Bitcoin Mining in Guatemala – Bitcoins schürfen mit altem Speiseöl

Das bevölkerungsreichste Land Zentralamerikas

Guatemala, das bevölkerungsreichste Land Zentralamerikas, zählt 83 Millionen Einwohner – und das auf einer Fläche, die ungefähr dreimal kleiner als Deutschland ist! Das verhältnismäßig kleine Land grenzt dabei an Mexiko, Belize, Honduras und außerdem El Salvador, welches sich als den ersten Staat bezeichnen darf, der Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärte.

Das zentralamerikanische Land Guatemala ist ebenfalls durch die Kultur der Maya geprägt, die sich schon im 2. Jahrtausend vor Christus in den Regionen des Kontinents ansiedelten. Zentrum des Maya-Reichs war damals die Stadt Tikal, die auch heute noch als Ort der Erinnerung an die vergangene Zeit dient. Bis zum heutigen Tage gibt es über das Volk der Maya mehr Theorien als echtes Wissen. Ein Rätsel ist sowohl die Ansiedlung als auch das Verschwinden der Maya.


Die Stadt Tikal | Foto: Canva


Die Maya waren es, die das Gebiet des heutigen Guatemalas einst besiedelten. Doch die Region sollte ebenfalls nicht von einer fremden Kolonisation verschont bleiben. So eroberten bereits im Jahre 1524 spanische Eroberer das zentralamerikanische Gebiet. Nach schier unendlich langer Zeit wird Guatemala im Jahre 1821 schließlich zu einer unabhängigen Republik. Der 36-jährige Bürgerkrieg, der im nächsten Jahrhundert von 1960 bis 1996 wüten sollte, zeichnet die Bevölkerung allerdings noch heute.

Doch es gibt Hoffnung! Bitcoin hat es nach Guatemala geschafft – das Projekt am „Bitcoin-See“ möchte für wahre Unabhängigkeit und Freiheit sorgen. Lese diesen Beitrag und erfahre, wie Bitcoin die Bürger des Bitcoin-Sees emanzipiert und erfahre, wie Bitcoin-Mining den See vor Verschmutzung schützt!

Inhaltsverzeichnis

  1. Der Lago de Atitlán

  2. Einst stolze Bewohner

  3. Ein Perspektivwechsel am See

  4. Aus dem Atitlán wird der „Lago Bitcoin“

  5. Bitcoin-Mining zur Säuberung des Sees

  6. Bitcoin-Mining mit gebrauchtem Speiseöl

  7. Der Mining-Prozess

  8. Wie Bitcoin-Mining den Atitlán unterstützt

Der Lago de Atitlán

Westlich von Guatemala Stadt – der Hauptstadt Guatemalas, erstreckt sich der circa 130 Quadratkilometer große See „Lago de Atitlán“. Der somit zweitgrößte See des Landes ist umgeben von drei großen Vulkanen. Das erklärt auch die Entstehung des Sees, denn Grund für den nun mit Wasser gefüllten Krater ist der Ausbruch des Vulkans „Atitlán“.

„Panajachel“ – oder einfach „Pana“ wird die größte Stadt genannt, die am Lago de Atitlán gelegen ist. Es gibt allerdings zahlreiche weitere Dörfer, die sich um das Ufer des Sees schlängeln. Erreichen tun sowohl Guatemalteken als auch Touristen diese abgelegenen Orte durch Busse oder durch kleine Boote – auch als „Lanchas“ bezeichnet.


Lago de Atitlán | Foto: Canva


Romantische Fischerbötchen, dunkelblaues Wasser, grüne Landschaften und drei gigantische Vulkane zeichnen das Bild der Region rund um den Lago de Atitlán. Weil der See eine sinnliche Ruhe ausstrahlt, ist er wohl nicht ohne Grund für viele Menschen der schönste See des Landes. Natürlich kann man sich auch an der paradiesischen Umgebung des Sees erfreuen – ein Must für alle Wanderfans und Fahrradfanatiker!

Das i-Tüpfelchen der Region stellt wohl das Naturschutzgebiet „Reserva Natural Atitlán“ dar. Die frühere Kaffeeplantage ist heute ein Ruhepol für aller Art Tiere, wie beispielsweise Schmetterlinge, aber auch Affen und Nasenbären. Doch die Bewohner des Lago de Atitlán haben trotz dessen mit immer mehr Problemen zu kämpfen. So gefährdet die erhöhte Verschmutzung des Sees die Gesundheit der Menschen und somit das Leben in der Region!

