Hallo kyrneh,
ich glaube, du hast hier an der Stelle keine guten Beispiele zur Verdeutlichung verwendet. Vielleicht stehst du hier, analog zu Bitcoin, noch zu früh am Anfang für ein gutes Verständnis zur Beurteilung der Situation. Nicht, dass ich sage, dass du dich mit ETH beschäftigen musst. Aber vielleicht ändert sich dein Blickwinkel dazu, mit der Zeit. ETH ist ja gerade auch noch jünger als BTC und durch die Komplexität braucht das vermutlich auch mehr Entwicklungszeit.
Da auch das Analogon mit dem Internet bereits gebracht wurde: Niemand konnte die volle Auswirkung und Entwicklung von vernetzten Computern vorhersagen. Dennoch hat sich das System nicht nur entwickelt, sondern deutlich weiterentwickelt. Vielleicht passiert das auch mit den Möglichkeiten von ETH, vielleicht auch nicht.
ETH
Was will das eigentlich sein? Ich habe es immer noch nicht verstanden. Eine Plattform irgendwie. Für NFTs, Smart Contracts und DeFi und was weiß ich.
Aber ganz ehrlich? Ich verstehe es nicht. Wozu soll so dieser NFT Käse wirklich gut sein? Also so richtig jetzt? Es wird irgend einem Ding ein Eigentumszertifikat ausgestellt. Naja, schön und gut, aber was hat das für einen Wert?
Zunächst sollte man sich klarmachen, dass ETH eine Art Weltcomputer bilden möchte. Auf diesen Computer haben alle nach gleichen Regeln und Rechten Zugriff und die Ressourcen werden gleich verteilt. Daher gibt es auch die Turing vollständige Sprache (wobei die ja zunehmend reduziert wird und vielleicht der Titel Turing vollständig nicht lange halten wird). Dadurch sind die sogenannten „Smart Contracts“ möglich.
Ob so ein System sinnvoll ist, ist immer eine subjektive Entscheidung. Für die meisten Fälle ist es das nicht, was der Hype und Fall 2017/2018 prima gezeigt hat. Die Frage nach einem sinnvollen Nutzen hat in der Vergangenheit und heute große Bedeutung und es sind nur wenige (überzeugende) Projekte dabei entstanden. Jetzt wurden bereits die Wertpapiere erwähnt, was eine gute Einsatzmöglichkeit darstellt. Durch die unterschiedlichen Banken hast du viele unterschiedliche Akteure, die miteinander agieren müssen.
Neben den Wertpapieren würde ich allgemeiner sämtliche PKI-Projekte ()Public-Key-Infrastructure) als eine gute Einsatzmöglichkeit sehen. Aus PKI wird so dann dPKI (decentralized PKI) und erhalten somit die Vorteile, die ein dezentrales Rechennetzwerk so bietet (Single-Point of Failure Resistenz [Ausfall von Systemen, Hacking, …], Reduzierung von Zensur, …).
Aus der dPKI-Überlegung raus ist man auch in der Lage ein sogenanntes Self-Sovereign Identity umzusetzen, also die Möglichkeit den Anwender wieder in die Verantwortung seiner Daten zu übergeben (sofern er das möchte).
Die gehypten Themen zu DeFi und NFT haben auch ihre Daseinsberechtigung, wenn sie auch deutlich zu stark repräsentiert werden. Crypto-Kiddies war ja das Parade-Beispiel hierfür, wie solch ein Hype ausarten kann.
Ein NFT auf ein echtes, reales Kunstwerk? Ich habe oder kaufe oder stehle dieses echte Kunstwerk, leg es in meinen Bunker und besitze es. Ich kann es fühlen, riechen, damit angeben, zersägen, wasauchimmer. Und was macht der Besitzer mit diesem blöden NFT? Ich verstehe es nicht.
Ein NFT auf ein digitales Kunstwerk? […] Aber was nützt diese Signatur denn? Ich kann die Musik auch als Kopie genauso hören - ohne Signatur. Das Bild kann ich angucken oder ausdrucken - ohne Signatur. Die Software kann ich nutzen… Usw.
Es gibt in unserer Welt tatsächlich viele Dinge, die wir mit Papieren als unser Eigentum ausweisen. Für ein Haus hat man eine Besitzurkunde, für Auto sind es Fahrzeugschein und -Brief (gibt es das noch so? Ich habe schon sehr lange kein Auto mehr xD ) und selbst deine Identität wird mit einem Stück kompliziert hergestellten Papier nachgewiesen (Personalausweis). Warum also nicht solch einen Nachweis digitalisieren? Wie kann man hier verhindern, dass solch ein Nachweis nicht kopiert und verändert wird?
Ich bin tatsächlich Laie der Kunst und werde den Unterschied von einer echten Mona Lisa niemals von einer Kopie unterscheiden können. Aber es wird Merkmale geben, die das Original erkenntlich machen. Und diese Merkmale könnte man zum Beispiel in ein digitales Zertifikat mit einbinden. Dies ist jedoch nur ein Beispiel, um auf deine Frage einzugehen. Es wird vermutlich nicht so umgesetzt und ich wäre da auch nicht so ein Fan von.
smart contracts oder Blockchain in Verbindung mit der realen Welt
Das Oracle Problem besteht immer. Kühlkette kontrollieren? Der Sensor zeigt die falsche Temperatur an und das Fleisch vergammelt - in der Blockchain steht aber „richtig gekühlt“.
Das ist in der Tat ein Problem. Was ist aber, wenn du zwei oder mehrere Sensoren von unterschiedlichen Herstellern hast? Hier kommen wir dann wieder an ein Problem, in dem ein Konsens wichtig wird.
Mein Haus ist in der Blockchain eingetragen, aber plötzlich diktiert ein Diktator, sprengt mein Haus weg und legt einen Badesee an. In der Blockchain steht dort noch mein Haus. Ich versteh den Sinn nicht.
Und was passiert mit deinen Bitcoins, wenn der Diktator kommt und deine Bitbox mit den privaten Keys klaut/ sprengt? Wenn du schlau warst/bist, kannst du dein Wallet wiederherstellen, bevor der „Diktator“ deine Coins holt. Aber wesentlich ist, dass es keine automatische Anpassung in der Bitcoin-Blockchain gibt, dass wirklich nur DU an deine Coins ran kommst. Es besteht eigentlich auf allen Blockchain-Systemen ein Orakle-Problem. Oder allgemeiner, sämtliche Digitalisierungen von physischen Werten haben ein Orakle-Problem, ganz unabhängig von Blockchains.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich würde auch nicht alles auf eine Karte setzen. Und gerade der Vergleich von BTC und ETH ist nicht hilfreich, da unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Ich glaube an eine Koexistenz von beiden Systemen und dass die Entwickler nicht streiten, sondern zusammen arbeiten sollten. Vielleicht kann dann Arbeit recycelt und auf dem jeweils anderen System verwendet werden können.