Rheinische Post: Bitcoin und andere Kryptowährungen untergraben Sanktionen

Ein aktueller Bericht in der Rheinischen Post belegt neue US-Sorgen gegenüber dem Bitcoin. Bin mal gespannt wie die USA das in Zukunft regulieren möchten.

„Solche Technologien erleichterten es den mit Sanktionen belegten Ländern, außerhalb des US-Finanzsystems Geschäfte zu tätigen, sagte ein Vertreter des Finanzministeriums vor Journalisten. Die von Strafmaßnahmen betroffenen oder auch nur bedrohten Länder könnten damit im internationalen Handel weniger auf Dollar-Geschäfte angewiesen sein. Das US-Finanzministerium setzt den Empfehlungen zufolge darauf, das Problem mit einer besseren Technologie- und Personalausstattung in den Griff zu bekommen.“

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Auf diesen Aspekt verweist Roman ja immer in positiver Hinsicht, die entsprechenden Akteure bzw. Staaten sind einer Dollarsanktion seitens der USA nicht mehr schutzlos ausgeliefert.
Die Kehrseite gilt jedoch auch: wirtschaftliche Sanktionen verlieren so ihre Wirksamkeit und machen militärische Interventionen wahrscheinlicher.

Ja, natürlich klingeln mir hier auch Romans Worte durch meine Synapsen.

Was die militärischen Aktionen angeht: Bald werden die USA nicht mehr in jedes Land einmarschieren können welches Krypto als (Zweit-)Währung benutzt. Sonst wären ja ihre ganzen Einkaufsmalls in der Heimat ohne eigene Population.

Sagt jedenfalls meine frisch polierte Glaskugel - auch wenn es noch einige Jahren dauern wird…

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Mal eine provokante Nebenfrage: Braucht es eine selbst ernannte Weltpolizei die jedem Staat diktiert mit wem und zu welchen Konditionen in welcher Währung Handel getrieben werden darf?

Zumindest nach meiner Meinung ein ganz klares nein.

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Natürlich kann man die Frage stellen, ob es überhaupt eine Polizei braucht, warum Regeln und Gesetze Gültigkeit beanspruchen dürfen sollen, doch was bringt das wirklich? Während innerstaatliche Zwänge vielleicht noch als notwendig für das Zusammenleben einer sozialen Gruppe gedeutet werden können, geht es hier kaum verhüllt um die Durchsetzung hegemonialer Ansprüche.
Ob die USA den Dollar, Russland das Gas oder China seine Kredite als Instrument einsetzen, ist dabei doch gleich. Die Frage, ob das Recht bzw gerecht sein kann, haben schon die Melier vor 2500 Jahren gestellt, als Athen deren Unterwerfung im Peleponnesischen Krieg forderte. Die Antwort darauf, die Thukydides gibt, wird bei heutigen Realpolitikern nicht anders ausfallen:

Unser Urteil und Handeln widerspricht ja nicht den Vorstellungen der Menschen von den Göttern und auch nicht den Wünschen, die sie für sich selbst hegen. Wir glauben, dass bei den Göttern vermutlich, ganz sicher aber bei den Menschen, überall aus einem Zwang der Natur heraus das Mächtige über das gebietet, dessen es Herr wird.
Dieses Gesetz haben wir nicht gegeben, auch nicht als erste angewandt; wir wenden nur das vorgefundene an und hinterlassen es als ein künftiges für ewige Zeiten, wohl wissend, dass auch ihr und andere, wenn sie zu derselben Macht kommen sollten wie wir, wohl das gleiche tun würden.

Übrigens hatten sich die Athener zuvor auch die Seebundkasse einverleibt und kontrollierten schliesslich so die eigentlich unabhängigen Mitgliedsstaaten:

Sie zwangen die Bundesgenossen, athenische Gewichte, Maße und Münzen zu übernehmen, und beraubten sie durch Schließung ihrer lokalen Münzen eines manifesten Symbols ihrer Souveränität und Unabhängigkeit. Sie verschärften die Bestimmung für die Eintreibung und Ablieferung der Tributzahlungen und setzten Athen als Gerichtsort fest, falls wegen Verletzung der Bestimmungen geklagt wurde.

