Deflation - Wer hat Angst vor sinkenden Preisen?

Vielleicht.

Da wir (letztlich) keine Inflation haben werden, wird sich die Umlaufgeschwindkeit in jedem Fall nicht aufgrund von Einflüssen einer Geldmengenausweitung verändern.

Bei konstanter Geldmenge führt eine wachsende Realwirtschaft zu einer Preisdeflation.

Eine erwartete Preisdeflation kann allerdings Einfluss auf die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes haben.

Meine These:
Mit einer Preisdeflation geht im Bitcoinstandard auch eine Lohndeflation einher (die nicht weiter schlimm ist). Somit nimmt das Verhältnis aus (nominalem) Volkseinkommen zu Geldmenge zwar ab, aber das Verhältnis aus realem („Kaufkraft“ -)Volkseinkommen und Geldmenge bleibt gleich und führt zu einer gleichbleibenden Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.

Edit:
Würden die Löhne gleichbleiben. Würde sich die Kaufkraft erhöhen, womit sich die Umlaufgeschwindkeit erhöhen würde und damit die Preise wiederum konstant bleiben sollten.

@sutterseba und @skyrmion, was denkt ihr über meinen Gedankengang?

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Gleichbleibende Geldmenge bei Produktivitätswachstum führt zu Deflation. Das gleiche Geld steht dann mehr Gütern gegenüber, ergo günstigere Preise. (grob vereinfacht)

Vielen lieben Dank!

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Ich habe natürlich keine Ahnung, was wirklich passieren würde. Aber zumindest nach dem einfachen Modell der Quantitätsgleichung stelle ich mir das wie folgt vor.

Ja, die Geldmenge wird aufgrund von Lost Coins sogar schrumpfen.

Das wäre genau die Aussage der Quantitätsgleichung. Zumindest im Gleichgewichtszustand und falls die Umlaufgeschwindigkeit konstant bleibt.

Würde ich so erwarten. Der an die Angestellten ausgezahlte Lohn hängt vom Wert der Produkte ab, die ein Unternehmen produziert. Steigt also der Bitcoin Wert, bleibt der (deflations-bereinigte) Reallohn zwar konstant, aber es sinkt der Nominallohn.

Das ist wirklich eine interessante These. Aber müsste eigentlich so sein.

Wenn man annimmt, dass die Reallöhne proportional zur Wirtschaftsleistung steigen, die wiederum proportional zur Umlaufgeschwindigkeit und damit zum Wert der Geldmenge wäre, wäre das Verhältnis von Wert des Volkseinkommens und Geldmengenwert konstant.

Das ist mir nicht klar. Diese müsste ja mit der Wirtschaftsleistung steigen, falls die Geldmenge konstant bleibt.

Wirtschaftswachstum ungleich Produktivitätswachstum.

Aber sonst der richtige Gedankengang meiner Meinung nach!

Genau.

Ja, das war blöd von mir. Über die Umlaufgeschwindkeit können wir nur mutmaßen, aber sie sollte mit der Wirtschaftsleistung steigen, korrekt.

Frage ist letztlich:
Sinken die Preise eventuell einfach nur nominal, sodass wir real eben keine Deflation haben, sondern schlichtweg eine Konstanz der (Real-)Preise?

Bin mir nicht sicher. Ich glaube ehrlich gesagt mein letzter Satz war Quatsch. :slight_smile:

Wenn der Bitcoin Wert mit der Wirtschaftsleistung steigt, könnte die Umlaufgeschwindigkeit auch konstant bleibem.

Im Endeffekt kann man wahrscheinlich nicht sagen, ob der Wert der Geldeinheit, oder die Umlaufgeschwindigkeit, oder beides teils teils mit der Wirtschaft wächst.

Müsste man nochmal drüber nachdenken.

Edit:

Hier nochmal meine letzten Aussagen von oben korrigiert:

Wenn man annimmt, dass die Reallöhne proportional zur Wirtschaftsleistung steigen, die wiederum proportional zur Umlaufgeschwindigkeit und damit zum Wert der Geldmenge wäre, wäre das Verhältnis von Wert des Volkseinkommens und Geldmengenwert konstant.

Richtig.

Fazit:

Ich würde deiner These also komplett zustimmen. Außer die Umlaufgeschwindigkeit würde sich aus anderen Gründen ändern.

Das würde ich auf jeden Fall erwarten. Schließlich hängt dein Lohn von Unternehmen, also vom Wert und Preis verkaufter Produkte ab. Also würde idealerweise das Verhältnis von Lohn und Preisen gleichbleiben. Sowohl real als auch nominal.