Einst stolze Bewohner

Einst waren die Bewohner der Dörfer des Sees stolz – der Atitlán war ein wahrer Tourismusmagnet und zog Touristen aus allen Teilen der Welt an. Mit ihren bunten Kleidern prägen die Maya-Gruppierungen den See ebenso wie die Fischer mit ihren rustikalen Booten. Wohl nicht ganz zu Unrecht bezeichnete das Tourismusamt den Lago de Atitlán als den „schönsten See der Welt“.

Ende 2009 scheint diese Realität der Vergangenheit anzugehören, denn der Atitlán scheint nun mehr Kloake als See zu sein. Verhüllt durch eine braune Algenmatte finden selbst stärkere Motorboote kein Durchkommen mehr. Der See roch inzwischen ungut und Bewohner versuchten hilflos, die Algenmatte eigenhändig zu entfernen. Doch wer den Kontakt zu den Algen suchte, sah sich bald mit einem anderen Problem konfrontiert – schwere Reizungen der Haut waren nicht zu vermeiden.


Ansammlung von Cyanobaktieren | Foto: Wikipedia Commons


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So kam das Unvermeidbare – Touristen blieben aus, weil sich die Nachricht nicht nur in Guatemala, sondern auch international verbreitete. Egal ob Fischer, Hotel- oder Restaurantbesitzer, der Atitlán ist Existenzgrundlage für die meisten der Bewohner. Der See versorgt die Menschen nicht nur Trinkwasser, er ist auch wichtig für den Tourismus und die damit verbundenen Einkünfte. So dauerte es nicht lange, bis erste Hotelbetriebe und Gaststätten ihre Pforten schließen mussten.

Auslöser für die Algenbildung sind die im Wasser enthaltenen Cyanobakterien. Sie ernähren sich von dem im Atitlán vorhandenen Phosphat und Nitraten, was durch Abwasser, Dünger, Waschmittel oder Abfall in den See gelangt. Wenn das Wetter schließlich sehr warm wird, können sich die Bakterien stark vermehren und so bilden sie eine Schicht auf der Oberfläche, die sich „Blauauge“ nennt. Dies stellt nun wiederum eine Gefahr für das gesamte Ökosystem dar.

Ein Perspektivwechsel am See

Reinigungen, Hotels und Restaurants sorgten sich vor dem Bewusstsein für Cyanobakterien nur in geringen Maße darum, was mit ihrem Abwasser passierte. Dünger und Abfälle spülte der Regen schließlich in die Zuflüsse oder direkt in den Atitlán. Doch nach der ersten Verschmutzungswelle kam es wohl zu einem Perspektivwechsel am See. Zahllose Umweltinitiativen riefen nun dazu auf, den See sauber zu halten und setzten sich für Bildung ein.

So wurde der umgekippte See auch für die Regierung zu einer Warnung. 2012 begann man deshalb mit dem Bau eines modernen und umweltfreundlichen Klärwerks in Panajachel. Über einen Kredit sollten die Kosten dafür gestemmt werden. Die Kosten in Höhe von 3 Millionen Euro sind allerdings viel zu teuer, um in jedem Dorf ein solches Werk zu erbauen.


Menschen am Atitlán | Foto: Canva


So sind auch 2019 nur etwa die Hälfte aller Bewohner an das Kanalisationssystem angebunden. Stattdessen fließen Abwässer entlang der Straße stromabwärts in den Atitlán. Außerdem funktioniere keines der Klärwerke problemlos. Und so zeigt sich wieder dasselbe Bild zur Jahreswende und Cyanobakterien zeichnen sich auf der Oberfläche des Sees ab. Sie erscheinen nun in immer kürzeren Spannen und einige von ihnen können sogar Durchfall oder gar Erbrechen hervorrufen.

Der Atitlán scheint sich in einer prekären Lage zu befinden. Der Zustand des Sees schafft nicht nur direkte gesundheitliche Risiken für die Bewohner, er könnte auch die Tourismuseinkünfte gefährden, auf den die Region so stark angewiesen ist. Die Abwärtsspirale scheint nicht mehr aufzuhalten – wäre da nicht ein neues Projekt, welches Hoffnung für die Zukunft bereitet.

Aus dem Atitlán wird der „Lago Bitcoin“

Eliazar arbeitete als Kellner in Panajachel – damals wusste er noch nichts über Bitcoin. Doch das sollte sich ändern, als er einen Mann im Restaurant erblickte, der ein Shirt mit dem Wort „Bitcoin“ trug. „Was ist Bitcoin?“, fragte Eliazar neugierig. Es war der Tag, der sein Leben für immer verändern sollte, denn der Mann zeigte ihm nicht nur, wie schnell und einfach eine Bitcoin-Transaktion funktionierte, er erzählte Eliazar ein paar Monate später von einem Projekt und fragte ihn, ob er dafür arbeiten wollte – das Projekt des „Lago Bitcoin„.

