Warum ist für dich POW der heilige Gral @Blocktrainer?

Ja diese Aussage hat mit dem Video nichts zu tun, weil es einfach falsch ist. Wo hast du denn das aufgeschnappt? Das ist totaler Quatsch :D.

Ich sehe die Kommentare hier alle irgendwie doppelt. Vermutlich ist da ein Konzept dahinter, aber das erschliesst sich mir noch nicht ganz. Die direkten Antworten kann man irgendwie nicht liken, nur welche, die auch so im Raum stehen.

Im r/bitcoin Channel von Reddit hat einer die Gefahren einer 51% Attacke erläutert und erklärt, wieso sich da viele Leute einen mega Kopf darum machen und das ganze eigentlich viel weniger Impact hat, als man denkt. Der Beitrag hatte viele Likes und keine „Gegner“. Aber ja, aktuell kratze ich mir mein Wissen so zusammen. :smiley: Ich kaufe mir wohl demnächst ein Buch vom Typen, den du im Video verlinkt hast. Irgendwann muss man sicher mal selber mit dem Zeug befassen und aufhören Blogs zu lesen und Videos zu schauen.

Hmm…komisch… das sollte normalerweise nicht so sein…kannst du mal nen Screenshot posten?

Ja der hat doch dann sicherlich erklärt, dass man mit einer 51%-Attacke eben keine Protokolländerungen vornehmen und sich z.B. mehr BTC auszahlen kann, oder?

Da wir aktuell noch keinen eigenen Artikel zu 51% Attacke auf blocktrainer.de haben (Memo an mich selbst: „Schreib einen!“), habe ich dir mal kurz aus einem BTC Echo Artikel die wichtigsten passagen rauskopiert: Vielleicht wird es dir dann klarer:

# Welche Folgen kann eine 51-%-Attacke haben?

Double Spend

Der Hauptvorteil des Angreifers einer Mehrheitsattacke ist die Möglichkeit, einen Double Spend zu tätigen. Allerdings ist es fraglich, ob sich eine solche Attacke tatsächlich lohnt.

Stellen wir uns das Szenario vor, dass Alice Eve ihr Haus verkauft. Sobald Eve ihre Version der Blockchain an das Netzwerk offenbart, die Version mit TX2 statt TX1, würde Alice das bemerken. Es wäre auffällig, wenn gerade die Transaktion von Eve an Alice nicht mehr in der Blockchain wäre. Hierbei handelt es sich um einen Rechtsfall und Alice könnte Eve wegen Betruges anklagen.

Vielleicht könnte ein Double Spend online Profit abwerfen? Man überweist einer Exchange einen großen Betrag und tauscht diesen in eine andere Kryptowährung, sobald er auf der Börse verfügbar ist. Danach sendet man eine neue Version der Blockchain, die man im Vorhinein selbst gemied hat und bei der die Transaktion an die Exchange nie stattfand. Dieser Betrug würde der Exchange auch hier direkt auffallen. Dabei sollte sich der Angreifer auch bewusst sein, dass man auf den meisten Exchanges mit persönlichen Daten registriert ist. So kann die Exchange auch hier rechtliche Schritte eingehen.

Ob sich eine solche Attacke lohnt, kommt auf die Kryptowährung an. Es gab bereits erfolgreiche 51-%-Attacken gegen manche Altcoins. Bei Bitcoin ist ein solcher Angriff eher unwahrscheinlich.

Blockchain-Zensur

Neben dem Double Spend könnten potenzielle Angreifer mit genügend Hashrate auch das Netzwerk zensieren. Dafür bräuchten sie einen deutlichen Vorsprung in Hashrate und müssten diesen lange Zeit aufrecht erhalten. Dann können die Angreifer darüber entscheiden, welche Transaktionen in der Blockchain inkludiert werden und welche nicht. Die Angreifer könnten auch andere Miner vom Mining ausschließen.

Die Grenzen der 51-%-Attacke

Trotz dieser mächtigen Position zum Double Spend und möglicher Zensur der Blockchain sind 51-%-Angreifer nicht allmächtig. Die Regeln des Netzwerks können nämlich nicht geändert werden. Außerdem ist eine solche Attacke immer mit Risiken verbunden.

Selbst mit 51 Prozent der Hashrate kann Eve keine neuen Bitcoins aus dünner Luft kreieren. Sie kann nicht entscheiden, dass sie plötzlich 100 BTC pro Block als Belohnung bekommt. Es ist ihr nicht möglich, Double-Spend-Transaktionen in ihre eigenen Blöcke zu verpacken. Sie hat auch keinen Zugriff auf das Geld der anderen Teilnehmer im Netzwerk.

Auch wenn Eve entscheiden kann, welche Transaktionen letztendlich in Blöcke kommen, kann sie die anderen Netzwerkteilnehmer nicht davon abhalten, Transaktionen zu senden.

Sollten sich die anderen Teilnehmer dazu entscheiden, aktiv gegen den Angriff vorzugehen, kann der Angreifer sie nicht auf seine Blockchain zwingen. Den ehrlichen Teilnehmern würden eine 51-%-Attacke auffallen und sie könnten den Angriff neutralisieren. Dafür erklärt man den ersten Block der bösartigen Blockchain für falsch. Folglich werden auch alle darauffolgenden Blöcke invalide. Der Angreifer hätte umsonst die Kosten für seine Attacke gezahlt.

