Die möglichen "faulen" Tricks der Regierungen (Kommentar zu Prof. Dr. Rieck)

Ich habe mir das Video von Herrn Prof. Dr. Rieck angeschaut und die Antwort von Roman. Da ich dieses Thema sehr interessant finde, hier mal meine Gedanken dazu.

Geschäftsmodell der USA, dass der US-Dollar als Weltreservewährung ist und Bitcoin die Stellung angreift.
Das Risiko ist nachvollziehbar. Wenn die USA alleine was gegen Bitcoin unternehmen, hilft ihnen das nicht. Dann werden die anderen Staaten den US-Dollar noch schneller in seiner Vormachtstellung angreifen. Die USA müsste also alle anderen dazu bringen, auch gegen Bitcoin zu sein. Fraglich ist, ob z.B. China als Konkurrent der USA sich gegen Bitcoin ausspricht, wenn die USA das tun. Für wahrscheinlicher halte ich es, dass die USA den Bitcoin versuchen für sich zu vereinnahmen und als Bestandteil einer Weltreservewährung einzubauen. Wer weiß, ob die USA nicht im Hintergrund schon Bitcoin einsammeln. Das Geld dafür können sie sich ja selber drucken. Offen sagen können die das natürlich erst, wenn sie mit dem Einkauf durch sind. Sonst würden sie die Preise nur unnötig in die Höhe treiben.

Bitcoin-Besitz verbieten
Auch hier müssten sich mehrere Staaten zusammentun, um das überhaupt wirksam umzusetzen. Es würden aber immer noch ein Großteil der Staaten übrig bleiben, die sich diesem Verbot nicht anschließen. Selbst wenn man nicht darüber nachdenkt, seinen Wohnsitz zu verlagern, kann man immer noch hingehen, und in einem solchen Fall dann in ein Land reisen und dort mit Bitcoin Dinge einkaufen oder Geld umtauschen. Das kann der Staat natürlich über Zölle und andere Dinge erschweren. Aber man wird sicher Möglichkeiten finden.
Spannender ist der Punkt, dass die Bitcoin eingesammelt werden. Da glaube ich, dass bei einem solchen Tauschgeschäft tatsächlich einige mitmachen. Dafür müsste dann aber das Angebot auch attraktiv genug sein. Diejenigen, die bis jetzt Bitcoin gekauft haben, haben auch einen idealistischen Anteil in der Motivation und werden sich die Butter nicht leichtfertig vom Brot nehmen lassen.

Koordination stören
Wie angedeutet, irritiert die Politik die Bürger mit den CDBC, weil es dann ein digitales Alternativangebot gibt. Das wird sicher den einen oder anderen abhalten, Bitcoin zu kaufen. Das Angebot müsste aber auch so attraktiv sein, dass ein Bitcoiner dann auf CDBC’s wechselt. Zwei ganz wesentliche Punkte dabei sind die Begrenztheit und die (zumindest gefühlte) Anonymität. Wenn das bei einer CDBC nicht gegeben ist, werden die Staaten die heutigen Bitcoiner davon nicht überzeugen können, ihre Bitcoin umzutauschen.

Mehr Regulation ab gewissen Größenordnungen kann ich mir vorstellen, allerdings ist die Frage, wie man diese Schwellen argumentieren würde. Das wäre aus meiner Sicht eine willkürliche Festlegung, die die Politik schwer erklären könnte.

Handelsplätze einschränken
Regulatorisch können Staaten da sicher einiges machen. Ich frage mich nur, ob es mittlerweile da nicht viel zu spät dafür ist. Es gibt weltweit Handelsplätze, die auch weltweit genutzt werden können. Den Handelsplätzen den Umtausch in Euro zu verbieten, würde wahrscheinlich dazu führen, dass es indirekte Tauschmöglichkeiten über Altcoins, Aktien, ETF’s oder andere Vermögensgegenstände geben könnte. Die Massenadoption würde das natürlich deutlich einschränken. Allerdings wäre ich sehr gespannt auf die Herleitung einer solchen Einschränkung. Die Staaten müssen dafür auch Gründe liefern, egal ob echte oder vorgeschobene.