Wie in El Salvador, in dem Bitcoin bereits als gesetzliches Zahlungsmittel gilt, haben guatemaltekische Bürger meist ähnliche wirtschaftliche Herausforderungen. So entstehen 18 Prozent des BIPs Guatemalas durch Überweisungen von im Ausland lebender Familie. Über die Hälfte der Menschen im Land besitzen kein Bankkonto und Dienstleister wie Visa oder Mastercard nehmen 8 – 10 Prozent Gebühren pro Transaktion. Es geht also um mehr als den Lago Bitcoin, denn die Kryptowährung ermöglicht den Bürgern Guatemalas digital zu bezahlen und das nicht funktionierende System hinter sich zu lassen.





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Das ist der langfristige Ausblick für Guatemala. Der eigentliche Plan des Lago Bitcoin besteht aber darin, eine Bitcoin-Kreislaufwirtschaft in Panajachel zu erzeugen, Kinder in der Schule Bitcoin zu erklären, Anreize zu schaffen den Atitlán zu säubern und neue wirtschaftliche Möglichkeiten für die kleine schwungvolle Stadt zu formen.

Ist das geschafft, so kann man andere Gemeinschaften dazu ermutigen das Gleiche zu tun. Das langfristige Ziel ist es, das Bitcoin-Mining nach Panajachel zu bringen und dabei zu helfen, eine bessere Stromnetzinfrastruktur für die Bewohner aufzubauen. Möchtest Du wissen, wie Bitcoin beim Ausbau des Stromnetzes helfen kann? Dann lese meinen Beitrag zum Bitcoin-Mining im Kongo!

Bitcoin-Mining zur Säuberung des Sees

„Rund um den Atitlan-See gibt es 17 Dörfer. Die Gemeinden der einzelnen Orte entsorgen den entstehenden Müll nicht ausreichend oder verantwortungsbewusst. Diese Abfälle, einschließlich des gebrauchten Speiseöls (UCO) aus allen Restaurants, finden ihren Weg in die Flüsse, Bäche und den See“, so beschreibt Lago Bitcoin das Problem.

Ebenfalls beschreiben sie Bitcoin-Mining als das „Geschenk Satoshis“. Das erste Mal in der Geschichte gäbe es nun einen Anreiz, Abfall und anderes organisches Material erneut zu gebrauchen, um daraus Energie zu erzeugen. Das geschehe durch die besondere Anreizstruktur des Bitcoin-Minings. Die programmierte Schwierigkeitsanpassung, die Preissteigerung Bitcoins, das Halving oder der Fakt, dass Bitcoin auf 21 Millionen Coins begrenzt ist. Lese meinen Artikel zur Energienutzung Bitcoins, wenn Du Bitcoin-Mining verstehen möchtest!


Müll in Guatemala | Foto: Canva


Lago Bitcoins Mining-Projekt trägt den Namen „Kaboom“. Es soll demonstrieren, dass es nun wirtschaftlich sei, alte Mining-Geräte zu nutzen, die nicht länger effizient sind. „Kostenlose“ Energie sei leicht verfügbar – man müsse nur wissen, wie man sie nutzt. „Wenn man diese Anreize versteht, kann jeder, der über Abfall verfügt, diesen in Energie umwandeln, um Strom zu erzeugen und damit die Bitcoin-Miner zu betreiben“, so Lago Bitcoin.

Bitcoin-Mining mit gebrauchtem Speiseöl

Ebenfalls haben sie nach einiger Recherche und ein wenig Einfallsreichtum herausgefunden, dass es möglich ist, gebrauchtes Speiseöl zu benutzen, um einen Dieselgenerator anzutreiben. Beflügelt durch das neue Wissen hat sich das Team auf die Suche begeben und einen gebrauchten Generator aufgesucht. In Kombination mit der eingesammelten Menge Speiseöl wollen sie ein „Proof of Concept“ erschaffen.

Wusstest Du, dass Dieselgeneratoren ursprünglich entwickelt wurden, um mittels Pflanzenöl zu funktionieren? Das Öl verbrennt viel umweltfreundlicher als Benzin! Rudolf Diesel – der Erfinder des Dieselgenerators, hat diesen außerdem für die Nutzung auf bäuerlichen Familienbetrieben entworfen. Dadurch sei der Generator erreichbarer für den durchschnittlichen Bürger. Ebenfalls hat er eine längere durchschnittliche Lebensspanne und ist allgemein robuster als Benzingeneratoren.


