Wenn man nur lange genug auf Youtube sucht, findet sich zu beinahe jedem Produkt oder Service ein negativer Bericht. Einmal, weil die allermeisten Anbieter tatsächlich vor allem Geld verdienen wollen, andererseits, weil ganze Kanäle davon leben, besonders schockierende Fakten zu enthüllen.
SBF kein sympathischer Nerd und Philanthrop! Doc Martens sind überteuerter Schrott! Demeter wissenschaftsfeindliche ableistische Querschwurbler und Demokratiegefährder! Alnatura beutet seine Mitarbeiter aus! NordVPN, Established Titles, Skillshare und Masterworks ein übler Scam!
Die verdammte Liste hört gar nicht auf.
Bei Tabak- und Erdölkonzernen erwartet man das ja vielleicht noch und klar, bei Danone, Nestlé und der Süßwarenindustrie auch. Big Pharma sowieso aber inzwischen muss ich mich schon beim Sandwichmaker fragen, ob er unethisch produziert wurde, oder mich gar ausspioniert.
Apropos Erdöl: komme gerade aus Rumänien, wo ich um Gazprom und Lukoil einen Bogen gemacht habe, OMV gehört allerdings auch zu den Putinfreunden, Shell-ableger sind für Umweltskandale und ziemlich unschöne Geschichten in Nigeria bekannt. Preislich hatte ich keinen Nachteil, bei Rompetrol zu tanken, die gehören allerdings auch zu mehr als 50% inzwischen dem kasachischen und dem chinesischen Staat. Super.
Also das Konsumverhalten nach ethischen Gesichtspunkten auszurichten, klappt schonmal nicht, es sei denn, man richtet es sich in der Doppelmoral bequem ein und stellt mit Adorno ernüchtert fest: „es gibt kein richtiges Leben im falschen.“
Was bleibt - und das ist eine sehr persönliche Entscheidung - scheint mir die Frage, ob mir selbst ein Objekt oder eine Dienstleistung größeren Nutzen als die Alternativen bringt, ohne dabei bewußt einen größeren Schaden für Dritte in Kauf zu nehmen.
So richtig befriedigend ist das zugegeben nicht, nur fällt mir auch nichts Besseres ein.
Sollte jetzt Apple, um auf die Eingangsfrage zurückzukommen, weniger nützlich für mich werden, weil sie für mich wichtige Anwendungsfälle unnötig erschweren, würde ich wohl wechseln. Ich bin froh, Microsoft schon vor Ewigkeiten den Rücken gekehrt zu haben. Linux war für mich (unter Anderem) eine ästhetische Zumutung, da ziehe ich nach wie vor BSD vor. RISC OS war jahrelang mein Haupt-OS aber von der Sicherheit her ein Witz und bzgl. Leistungsumfang in den 90ern stehen geblieben. Seit Apple mit dem M1 auf ARM gesetzt hat, habe ich endlich ein leistungsfähiges modernes Betriebssystem auf meiner Lieblingsarchitektur.