ABER:

Falls du neben dem Lohn zusätzlich Ersparnisse in Bitcoin hast, werden diese mit der Wirtschaft im Wert wachsen. Die Ersparnisse bleiben nominal konstant, während die Preise nominal fallen.

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Lohndeflation würde es sicher geben, jedoch wäre das dann völlig normal.

Noch ein paar interessante Verhaltensweisen:

  • Je höher das Wachstum, desto höher der Zins für Fremdkapital.
  • Je niedriger das Wachstum, desto geringer der Zins für Fremdkapital.
  • Es pendelt sich automatisch genau dort ein, wo sich Angebot und Nachfrage treffen.

Der Markt selbst vermeidet starke Übertreibungen (wie wir sie heute haben) und auch zukünftige „Untertreibungen“, weil der Zins das entsprechend erforderliche Signal fast unverzögert weitergibt, das führt infolgedessen zu deutlich geringeren Fehlallokationen und Ressourcenverschwendung.

Es kann bei Angebotsverknappung zeitweise auch zur einer „Inflation“ (Preise steigen) kommen, auch hier stellt sich der Zins entsprechend automatisch ein, sollte diese länger anhalten.

Umlaufgeschwindigkeit wird sicherlich nicht so sehr schwanken wie heutzutage. Solange keine massive Deflation(-serwartung) oder Inflation(-serwartung) aufkommt, bleibt diese relativ konstant. Deflation ist wie gesagt abhängig vom Wachstum und begrenzt sich im gesunden Rahmen selbst durch den Zins und Inflation möglicherweise zeitweise nur durch Krisen.

Die Qualitätsgleichung passen meiner Meinung nach übrigens nicht mehr wirklich zu einem Bitcoin-Standard:

  • Steigende Wirtschaftsleistung wirkt unter einem Bitcoinstandard deflationär.
  • Eine steigende Umlaufgeschwindigkeit wirkt inflationär.
  • Eine sinkende Umlaufgeschwindigkeit wirkt deflationär.
  • Je mehr hodln, desto höher die Umlaufgeschwindigkeit.
  • Je weniger hodln, desto geringer die Umlaufgeschwindigkeit.

Aber klar, das ist alles so komplex, dass das schlussendlich nicht vorhergesagt werden kann. Zumal sich nicht immer nur ein Parameter ändern wird, sondern zN auch die Anzahl der Transaktionen oder auch die Preise. Halte die Diskussion trotzdem als sehr aufschlussreich und interessant.

Alleine diese Tatsache machen nahezu alle Aussagen von Fiat-Ökologen zum Thema Deflation obsolet.

Ist das nicht ein Widerspruch.

Sinkende Umlaufgeschwindigkeit. Preise werden nach unten angepasst. Korrekt.

Aber: Hodln = Es wird kein Geld ausgegeben = sinkende Umlaufgeschwindigkeit. Right?

Weil es mir hier gerade auffällt:
Ich würde vorschlagen grundsätzlich von Inflation für Geldmengenausweitung und Teuerung/Preisinflation für steigende Preise zu verwenden.

Fällt ja im derzeitigen Diskurs auf, dass viele teilweise aneinander vorbeireden und Inflation & Teuerung fälschlicherweise synonym verwenden.

Je mehr hodln, desto weniger Geldmenge ist vorhanden und bei gleichbleibenden Transaktionszahl wäre infolgedessen die Umlaufgeschwindigkeit höher. Aber wie gesagt ändert sich sicherlich nicht immer nur ein Parameter in der Gleichung.

Die Geldmenge ist doch aber gerade der Geld­bestand einer Volkswirtschaft. Ob Leute hodln oder nicht - die Geldmenge bleibt die gleiche. Deshalb führen wir imho doch den Begriff der Umlaufgeschwindigkeit ein. Wird gehodlt, so nimmt die Umlaufgeschwindigkeit ab. Bei gleichem BIP und gleicher Geldmenge, muss folglich das Preisniveau sinken.

Es gilt: U = (BIP * P) / M

U: Umlaufgeschwindigkeit
BIP: Brurroinlandsprodukt
P: Preisniveau
M: Geldmenge

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Es kommt auf die umlaufende Geldmenge (M) an. Die gesamte Geldmenge bleibt natürlich immer gleich. Je mehr hodln, desto kleiner ist M in deiner Gleichung.

Jep, my bad.

