Gerd Kommer, der auch des öfteren Bitcoin Bashing betrieben hat, erläutert mit Verweis auf die Geschichte warum ein Goldstandard im 21. Jahrhundert nicht funktionieren würde. Zentrales Argument, das auch von Maurice Höfgen regelmäßig vorgebracht wird: „…weil er es diesem Land unmöglich machen würde, in einer schweren Krise die Geldmenge zur Stabilisierung der Volkswirtschaft rasch auszudehnen…“
Ohne Ahnung von Volkswirschaft fällt es mir schwer zu beurteilen, welche Seite recht hat - vermutlich wie sooft beide.
Ich bin jetzt schon direkt da hängen geblieben und habe gar nicht weitergelesen:
Ein edelmetallgedecktes Währungssystem (EM-System) macht es einem Land letztlich unmöglich, in einer Krisensituation, die staatlichen Ausgaben schnell und stark zu erhöhen, weil der Staat in einem EM-Währungssystem die Geldmenge aus offensichtlichen Gründen nicht kostenlos vergrößern kann, denn er müsste ja für jeden neu gedruckten Geldschein neues zusätzliches Gold erwerben.
Hier sieht man schon das ganze Fiat-Mindset wunderbar zusammengefasst, dem Kommer hier unterliegt. Ein Maurice Höfgen predigt ja immer die gleiche Leier.
Wie wäre es denn, wenn ein Staat, wie jeder Privatmensch auch, seinen Haushalt so aufstellt, dass unvorhersehbare Ereignisse und Ausgaben, einfach durch einen Notfallfonds abgedeckt werden können ?
Jeder gut wirtschaftende Bürger - und letztlich jedes Versicherungsunternehmen - muss sich so verhalten und Risiken richtig adjustieren und vorsorgen.
Die Heizung geht kaputt, die Schuhe sind im Eimer, das Auto ist bereits 15 Jahre alt und ich kann erwarten, bald ein neues kaufen zu müssen.
Die Kinder studieren in wenigen Jahren - kein vernünftiger Mensch stellt sich dann hin und sagt: „Oh, damit habe ich nicht gerechnet, jetzt brauche ich einen Kredit von der Bank.“ Man wird dafür sinnigerweise Vorsorge treffen.
Genau so bedächtig und vorsorglich muss ein Staat in einem Geldsystem wirtschaften, indem er nicht auf Kosten der zukünftigen Kaufkraft der Bürger cheaten kann.
Der Staatliche Pensionsfonds Norwegens wurde übrigens aus genau solchen Überlegungen heraus aufgelegt. Mit dem Fonds sollen die staatlichen Öleinnahmen investiert werden, um für die Zeit vorzusorgen, in der die Erdölreserven Norwegens zur Neige gehen. Heute ist dieser Staatsfonds der 2. größte der Welt - und das bei nur 5.5 Mio. Einwohnern die Norwegen hat.
Das widerspricht ja der Tatsache das man ja auch ohne Deckung ein Sondervermögen für solche Fälle anzapfen kann. Macht Herr Lindner doch auch so ohne neues Geld zu drucken. Was stört ist eigentlich nur das man auch für Sondervermögen Zinsen zahlen muss, was nicht kommuniziert wird ist an wen diese Zinszahlungen fließen? Weil der Staat doch das Geld neu schöpft also sich nirgendwo leiht. Wer bekommt dann die Milliarden an Zinsen und vor allem Warum?
Intuitiv halte ich es auch für besser, wenn Staaten ein hartes Geld nutzen und Notreserven/Notfallfonds aufbauen würden, um im Krisenfall handlungsfähig zu bleiben.
Allerdings: In Zeiten, wo keine Krise da ist, wären solche Staaten dann vermutlich wirtschaftlich schlechter dran als die Staaten, die FIAT-Geld nutzen und solche Notreserven daher nicht brauchen (bei Bedarf dann einfach Geldmenge erhöhen). Und zwar aus dem einfachen Grund, weil dieses „echte Geld“ dann ja eingefroren ist und nicht investiv genutzt wird. Und wirtschaftliche Benachteiligung gegenüber anderen Staaten ist natürlich ggf. ein ernstes Problem.
Glaube hier liegt auch unter den Mitdiskutierenden das Missverständnis vor, dass man in einem Hartgeldstandard keine Schulden mehr aufnehmen kann. Kann man schon, nur eben nicht unbegrenzt und zum Nulltarif. Es wäre also durchaus weiterhin möglich, dass ein Staat sich verschuldet, um eine schwere Krise zu bewältigen.
