Um es abzukürzen, es ist theoretisch möglich, aber (aktuell) nicht praktikabel. Warum erkläre ich gerne, wenn auch in vereinfachter Form, da es sonst zu lange dauern würde. Das hier am meisten diskutierte Thema fällt in die Kategorie Thermal also fange ich damit an. Zuerst aber einmal eine Abbildung mit dem Aufbau eines Satelliten. Zur Erklärung, die Payload ist die Nutzlast, also in diesem Fall die Miner. In der Regel aber Teleskope, Telekommunikationsequipment oder andere Wissenschaftliche Ausrüstung. Alles andere ist notwendig um einen Satelliten betreiben zu können und wird als Service Modul zusammengefasst.
Thermal:
Zuerst einmal ist die einfache Annahme das einfach die Wärme die durch die Payload erzeugt wird abgeführt werden muss zu kurz gedacht. So heißt sich die sonnezugewandte Seite stark auf, da die Wärmeenergie nicht abgestrahlt werden kann. Die sonneabgewandte Seite dagegen strahlt wärme ab und ist dadurch sehr kühl.
Wie bereits richtig erwähnt braucht es also einen Kühlkreislauf, der die Wärme aufnimmt und Radiatoren zuführt um diese Abzustrahlen. Die Radiatorfläche ist dabei im Optimalfall auf der sonnenabgewandten Seite. Dementsprechend gibt es für jede Komponente eine Betriebstemperatur die eingehalten werden muss. Für Elektronisches Equipment -10°C bis 40°C (gilt nicht für Miner sondern für die Computer des Satelliten, Steuerung etc.)
Die von er Sonne auf den Satelliten einwirkende Strahlung ergibt sich durch:
dQ/dt=a A_⊥ I_s
a= Absorbtionsfähigkeit
A_⊥=Oberfläche senkrecht zur Strahlung
I_s=Intensität der Strahlung (Watt)
Hier als Visuell damit es besser nachvollzogen werden kann
Es muss also ein thermales Gleichgewicht bei einer vorgesehenen Temperatur hergestellt werden um zu verhindern das der Satellit aufgeheizt wird. Dies kann wie folgt ermittelt werden.
T= ∜((a A_⊥ I_s)/(ε A σ))
T= Temperatur
ε = Emissionsgrad der Oberfläche
A = Emittierende Oberfläche
σ = Stefan-Boltzmann Konstante
Damit kann also berechnet werden wie groß die Radiatoren Fläche sein muss, wenn eine gewünschte Temperatur gehalten werden soll. Dafür wird die Gleichung nach A umgestellt und für die die Zieltemperatur eingesetzt (K). Anfänglicher Richtwert als Temperatur für ein „normales“ Service Modul sind idr. 20°C. Dazu kommt die Wärme die abgestrahlt werden muss die von den Mining Geräten erzeugt wird.
Wenn also für ein Mininggerät (3500W) ein Gleichgewichtszustand bei 300K gehalten werden soll ist eine Radiatorfläche von ca. 8,4m^2 notwendig. Für 10 Geräte entsprechend die Zehnfache Fläche. Zusätzlich kommt natürlich die Energie der Sonneneinstrahlung und des Service Moduls.
Communication:
Bei der Kommunikation haben wir erstmal Glück, da wir keine hohen Datenmengen übertragen müssen. Kritisch dagegen ist die Erreichbarkeit. Befindet sich der Satellit in einem LEO Orbit hat dieser eine Umlaufzeit von ungefähr 90 Minuten, hier die Rechnung:
T=2π√(r^3/(G M))
T = Umlaufzeit des Satelliten
r = der Abstand des Satelliten vom Erdmittelpunkt (Erdradius + Höhe)
G = Gravitationskonstante
M = Erdmasse
Bei einem Erdnahen Orbit überfliegt der Satellit also nur alle 90 Minuten die gleiche Bodenstation, wir müssten also entweder sehr viele Bodenstationen haben um dauerhaft mit dem Satelliten kommunizieren zu können oder andere Satelliten im Orbit die unsere Signale auf die Erde Weiterleiten. Beides ist sehr teuer.
