Bitcoin als Mittel zur totalen Überwachung?

Ich habe mich das folgende schon öfters gefragt, aber die Frage immer wieder verworfen mit dem Gedanken: „Das hab ich einfach noch nicht richtig verstanden“

Nun jetzt will ich es aber doch mal wissen, da ich offenbar nicht von selbst auf die Antwort komme.

Da die BTC-Blockchain ja vollständig einsehbar ist und damit überhaupt nicht anonym, kann doch jede Regierung die gesamten Ausgaben und Vermögen aller Bürger ganz easy einsehen. Das hat doch mit Freiheit und Recht auf Privatsphäre gar nichts mehr zu tun?!
Ja klar, die Adressen können nicht direkt einer Person zu geordnet werden. Doch über die „On/Off-Ramp’s“ (Exchanges) kann dies ja trotzdem easy gemacht werden. Und schon ist es vorbei mit der Pseudonymität.
Wenn Jemand sagt: Bitcoin!? Das wird doch nur von Kriminellen zur Geldwäsche und Drogenhandel verwendet. Dann argumentiert doch der informierte Bitcoiner auch oft damit, dass er keinem Kriminellen empfehlen würde Bitcoin zu verwenden, da halt vollständig einsehbar.
Aber das gilt ja nicht nur für Kriminelle, sondern auch für den 0815 Bürger (mich). Ich habe auch keine Lust ein Zahlungs- und Wertaufbewahrungssystem zu verwenden wo super genau sichtbar ist was ich habe und wie ich es ausgebe.

Es könnte doch auch sein dass in einer unbestimmten Zukunft (BTC-Standart auf der ganzen Welt und so) die Regierungen es den Unternehmen verbieten BTC Zahlungen anzunehmen die von einer Wallet kommen die, z.B. vom staatlichen „BTC-Register“, nicht eindeutig einer Person/Unternehmen zugeordnet werden können. Dann hätten wir zwar die schönen Vorteile von „Sound Money“ aber doch CBDC ähnliche Zustände…
Da drehe ich mich immer wieder im Kreis mit meinen Gedanken…

Kann es sein, dass Lightning dieses Problem löst? Wenn ja, wie genau?

Du hast Recht. Wir müssen für unser Recht auf digitale Privatsphäre kämpfen. Nicht nur im Bereich Geld.

Das werden Menschen aber erst tun, wenn eine unmittelbare Gefahr auf die wirkt oder es schon starke Nachteile für sie hat.

Bitcoin ist Pseudonym und nicht Anonym. Das bedeutet, dass jemand der alle Benutzer kennt die Geldströme von Nutzer zu Nutzer auch durch die Blockchain verfolgen kann.

Aber es kann keine allwissende Macht geben, die alles Weiß. Momentan sind die Leute in Deutschland noch sehr abhängig von den zentralen Exchanges und diese können sie auch deanonymisieren indem sie einfach alle Metadaten zu den Transaktionen speichern. Und Ja in diesem Zustand kann ein Staat auch zu allen Exchanges im Innland gehen und die Offenlegung der Accounts veranlassen um so an die erforderlichen Daten zur Deanonymisierung zu kommen.

Aber umso mehr leute Bitcoin verwenden und spätestens wenn sich eigene Bitcoin-Ökosysteme gebildet haben (Du wirst in Bitcoin bezahlt und bezahlst auch alles andere in Bitcoin), desto weniger kann man die Geldstöme überwachen. Denn um flächendeckend die Leute deanonymisieren zu können braucht man diese zentralen Exchanges, und diese gibt es in einem Bitcoin-Ökosystem nicht mehr. Einfaches Beispiel: Ein neues Kind wird gebohren und die Eltern richten eine eigene Wallet ein. Der Staat kann davon erstmal nichts mitbekommen (solange er keine anderen Überwachungen einsetzt) weil das Kind sein Taschengeld in Bitcoin p2p, also direkt ohne exchange bekommt. Und wenn er Geld verdient, dann bekommt er das Geld direkt vom Arbeitgeber ohne dass der Staat etwas mitbekommt, falls er es nicht anders überwacht. Der Arbeitgeben könnte natürlich schauen, wann wie viel Geld versendet wird, aber er kann nie sagen an wen (vielleicht an eine eigene weitere Bitcoin wallet?) Die Coins selber können also verfolgt werden, aber nicht wer sie wirklich hat.

In diesem Sinne ist es später natürlich wieder möglich kriminelle Aktionen zu verschleiern. Allerdings kann man, wenn die Illegale Aktivität aufgefallen ist, dann gezielt nachverfolgen wohin dieses Geld geflossen ist. Auch hier kann man natürlich nicht sagen ob es auf eigene Wallets verteilt wurde oder an andere Wallets als Bezahlung ging. Mit weiteren Anhaltspunkten wie zB. Ipaddressen könnte man eventuell die kriminellen schnappen. Aber flächendeckende Deanonymisierung ist nicht mehr möglich. Alleine weil sich jeder beliebig neue Wallets erstellen kann.

Ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann Listen von kriminellem Aktivitäten geben wird, die man bei jeder Transaktion prüfen kann. Sollte man so illegales Geld gefunden haben dann kann man es melden (oder eben auch nicht). Aber wenn man es nicht meldet könnte man dann selber als Händler mit Kriminellen dastehen. Wie die Gesellschaft mit dem Problem umgehen wird ist aber eine sehr spannende Frage und sollte Diskutiert werden. Generell zu sagen ist aber, dass das Problem der kriminalität selber nicht durch Bitcoin gelöst wird. Die Gesellschaft bestimmt, was Kriminell ist. Aber sich so auf dem Punkt der Kriminalität zu fokussieren ist meiner Meinung nach auch nicht gut. Kriminelle könne alle Arten von Geld verwenden, auch TEuro.

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Da die BTC-Blockchain ja vollständig einsehbar ist und damit überhaupt nicht anonym, können doch die Bürger die gesamten Ausgaben und Vermögen der Regierung ganz easy einsehen. Das hat doch mit Vetternwirtschaft und Korruption gar nichts mehr zu tun?!

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