Mich interessiert eure Meinung zu einer eher ethischen Frage, die sich an eine bereits gestellte Frage - Bargeld im Bitcoin-Standard -anschließt: Wie kann Bitcoin ein Geld für Menschen sein, die sich bewusst für ein analoges Leben entscheiden, d. h. die sämtliche Geräte und das Internet ablehnen und ohne all dies leben wollen - werden die nicht durch Bitcoin dazu gezwungen, entsprechende Geräte zu nutzen? Müsste man nicht gerade für Bargeld kämpfen, um diesen Menschen ein solches leben zu ermöglichen? Ich bin gespannt auf eure Antworten und Meinungen!
Hab ich das Memo verpasst, dass Technikverweigerer jetzt eine schutzbedürftige Gruppe sind? Es gibt gute Gründe, für Bargeld zu kämpfen, aber das ist einer der blöderen, die ich gehört habe.
Danke für eure Antworten. Ich denke hierbei grade an viele ältere Menschen, die mit dem technischen Fortschritt nicht mithalten können oder wollen, sowie an Menschen, die ein Leben ganz im Einklang mit der Natur führen wollen. Ich persönlich finde, dass grade deswegen eine Kopplung von FIAT und Bitcoin eine gute Lösung wäre. Die Menschen, die BTC aufgrund fehlender Technikaffinität nicht wollen, können zwar nicht an dessen Wertsteigerung partizipieren und müssten Wertverfall und Betrug durch Staaten in Kauf nehmen, aber haben dafür trotzdem ein Geld, mit dem sie leben und bezahlen können.
Hier musst du bedenken, dass die jetzt alte Generation mit Fiat großgeworden ist.
Wenn wir alt sind und vielleicht in die Nähe von flächendeckender Nutzung von Bitcoin kommen, ist es bei uns „normal“.
Dazu bleibt die Entwicklung ja nicht stehen. Die Verwendung von BTC wird immer einfacher und einfacher.
Es heißt auch nicht, dass Fiat verschwinden muss. Man könnte einfach Fiat an BTC peggen und könnte so das jetzige System quasi 1:1 behalten.
Ehe wir einen Bitcoinstandard haben, sind die alt, die mit Technik großgeworden sind.
Die meisten Bitcoiner sind hoffentlich mit mir einer Meinung, dass man Bitcoin den Menschen nicht aufzwingen sollte. Wer es nicht verwenden will, muss das auch nicht. Das beste wäre ohnehin ein freier Währungswettbewerb, bei dem jeder seine bevorzugte Währung verwenden kann.
Ich denke auch, dass es immer einfacher werden wird. Dennoch, obwohl ich großer Fan von Bitcoin bin und auch schon mit Technik aufgewachsen bin, muss ich ehrlich gestehen, dass mir ganz ohne Bargeld was fehlen würde, und sei es das Sparen von Münzen im Sparschwein oder einfach dass man es damit grade Kindern gut erklären kann, was es heißt zu sparen. Ich denke aber, es muss nicht unbedingt so lange dauern, bis es einen Bitcoin - Standard gibt. Bitcoin hat eine zum Teil parabolische Entwicklung nach oben, das Wissen verbreitet sich und grade den Mächtigen wird klar werden wenn nicht schon sein, welche Entwicklung das FIAT-Geld nimmt. Man hat ja an der bisherigen Entwicklung von BTC gesehen, was in 10 Jahren alles passieren kann…
Ich denke eine 1:1 Anbindung von FIAT an Bitcoin wäre eine optimale Lösung, auch wenn man sich bei den jetzigen Bilanzen gar nicht vorstellen kann, dass solch eine geringe Geldmenge für die ganze Welt ausreichen kann.
Nur um die Begrifflichkeiten klarzustellen, Bitcoin-gedeckte Banknoten und Münzen wären kein Fiat-Geld mehr. Die Definition von Fiat-Geld ist gerade, dass es durch keinen Sachwert gedeckt ist.
Optimal für wen? Für den Herausgeber des gedruckten Geldes sicherlich nicht. Der hat erstmal nur Kosten und ist gegenüber Fälschungen verwundbar. Das größere Problem ist aber: Gegen was soll diese Institution denn die Bitcoin-gedeckten Scheine herausgeben, wenn nicht gegen Bitcoin?
Angenommen ich sei der Herausgeber, und hätte fälschungssicheres buntes bedrucktes Papier mit Zahlen drauf, und außerdem ein paar Bitcoin. Mr. Amish kommt zu mir und würde gerne mein Papiergeld verwenden. Ich verspreche, dass er die Scheine bei mir jederzeit in Bitcoin umtauschen kann, weil mein Geld sogar gedeckt ist. Was soll ich denn jetzt als Gegenleistung empfangen?
für mich eine hoch spannende Frage! Ich würde das sogar noch erweitern! Für mich, der ich versiert im Umgang mit digitaler Technik bin, zum Beispiel: Ich verweigere Digitalität in vielen Bereichen aus den Erwägungen zur Privatsphäre, Sicherheit und der mentalen Gesundheit.
Beispiel: Ich setze keinerlei mobile Finanz-Apps auf dem Smartphone ein. Weder Banking, noch Bezahl- oder Kreditkartenanwendungen. Nicht, weil ich analog leben möchte, sondern weil es für umständlich, aufwendig, unsicher und zu transparent ist. Gerade Banking-Apps sind voller Tracker, brauchen oft proprietäre Aufsätze der Tec-Konzerne („Google Play Dienste“) und bedeuten im Fall von Raub und Diebstahl (…leider inzwischen an der Tagesordnung hier in der Ruhrstadt) jede Menge Kalamitäten.
Somit fällt für mich mobiles Zahlen (z.B. Lightning) komplett aus. Nicht, weil ich damit nicht umgehen kann, sondern weil es für mich keinen Sinn macht.
Die „alten“ Menschen, die sich digitaler Technik komplett verweigern, dürften in 15, 20 Jahren Vergangenheit sein. Dagegen dürfte die Zahl derer, die sich aus ähnlichen Erwägungen wie ich verweigern, deutlich steigen.
Ich teile deine Ansichten und zahle beispielsweise aus diesen Gründen auch grundsätzlich nur bar, wenn irgendwie möglich, obwohl – oder gerade weil ich recht technikaffin bin. Leider fürchte ich, dass wir eine ziemlich verschwindende Minderheit sind, die eher noch schrumpfen oder durch Zwang zum Digitalen ausgerottet wird. Viele Dienstleistungen sind ohne trackende Smartphone-App jetzt schon garnicht mehr zu haben und da die meisten Menschen das gleichgültig hinnehmen, wird es in Zukunft noch zunehmen. Bald wird man komplett vom sozialer Teilhabe oder sogar von Grundbedürfnissen ausgeschlossen sein, wenn man sich nicht von den großen IT-Konzernen überwachen lässt.
Was Bitcoin betrifft, so hoffe ich auch nicht, dass Bitcoin das Bargeld verdrängen wird. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen man digital bezahlen muss, beispielsweise bei Internet-Käufen. Hier wäre Bitcoin/Lightning das Zahlungsmittel der Wahl.