Naja, du meist doch sicherlich, dass es sowas wie einen Bürgerkrieg geben kann, also eine Spaltung innerhalb eines Landes wo mehrere Mächte gegeneinander ringen und es zu kriegsähnlichen Zuständen kommen kann. Da alle Pateien dann natürlich im selbem Währungsraum sind kann so ein Machtkampf natürlich auch innerhalb des Währungsraumes ausbrechen, also speziel betrachtet auch innerhalb einer Bitcoinregion.
Aber die Aussage von Roman ist ja nicht, dass in Bitcoin alle Menschen immer friedlich händeküssend miteinander leben werden, sondern dass sich Kriege unter Bitcoin nicht lange finanzieren werden können.
Wenn es z.B. zu einem Putsch kommt, dann wird sehr viel Wert vernichtet. Die Lebenssituationen der Menschen wird ungewisser, die Menschen bekommen Angst und dementsprechend sinken die Bewertungen innerhalb dieser Region. Sowohl von außen betrachtet, denn Investment in diese Region ist mit einem sehr großem Risiko verbunden dass das Investierte Geld ohne Gegenwert einfach weg sein kann. Aber auch von innen, dass die eigene Bevölkerung dieser Region wegen ihrer Angst und Unsicherheit die Region so schlecht bewertet dass viele sogar auswandern und ihre Werte mitnehmen.
Vergleicht man diese Situation jetzt zwischen dem Bitcoinstandart und dem Fiatstandart, dann fällt auf, dass in Fiat aus externer Sicht sich Investitionen trotzdem lohnen werden können. Denn wenn du Geld aus dem Nichts schaffen kannst, dann kann es dir mehr oder weniger egal sein ob es im Bürgerkrieg verbrannt wird, aber du bekommst Ansprüche auf dieses Land (oder deren Schätze). Das Risiko wird in Fiat nicht so groß sein wie unter Bitcoin, denn in Bitcoin muss man sich immer die Frage stellen ob es wirtschaftlich ist in den Krieg zu finanzieren, also ob der Gegenwert stimmt. In Fiat können Wertdifferenzen oder Verluste mit neuem Geld einfach ersetzt werden.
(Und ja, solche Investments in Kriege werden sehr wahrscheinlich nicht von normalen Bürgern getätigt sondern von größeren Organisationen wie z.B. Staaten die das Geld auch wirklich drucken können) Damit rücken moralische oder ideologische Entscheidungen deutlich mehr in den Fokus der Finanzierung als was rational oder ökonomisch wäre. Es wird also in Krieg investiert anstatt zu überlegen wie man den Krieg stoppen könnte. Es werden ideologische Maximalforderungen aufgestellt und unabhängig der Menschenleben versucht diese durchzudrücken. Schlichtungen sind ja nicht nötig da man einfach neues Geld nach schieben kann. Mit einem Bitcoinstandart überlegen es sich die Investoren aber zweimal ob sie ihr „Gold“oder Bitcoins in den Krieg senden oder lieber vom Handel profitieren der aber nur in Friedenszeiten funktionieren kann.
Jetzt könnte man noch unterscheiden zwischen externe Angreifer und externe Verteidiger. Die Angreifer müssten durch einen Kriegsgewinn mehr „Bitcoins“ wieder gut machen als ihnen der Krieg gekostet hat während die Verteidiger ihr Vermögen verteidigen müssen und abwägen wie viel sie in dieser Region verlieren würden und was eine Verteidigung kosten würde.
Unter Bitcoin wird es also insgesamt deutlich weniger Kapital oder Macht von außen geben für den Krieg sodass eine Verteidigung einfacher gelingen kann was die Kosten für den Krieg deutlich erhöht.
Aber auch von innen gibt es deutliche Unterschiede. Denn auch die Mächtigen in der Bürgerkriegsregion können mit Fiatgeld spielen und so ihr eigenes Geld drucken und ihre Leute so durch Inflation enteignen und diese Werte für den Krieg nutzen. Mit einem Bitcoinstandart muss die Bevölkerung direkt zu einer Steuerabgabe für den Krieg gezwungen werden was deutlich anstrengender ist als einfach Geld zu drucken.
Unter Bitcoin wird es also auch Intern deutlich weniger Kapital oder Macht von innen geben für den Krieg.
Und somit gibt es wenigstens zwei Argumente, warum den Kriegspartnern deutlich schneller das Geld für einen Krieg ausgehen wird als in Fiat. Findest du denn Argumente wie Kriegspartner nur durch die Währung deutlich mehr für Kriege ausgeben könnten unter einem Bitcoinstandart? Mir fällt kein Gegenargument ein.
Und deswegen folgere ich, genau wie Roman, dass es unter einem Bitcoinstandart deutlich weniger Kriege geben wird. Das bedeutet nicht dass es keine Kriege geben wird, nur dass diese deutlich schneller ausgefochten werden. Große Materialschlachten wie z.B. in den Weltkriegen können aber unter Bitcoin nicht mehr lange finanziert werden und somit wird sehr viel schneller ein Sieger im Konflikt feststehen.
Außerdem denke ich, dass unter Bitcoin die großen Entitäten nicht mehr bestehen können und zu kleineren Entitäten zerfallen die effektiver Wirtschaften. So große Länder wie Deutschland oder Firmen wie Google oder Amazon wird es sehr wahrscheinlich unter Bitcoin nicht mehr geben weil sie mit der Größe ineffizienter und somit unökonnomischer werden. Kleinere Entitäten bedeutet aber auch, dass es mehrere Entitäten auf der Weltbühne geben wird und somit die Machtverteilung ausgeglichener sein wird sodass Kriege sich noch weniger lohnen werden. Ein Krieg lohnt sich eigentlich nur, wenn die Siegchancen deutlich höher sind für die angreifende Partei, ansonsten verliert diese Partei selber durch den Angriff zu viel Macht.
Kleinere Entitäten bedeutet aber auch, dass es nicht mehr so viel Machtakkumulation gibt sodass andere überfallen werden, denn die Verteidigung oder Solidarität gegen einen Angriff durch die Gemeinschaft ist meistens großer als für einen Angreifer. Die Entitäten wollen ja nicht, dass sie die nächsten sind die Angegriffen werden und dafür spendet man meistens freiwillig seine Macht (Beispiel: Nato, Polizei, Gewerkschaften,…).
All das senkt die Bereitschaft für Krieg was aber nicht bedeutet dass es nicht trotzdem Streitigkeiten oder Kleinangriffe geben wird. Die Menschen werden immer um ihre Macht kämpfen oder um ihre Bedeutung in der Welt, aber solche Konflikte würden sich unter Bitcoin wahrscheinlich wegen der Dezentralität nicht zu einem nächsten Weltkrieg ausweiten sondern lokal im Sande verlaufen. Fiat Zentralisiert sodass auch Kriege zentral und groß werden. Bitcoin dezentralisiert sodass auch Kriege dezentral ausgefochten werden und somit deutlich beherrschbarer werden.