Ah, du scheinst Stromänner zu lieben um nicht inhaltlich auf die Aussagen eingehen zu müssen.
Vielleicht siehst du wirklich keinen Zusammenhang zwischen Waffenlieferungen oder der Aussage, dass die Ukraine um jeden Preis verteidigt werden muss und einer Eskalation der Situation dort. Das Bedeutet aber nicht, dass es keinen Zusammenhang gibt.
Wenn du Waffen in ein Kriegsgebiet an den unterlegenen Gegner schickst, in welcher Welt eskalierst du diesen Krieg nicht? Während der Krieg mit einer Niederlage oder einem Sieg sonst schnell vorbei wäre kann das unterlegene Land mit diesen Lieferungen weiter kämpfen und den Krieg, das Leid und die Zerstörung weiterführen. Andernfalls gibt es ein politischen Systemwechsel und die Menschen können danach wieder ihr Land aufbauen.
Außerdem haben sich unsere politischen Führer dafür entschieden in großer Konfrontation zu Russland zu gehen und keine diplomatischen Lösungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. In welcher Welt ist das nicht eskalierend?
Und jetzt zur Frage: Kannst du mir einen vernünftigen Grund nennen, warum wir diesen Krieg so hoch eskalieren? (Ja das müssen streich ich mal, aber offensichtlich tun wir es)
Einfach zu sagen das ist ein Strohmann zeigt aber, dass du dich nicht mit diesen Sachverhalt auseinandersetzen willst. Mit anderen Worten: Auch du setzt dich größtenteils nicht mit den Inhalten auseinander sondern tust sie mit dem Argument ab: Das ist doch ein Strohmann, dass muss ich nicht beachten.
Natürlich kann ich das begründen, sonst hätte ich das nicht so geschrieben, und du könntest es auch wenn du anfängst darüber wirklich nachzudenken.
Die Eingangssituation ist doch: Russland wird als Konkurrent zur USA gehandelt, vielleicht nicht mehr so schlimm wie zur Zeit des kalten Krieges aber das Feindbild der Russen sitzt immernoch tief in den Köpfen der Menschheit. Falls du dich zurückerinnerst (oder einfach mal Zeitungsartikel aus dieser Zeit ließt): In den späten 2000er Jahren und frühen 2010er wurde Russland von den USA ungefähr so angefeindet wie China aktuell von den USA gesehen wird. Vielleicht nicht offensichtlich feindlich aber definitiv unterschwellig als Bedrohung angesehen.
Dann gibt es ein Militärbündnis, dass sich offiziell gegründet hat gegen die UDSSR vorzugehen, dessen Rechtsnachfolger Russland ist. Offiziell zielt das Militärbündnis nicht mehr gegen Russland aber inoffiziell ist klar ersichtlich, gegen wen das Bündnis sich immernoch schützen will: Beispiel die Planspiele und militärischen Übungen im Falle einer Invasion von Russland oder das Raketenabwehrschild, welches alleine schon durch die Positionierung Raketen so gut wie nur aus Russland abfangen kann. Und dann weitet sich dieses Bündnis immer weiter Richtung Russland aus mit der Osterweiterung.
Klar kannst du all diese Anzeichen kleinreden, aber die Frage ist nicht, ob du dich durch die Nato bedroht fühlst oder ob du diese Argumentation verstehst sondern ob Russland sich durch die Nato bedroht fühlt. Und Russland macht seid wenigstens 15 Jahren klar, dass es sich bedroht fühlt.
Begründung 1: Analogie:
Da laufen viele Menschen mit einem Messer über den Weihnachtsmarkt. Würdest du dich bedroht fühlen? Klar haben die ihre Messer nur an ihrem Gürtel dabei und benutzen sie nicht, aber das ändert sich nicht an der bedrohlichen Stimmung, die das Verursacht und gegen die man sich wehren will.
Wenn du Russland jetzt also absprichst, dass es sich gegen diese Bedrohungslage wehren darf, dann treibst du Russland immer weiter in die Enge. Und dann zu sagen: Ja aber der hat doch angefangen und ist böse und ein Aggressor ist nochmal scheinheiliger.
Begründung 2: Historie
Wie jetzt auch schon oft geschrieben hat die USA im kalten Krieg es auch nicht gut gefunden dass Russland Atomaffen in Kuba stationiert, also in relativer Nähe zu den USA. Natürlich hat auch die USA die Atomwaffen dort als Bedrohung empfunden auch wenn die Atomwaffen nie zum Einsatz kamen.