Alles in Allem erlaubt eine 51-%-Attacke dem Angreifer, Double Spends durchzuführen und Transaktionen zu zensieren. Die willkürliche Manipulation des Regelwerkes ist nicht möglich. Angreifer könnten genau einmal einen Double Spend wagen – dank der Transparenz der Blockchain würden sie danach jedoch auffallen.

Wer könnte eine 51-%-Attacke ausführen?

Das bringt uns zu der Frage, wer als Angreifer in Frage kommt. Bitcoin ist ein spieltheoretisches Konstrukt. Die Bitcoins, die es als Belohnung für die Validierung von Blöcken gibt, sind ein Anreiz für die Miner, ehrlich zu sein. Dieser ökonomische Anreiz ist auch für die 51-%-Attacke relevant.

Wer eine 51-%-Attacke ausführt, geht ein beachtliches Risiko ein. Angreifer müssen Hashrate für eine falsche Version der Blockchain investieren. Das kostet auf jeden Fall Energie und damit Geld. Wenn sich das restliche Netzwerk gegen den Angriff wehrt, sind diese Energiekosten umsonst ausgegeben. Außerdem würden Angreifer nicht den Blockreward bekommen. Anstatt das Netzwerk anzugreifen und zu scheitern, hätten sie auch ehrlich minen können. So stehen auf der Kostenrechnung auch die Opportunitätskosten des Minings.

Der Anreiz ist also, dass eigennützig orientierte Miner ehrlich handeln. Das zählt unter anderem zur Innovation von Bitcoin.

Vorstellbar wären nun allerdings auch irrationale Angreifer, die nicht aus ökonomischen Interessen handeln. Das könnte zum Beispiel ein konkurrierendes Krypto-Ökosystem sein, das versucht, die Kontrolle zu übernehmen. Damit könnte man gewisse Transaktionen bspw. als ungültig bezeichnen und nicht in die Blockchain integrieren.

Selbst in diesem Fall hat die Bitcoin-Community allerdings noch eine Notbremse: Durch eine Hard Fork kann das Netzwerk den Angreifer abschütteln und seine Unabhängigkeit zurückgewinnen.

Wie macht sich eine 51-%-Attacke bemerkbar?

Eine 51-%-Attacke ist ein auffälliges und disruptives Ereignis, das auf keinen Fall unbemerkt bleibt. Die Blockchain würde sich bei einer 51-%-Attacke re-organisieren.

Hin und wieder kann es bei Proof-of-Work-basierten Systemen wie Bitcoin vorkommen, dass zwei Miner zur gleichen Zeit einen neuen Block finden. Nennen wir diese Blöcke Block A und Block B. Die eine Hälfte des Netzwerks bekommt Block A zuerst, die andere Block B. Das Netzwerk ist für kurze Zeit geteilt. Wenn die Hälfte mit Block B zuerst einen neuen Block findet (Block B+1), teilt sie diesen dem gesamten Netzwerk mit. Die Hälfte mit Block A erkennt, dass es eine neue gültige Version der Blockchain gibt, und reorganisiert sich. Dabei verwirft sie Block A und adaptiert die neue Kette mit Block B und Block B+1. Dieses Ereignis nennt man auch eine Chain-Reorg, die Re-Organisation der Blockchain.

Wie das Beispiel von oben zeigt, kann es durch Zufall dazu kommen, dass zwei Miner gleichzeitig einen Block finden. Damit hätte der Chain-Reorg eine Größe von einem Block. Solch ein Ereignis kommt öfter vor im Bitcoin-System. Es bringt das Netzwerk allerdings nicht aus dem Takt, sondern erzeugt erneuten Konsens (der gültige, letzte Block der Blockchain ist Block B+1).

Zurück zu unserem Beispiel: Nicht nur Block A und Block B wurden gleichzeitig gefunden, sondern ein Miner findet auch Block A+1 und ein anderer Block B+1 gleichzeitig. Damit sind die Blockchains zwei Kettenglieder, oder Blöcke, auseinander. Wenn jetzt ein Chain-Reorg passiert, ist er daher zwei Blöcke groß. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ereignis eintritt, ist deutlich geringer.

Je größer der Chain-Reorg, desto unwahrscheinlicher und auffälliger ist er also. Auch bei einer 51-%-Attacke würde ein Chain-Reorg passieren. Dieser würde allen ehrlichen Full-Node-Betreibern und Minern auffallen. Auf diese Art und Weise wäre die 51-%-Attacke entlarvt und die Bitcoin-Community könnte sich zu Maßnahmen entscheiden.

Btw. ja das Buch von Andreas ist sehr zu empfehlen, für den Einstieg ist „Bitcoin entdecken“ von Yan Pritzker aber vielleicht sogar besser geeignet.

Allgemein kannst du dich, wenn du an Literatur interessiert bist, auch gerne mal in unserer Rubrik „Bücher“ umsehen: https://www.blocktrainer.de/buecher/

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