Effektiv wäre nur weniger Geld im Umlauf, weshalb der Wert des Geldes steigen sollte. Ggfs. könnte sich auch einfach nur eine schnellere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ergeben.
Ich denke nicht, dass die Wirtschaft zwangsläufig schlechter dran wäre. Diese neue Form der Planungssicherheit würde womöglich Investitionen/Gründungen attraktiver - da planbarer - machen. In jedem Fall denke ich nicht, dass hier zwangsläufig eine Kausalität vorliegt.
Damit wird es allerdings auch nicht nachfragewirksam, was sich in Preis oder Umlaufgeschwindigkeit des Geldes widerspiegeln sollte.
Ja genau, und je nach Krise könnte es sogar nur noch Kredite mit sehr hohen Zinsen geben. Jedenfalls ist der Staat dann abhängig von anderen. Die eigene Bevölkerung durch Inflation zwangsenteignen ist da natürlich praktischer
Es kommt auf die Relation an. Das Perfide an der Situation vieler kleiner Länder, die keine eigene Währung haben, ist, dass sie genau diesen Effekt natürlich kein bisschen haben. Wenn El Salvador USD zur Seite legt, steigt der Wert des Geldes kein bisschen. Hier gilt also tatsächlich: Es wird einfach nur Geld, das man für Investitionen (in Infrastruktur oder was auch immer) nutzen könnte, eingefroren, um es für den Fall einer Krise nutzen zu können.
Jetzt sind die Relationen beim Bitcoin natürlich anders. Es ist schwer zu sagen, wie es in so einem Fall kommen würde.
Sehr guter Gedanke. Das könnte tatsächlich erhebliche positive Auswirkungen haben.
Das Problem ist abgesehen das nicht alle Staaten so rohstoffreich sind. Das Norwegen bereit einen recht hohen Anteil der gesamten Marktkapitalisierung der Aktien hält. Ist schon im einstelligen Prozentbereich. Deswegen investieren die auch schon in privat equality.
Zweites Problem wenn die jetzt an einen Großteil des Geld wollen können sie die Aktien nicht schnell verkaufen weil sie sonst die Kurse beeinträchtigen. Zweitens sind nach Murphy dann die Kurse auch Mist.
Die Norweger würden deswegen im Krisenfall auch sich Geld sich über Anleihen besorgen. Und whatever ist takes Geld drucken.
Für kurze Zeiten hast du recht, auf lange Sicht aber nicht.
Kurzfristig haben natürlich die Firmen einen Vorteil wenn sie von dem billigem Geld alles mögliche einkaufen können und später dann mit der Inflation höhere Preise nehmen dürfen. Aber das ist eine relative Umverteilung von Werten zu den Firmen, das heißt es hat ökonomische Folgen. Es kommen nämlich die Typischen Auf und Ab Bewegungen, die die Ökonomien immer angeben: Rezessionen und Wirtschaftsboom. Was du ansprichst ist, dass es den Firmen in der Wachstumsphase natürlich besser geht als in einem Land, dass solche Schwankungen im Geldsystem nicht mitmacht. Dafür geht es den Firmen dann auch in einer Rezessionen deutlich besser, weil dieses Land mit dem hartem Geldstandart nicht in so eine Wirtsachaftsstarre fällt sondern so weiter macht wie bissher.
Die Frage ist also, ob es den Firmen auch insgesamt besser geht, also über so einen Zyklus hinweg? Ich denke dass das direkt ökonomisch und rational so ersteinmal nicht entscheidbar ist weil es sowohl Vorteile hat, dass die Firmen im Wirtschaftsboom früher größer werden können als auch Nachteile hat, dass das Geld z.B. zu einseitig in Firmen gebunden werden kann. Welche dieser Effekte jetzt überwiegen kann ich nicht einfach sagen. Aber psychologisch macht es einen deutlichen Unterschied. Länder mit solchen Wirtschaftszyklen haben tendenziell auch ein schwierigeres politisches Umfeld, was es auch den Firmen schwieriger oder teurer macht dort zu aggieren.
Rational kommt es also ersteinmal aufs gleiche hinaus, psychologisch leider nicht. Denn im ersten Fall muss erst die anstrengende Arbeit geleistet werden und dann kann man sich über die Erträge freuen. Im zweiten Fall kommen erst die Erträge und danach kommt der Downer, das man merkt, dass man doch dafür arbeiten muss.