Bezüglich der Nato könnte man diplomatisch die Situation komplett einfach lösen: Nehmt Russland einfach auch in die Nato auf und das gesamte Russland-Nato-Konfliktpotential ist wahrscheinlich sogut wie sofort gelöst. Aber das ist politisch nicht gewollt und wurde schon zur Zeit der ersten Nato-Osterweiterungen diskutiert. Der Feind Russland soll scheinbar bestehen bleiben. Warum das so ist kann ich natürlich nur spekulieren, die Folge ist aber glaßklar: Konflikte mit Russland und Eskalaiton werden billigend in kauf genommen.
Und ich bin mir sicher, dass dir das genauso klar ist wenn du nur ein wenig die Informationen zusammensetzt. Ich hoffe für dich, dass es also nur eine Probe für mich war und keine Aufforderung: Bitte erkläre mir doch, warum Russland sich durch die Nato bedroht fühlt.
Dann mal die Frage: Hat sich Russland militärisch eingemischt oder oder hat Russland die Separatisten genauso unterstützt wie wir jetzt Waffen an die Ukraine liefern? Mit diesem Ansatz sind wir heute bereits vollständig am aktuellen Krieg beteiligt…
Ich will das nur wissen weil ich immer wieder darauf zurück komme: Warum unterstützen wir diesen Krieg, warum unterstützen wir das Morden dort mit Waffenlieferungen und eskalieren immer weiter. Eine Antwort, die ich nicht verstehe ist: Weil wir moralisch auf der Seite der Ukrainern sind und somit alles von den Ukrainern gut finden müssen und alles von den Russen schlecht. Diese Ansicht kann ich nicht teilen weil ich weder die Ukrainer noch die Russen als außenstehender irgendwie diskriminieren will. Warum sollte ich also aus moralischen Gründen eine Seite bevorzugen und die andere herabwürdigen? Das macht für mich absolut keinen Sinn. Ich sehe also nicht ein, warum ich parteiisch sein sollte und halte diese Parteilichkeit für Diskriminierung. Beide Seiten haben wie in jedem Krieg menschenverachtende Dinge getan. Warum sollte ich da eine Seite besser oder schlechter stellen?
Das sinnvollste, was wir also als außenstehende Dritte machen können ist für Frieden und Diplomatie zu sorgen damit das Sterben dort aufhört. Wir als Land haben uns aber dafür entschieden parteiisch und diskriminierend zu sein und eine Seite (die Ukraine) bedingungslos zu unterstützen. Dafür übersehen wir sogar großzügig, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit den größten und teuersten Anschlag auf unsere Infrastruktur verübt haben (Nordstream).
Außerdem reden wir hier über eine längere Zeitspanne des Ukrainekonfliktes. Also selbst wenn du sagst, dass der gesamte Konflikt von Russland ausgeht weil es die Krim militärisch annektiert hat (was genauso eine Vorgeschichte hat und wie gesagt nicht unbedingt ein militärischer Eingriff sein muss), nach dieser Annektion hat sich Russland relativ ruhig verhalten und definitiv nicht weiter militärisch in das Gebiet der Ukraine eingegriffen. Trotzdem gab es Kampfhandlungen von den Menschen dort. Wenn die Zeit um 2019 also kein Bilderbuchbürgerkrieg war, dann behauptest du also, dass die ganze Zeit die Kämpfe großteils durch russische Soldaten verursacht wurden?
Also so gut wie keine Quelle, nichtmal die westlichen Quellen schrieben das diese Kämpfe von Russischen Soldaten geführt wurden obwohl es wenigstens 8000 Tote durch Kämpfe gegeben hat.
Nein, so einfach kannst du nicht sagen, dass der Ukrainekonflikt kein Bürgerkrieg ist, aber wenn du Russland sowiso als immerwährenden Feind ansiehst, dann ist es klar, dass du hier eine völlig andere Sichtweise auf die Dinge hast. Ich will dir nur aufzeigen, dass es nicht das konsistenteste Weltbild ist.
Und vorallem will ich damit nicht sagen, dass Putin der Heilige ist, denn das ist genauso übertrieben in die andere Richtung. Ich will aber klar machen, dass auch Putin Gründe hat für den Krieg und wenn man die nicht versteht, dann kann man auch keine Friedensverhandlungen machen. Ich denke, das größte Problem ist die völlig einseitige Sichtweise auf den Konflikt, das zu immer weiterer Eskalation führt. Und diese Eskalation kommt, egal ob die Befürworteter der Waffenlieferungen das in einem Zusammenhang bringen oder nicht.