Ich lese das häufiger, wo kommt das her?
Die Abgabenquote liegt in Deutschland bei weit unter 50% (~42%). Das ist trotzdem hoch, auch im internationalen Bereich Vergleich. Aber über 50% stimmt einfach nicht.
@sypher geht es um die Gesamtsteuerlast, @mxm, nicht nur die Einkommenssteuer.
Allerdings sollte @sypher berücksichtigen, dass wir einen progressiven Einkommenssteuerlast haben und inkl. weiterer Steuern die wenigstens eine Gesamtsteuerlast von 50% haben.
Einen Punkt, den Du aufmachst, finde ich allerdings sehr wichtig. Und zwar Folgenden:
Das ist doch so problematisch. Der Mittelstand trägt verhältnismäßige große Anteile der Steuerlast.
Man mag meinen, dass die progressive Einkommensteuer zu einem progressiven Steuersystem führt. Die Realität sieht aber ganz anders aus. Tatsächlich wird die progressive Wirkung der Einkommensteuer durch die regressive Wirkung der Sozialversicherungsbeiträge und indirekter Steuern (wie z. B. der Umsatzsteuer) nahezu aufgehoben.
Ja, mir auch, bzw. mehr noch: Um alle Abgaben (auch Sozialabgaben usw.). Daher ist die Abgabenquote ja der viel bessere Wert, denn kein Mensch zahlt nur Einkommensteuer und hat sonst keine Abgaben.
Edit:
Und ich habe bei der Verteilung ganz andere Werte gefunden:
Die Eisdielen, in den eine Kugel Eis unter 1,80€ kostet, würde ich gern sehen. In Frankreich verlangen sie gar 3€ pro Kugel. Das werden wir auch bald in Dtl sehen .
Das ist deshalb eine andere Verteilung, weil die gemessene Wert ein anderer ist. Bei @mxm der Anteil der Abgabenlast am Einkommen, bei @HODLer der Anteil am Gesamtsteueraufkommen.
Tatsächlich ist es nicht ganz einfach, die gesamte Abgabenlast zu berechnen, weil sie auf viele einzelne direkte und indirekte Steuern und Abgaben aufgeteilt ist – viele Möglichkeiten für Statistiker, es sich in die eine oder andere Richtung schön zu rechnen und natürlich auch für den Staat um die tatsächliche Höhe der Abgabenlast zu verschleiern, sodass die arbeitenden Menschen nicht auf die Barrikaden gehen. Ich verweise, was Deutschland betrifft, mal auf den Bund der Steuerzahler der für das Jahr 2023 auf 52,7% Gesamtabgabenlast für einen Durchschnittshaushalt kommt und dabei relativ vernünftig rechnet. Ich halte die Rechnung sogar noch für konservativ. Würde man zusätzliche durch den Staat verursachte Lasten (z.B. Inflation) hinzurechnen, wäre die Abgabenlast sicher noch höher.
Du hast die relative Abgabenlast nach Haushaltsbruttoäquvalenzeinkommen dargestellt.
Meine Grafik zeigt die Finanzierungsanteile. Also absolute Größen. Es gibt einfach deutlich mehr Menschen im Mittelstand, deshalb trägt der Bereich auch absolut natürlich stark zur Gesamtsteuerlast bei. Die Summe der dargestellten Anteile 100%.
Und genau hier liegt meiner Meinung nach eine Diskrepanz vor.
Es ist wird suggeriert, dass der progressive Einkommenssteuersatz für eine gerechte Steuerbelastung sorgen würde.
Wie oben geschrieben sorgen aber regressive Wirkungen von Sozialversicherungsbeiträgen und indirekten Steuern dafür, dass die relative Abgabenlast relativ ausgeglichen ist. Sehr hohe Einkommen tendenziell schon wieder weniger Steuerlast tragen, als der Mittelstand. Und das kann nicht sein.
Eines dürfen wir aber nicht vergessen. Das niedrige Sparergebnis ist vor allem auf den hohen Konsum von uns zurückzuführen.
Wenn ich sehe, was Leute sich im Supermarkt in die Einkaufswägen schmeißen bis hin zu was Leute bereit sind für Autos oder ähnliches auszugeben. Dieses, in meinen Augen, massiv erhöhte Konsumverhalten zieht sich wirklich durch alle Lebenslagen durch.
