Bitcoins Open Source Entwicklung

Seitdem VanEck verkündet hat, 5% seiner ETF-Gewinne an Bitcoin Entwickler zu spenden, frage ich mich, ob das der Anfang der Manipulation von Bicoins Open Source Entwicklung ist.

Wir kennen das Muster bereits aus der Politik: Konzerne finanzieren die Politik und erhalten im Gegenzug industriefreundliche Gesetze.

Leider kenne ich mich mit Open Source Entwicklung zu wenig aus, um mir ein Urteil darüber erlauben zu können. Wie funktioniert sie speziell für Bitcoin? Wie werden Entscheidungen über neue Features getroffen, wenn es keinen Entscheider gibt?

Schon klar, dass wir schlussendlich mit unserer Fullnode darüber entscheiden, welche Funktionen wir benutzen. Doch was ist, wenn „die Industrie“ für neue Funktionen bezahlt, die wir mit unserer Fullnode nicht unterstützen wollen, aber seitens der Industrie mit Komfort dazu verführt werden? Kann das passieren? Wie genau kommt es zu Entscheidungen bei der Bitcoinentwicklung? Welche Gefahren oder Lösungen diesbezüglich seht Ihr?

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Bitcoin ist nicht wie jede andere Open Source Entwicklung. Die Besonderheit ist dass das Netzwerk selbst entscheidet welche Entwicklungen sie akzeptieren und welche nicht. Diese Besonderheit lässt sich entsprechend schwer mit anderen Open Source Entwicklungen vergleichen.

Vermutlich kommt die Entwicklung von Linux dem am nächsten. Dort ist es schon seit Jahrzehnten üblich dass einige Entwicklungen von finanziellen Seiten gefördert wurden. Heute haben wir zig verschiedene Distributionen, die alle ihre eigenen Besonderheiten haben, weil jeder eine andere Vorstellung seines Betriebssystems hat.

Genau das ist meine Befürchtung. Deinen Zeilen entnehme ich jedoch die Entspannung, dass finanzielle Förderung nicht zu unserem Nachteil werden kann.

Gerade fällt mir Android als Negativbeispiel für finanzielle Förderung ein. Google bzw. ABC fördert die OpenSource Android Entwicklung. Doch im Vergleich dazu, was sie eine Eigenentwicklung kosten würde, die sie mit ihrer Spyware ergänzen können, sparen sie eine Menge.

Warum sollten Bitcoin Core Entwickler also keine Funktionen á la Linux entwickeln, die Banken und Co in ihren Angeboten um weitere Funktionen zu ihrem Vorteil und zum Nachteil der Kunden ergänzen können?

Gibt es wirklich niemanden in diesem Forum, der mir die Abläufe und Schutzmechanismen von Bitcoins Open Source Entwicklung erläutern kann?

Mit dem Unterschied zu Bitcoin, dass jede Distribution für sich funktioniert und „Linux“ nicht davon abhängig ist, wie jede einzelne Distribution funktioniert und ob sie miteinander kompatibel sind. (fachlich nicht korrekt ausgedrückt, ich weiß, aber für die Analogie zu Bitcoin ist das notwendig^^)
Bei Bitcoin ist das natürlich anders. Hier kannst du zwar auch deine eigenen Anpassungen am Code vornehmen, mit dem Unterschied, dass du im Worst-Case dein eigenes Netzwerk gebildet hast, weil kein Miner deine Blöcke annimmt.

Von daher sehe ich der Finanzierung von Core-Entwicklern durch Spenden eigentlich gelassen entgegen.
So zäh und unvorhersehbar, wie größere Änderungen im Netzwerk entschieden werden, kann eine nachteilhafte Änderung für Bitcoin, nicht mal so eben eingeführt werden.

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Ein Blick in das Bitcoin github Projekt schafft hier Abhilfe:

  • Jeder kann Änderungen am Bitcoin Code vorschlagen (PR, pull request)
  • Jeder kann Einsicht in die Änderungen nehmen und sein OK (Concept ACK, acknowledged) oder Veto (Concept NACK, not acknowledged) für oder gegen diesen Vorschlag einbringen
  • Vorschlag wird je nach Mehrheitsverhältnis für eine Umsetzung erwogen oder nicht
  • Wird ein Vorschlag befürwortet und ist dessen Umsetzung in Ordnung (Code Review Prozess), werden die Änderungen „gemerged“ (PR code wird in die main branch eingefügt), die Änderung kommt in die Warteschlange eines kommenden Releases
  • Ist die Änderung in einem Release integriert worden, steht es den Nodebetreibern und Minern frei dieses Release zu übernehmen oder auch nicht, sozusagen „deine Wahl“

Beispiel: OP_CHECKTEMPLATEVERIFY, OP_CHECKSIGFROMSTACK(VERIFY), OP_INTERNALKEY validation (LNHANCE) by reardencode · Pull Request #29198 · bitcoin/bitcoin · GitHub (Auswahl umstrittener Covenants)

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Danke Euch beiden. Ich reime mir daraus und meinem Wissen folgende Theorie zusammen:

  1. Bitcoins Open Source Ansatz sichert/verantwortet seine Weiterentwicklung zum Wohle alle.

  2. Die Zentralisierung der Custodial Services wird durch Bitcoins Dezentralität erschwert, wenn nicht gar unmöglich.

Korrekt?