Ein anderer Ansatz wäre es einfach einen Anderen Orbit zu nehmen, da kommt natürlich als erstes der GEO in den Sinn, da man hier immer über demselben Punkt der Erde ist. Problem hier, der Platz ist sehr begrenzt und sehr begehrt wodurch es entsprechend teuer ist hier Satelliten zu parken. Auch ist es deutlich Schwieriger (und teurer) einen Satelliten in den geostationären Orbit zu bringen.
EPS:
Die Energieversorgung ist natürlich ebenfalls ein Thema, Solarzellen ist da natürlich der Standard, bringen aber einige Probleme mit sich.
Wir haben eine zur Verfügung stehende Sonnenenergie von 1350 W/m^2 und eine Effizienz von ~28% bei der Energieumwandlung. Das macht also etwas mehr als 9m^2 Solarzellen pro 3500W Miner zzgl. der Energie des Service Moduls. Dabei muss angemerkt werden, dass das hier mit dem Idealen Power Output der Solarzellen geschätzt ist. Durch die Bedingungen im All (Strahlung, Micro Partikel) degenerieren die Solarzellen mit der Zeit, so dass eine deutlich höhere Anfangssolarfläche notwendig ist. Außerdem befindet sich der Satellit zu ~40% der Zeit im Schatten wodurch die Zeit mindestens für das Service Modul mit Batterien gedeckt sein muss und im Fall das die Miner hier nicht abgeschaltet werden für deren Energieverbrauch ebenfalls Batterien vorhanden sein müssen.
Ein weiteres Problem ist, dass die Mininggeräte für die Energieversorgung auf der Erde ausgelegt sind, also 230V AC. Im Satelliten sind übliche Spannungen 6V, 12V 24V und 48V AC. Es müsste also entweder eine spezielle Anpassung der Miner geben oder neues Satellitenequipment, was sehr schwer ist.
Radiation:
Als letztes noch ganz kurz auf die Strahlung eingegangen, wie den Meisten bekannt sein dürfte besteht im Weltraum eine höhere Strahlenbelastung als auf der Erde. Im LEO Orbit hält sich diese noch in Grenzen, im GEO Orbit ist sie schon deutlich höher. Den MEO Orbit habe ich auf Grund der sehr hohen Strahlenbelastung bis jetzt gar nicht erwähnt. Moderne elektronische Geräte mit modernen Prozessoren sind schwer in Umgebungen mit hoher Strahlung zu betreiben, da die elektromagnetische Strahlung bei der modernen sehr kleinen Fertigung Probleme verursacht wie:
SEEs (Single-Event Effects):
Single Event Upset (SEU): Dies tritt auf, wenn ein einzelnes hochenergetisches Teilchen in einen Halbleiterchip einschlägt und eine Bitänderung im Speicher oder in einem Schaltkreis verursacht. Dies kann zu Fehlfunktionen oder Abstürzen des Systems führen, ist jedoch oft nicht permanent.
Single Event Latchup (SEL):
Ein hochenergetisches Teilchen kann in einem Transistor einen Stromfluss verursachen, der zu einem unkontrollierten Zustand führt, bei dem das Bauteil sich erhitzt und dauerhaft beschädigt wird, wenn es nicht schnell abgeschaltet wird.
Single Event Burnout (SEB):
Eine dauerhafte Zerstörung von Bauteilen kann auftreten, wenn ein Teilchen mit hoher Energie eine dauerhafte Leitfähigkeit in einem Transistor verursacht, was zu einem elektrischen Durchbruch führt.
Also nochmal kurz Abschließend, ja, es ist rein theoretisch und auch technisch möglich mining im Orbit zu betreiben. Praktisch jedoch nicht wirtschaftlich und nur schwer umsetzbar. Ein Mining Satellit mit mehreren Mininggeräten hätte einen sehr höhen Stromverbrauch und dadurch ein sehr aufwendiges Thermal System. Die Stromerzeugung bräuchte ebenfalls eine sehr große Fläche. Das Ganze muss dann ja auch irgendwie in den Orbit, d.h. die Rakete braucht entsprechende Maße um einen derart großen Satelliten nach oben zu bringen. Ja es gibt Faltmechanismen für Solarzellen aber so einfach wie man sich das im ersten Moment vorstellt ist das nicht. Außerdem kostet so ein Raketenstart auch mal schnell 100 Mio. Dollar wofür man einiges an Mining auf der Erde betreiben kann. Hoffe der grobe Überblick hilft etwas weiter.