Ein Beispiel von letzter Woche. Die Frau eines Kollegen eines Freundes hat sich jetzt einen Traum erfüllt und hat einen All Inclusive Urlaub für 12 Tage in Australien gebucht. Kostenpunkt: Über 12.000€. Dieses Geld hat sie sich über die letzten Jahre zusammengespart.
Ich bin persönlich der letzte, der gegen das Reisen ist. Reisen ist gut. Reisen bildet. Viel mehr Menschen sollten auf Reisen gehen. Was mich an der Sache allerdings stört ist, dass zum Einkommen gesehen überproportional viel Geld in die Hand genommen wurde, um sich einen Traum zu erfüllen, den man sich mit ein paar Abstrichen auch für viel weniger hätte leisten können.
Aber nein, es muss ja das teure Hotel sein, weil man ja im Urlaub auch so viel drinnen hockt, oder der Rental Jeep sein, weil man ja 100% so viel Offroad fahren wird….
…Letztlich ist das einfach nur ein Beispiel von vielen, die wir alle tagtäglich erleben.
Da sehe ich vielleicht im Fernsehen die neue Jeep Werbung und denke mir dann „Boah geil, aber viel zu teuer“ und unterbewusst führt das anschauen dieser Werbung dann doch irgendwie dazu, dass ich mir in Australien eben einen miete. Und das alles nur, weil der Typ im Jeep Werbespot so glücklich ausgesehen hatte oder so ähnlich.
Wie gesagt, dass soll nur ein Beispiel sein. Ich finde das wichtig, dass man sich das immer wieder selbst vor Augen führen muss, da unsere Fiat Strukturen eben so aufgebaut sind, sodass wir konstant unser ganzes Leben lang gegen diesen Konsumstrom schwimmen müssen.
Wer das im Alltag gut gemeistert hat, der braucht meiner Meinung nach auch nicht zwingend ein hohes Gehalt um für die Rente etwas zurücklegen zu können und trotzdem ein glückliches Leben zu führen.
Anekdotisch kann man sich immer ein passendes Beispiel heraussuchen.
Hast Du einen Beleg für diese Aussage? Oder ist das einfach Meinung als Argument getarnt?
Ich kann auch wieder das Beispiel von der alleinerziehenden Mutter anführen, die morgens ihre zwei Kinder zur Kita bringt, sich danach aufs Fahrrad setzt und zu ihrer schlecht bezahlten Arbeitsstelle fährt. Nachmittags noch einen Mini-Job macht und nicht genügend Geld hat über Urlaub überhaupt nachzudenken.
Dass Deine Freundin hätte sparen können. Ja, das ist am Ende eine freiwillige Entscheidung.
In der Diskussion sollte es aber nicht um solch freie Entscheidungen gehen, sondern um systematisch bedingte. Wieso gibt es Menschen, die trotz sparsamen Lebensstil nicht sparen können.
Ja, weil ein glückliches Leben auch nicht zwangsläufig an Geld auf der hohen Kante gebunden ist. Trotzdem nimmt Geld sorgen. Und die Glückforschung zeigt, dass es bis zu relativ viel Geld schon eine gewisse Korrelation gibt.
Immer alles auf Konsum zu schieben, schiebt dem Individuum wieder die Verantwortung zu.
Das erinnert mich an BP und dendrologischen Fußabdruck. Das Individuum soll sich verantwortlich fühlen. Aber lasst uns doch wieder zurück zu den eigentlichen Ursachen kommen. Vor 10 Jahren wurde auch konsumiert und manche haben was auf Pump gekauft. Und trotzdem waren die Immobilienpreise vor 10 Jahren noch völlig andere.
Die Sparquote privater Haushalte in Deutschland hat von 1991 bis 2000 sichtbar abgenommen, aber ist ansonsten relativ konstant (Ausnahme Corona).
Also nochmal:
Wie kann es sein, dass Menschen in Deutschland seit 1991 zwischen 9% und 13% sparen, aber davon immer weniger Vermögenswerte erwerben können?
Scheinbar konsumieren wird doch nicht immer mehr. Das sollte sich ja in der Sparrate widerspiegeln. Tut es aber nicht.