Um Eure Argumente besser zu verstehen, möchte ich noch einmal nachhaken:

Was ist nun, wenn wenn die wichtigsten Bitcoin Entwickler von der Industrie für ihre Open Source Arbeit (1) bezahlt werden? Warum sollten die Wünsche der Industrie nicht berücksichtigt werden?

oder um dieselbe Frage passend zu @mcwinston s Beitrag umzuformulieren:

Warum nicht? Kann die Industrie nicht die wichtigsten Akteure identifizieren, finanzieren und ihre Wünsche äußern/durchsetzen? Sobald der Code live ist, kann die Industrie in ihrem Sinne darauf aufsetzen, was nicht mehr im Sinne der Custodial Nutzer sein muss.

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Ich denke Unternehmen und Regierungen können erfolgreich Bitcoin Entwickler korumpieren. Aber es wird für die korrupten Entwickler schwer bis unmöglich das Netzwerk und den Rest der Entwickler zu überzeugen. Und da ist die Frage, wie lange und wie oft versuchen es Unternehmen und Regierungen, bis sich die allgemeine Erkenntnis durchsetzt dass es zwecklos ist dadurch Bitcoin zu formen.

Sollten Manipulationsversuche von kritischem Ausmaß erfolgreich sein, wäre Bitcoin als freies Geld zerstört und damit das gesamte Konzept. Und wenn das passiert, während viele andere große Akteure Bitcoin nutzen, wären die ganz schön verärgert und es könnte zu einer Spaltung des Netzwerks kommen.

Ich würde sagen solche Bemühungen bedrohungen die Existenzgrundlage von Bitcoin und was hat man als Angreifer/Manipulator davon wenn man mit viel Geld Einsatz ein Netzwerk unter Kontrolle bekommt, das anschließend genau deswegen einen Vertrauensverlust erleidet?

Was ich mich Frage ist, was passiert wenn sich bei der Weiterentwicklung von Bitcoin zwischen verschiedenen Sprach und Kulturräumen große Differenzen entwickeln? Was wenn die Chinesen bestimmte Veränderungen mehrheitlich unterstützen und die Europäer und Amerikaner absolut dagegen sind? Bleibt es dann irgendwie trotz aller Differenzen demokratisch und es kommt zu keinem hardfork?
Oder wenn die Welt in zwei große Lager gespalten wird die eine unterschiedliche Vorstellung von Bitcoins Weiterentwicklung haben. Beide Seiten wären vermutlich in der Lage ein hard fork zu tragen, so dass es zu einer nachhaltigen Spaltung des Netzwerks käme.

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Naja, aber es würde ja evtl. erst nach Jahrzehnten dazu kommen. Salami Taktik bis das Geldsystem irgendwie zum eigenen Vorteil funktioniert und dann muss es ausgesaugt werden, bis es wirklich einknickt. Das ist ja bei einigen Altcoins und Zentralbanken zu sehen wie verflucht lange das gut gehen kann…

Oder die, die es bemerken werden auf die Liste der Begünstigten gesetzt. :thinking:

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Golem hat einen lesenswerten Artikel „Wer hat die Macht beim Bitcoin?“ passend zum Thema veröffentlicht:

https://www.golem.de/news/bitcoin-governance-wer-hat-die-macht-beim-bitcoin-2403-182591.html

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Und wer lachen oder weinen möchte, kann ein paar der Kommentare dort lesen.

@utxo Wie geht man am besten vor, wenn man eine Idee hat bzw. einbringen möchte, jedoch selbst nicht coden kann bzw. zu wenig Verständnis von der technischen Umsetzbarkeit der Idee hat?

hm schwierig, normalerweise werden detaillierte BIPs auf der mailinglist diskutiert. Diese BIPs haben dann aber bereits einen hohen technischen Detaillierungsgrad. Eventuell wäre das delvingbitcoin.org Forum hierfür das richtige.

Das könnten sie tun. Aber damit haben sie nur die Software verändert. Ob das Netzwerk diese Software dann annimmt ist die andere Frage.

Es gibt dann eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder akzeptieren alle Node Betreiber die geänderte Software oder nur ein Teil tut das und das Netzwerk spaltet sich.

Ich finde das ist eine der Spannendsten Charakteristiken von Bitcoin die noch niemand wirklich verstanden hat, weil wir noch nicht wissen wie sich das verhält wenn die ökonomische Mehrheit plötzlich nicht mehr die Nerds sind die sich hier und in anderen Foren tummeln.

Aber eines ist eigentlich klar, das Bitcoin so wie es jetzt funktioniert wird es immer geben. Denn egal wie populär eine Änderung am Protokoll ist, irgendwer wird immer sagen NEIN! und Bitcoin so lassen wie es jetzt ist.

Wenn wir also in die Zukunft schauen, dann kann es sein das es diverse Verzweigungen geben wird so wie wir das schon mal gesehen haben mit Bitcoin Cash, wo sich dann wieder die Frage stellt „welches ist jetzt das richtige Bitcoin“.

Wie du siehst, die Entwickler sind eigentlich völlig egal. Am Ende sind es die Nutzer die entscheiden welchen Weg er geht bei diesen Abzweigungen. Und da bin ich mir noch nicht so sicher ob das nicht plötzlich das grössere Problem ist, wenn die ökonomische Mehrheit die Finanzgiganten sind und nicht mehr die Nerds.

Also immer schön hodeln und gebt denen eure Bitcoin nicht. Wir brauchen reiche Nerds für Bitcoins Zukunft :rofl:

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Zum Glück ist Bitcoin die Umverteilung hin zu Nerds die sowas früh verstanden haben.