Solange wir ein harten Geldstandard haben macht es ersteinmal rational kaum einen Unterschied, ob man nach dem Ertrag Arbeitet oder vorher. Umso mehr aber sich die Preise über die Zeit ändern, umso größer wird der rationale Unterschied, wann man die Arbeit machen muss. Mit großer Inflation wird die Arbeit möglichst weit nach hinten verschoben und mit Deflation zeitlich nach vorne. Bleiben die Preise mit Sicherheit gleich, dann ist es auch am sinnvollsten, die Gegenarbeit sofort abzugeben ohne den Preis oder das Risiko in Kauf zu nehmen einen Kredit zu nehmen.
Und diese Überlegungen gellten natürlich genauso für einen Staat als Verbund oder Zusammenschluss von Menschen.
Das psychologische Problem mit nachgelagerter Arbeit ist aber, dass man davon abhängig werden kann. Es ist wie eine Droge, du erhältst erst deine Erträge, die dich glücklich machen aber die Gegenleistung musst du irgendwann doch leisten, die nicht so erfreulich ist. Mit diesem Hintergrund ist es sehr verständlich, dass gerade Staaten sich in Inflationszeiten leicht beliebig verschulden, Geschenke an ihre Wähler vergeben aber die waren Kosten dann erst später bezahlen (wenn die Politiker ihr Amt abgegeben haben). Für diese Bequemlichkeit werden also gerne die Mehrkosten in Kauf genommen.
Und wenn die versprochene Arbeit dann doch zu anstrengend ist (der Kredit nicht zurückgezahlt werden kann), dann nimmt man sich einfach weitere Kredite. Normale Banken würden mit so einem Verhalten langfristig pleite gehen und die Kreditausweitung verwehren. Wenn das so für die Staaten gelten würde, dann wäre trotzdem ein Staat irgendwann an die ökonomische Realität gebunden einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Dann wäre auch eine leichte Inflation auch nicht so schädlich.
Aber weil die Staaten so einfach beliebig Gelder erschaffen können bildet sich ein Teufelskreis aus: Die Staaten wollen ihre Erträge haben aber wirklich dafür zu Arbeiten ist zu anstrengend. Und anstatt dass man sie irgendwann zur Arbeit zwingen kann weil sonst niemand dem Staat mehr Geld/Werte gibt schafft man sich diese Werte einfach selber. Und solange die Menschen dieses Prinzip nicht durchschauen kann der Staat auch beliebig so weiter machen.
Was aber passiert ist, dass der Staat sich dann so sehr an diese Droge des billigen Geldes gewöhnt, dass er immer ineffizienter wird, quasi immer fauler. Warum sollte er auch vernünftig Arbeiten wenn er sein Geld und seine Werte sowiso immer bekommt? Das ist das psychologische Problem von Inflation. Warum werden denn Bereiche wie Polizei, Schulen, Gesundheit, Straßen, Rundfunk usw. immer schlechter obwohl immer mehr Geld dafür ausgegeben wird? Die Effizienz der Systeme sinkt tendenziell ab, wenn das Geld einfach kommt, egal ob die Gegenleistung erbracht wurde oder nicht.
In einer leichten Deflation müssten die Politiker erst wirkliche Arbeit zeigen und somit beweisen, dass sie für ihre Erträge etwas geleistet haben, in einer Inflation ist das nicht nötig und macht Politiker regelrecht faul und träge. (Im übertragendem Sinne. Es kann trotzdem sein dass die Politiker wirklich viel im Parlament sind und fleißig im Kreis diskutieren.)
Ich glaube, dass diese psychologischen Effekte sehr stark unterschätzt werden in unserer Gesellschaft, gerade von den Sozialisten, die dagegen mit Menschenrechten und lebenswürdigen Verhältnissen argumentieren. Soziale Ausgaben muss sich eine Gesellschaft leisten können, also muss es auch Menschen geben, die in der Lage sind diese Leistungen zu vollbringen und das schafft man nicht, wenn die Gesellschaft insgesamt verarmt (was ja mit einem unausgeglichenem Staatshaushalt verdeutlicht wird).
Genau so läuft es ja in der Praxis. Die auf 4 oder 5 Jahre gewählten Politiker geben Geld aus, das andere später erwirtschaften müssen. Es ist sozusagen Diebstahl an den Generationen, die folgen. Mit dem sie durchkommen, weil diese noch Kinder oder gar nicht geboren sind. Und weil sie das, was man ihnen stiehlt, nämlich eine kaufkraftkräfige Zukunft, noch gar nicht haben.
