Keine uses cases von Blockchains?

Hallo, zum Ende hin vom Bitcoin Standard kommt der Autor zu dem Schluss, dass es zum Zeitpunkt der Erscheinung des Buches keinerlei reale Anwendungen der Blockchains gebe, ausser als digitales Geld im Falle von Bitcoin. Demnach bescheinigt er Ethereum (was im Buch besonders schlecht wegkommt) und anderen Altcoins eine fragliche Zukunft, da sich smart contracs und co. nicht wie oft prophezeit durchsetzen würden.

Da dies im krassen Gegensatz dazu steht, was ich bisher zu diesem Thema gelesen habe (Tenor: Blockchains fressen die Welt) wollte ich an dieser Stelle darüber sprechen, ob denn der Sigeszug der Blockchains ausserhalb des digitalen Geldes wirklich so sicher ist.

(Korrigiert mich auch gerne, wenn ich hier was falsch verstanden und falsch wiedergeben sollte).

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Sehe das auch so, das eine Blockchain für die Realwirtschaft keinen Sinn ergibt. Sie ist langsam und ineffizient. Und eine Blockchain hat ja noch nicht unbedingt etwas mit Dezentralität zu tun. Die meisten Blockchains sind zentralisiert. Eigentlich alle, außer Bitcoin.

Ich denke das Hauptargument, das gegen eine Blockchain spricht, ist dass sie sehr schlecht skaliert. Ich denke in den allermeisten Anwendungsfällen von Datenbanken ist die Skalierungsfähigkeit wichtiger als die Dezentralität. Bei Bitcoin ist das eben anders, aber welche Anwendungsfälle gibt es sonst noch, die eine eigenständige Blockchain benötigt? Second Layer auf Bitcoin ist etwas anderes, da gibt’s natürlich noch viele interessante Anwendungsfälle.

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Supply Chain Management?!
Walmart bspw nutzt die Blockchain für das eigene Supply Chain Management. Allerdings eine private Blockchain.

Ich quote mal:
„ The results The efficiency gains of Walmart’s new leafy green supply chain were staggering. The supply chain process was now digitized, data was stored in a standardized format (the common blockchain could enforce a certain structure to the data), and everything was in one place. Walmart could now trace a given produce shipment to a Walmart all the way back to the original farm in 2.2 seconds,[664] an over one hundred thousand-fold speedup. What’s more, Walmart could know exactly who was involved and where they were at each step.[665] This could help Walmart instantly identify and yank tainted food from shelves, and it could help authorities more quickly find and shut down farms making the tainted food. This solution could also identify where the supply chain gets slowed down and where food gets wasted.[666]“

Großer Vorteil einer Blockchain ist doch ausserdem die Sicherheit durch Dezentralität gegenüber Hackerangriffen.

Danke für den Beitrag, ein gutes Beispiel für den realen der Nutzen der Technologie, welches ja aber letztendlich zeigt, dass Walmart dafür weder Ethereum noch sonst eine der angeblich so hochinnovativen Plattformen dafür benötigt hat. Von daher bleibt ja die Frage, wofür braucht man diese?

Die Stichworte sind:

  • Smart Contracts und Decentralized Finance (DeFi)
    z.B. dezentrale Börsen, Peer-to-Peer-Lending
  • Non-fungible Token (NFT)
    Tokenisierung von handelbaren Gütern wie z.B. Sammlerobjekte, Wertpapiere, Immobilienanteile etc.

Diese Anwendungen werden meiner Meinung nach dauerhaft bleiben.

Blockchains wie Ethereum oder bald Cardano sind dafür gebaut worden und besser geeignet als Bitcoin zum heutigen Zeitpunkt. Die eigenen Coins der Blockchains bräuchte man in ihrer Geldfunktion aber langfristig nicht unbedingt (zu Beginn wahrscheinlich schon).

Cardano wird auch direkt so entwickelt, dass man ausschließlich mit anderen Token zahlen kann (z.B. tokenisierte Bitcoin), ohne jemals ADA kaufen zu müssen.

Auch bei Bitcoin wird an Smart Contract Fähigkeit gearbeitet, aber ich weiß nicht wie weit man genau ist und ob man alle Features der anderen Chains hat.

Bitcoin ist die Blockchain, die bei den eigentlich revolutionären Vorteilen eines Distributed Ledgers aktuell im Vergleich weit vorne liegt: Dezentralität und Sicherheit.
Deshalb wäre eine Implementierung aller anderen Funktionen als second Layer zu Bitcoin aus momentaner Sicht das Optimum.

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Hab ich mir auch gestellt die Frage. Allerdings braucht man viel Ressourcen und Manpower zur Entwicklung einer eigenen Blockchain.
Die Frage ist ob es für Unternehmen eben Sinn macht für so etwas öffentliche Chains zu nutzen.
VeChain wurde ja auch als Platform für Supply Chain Management entwickelt.

Aber was ist hier der Vorteil einer Block-Chain-Lösung? Was kann die, was nicht eine normale Datenbank viel schneller und günstiger kann?