Also nochmal: Alles auf den vermeintlichen Konsum zu schieben finde ich falsch.
Aber im Kapitalismus doch schon sehr nah am Geld liegt, denn Geld ist Macht denn Geld verleiht dir Macht über andere Menschen Dinge zu tun die dir gut tun oder Waren abgeben die dir gefallen.
Von den Beispielen gibt es immer mehr.
In Hamburg wurde die Begrenzung der Mieterhöhungen gerade verlängert auch weiterhin dürfen Vermieter die Bestandsmiete in 3 Jahren „nur“ um 15% erhöhen. Das ist mehr als das doppelte der angeblich gewollten Inflation.
In meiner Dienstleistungsbranche haben die Mitarbeiter nach einer 3 jährigen wissenschaftlichen Ausbildung max. 1300€ Netto. Gehaltssteigerungen passieren per Gieskanne. Die Leute können sich davon in Hamburg noch nicht mal eine eigene Mietwohnung leisten. Geschweige denn Sparen oder eine Familie ernähren.
Ja, die Leute haben verlehrnt zu sparen, und ja wir konsumieren auch zuviel.
Denoch gibt es immer mehr Menschen die zuwenig Verdienen mehr als von der Hand in den Mund zu leben.
Die Frage ist mit der steigenden Steuer- und Abgabenlast, denke ich, eindeutig beantwortet. Insbesondere wenn man die Inflation ebenfalls dazu zählt, denn diese wirkt ja als Vermögensteuer für den Kleinsparer.
Zitiere mich doch beim nächsten Mal einfach weiter.
Wie gesagt, es gibt offensichtlich einen Zusammenhang von Zufriedenheit und Geld.
Geld ist nicht nur Macht. Macht ist komplex. Wir hatten ja letztens schon, dass wir darunter Mittel und Kräfte, die jemandem oder einer Sache andern gegenüber zur Verfügung stehen, verstehen.
Geld bedeutet für viele erstmal Absicherung und dann eben auch Möglichkeitsraum. Mehr Geld, mehr Möglichkeiten. Unabhängig von irgendwelcher Machtausübung.
Kleiner Auszug aus der SZ, wo es um die neuere Studie zu dem Zusammenhang von Geld und Zufriedenheit geht:
"Für die meisten Menschen gilt, dass ein höheres Einkommen sie auch glücklicher macht", fasst Killingsworth das Ergebnis zusammen. „Die Ausnahme bilden jene, die wohlhabend, aber unglücklich sind.“ Wer reich und unzufrieden ist, dem hilft auch mehr Geld nicht aus seinem Elend.
Offenbar finden sich in jeder Einkommensgruppe 15 bis 20 Prozent Menschen, die chronisch unzufrieden sind. Bei ihnen hellen sich Stimmung und Wohlbefinden auch dann nicht auf, wenn das Einkommen weiter steigt - sofern es im Bereich jenseits von 75 000 Dollar liegt und damit keine materielle Not droht, Miete und Strom bezahlt werden können und Reisen sowie verhaltener Luxus möglich sind."
Hier sieht man auch, dass insbesondere untere Einkommen unterstützt werden müssen. Es sollte doch ziel einer Gesellschaft sein, dass niemand materielle Not leidet, ein Dach über dem Kopf hat und ein Mindestmaß an Teilhabe an der Gesellschaft erlebt. Damit ist ein Grundstein für ein zufriedenes Leben gelegt.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch einmal die entsprechende Studie verlinkt.
Eben. Da sind wir denke ich einer Meinung.
Vielen ist das Sparen einfach nicht möglich. Das derart stark auf den vermeintlich zu hohen Konsum oder mangelnde Arbeitsbereitschaft zu framen, wie es @derderdacoint getan hat, finde ich einfach falsch.
Interessant… hast du auch solch eine Grafik mit den Abtrag der Verschuldungen? Ich wette, dass heute viel mehr auf Pump gekauft wird, als in den 90er. Heute wird doch alles auf Pump gekauft, selbst TV, Handy und Kopfhörer. Da wundert mich, dass heute dennoch die Sparquote bei 11,3% liegt.
Die Grafik ist meines Wissens nach allerdings nicht inflationsbereinigt.