Insofern ist das ein ganz alter Hut und Kritik daran kommt immer von denen, die entweder keine Macht haben, die Dinge zu ändern oder selbst gerne Hegemon wären.

Da bin ich absolut bei dir. Die Geschichte ist ja voll von Beispielen bei denen eine militärisch oder wirtschaftliche Macht völlig unlegitimiert ihre Interessen ausgeübt hat.

Das halte ich für absolut zynisch, bitte denke da noch mal in Ruhe drüber nach. Wo hast du so einen Unfug her?

Du wirst kaum allen Menschen, die sich pauschal gegen eine wie auch immer geartete Form der Machtausübung von Staaten oder Organisationen wenden, unterstellen können, sie vertreten diese Position nur, weil sie selbst auf der falschen Seite der Macht stehen - also der Empfänger der Unterdrückung sind. Und selbst dann würden sie ja ihre Position zu Recht vertreten. Insofern sich Menschen gegen unlegitimierte Machtausübung wenden (ob Melier gegen Athener, Gallier gegen Römer, Iraner gegen Amerikaner, Tibeter gegen Chinesen, Juden gegen Nazis, oder sonst jemand), tun sie das aus völlig nachvollziehbaren Gründen und Absichten. Das dies leider geschichtlich „ein alter Hut“ ist, macht es im Übrigen nicht besser.

Was haben sich auch damals zu Zeiten des Haifischkapitalismus im 18. und 19. Jahrhunderts Arbeiter gegen mörderische Arbeitsbedingungen, ausbeuterische Löhne und desaströse Wohnverhältnisse gewehrt? Sie hatten sogar die Frechheit sich in Gewerkschaften und Parteien zu organisieren um für ihre Interessen zu kämpfen. Alles aus purer Machtgier? In deinen Augen offensichtlich schon.

Ein merkwürdiges Geschichts- und Sozialverständnis von dir.

All diejenigen, die sich erfolglos dagegen gewehrt haben hatten ja gerade nicht die Macht das zu ändern, so meine ich das. Das betrifft alle Einzelpersonen, Gruppen und die allermeisten Staaten. Auch Mittelmächte wie Deutschland sind relativ machtlos, wenn es darum geht, Ziele gegen Großmächte durchzusetzen.
Beispiele, wo staatliche Akteure tatsächlich die Möglichkeit gehabt hätten, auf überlegene Macht und deren Durchsetzung zu verzichten sind doch ziemlich dünn gesät und scheinen sich zumindest nicht nachhaltig durchgesetzt zu haben.

@TynHau Du verfolgst aus meiner Sicht einen sehr philosophischen Ansatz, um den es mir bei meinem Teilzitat Deines Beitrages garnicht ging.

Das faszinierende an BTC ist aus meiner Sicht eben gerade der Umstand, dass auch Staaten wie die USA, zumindest ausserhalb Ihrer Staatsgrenzen diesen nicht unterbinden können.

Bis zu Deinem dritten Beitrag empfand auch ich Deinen zweiten Beitrag als zynischen aber zumindest rhetorisch sauber gespielten Provokationsversuch, doch nun beschleichen mich erste Zweifel.

Nur um das klar zu stellen: niemand sollte hier persönlich angegriffen werden oder dergleichen!
Es ging mir auch weniger darum die Ausübung von Macht moralisch zu bewerten, sondern nur um die These, dass der Mächtige, den es stets geben wird, darauf nicht freiwillig wird verzichten wollen. Ob Bitcoin das unmöglich machen würde? Schwer zu sagen, ich glaube letztlich nicht aber das wäre Spekulation.

Manches würde Bitcoin aber fast sicher erschweren, wie eben die Währungssanktionen. Kann halt sein, dass dann einfach zur nächsten Waffe gegriffen wird, statt mit den Achseln zu zucken und den „Gegner“ in Ruhe zu lassen. Allerdings sehe ich Wirtschaftssanktionen auch sehr kritisch, sie bringen ein Regime wenn überhaupt nur nach sehr langer Zeit zu Fall und dann sind Land, Leute und Wirtschaft so nachhaltig ruiniert, dass ein Wiederaufbau regelmässig scheitert und stattdessen der Nährboden für den nächsten Konflikt bereitet wird.

