werden sollte, damit trotzdem niemand hungern muss.

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Dein Vergleich hinkt erheblich, weil Buch, Film oder Musikstücke sind keine bloßen Ideen mehr, sondern es sind die Fertigen Produkte.

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Sobald die Buchstaben festgehalten werden, handelt es sich ja streng genommen nicht mehr um eine Idee.

Der Bildhauer hat eine Idee von einer Statue. Diese Idee kann niemand stehlen. Produziert er nun die Statue und diese wird gestohlen, würde niemand sagen, dass geistiges Eigentum gestohlen wurde.

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Ok, den Punkt gebe ich dir. Doch wo zieht man die Grenze?

Ich nehme ein patentiertes Bauteil aus z.B. dem Maschinenbau, zerlege es, vermesse die einzelnen Komponenten, lasse diese bei einem Lohnbearbeiter fertigen und verkaufe das fertige Produkt zu einem günstigeren Preis. Dazu muss ich nicht mal ins Patent reinschauen, denn das beschreibt ja nur das Prinzip und nicht die reale Umsetzung inkl. aller Feinheiten und Abmessungen.

Jetzt musste ich zwar noch etwas Energie investieren (Ausmessen, Anfertigen lassen, Verkaufen, Versenden) doch kann das alles zu einem viel günstigeren Preis anbieten als der Erfinder. Der muss Entwicklungskosten wieder reinholen, die ich nicht habe.

Aber das ist doch genau das, was ein Patent macht? Eine möglichst exakte Beschreibung der Idee.

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Ja, das BGE könnte dafür tatsächlich eine Lösung sein, danke für die Anregung!

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Ja. Aber eine Beschreibung der Idee ist ja wieder nicht die Idee :slight_smile:

Ist natürlich schon abstrakt. Ohne Patente wären wir vermutlich besser dran.

Zum Beispiel kommt es häufig vor, dass große Unternehmen kleinere Startups mit guten Ideen kaufen, damit diese neuen Ideen für immer im Tresor bleiben, da sie das Geschäftsmodell des Großen angreifen würden.

Wenn jemand ein Produkt besser und günstiger herstellen kann, warum sollte man es ihm verbieten? Eigentlich würde die Welt davon doch profitieren.

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Es gibt geistiges Eigentum und geistiges Eigentum hat auch einen subjetiven Wert.

Trotzdem hat Roman recht damit, wenn er sagt man könne es nicht stehlen. Und er hat es auch gut begründet.

In einer freien Welt würden marktwirtschaftliche Lösungen genutzt werden, um sich finanzielle Vorteile zu sichern. Einige Lösungen haben sich bereits entwickelt trotz der staatlichen Einmischung.

Der Kopierschutz von Software und Datenträgern wäre ein viel größerer Markt als jetzt und es gäbe mehr Anreiz für die Entwicklung besserer Methoden.

Bücher sind auch nur Datenträgern und ihr Inhalt kann beliebig kopiert werden. Das ist eben so und wenn man mit Büchern nicht mehr so einfach Geld verdient, schreibt vielleicht nichtmehr jeder Depp ein Buch über irgendwas.
Stattdessen kann man diese Werke als Werbung sehen mit der man sich profiliert.
Außerdem gibt es viele Menschen die für guten Kontent freiwillig bezahlen.

Durch Verträge kann man auch Nutzungsbedingungen vereinbaren. Das ist zwar nicht effizient aber möglich.
Man könnte z.b. ein Gerät entwickeln und vermieten mit der Bedingung, dass der Mieter das Gerät nicht öffnet oder nachbaut.

Musik kann heute im Grunde komplett kostenlos gehört werden und es gibt deshalb nicht weniger Musik als vor dem Internet.
Die Musiker verdienen mit Konzerten und die Autoren dann eben mit Vorträgen.

Ich glaube es gibt keine wirklich moralisch überzeugendes Argument für oder gegen den Schutz von Ideen. Man kann moralisch dafür und dagegen argumentieren. Daraus schließe ich dass es in dieser Sache keine objektive Wahrheit geben kann und dass es der Freiheit der Menschen obliegt es so gestalten wie sie es wollen. Wobei sich in der Regel alle einem gewissen Konsens beugen müssen wie bei allen anderen Belangen.

Ich persönlich habe nichts dagegen wenn die Produkte von Unternehmen einen gewissen und zeitlich begrenzten Schutz haben. Das wäre dann nichts anderes als einfach ein wirtschaftlicher Anreiz, vergleichbar mit Steuererleichterungen. Also reiner Pragmatismus und nicht wegen irgendeiner idealistischen Position zum geistigen Eigentum.

Was ich überhaupt nicht förderlich finde ist passiver Patentschutz. Das also jeder irgendeine Idee patentieren kann ohne es produzieren zu müssen. Damit werden Innovationen tendenziell geblockt oder deren Umsetzung teuer weil dann der Patentinhaber gerne vorher seine Million haben will.

Übrigens muss man anmerken dass der Schutz von geistigem Eigentum auf internationaler Ebene ziemlich heftig gescheitert ist. China hat es nicht nur bei sich Zuhause systematisch missachtet sondern es ziemlich erfolgreich exportiert, auch in westliche Märkte. Das Problem konnte nie wirklich gelöst werden. Wurde eine Marke und Produkt verboten, haben die Chinesen sofort eine neue Marke und ein neues Unternehmen gegründet und weiter exportiert. Bis die Behörden hier dann erneut reagieren konnten wurden wieder lukrative Umsätze gemacht.

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