In jedem Fall sollten ja höhere Konsumausgaben eigentlich auch zwangsläufig zu einem größeren BIP (und damit auch zu mehr Wohlstand?) führen. Hier finde ich allerdings spannend, dass unsere Konsumausgaben im Verhältnis zum BIP sogar sinken, also einen geringeren Anteil an unserer Wirtschaftsleistung ausmachen:
Auch hier wieder nicht inflationsbereinigt meines Wissens nach.
Ich finde den Anstieg seit 2000 aber relativ gemäßigt.
Und auch hier stellt sich die Frage:
Ist das vielleicht ein Symptom unserer Zeit?
Nehmen Menschen wirklich Kredite auf, weil sie immer mehr konsumieren? (Die eine Grafik legt das ja nicht unbedingt nahe.)
Oder verdienen Menschen immer weniger und sehen sich häufiger gezwungen einen Kredit aufzunehmen?
Nur das sich diese Beispiele durch mein ganzes Leben durchziehen.
Also erst einmal entscheidet sich ja jeder in den meisten Fällen selbst ob man nun Kinder bekommt oder eben nicht. Wenn man sich aber nicht im vorhinein um seine Finanzen kümmert, dann ist man da mMn selber Schuld. Es gehören ja idR auch immer zwei dazu.
Das ist meine Beobachtung, welche aber eigentlich auch nachvollziehbar sein sollte.
Man kann im Leben hier im Dachraum so unfassbar viel sparen. Von Meal Preping, über Fahrradfahren, bis hin zu verhältnismässig günstigen Wohnungen.
Meine Mutter war auch alleinerziehend mit eben zwei Kindern. Und das Geld hat trotzdem immer gereicht. Sie hat es eben auch nur immer richtig gemacht. Unterhaltszahlung eingefordert und Kindergeld, mit anderen Müttern Freundschaften aufgebaut, damit man sich die Kita sparen kann, wenn man mal länger arbeiten muss oder so.
Für mich ist das widerrum kein gutes Argument.
Ich hatte vielleicht als Kind nicht immer die neuesten Konsolenspiele oder Klamotten oder so, aber mir und meiner Schwester hat es trotzdem an nichts gefehlt und das hat uns beide auch geprägt für unser Leben.
Alles kann man ja auch nicht auf nichts schieben. Ich stehe nur der Überzeugung nahe, dass wenn die Menschen besser wirtschaften würden, dass sich dann auch jeder zB einen Urlaub leisten könnte. Es stirbt ja in Deutschland niemand aus Hungersnot, was ja schon mal ein Zeichen dafür ist, dass es dann doch irgendwie anscheinend bei jedem reicht.
Wie kommst du darauf?
Natürlich sterben auch in D Menschen an Hunger. Sowohl direkt als auch indirekt an den Folgen von schlechter und Mangelernährung.
Ja, aber man entscheidet nicht immer, ob die Kinder alleinerziehend aufwachsen. Und das kann mitunter sehr tragische Gründe haben. Vielleicht hatte die Finanzplanung ja mal gepasst.
Allgemein können sich Umstände sehr schnell ändern. Das Leben ist eben nur bedingt planbar.
Ich mag Statistiken trotzdem lieber. Die Stichmenge ist einfach größer.
Auch hier spielt rein wie ich sozialisiert worden bin und welche Bildung meine Eltern und ich genossen haben.
Genau. Und viele tun das ja auch genau so. Trotzdem bleibt kaum etwas zum sparen übrig. Zumindest nicht ausreichend, um genug Eigenkapital aufzubauen, um sich eine Wohnung als Absicherung für den Lebensabend zu kaufen.
Ja, Campingurlaub machen ja auch viele. Aber selbst Stellplätze/Zeltplätze werden teurer. Darum geht es ja im Kern der Diskussion.
Und besser wirtschaften setzt eben wieder Bildung voraus. Und die ist immer noch sehr stark an den Bildungshintergrund der Eltern geknüpft. Und die kann man sich bekanntlich nicht aussuchen.
Ich habe glaube ich einfach auch ein anderes Weltbild. Reine Existenz durch Nahrung reicht für mich nicht als Maßstab „das es jedem reicht“.