Sanktionen sind für Demokratien vor allem deswegen das Mittel der Wahl, weil die Hemmschwelle Soldaten zu entsenden deutlich höher liegt und vom Wähler nicht unbedingt unterstützt werden. Alternativ haben sich mittlerweile Dronenschläge etabliert, was es für die Opfer sicher nicht besser macht.

Ach TynHau, ich habe lange überlegt ob ich überhaupt noch mal etwas zu diesem Thema schreibe soll/möchte. Du bist im echten Leben bestimmt ein super netter Kerl mit dem ich mich prächtig verstehen könnte. [keine Ironie!] Aber deine Beiträge machen es einem schwer sie unkommentiert zu lassen. Vermutlich weil sie einfach zu ungenau in den Formulierungen sind.

Zuerst: in diesem Thread hat dich meines Erachtens niemand persönlich angegriffen - auch ich nicht. Meine Einwürfe betrafen ausschließlich deine Argumente, nicht deine Person. Lies das bitte noch einmal genau durch falls du da unsicher bist.

Deine Formulierung „…und Kritik daran kommt immer von denen, die entweder keine Macht haben, die Dinge zu ändern oder selbst gerne Hegemon wären.“ hat bei mir folgende Interpretation ausgelöst [bewusst überspitzt ausgedrückt]:
Gegen Macht sind ja eh nur die, die keine Macht haben. Sie bedauern keine Macht zu haben, weil sie lieber selber andere Menschen unterdrücken würden.“ Und das konnte und wollte ich so nicht im Raum stehen lassen. Dies würde letztendlich bedeuten, dass sich kein Land oder keine gesellschaftliche Gruppe gegen den Hegemonismus - unabhängig von wem er kommt - wehren dürfte. Er wäre ja dann gemäß deiner von mir vermuteten Aussage ja nur selber an der Ausübung hegemonistischer Handlungen interessiert. Und das halte ich nun mal für Quatsch. Man kann ja kaum die Tibeter dafür kritisieren die militärische Eroberung durch China abzulehnen, und man kann ja kaum den Bitcoin dafür kritisieren sich nicht für politische Machtspiele der USA missbrauchen lassen zu können.

Oder wie es Arno-Nyme sagt:

Die Fragen politischer Machtverhältnisse sind insofern bedeutsamer ethischer Natur (und übrigens nicht eine Frage der Moral; wird gerne verwechselt).

Kurz formuliert:

Von meiner Seite ist es somit gut, ich hoffe meine Position ausreichend dargelegt zu haben. Und nochmals: dies war und ist ausdrücklich nicht gegen deine Person gerichtet (du bist ja nicht deine These oder Emotion).

VG,
Frank

Keine Angst, ich hatte das nicht als persönlich gemeint aufgefasst und wollte nur klarstellen, dass es auch meinerseits nicht persönlich gemeint war.

Du gibst meine Aussage allerdings insofern unzutreffend wieder, als dass du unterstellst ich meinte eine Auflehnung gegen Macht diene allein dem Zweck diese selbst auszuüben. Das sage ich nicht.
Natürlich lehnen sich nur diejenigen gegen Macht auf, die sie selbst nicht besitzen, das ist ja nun selbsterklärend. Zweitens neigen diejenigen, die tatsächlich über sie verfügen dazu, sie zu mißbrauchen. Die Möglichkeit von der Macht keinen Gebrauch zu machen untergräbt die eigene Position und droht im Machtverlust zu enden.

Ich setze mich persönlich übrigens für ein freies Tibet ein aber zur Wahrheit gehört auch, dass das Land vor dem Einmarsch der chin. „Volksbefreiungsarmee“ ein recht brutal geführtes theokratisches Feudalsystem war.

Der Tibet Mythos

(Natürlich ist jeder Quelle zu mißtrauen aber alles wird sich nicht so einfach abtun lassen)

Auch die von dir als Beispiel angeführten Gewerkschaften haben bisweilen natürlich ihre Macht mißbraucht, das ist aber kein Argument gegen die Selbstorganisation der Arbeiter etc.