2,2 Sekunden für eine Datenbank-Abfrage? Ich glaube da bekommt ein Oracle-DBA einen nervösen Anfall, wenn eine Abfrage 2,2 Sekunden dauert! :wink:

Ich muss zugeben, dass ich keine Details zu dieser Wallmart-Blockchain kenne, aber aus diesem Zitat geht überhaupt nich hervor, warum hier eine Blockchain vorteilhaft ist.

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Ich habe die Stellen aus dem Buch „Blockchain- Bubble or Revolution“ gequotet.
Ob du es jetzt für sinnig hälst oder nicht, Walmart hat es scheinbar.
Ich wollte einfach ein Beispiel nennen für einen Usecase.

Ich behaupte ja nicht, dass es kein Use-Case ist, ich behaupte nur, dass dieses Zitat nicht zeigt, warum hier eine Blockchain die bessere Lösung ist. Wenn man in dem Zitat das Wort „blockchain“ durch „database“ ersetzen würde, ergäbe der Text rein von der Logik her genauso viel Sinn.

Hast du das Buch gelesen? Gibt es da eine Beleg, warum hier die Blockchain ein Problem gelöst hat, das nicht viel günstiger mit einer normalen Datenbank hätte gelöst werden können?

Unter anderem wird folgendes genannt:

-The blockchain’s decentralization is extremely helpful when enterprises need to keep data safe. If Walmart kept all its supply chain data in a single database stored on a single computer, it would be a ripe target for hackers and purveyors of ransomware, who encrypt a valuable file and threaten to throw away the key (thus making the file’s contents permanently useless) unless they are paid.[669] A single, centralized source of truth is also vulnerable to natural disasters, power outages, and all manner of other misfortunes. Because many different parties keep their own copies of the blockchain, the blockchain is far less prone to these security problems.

-As we mentioned before, keeping everything in a single blockchain forces all data to be in the same standardized format, making it much easier to work with than data spread across multiple databases.

Ich kenn mich aber nicht wirklich mit normalen Databases aus, um das zu beurteilen. Aber zumindest der Sicherheitsaspekt liegt ka auf der Hand.

Hmm, also das überzeugt mich jetzt auch nicht. Replizierende Datenbanken gibt es auch schon ewig, nicht erst seit man sie „Cloud“ nennt. Da werden die Daten auch auf viele Instanzen verteilt, wenn man möchte auf Kontinente, einerseits für die Ausfallsicherheit, andererseits für Performanceoptimierung. Es würde mich wundern, wenn das mit einer Blockchain besser geht als mit einer ganze normalen verteilten Datenbank.

Vom Skalierungs-Aspekt ist eine Blockchain nach dem Muster von Bitcoin eine architektonische Katastrophe. So ein großer Aufwand um eine 300GB-Datenbank mit „Konten“ und deren Transaktionen zu betreiben? Das wäre total verrückt. Aber Ausfallsicherheit ist eben auch nicht das primäre Problem, das Bitcoin löst.

Ich kanns Dir nicht sagen.
Die Gründe nennt auch der Autor. Was letztlich Walmarts Bewegung zu dieser Entscheidung war weiss man nicht, aber scheinbar funktioniert es besser.
Die Chain wurde übrigens zusammen mit IBM entwickelt und nennt sich IBM Food trust.

Passt gut zum Thema:

Hier ein Interview dazu:

Hier wird die Blockchain genutzt, um die Lieferkette eines Kaffees zu dokumentieren. Inklusive der Preise, die den Produzenten gezahlt werden. Die „Fairness“ wird also öffentlich dokumentiert.

Jetzt kann man wieder diskutieren, ob es dafür nicht auch ein zentral verwalteter Datenbank Server tun würde. Schließlich werden auch die Daten am Ende immer von Einzelnen gespeichert, die hierbei lügen könnten.

Aber einige wenige Vorteile sehe ich tatsächlich.

  • Es kann zu jedem Zeitpunkt jeder die Daten auslesen. Auch wenn es einzelne Firmen mal nicht mehr geben sollte.
    → langfristige Speicherung

  • Es können über die Lieferkette hinweg weitere Infos hinzugefügt werden, ohne dass alles verwaltungstechnisch über eine Firma eingetragen werden muss.
    → gemeinsam genutzte Datenbank

  • Die Datenspeicherung kann von Dritten durchgeführt werden, die vielleicht selbst nicht solche Server verwalten wollen (hier NGOs).
    → Auslagerung des Datenbankbetriebs

  • Die Daten sind nicht änderbar (hängt natürlich von der verwendeten Blockchain ab)
    → Sicherheit

Durch die Öffentlichkeit der Daten für jeden, sind sie auch von jedem validierbar. Das ist aber kein riesiger Unterschied zu einer normalen Datenbank.

Und: Stillschweigend nimmt man natürlich an, dass es sich um eine sichere und dezentrale Blockchain handelt!

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