Mir kam letzte Woche der Gedanke, dass Lebewesen auch eine Art Blockchain bilden:
Jedes Lebewesen, das existiert und zur aktuellen Zeit nachweisbar ist, also jede Mücke, jeder Löwe und jeder Mensch beweist ja durch seine Existenz, dass dieses spezielle Leben im jeweiligen Lebensraum funktioniert.
Jedes Lebewesen hat aber auch Eltern gehabt, die genauso Lebewesen gewesen sind und funktioniert haben müssen. Wenn das Leben der Eltern nicht funktioniert hätte, könnte es die Kinder nicht geben. Und das gleiche gilt auch rekursiv für die Eltern der Eltern usw.
Damit bilden die Individuen eine Art Blockchain, denn dass es mich als Lebewesen überhaupt gibt beweist, dass die komplette Kette an Eltern bis hin zur Urzelle als Leben funktioniert haben muss. Denn wenn auch nur ein Lebewesen meiner Vorfahren nicht als Lebewesen funktioniert hätte, dann würde es mich jetzt auch nicht geben. Und Funktionieren bedeutet insgesamt, dass die Lebewesen genug Ressourcen hatten um sich reproduzieren zu können. Von den vielen unzähligen Lebewesen, die es nicht geschafft haben sich zu Reproduzieren oder deren Nachkommen ausgestorben sind bekommen wir nichts (maximal wenig durch Fossilien) mit. Die Lebewesen, die aber jetzt existieren haben alleine durch deren Existenz eine Kette an Lebewesen als Eltern, die zwangsweise als Leben funktioniert haben müssen, denn sonst könnten wir dieses Leben heute nicht beobachten.
Diese Lebenskette mit jedem Lebewesen als Block kann sich jedoch anders als bei Bitcoin in der Zeit aufspalten weil ein Individuum mehr als ein Kind bekommen kann. Speziell für geschlechtliche Fortpflanzung bedeutet das aber auch, dass unterschiedliche Lebensketten wieder zusammen Verschmelzen können. Dafür enden manche Ketten wenn die am Ende stehenden Individuen keine Kinder mehr bekommen.
Was haltet ihr von dem Gedanken einer Lebenskette? Welche Prinzipien erlauben diese Ketten, bzw. welche Effekte sorgen für den Erhalt der Kette (stichwort PoW, PoS,…)? Gibt es weitere Arten von Blockchains in der Natur?
Der Gedanke mag imho nett sein, aber der Vergleich hinkt. Ziemlich stark sogar.
Würde es diese Blockchain der Natur geben, dann bräuchte ich keine Ahnenforschung mehr betreiben. Ich könnte einfach in einer der vielen verteilten Kopien nachsehen, die Zweifelsfrei die Lebenskette dokumentiert haben.
Was ich damit sagen will: Ich glaube es gibt passendere Bilder für das Leben als das einer dezentralen Datenbank.
Entsprechend finde ich es wenig zielführend willkürlich Bezüge zu PoW und PoS herzustellen, wenn die Ausgangslage dies eigentlich schon nicht hergibt.
Das stimmt leider nicht. Auch Menschen mit Chromosomenstörungen können völlig gesunde Kinder kriegen. Damit haben die Eltern mehr schlecht als recht funktioniert, mehrere Komorbiditäten aufgezeigt und meist ein kürzeres Leben und dennoch können deren Kinder ganz normativ und gesund bis ins hohe Alter sein.
Das mag stimmen, aber solange sie sich reproduzieren konnten, so schlecht ihr Leben selber auch war, dann sind sie ein Teil der Kette. Und wenn diese Kette bis heute überdauert hat, dann ist diese Kette auch eine der erfolgreich, egal wie schlecht oder gut deren Gene im Vergleich anderer Ketten ist. Für die Zukunft mag das ein Nachteil sein, für den aktuellen Stand ist die Kette ausreichend.
Nur weil diese Kette zwangsweise existiert bedeutet es nicht, dass wir jede Information daraus lesen könne. Ja die Gedanken gehen in richtung Ahnenforschung, allerdings muss diese nicht mit der Realität übereinstimmen. Wenn zB. im Geburtenregister von 1500 steht, dass Herr X mit Frau Y ein Kind bekommen haben, dann bedeutet das nicht, dass die Frau das Kind nicht auch von einem anderen Mann bekommen hat als wirklich dokumentiert ist.
Allerdings können wir in der echten Lebenskette genauso wenig nachschauen was wirklich damals passiert ist. Damit bleibt die Lebenskette immer nur ein Gedankenkonstrukt.
Was ich halt so fastzinieren an dem Gedanken fand ist, dass wir damit nachweisen können, dass alle unsere Vorfahren auch gelebt haben müssen. Sonst würde es uns nicht geben. Das sagt aber nichts darüber aus, wie sie gelebt haben und ob sie gute oder schlechte Menschen waren. Nur dass sie sich gegen andere Menschen und der Gefahren der Natur gut genug durchgesetzt haben.
Edit:
Bezogen auf die Bitcoinblockchain könnte man sich die Lebenskette vielleicht so vorstellen, dass beim Tod eines Lebewesens dessen Block gelöscht wird. Es existieren also im Gegensatz zur Blockchain nicht alle Blocke sondern nur die Aktuellsten. Trotsdem verweisen alle Blöcke eindeutig auf ihre vorgänger (Eltern).
Ich glaube, dass in der Bitcoin Blockchain mehr Grundkonzepte aus den Grundgesetzen der Natur stecken als umgekehrt. Also nicht die Blockchain in der Natur sondern die Natur in der Blockchain. Die fundamentalen Punkte die du genannt hast gehen in Richtung Evolution und Informationstheorie. Und wenn man da die grundlegenden Konzepte nimmt, dann kann man natürlich beliebige Analogien konstruieren.
So kann man auch die Entstehung der Erde als Planet als Blockchain sehen, weil den chemischen und physikalischen Prozessen immer andere vorausgehen und man den begrenzten Determinismus als eine Art Blockchain sehen kann. Und diese Prozesse sind immer ein proof of possibility. Es passieren immer die möglichen und wahrscheinlichen Prozesse (eine pyhsikalische Form von survival of the fittest) während die unmöglichen und unwahrscheinlichen Prozesse verdrängt werden.