Das perfekte Betrugssystem, man stiehlt dem Opfer das, was er noch gar nicht hat und was er nicht vermisst, weil er es nie kriegt. Genial eigentlich.
Richtig. Man klaut einfach die Kaufkraft der nächsten Generationen und lässt es sich jetzt gut gehen. Nachhaltiges. generationengerechtes Wirtschaften ist etwas ganz anderes.
Die Diskrepanz zwischen den Zahlen zum Wirtschaftswachstum von Kommer vs. jenen vom Blocktrainer verstehe ich allerdings noch immer nicht. Laut Kommer war das Wachstum in der FIAT-Zeit höher als unter dem Goldstandard bzw. dem Bretton-Woods-System, während Roman das Gegenteil behauptet.
Ohne die Gründe dafür zu recherchieren, habe ich den Eindruck, dass beide Seiten selektiv Zahlen auswählen, die ihre Position unterstützen - nicht ausgesprochen hilfreich für an Objektivität interessierte Beobachter.
@DasPie
Sehr guter Beitrag! Besonders gut finde ich auch, dass du schreibst, dass sich nicht einfach sagen lässt, welche Effekte überwiegen. Es ist schon schwierig, überhaupt erstmal auf die möglichen Effekte zu kommen. Dann auch noch einzuschätzen, wie es die Menschen in all ihren verschiedenen Rollen (Politiker, Unternehmens-Manager, Konsumenten usw.) beurteilen und sich anschließend verhalten… Unmöglich.
Zum Beispiel könnte man die Aussage von @HODLer auch umdrehen und sagen:
„Das Szenario mit der Fähigkeit, im Krisenfall Geld drucken zu können und daher vorher keine Notreserven aufbauen zu müssen, würde womöglich Investitionen/Gründungen attraktiver machen, da die Gewinne höher sind, solange keine Krise da ist.“ Es ist also quasi ein Zock auf krisenfreie Zeit.
→ Aber noch mal, dass das ganz klar ist: Ich persönlich mag das Gezocke nicht und schlafe besser, wenn ich nicht darauf hoffen muss, dass keine Krise kommt. Ich persönlich würde die Notreserven bevorzugen und dafür auch für bestimmte Zeiträume niedrigeres Wachstum in Kauf nehmen.
Auch noch ein Punkt: Die Firmen, die sehr flexibel bzgl. Jurisdiktion/physischer Standort sind und in vielen verschiedenen Regionen agieren, bevorzugen vermutlich die Gelddruckstaaten, da sich diese Firmen im Krisenfall schnell auf andere Regionen konzentrieren können, wo keine Krise ist und dann jeweils in den Zeiträumen, wo keine Krise da ist, größere Gewinne einfahren.
Ich bin der Meinung, dass man aufgrund der immensen Fortschritte in Wissenschaft und Technologie im 19. und 20. Jahrhundert und die dadurch ausgelösten massiven Effizienzsteigerungen sowie die gigantische Bevölkerungsexplosion einen Kausalzusammenhang zum jeweiligen Geldsystem kaum herzustellen kann. Man kann aber sicher konstatieren, dass der 1. WK sowie die zerstörerischen Konsequenzen im 2.WK nur mit einem ungedeckten Kreditgeldsystem möglich waren.
Wenn sich ein Bitcoin-Staat einen großen Angriffskrieg nicht leisten kann, ist das toll. Wenn sich aber Bitcoin-Staaten, die sich gegen den Angriffskrieg eines gelddruckenden FIAT-Staates verteidigen wollen, diese Abwehr nicht leisten können, ist das nicht mehr so toll.
Aber auch hier kommt Unvorhersehbares ins Spiel: Tragen die Bürger dann nicht freiwillig zur Finanzierung der Verteidigung bei? Wenn nein, ist der Staat es dann überhaupt wert weiter zu existieren? Usw…
→ Das hatten wir auch schon mal an anderer Stelle irgendwo hier im Forum.
In der Vergangenheit fanden Verteidiger meistens leichter Bündnispartner, mit deren Hilfe man sich letztendlich schlagkräftig wehren konnte, als Angreifer für ihre kriminellen Raubzüge. Kriege gewinnen regelmäßig diejenigen mit den meisten ökonomischen Ressourcen.