Berufliche Umorientierung -> IT

Hallo an alle und an Roman,

Erstmal vielen dank für deinen tollen Content.

Bin Ende 20, Französischlehrer und möchte mich beruflich umorientieren, habe aber leider keine Zeit für ein weiteres Studium.
Habe jetzt begonnen, mir Python und Javascript selbst beizubringen.

Da du IT-Leiter bist: Glaubst du, ich könnte mich durch Self-Teaching soweit weiterbilden, dass ich irgendwann mit viel Einsatz davon leben könnte?
Wenn ja, welche Programmiersprachen sollte ich lernen und wie sollte ich es angehen?

Liebe Grüße, Richard

Du möchtest also Programmierer werden oder verstehe ich Deine Frage falsch?

Falls ich Dir meine Gedanken mitteilen darf…

Zu erst einmal wird es nicht ganz einfach sein, einen Job als Programmierer ohne Informatik-Studium zu bekommen.

Weil man in einem Informatik-Studium lernt, wie man programmiert? Nein.
Weil Deine „Konkurrenz“ zu 98% ein Studium (oder zumindest eine Ausbildung) vorweisen kann. Ich vermute, dass ein Personalchef Deine Bewerbung direkt zur Seite legen würde, weil Du kein Studium bzw. keinen Titel (Bachelor etc.) vorweisen kannst.

Find’ ich das gut? Nein. Aber so ist’s leider.

Wenn Du als alternative zu einem Studium auf Deine Projekte (z.B. bei Github) verweisen kannst, würde das Deine Chancen steigern, aber einen unstudierten und unerfahrenen Programmierer einzustellen, wäre aus meiner Sicht mehr als fahrlässig.
Man kann so, so, so, so viel falsch machen. Ein falsches Update und alles bricht zusammen. Datenverlust. Sensible Daten liegen plötzlich im Internet. Whatever.

Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, dass ich bei „Spät-Einsteigern“ immer sehr kritisch bin. (Und mit meiner Erst-Einschätzung bei Bewerbern habe ich nie falsch gelegen.)

Ein Programmierer ist nicht Programmierer, weil er studiert hat oder sich überlegt hat, Programmierer zu werden.

Er ist Programmierer, weil er sich schon immer für IT, Software, Hardware usw. interessiert hat. Wenn IT also nicht schon seit min. 4 Jahren zu Deinen Hobbys gehört, halte ich eine berufliche Laufbahn als Programmierer für…schwierig.

In den meisten Berufen (ohne diese nun schlecht machen zu wollen) gehst Du um 9 Uhr zur Arbeit, machst Dein Ding und um 17 Uhr gehst Du nach Hause.

Als Programmierer ist es (meiner Meinung nach) völlig anders. Um erfolgreich zu sein, muss man diesen Beruf lieben…leben…notfalls auch nach Feierabend.

Versteh’ mich nicht falsch: Natürlich kannst Du eine Stelle als Programmierer bekommen und dadurch Geld verdienen.
Aber Dein Ziel ist ja vermutlich eine langjährige Anstellung bei demselben Arbeitgeber und dafür muss man schon einiges leisten, sonst wird man ganz schnell ersetzt.

Als Freiberufler ist es noch schwieriger. Die Konkurrenz ist groß. Die Kasse der potentiellen Auftraggeber meistens sehr klein.

Die Programmiersprache ist abhängig von dem von Dir gewählten Umfeld. Willst Du in den Webbereich, brauchst Du PHP, HTML, JavaScript, CSS, MySQL

Sollen es Standard-Anwendungen werden, ist C++ (oder ein „Verwandter“) zu empfehlen.

Für Spezial-Anwendungen kann man Python nehmen. Da ist aber der Kundenkreis sehr, sehr klein.

Dazu kommen noch Blockchain-Sprachen wie Haskell, Rust etc. oder hardware-nahe Programmierung in Assembler.

Ist eine berufliche Zukunft als Quereinsteiger in der IT möglich?

Natürlich Projektleiter, Übersetzer, Administrator, techn. Assistent und selbst Softwareentwickler.

Aber ohne Ausbildung oder Studium sind die Erfolgschancen sehr gering. Du brauchst einen Zettel, auf dem steht, dass Du das kannst, wofür Du Dich bewirbst.

Ob Du das Wissen auch ohne diesen Zettel hast, interessiert nur wenige, weil hinter Dir 30 andere Personen stehen, die nicht nur das Wissen, sondern auch den Zettel haben.


Sorry, das klingt jetzt teilweise recht negativ.

Ich möchte nur nicht, dass Du Dir zu viele Hoffnungen machst, denn insbesondere als Programmierer „muss man’s drauf haben“, um nicht nach einem Jahr wieder entlassen zu werden.

Wenn Du immer noch Programmierer werden willst: Schön.

Überlege, in welchem Bereich (Web, Hardware, Standard-Software…) Du tätig sein willst und beginne jetzt schon damit alle möglichen Sprachen aus diesem Bereich zu lernen.

Lege Dich dann auf 2-3 Sprachen fest, Du die richtig, richtig gut lernst. (Heißt: Täglich programmieren. Mehrere Stunden. Andere Programmierer kontaktieren und mit ihnen gemeinsam an Projekte arbeiten.)

Und parallel fängst Du ein Studium oder zumindest eine Ausbildung an.

Viel Glück. :smiley:

P.S.:
Ich bin Programmierer, beschäftige mich seit Ende der 80 mit Computern/Software und habe mich auch durch’s Informatik-Studium gequält. :wink:

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@anon52841224 hat (leider) in allen Punkten recht). Habe selber gut 20 Jahre als Programmierer / Systempogrammierer gearbeitet und das ist mit Sicherheit kein 8 Stundenjob. Hat aber sehr viel Spaß gemacht.
Heute werden in den (ganz) großen Firmen fast alle Aufgaben ins Ausland - zum Beispiel Indien - vergeben. Nur noch systemnahe Implementierungen geschehen vor Ort.
Heute als Quereinsteiger ist es extrem schwer. Unmöglich aber auch nicht. Roman ist es glaube ich auch.
Gesucht sind 20 jährige mit Studium und mind. 10 Jahren Berufserfahrung.
Leider sind es andere Zeiten. Als ich 1976 mit dem Studium angefangen habe, wollte man uns schon nach dem 2. Semester haben. Da sagten aber auch viele Ahh, Informatik… willst Journalist werden, oder? Heute will gefühlt jeder 3. Informatiker werden.

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Also bei uns in Österreich kann man mit abgeschlossener Lehre (Egal welche), Matura, oder mit Berufserfahrung und EDV-Anwenderkenntnisse in nur 4 Semestern (12h die Woche) sich für die „Fachakademie Medieninformatik und Mediendesign“ ausbilden lassen. Allerdings pro Semester 2.150€.


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