Es gibt einen Grundgedanken wie das Geldsystem funktioniert, aber das Beispiel in 5:50 ist leider zu grob vereinfacht: Selbst wenn mehr Geld verliehen wird als existiert muss es keine weiteren Kredite zur Folge haben!
Das wird immer als Paradox dargestellt, dabei hat die Annahme einen Schöhnheitsfehler:
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Es ist unrealistisch dass alle Kreditnehmer gleichzeitig ihre Schulden zurückzahlen müssen sodass nie mehr Geld bezahlt werden muss als es gibt
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Die Kredite innerhalb der Laufzeit getilgt werden können.
Einfaches Gegenszenario mit nur zwei Geldteilnehmer, einer leiht sich 1000€ für 10% Zinsen, dann muss er 1100€ zurückzahlen. Da es aber nur den Geldverleiher und den Kreditnehmer im System gibt gibt es nur 1000€ von denen 1100€ zurückgegeben werden müssen. Wie geht das? Ganz einfach, das Geld wird nicht nur verliehen damit es rumliegt, es wird gleichzeitig benutzt um Handel zu betreiben. Während der Kreditnehmer also Arbeiten geht um Geld zu verdienen kauft ihm der Geldgeber regelmäßig seine Arbeit ab. Z.B. kann im ersten Monat 100€ zurückgegeben werden sodass es nur noch 1000€ Schulden sind und der Geldgeber kauft sich von diesen 100€ im Verlaufe der Fälligkeit Waren oder Dienstleistungen im Wert von 100€ vom Kreditnehmer. Dann kann der Kreditnehmer problemlos seine Schulden mit nur 1000€ bezahlen. Vielleicht ist das Beispiel einfacher wenn ihr die €‘s als Geldeinheit mit Möhren oder Äpfel als Geld austauscht. Es gibt jemanden der sich 1000 Äpfel leiht, aber irgendwann 1100 Äpfel zurückgeben muss …
Dieses System ist wie im Video beschrieben eine Umverteilung von Macht vom Kreditnehmer zum Kreditgeber aber es ist eine falsche Folgerung dass man immer zwangsweise einen neuen Kredit benötigt und somit immer größere Geldmengen benötigt. Im Gegenteil, sollten die Kreditnehmer gut miteinander Handel treiben und wirtschaften kann die Geldmenge und die Kredite sogar zurückgehen.
Das Problem ist ehr, dass die Kreditgeber so von den Krediten profitieren, dass sie die Macht bekommen um den Leuten immer noch mehr Kredite unterzujubeln und sogar ein festes Inflationsziel angeben: 2%. Wenn sie dieses Ziel erreichen erhalten sie immer 2% aller erarbeiteten Werte und haben somit eine gute und einfache Machtquelle.
Zusätzlich, dass es nie nur einen Geldherausgeber gibt, sondern viele Banken ist das System ehr eine neue Aristokratenschicht mit einer neuen eigenen Steuer (Cantilioneffekt und Inflationsgewinne) gegen die sich die Bewohner nicht wehren können weil diese Umverteilung automatisch eingesammelt wird. Die Bewohner können ihr Geld hinter der Feuerstelle vergraben und werden doch durch Inflation enteignet.
Aber was ich halt nicht mag ist, dass Populärwissenschaftlich immer gesagt wird: der Zins ist das Problem. Das halte ich für falsch, der Zins ist die Gegenkraft dass die Geldmenge und somit die Inflation nicht zu sehr wächst! Wie oben erwähnt ist es eine Fehlinterpretation dass sich Menschen das Geld nur leihen um es liegen zu lassen. Dementsprechend kann man nicht einfach sagen das Geld entwickelt sich Exponentiell immer weiter nach oben. Was wir in den letzten 10 Jahren erlebt haben ist aber die Phase der 0-Zins-Politik. Die Banken oder Aristokraten können sich also Kredite für Nichts leihen, teilweise sogar negative Zinsen: 1000€ Leihen und 900€ zurückzahlen, wer sagt da nein?
Und diese Steigende Kreditlast dann auf einmal mit Zinsen zu belegen, das ist das Perfide gewesen. Erst Geld verleihen mit dem Versprechen es gibt keine Zinsen (oder nur sehr geringe) und dann die Zinsen drastisch erhöhen. Wir sind in einer Situation, in die die Geldpolitik (Aristokratenschicht) alleine uns hinein manövriert hat weil die Bevölkerung es zugelassen hat dass das eigene benutze Geld manipuliert werden kann.
Aber wenn es konstant immer 10% Zinsen gewesen währen, dann würde es diese großen Schuldenberge heute nicht geben, weil sich die Leute entweder nicht so viel Geld leihen würden oder die Geldverleiher merken würden dass sie das Geld vom Kreditnehmer nie wieder zurück bekommen. Beides limitiert die Geldmenge und somit die Inflation. Zinsen sind also ein Gegengewicht zur maßlosen Verschuldung. Eine Verschiebung der Machtverhältnisse zur Aristokratie kommt auch ohne Geld im System auf, das Geldsystem hat es nur gefördert. Die ständigen politischen Eingriffe haben das Geldsystem so destabilisiert wie es heute ist weil die Marktteilnehmer sich immer an andere Gegebenheiten (Zinsen, Kreditregeln usw.) anpassen mussten. Diejenigen die das am schnellsten begriffen haben konnten auch am meisten davon profitieren, aber das Prinzip gab es auch schon vor dem Geldsystem (Evolution).
Das nächste Problem ist die Privatisierung der Gewinne und die Verallgemeinerung von Schulden. Wenn Staaten und große Firmen oder Banken hohe Risiken eingehen und wenn es schief geht immer zwangsweise von der Bevölkerung gerettet werden müssen, dann ist das auch eine Umverteilung von Macht ohne das das Geldsystem involviert ist. Es sieht nur so aus weil wegen den Rettungsmaßnahmen viel Geld fließt, aber diese ineffizienten Strukturen zu subventionieren ist eine politische Entscheidung und kann eigentlich nicht dem Geldsystem angehängt werden.
Deswegen mag ich es nicht die Zinsen alleine als Übel darzustellen weil sie eben ein limitierenden Faktor in das System einbauen der mit Zinspolitik aber ausgehebelt werden kann. Es lässt außen vor dass die Politik maßgebend beteiligt ist an der Situation in der wir uns befinden und es hätte diese Situation auch ohne Geld sondern mit Tauschgütern gegeben.
Bitcoin als allgemeines Geld würde verhindern, dass Geldpolitische manipuliert werden kann und somit der Cantilioneffekt warscheinlich verschwinden, aber gegen politisch beschlossene Subventionen, Steuern oder Staatshilfen für ineffiziente Firmen kann auch Bitcoin nichts unternehmen und dahingehend muss die Bevölkerung trotsdem weiterhin gegen politischen Missbrach kämpfen.
Die Animationen sind aber super und die Erklärung von Inflation und Deflation schön gemacht.