"Kaboom", die Mining-Anlage von Lago Bitcoin | Foto: 67corvette


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Lago Bitcoin hat es geschafft einen alten gebrauchten Dieselgenerator zu erwerben. Er scheint wohl über 30 Jahre alt zu sein und er wurde anscheinend für Bewässerung genutzt. Anschließend begann das Eliazar und das Team die Restaurants nach gebrauchtem Speiseöl zu fragen. Die Restaurants waren mehr als glücklich, das benutzte Öl abgeben zu können!

Mit Generator und Öl im Gepäck fanden sie ebenfalls ein kleines Grundstück, was sie zum ersten offiziellen Bitcoin-Mining-Standort Guatemalas machten. Der Generator und die Miner stehen unter einem Dach – ansonsten sind zu offen für die Allgemeinheit sichtbar. Das Klima von Panajachel begünstigt den Prozess, denn die niedrige Luftfeuchtigkeit und die gemäßigte Temperatur schaffen gute Voraussetzungen.

Der Mining-Prozess

Es benötigt einige Schritte, das Speiseöl für das Mining vorzubereiten. Zuerst muss das Öl in einen großen Kessel gegeben werden, sodass es mit einem kleinen elektrischen Grill erhitzt werden kann. Nachdem das Öl für ungefähr 10 Minuten erhitzt wurde, kann es nun im zweiten Schritt getrennt werden. Eliazar (s. Foto) filtert jetzt das Öl, indem er es durch ein Stück Kleidung kippt. Anschließend kann es in einen ca. 20 Liter großen Tank gefüllt werden, der neben dem Generator platziert wird.

Jetzt können zwei Schläuche vom Tank aus an den Dieselgenerator angeschlossen werden. Sobald der Generator angeschlossen wird, zieht er automatisch das Öl in den Generator und gibt das ungenutzte Öl zurück in den Tank. Jetzt sollte der Generator ebenfalls an eine Batterie angeschlossen werden.


Der Bitcoin-Mining-Prozess | Foto: Lago Bitcoin


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Von der Batterie wird der Strom jetzt zu einer 220-Volt-PDU (Stromverteilungseinheit) weitergeleitet. Die Einheit wird benötigt, wenn man sie an einige S9-Mining-Geräte oder an ASIC-Miner der neueren Generation anschließt. Die spezielle Hardware benötigt man für den Bitcoin-Mining-Prozess.

Lago Bitcoin sieht in der Nutzung des Speiseöls eine Win-win-Situation für die Community. Das Öl gelangt nun nicht mehr in die Kanalisation, wo es den Boden und das Wasser schädigt. Stattdessen wird es im Dieselgenerator verbrannt – dies sei die deutlich bessere Alternative. Mit einem Teil der generierten Bitcoin unterstützen sie wiederum die Community. Mit 88 Th/s können sie schon mal 233 US-Dollar im Monat durch Mining generieren, was ungefähr die Hälfte des durchschnittlichen guatemaltekischen Einkommens ist!

Wie Bitcoin-Mining den Atitlán unterstützt

Eliazar, der Leiter des Mining-Standorts in Panajachel, hat nur durch Bitcoin viele neue Freunde in der Stadt gefunden. Er trifft viele Menschen, die ihn über Bitcoin-Wallets und über Bitcoin-Mining ausfragen und welche, die wissen wollen, wie Bitcoin-Transaktionen funktionieren. Er musste von allem etwas lernen, um ihren Fragen Antworten folgen lassen zu können.

Das ist ebenso meine Mission durch die Perspektive Bitcoin! Ich möchte über systematisch benachteiligte Menschen aufklären und aufzeigen, wie Bitcoin für diese Menschen neue Möglichkeiten schaffen kann. Am Lago Atitlán ist noch viel Arbeit zu vollbringen! Nur durch ihre Hilfe konnte ich diesen Artikel in dieser Ausführlichkeit schreiben. Möchtest Du das Projekt unterstützen? Wie wäre es mit einer Bitcoin-Spende? Eliazar und das Team freut sich über jede Hilfe über ihre Bitcoin-Lightning-Adresse.

Bitcoin kann allen Menschen helfen – wichtig dafür ist die Unveränderlichkeit der Blockchain! Lese meinen Beitrag zur Zensurresistenz Bitcoins, um diese Relevanz zu verinnerlichen. Möchtest Du nichts mehr über Eliazar und Guatemala verpassen? Dann abonniere meinen Newsletter unten auf der Website oder folge mir auf Instagram oder Twitter!

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Das Thema hat mich wirklich sehr beeindruckt! Was wir in den kommenden Jahren wohl noch alles von dem Projekt hören werden? Wie gefällt Dir mein Beitrag? :point_right:t2: Du kannst meinen Content aktiv beeinflussen :loudspeaker: Welches Thema interessiert Dich? :man_shrugging:t2: Unterstütze meine Arbeit und entscheide, wie Deine Reise weitergehen soll! :world_map:

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