Umweltschädlichkeit
Das ist ein weltweit schwergewichtiges Thema, gerade vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Klimadiskussion. Damit würde die Politik sicher die Masse der Bevölkerung hinter ein Mining-Verbot in bestimmten Ländern bekommen. Es werden aber mit Sicherheit viele Länder übrig bleiben wie Island, wo viel über erneuerbare Energie läuft oder wie der Iran, der sich über das Mining alternative Geldquellen zum US-Dollar erschließt. Mal angenommen, in den großen Ländern würde wegen der Umweltproblematik das Mining verboten, blieben vielleicht noch 10-30% der aktuellen Hashrate übrig. Diese dann verbleibenden Miner würden dann 3 bis 10 mal so viel verdienen wie vorher. Damit wird man das Mining nicht komplett unterbinden können. Dennoch würde Bitcoin wegen der Klimadiskussion die Bevölkerung spalten und der größere Teil sich gegen Bitcoin aussprechen; nämlich der Teil, der sich mit Bitcoin nicht auseinandergesetzt hat. In dieser Diskussion werden wir dann aber auch berücksichtigen müssen, dass Mining-Kapazitäten die Stromüberschüsse aus der regenerativen Erzeugung kompensieren. Wenn eine Windkraftanlage mehr Strom produziert als abgenommen werden kann, ist ein Bitcoin-Miner genau derjenige, der dann einspringen kann, um solche Spitzen auszugleichen.

Mehrwertsteuer auf Bitcoin
Aktuell ist Bitcoin als ein Asset (also Wertspeicher) eingestuft. Das kann man daraus ableiten, dass es aktuell nach einer Haltefrist von einem Jahr steuerfrei verkauft werden kann. Eine Bewertung als Währung wird es in nächster Zeit sicher nicht geben, weil dann Bitcoin zur Konkurrenz zu den CDBC’s wird. Das macht das Bezahlen mit Bitcoin aktuell auch problematisch. Wenn man aktuell einen Tesla mit vor drei Monaten gekauften Bitcoin bezahlen wollte, müsste man erst mal den Gewinn aus der Kursdifferenz versteuern und könnte erst danach einkaufen gehen. Solange das so bleibt, ist Bitcoin als Währung unbrauchbar.

Das Bitcoin mit einer Mehrwertsteuer belegt wird, halte ich für unrealistisch. Mehrwertsteuer wird auf alles erhoben, was im Wirtschaftskreislauf als Produktionsmittel eingesetzt wird um Produkte zu erzeugen, die an Unternehmen und Endverbraucher verkauft werden. Da fehlt mit die Phantasie, wie man Bitcoin als Produktionsmittel einstufen könnte.

Buchgewinne versteuern
Das könnte ein Staat sicher machen und damit einiges an Druck ausüben. Es ist aber die Frage, ob man eine solche Regelung dann nur für Bitcoin durchsetzen kann oder ob man dann nicht eine generelle Regelung schaffen muss, die alle Assets mit einbezieht im Sinne des Gleichbehandlungsgrundsatzes. Dann müssten nicht realisierte Gewinne bei Aktien, Immobilien und anderen Wertanlagen genauso besteuert werden.

Und was heißt das nun?
Es bleibt spannend, wie die Staaten mit Bitcoin umgehen. Der Weg ist sicher nicht so einfach und direkt, wie sich das viele Bitcoiner vorstellen. Für mich die wahrscheinlichste Richtung ist die, dass Bitcoin sich als Asset weiter etabliert, die Regierungen aber einiges dafür tun werden, dass sich Bitcoin nicht als Währung breit macht. An der Stelle finde ich sehr spannend zu beobachten, wie viel Macht die Staaten in einer immer globaleren Welt tatsächlich haben, solche Entwicklungen aufzuhalten. Wenn man sich die letzten Jahrzehnte anschaut, haben die USA solche technologischen Fortschritte eher versucht schnell für sich zu besetzen und damit ihre Vormachtstellung zu untermauern. Mal sehen, wie wir in fünf Jahren auf das Thema schauen. Ich werde meine Anteile an Bitcoin schön auf der Wallet liegen lassen.

Schreibt gerne eure Meinung dazu. Ich fände das super, wenn es eine Diskussion von Roman und Herrn Prof. Dr. Rieck gibt, wo vielleicht auch unsere Argumente und Sichtweisen mit aufgenommen werden.

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