Aber was ist denn mit:
Mr = (Mn/P)

Mr: Reale Geldmenge / Kaufkraft
Mn: Nominale Geldmenge
P: Preisniveau

Damit müsste die Umlaufgeschwindigkeit doch konstant bleiben. Denn wir haben eine abnehmende nominale Geldmenge (weil Leute hodln), allerdings sinken in gleichem Maße die Preise. Somit wäre die reale Geldmenge doch gleich. Und somit wiederum könnte man auch annehmen, dass die Umlaufgeschwindigkeit gleich bleibt.

Kann aber sehr gut sein, dass ich einen Denkfehler habe. Muss mir nochmal eine ruhige Minute nehmen, das alles zu durchdenken. :slight_smile:

Das ist reine Definitionssache und vermutlich einer der Gründe, warum bei Quantitäsgleichung und Quantitätstheorie so oft aneinander vorbeigeredet wird.

Ingo Sauer hat das in seiner Vorlesung als den Haupt-Kritikpunkt genannt:

Vorlesung von Ingo Sauer - Quantitätsgleichung & Quantitätstheorie („Monetarismus“)

Ich persönlich finde das aber gar nicht so schlimm. Man muss das zu Beginn einer Betrachtung festlegen und mit angeben.

Die betrachtete Geldmenge hängt einfach vom betrachteten Kontext und Zeitraum ab (z.B. M1/2/3). Genauso muss ich zu Beginn festlegen, ob ich die Umlaufgeschwindigkeit für das Gesamtsystem oder nur einen Teilbereich betrachten möchte. Je nachdem welches Preisniveau mich interessiert (Anlage-Assets, Konsumgüter, alles etc.).

Von diesen Definitionen hängt dann ab, ob sich die Geldmenge oder die Umlaufgeschwindigkeit verändert.

In eurem Fall würde ich das allerdings so wie @HODLer betrachten. Die Geldmenge bleibt bei Bitcoin nahezu konstant. Vermehrtes Hodln führt dann zu einer Verringerung der Umlaufgeschwindigkeit.

Setzt es denn Voraus, dass es Deflation sein muss? Ich mein wenn Inflation/Deflation 0% wäre und man sich darauf einigen würde, dann gäbe es dieses Problem beidseitig nicht.

Was ist „es“?

Niemand setzt etwas voraus. Theoretisch bringt der Markt eine Deflation/Inflation/Konstanz hervor.

Bei einem harten Geld würde bei konstanter Umlaufgeschwindkeit, aber höherer Produktivität eine Preisreduktion eintreten. Bei einer gleichbleibenden Wirtschaftsleistung (und gleeichbleinder Umlaufgeschwindigkeit) sollten die Preise stabil bleiben.

Im freien Markt sollte es kein Inflations-/Deflationsziel geben. Das optimale Niveau sollte sich einpendeln. Der Zins wäre ein Indikator für die Zeitpräferenzen der Individuen und würde das Sparen / das Investieren beeinflussen.

Zu Deiner Frage:
Bei einem harten Geld und in der Annahme, dass die Produktivität der Menschheit in Zukunft weiter zunimmt, sollte man davon ausgehen können, dass die Preise für Güter rückläufig wären. Damit würden dann auch die Löhne rückläufig sein, was allerdings aufgrund des geringeren Preisniveaus kein Problem wäre.

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Und dafür gibt es ja Bitcoin. :wink: Ich wüsste nicht wie man weltweite Einigung über X Zeit schaffen könnte, ohne einen Konsensmechanik wie dem von Bitcoin.

Und um noch ein beispiel zu nennen, bei theoretisch gleichbleibender Produktivität und Szenarien wie großen Naturkatastrophen oder einer stark erhöhten Geburtenrate, würden die Güterpreise dann automatisch steigen. Da braucht es kein Vertrauen, sondern nur die Märkte.

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Ich würde behaupten, dass wir dies nicht wissen können, dass eine pauschale Antwort nicht möglich ist. Die Antwort kennt nur der Markt.

Für Größen wie Umlaufgeschwindigkeit, BIP und Geldmenge können wir eine Ableitung vornehmen, aber wir können nicht die Folgen einer großen Naturkatastrophe vorhersehen und die Reaktionen des Marktes.

Ja natürlich nicht, aber rein von der Logik her wäre es richtig. Am Ende ist der Markt natürlich von Menschlichkeit bestimmt.

Edit: Eben nochmal nachgedacht… wenn die Menschen natürlich bei einer zB Naturkatastrophe den persönlichen Gürtel „enger schnallen“ und weniger konsumiert wird, können die Preise natürlich trotzdem sinken. Sicherlich gibt es noch viele weitere Szenarien.