Argumente für Privatsphäre

Hallo ihr lieben,

hab gerade den Monero-Potcast gehört und das große Thema Privatsphäre kam mir persönlich leider zu kurz im Cast.

Deswegen möchte ich hier nochmal die Diskussion starten, um Argumente zu sammeln, die für mehr (eine gesicherte) Privatsphäre sprechen.

Ein gern zitierter Satz ist ja immer: „Ich hab doch sowieso nichts zu verbergen“.
Oder: „ich bin so unwichtig, für meine Daten interessiert sich doch keiner“.

Ist das denn so?
Ich mache mal den Anfang und gebe ein paar Gedanken zum besten.

Es gibt Firmen die leben vom Sammeln und Verkaufen von Daten. Daten dürfen jedoch nur anonymisiert weitergegeben werden.

Leider sieht die Realität anders aus. Daten werden oft schlecht oder gar nicht Anonymisiert.
Selbst wenn sie anonymisiert werden gibt es Programme die, die Daten dennoch einzelnen Personen zuordnen können.

Was könnte daraus entstehen?

Ihr betellt euch Medikamente im Internet: Krankenkassen und Versicherungen könnten Wahrscheinlichkeiten über euren Gesundheitszustand erstellen - - > Folge: Beitragserhöhung und oder schlechtere Konditionen bei Vertragsschluss.

Ihr bestellt im Internet oft Fastfood über Lieferungsdienste: Krankenkassen und Versicherungen errechnen Wahrscheinlichkeiten wie hoch eurer Risiko ist an Herzkreislaufproblemen zu erkranken. Ebenso an Diabetis, Krebs usw - - > Folge: Vetragsablehnung oder wieder schlechtere Konditionen.

Ihr bucht einen teuren Luxusurlaub übers Internet: Urlaubsplattformen schlagen euch bei erneuter Suche Maßgeschneiderte Angebote vor. - - > Folge: Ihr bekommt nur noch teure Angebote angezeigt. Lässt sich natürlich auf viele weitere Branchen übertragen. Inzwischen ist ja auch schon bewiesen, dass Nutzer eines IPhones teurere Angebote angezeigt bekommen als Nutzer einer anderen Handymarke.

Ihr interessiert euch für ein neues Hobby schaut dazu Videos, lest Artikel. Ihr wollt auch noch wissen was eure Partei der Wahl so treibt und ganz allgemein verbringt ihr viele Stunden mit Internet-Surfen: Inzwischen gibt es potenzielle Arbeitgeber die ihre Bewerber durch große Datenanalysen vorfiltern - - > Folge: Ihr werdet trotz tadelloser Bewerbung nicht in Betracht gezogen.

Einiges läuft schon so und anderes habe ich mir als mögliches Szenario zusammen gesponnen.

Jetzt wäre ich auf eure Argumente gespannt, um genau solchen Leuten, die immer sagen: „ich habe nichts zu verbergen“ die Augen zu öffnen.

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„Jetzt wäre ich auf eure Argumente gespannt, um genau solchen Leuten, die immer sagen: „ich habe nichts zu verbergen“ die Augen zu öffnen.“

Das Problem ist, dass es den Großteil und damit wirklich fast alle Menschen im Alltag überhaupt nicht interessiert was da so an Daten über sie gesammelt wird.
Die Leute installieren sich die unseriösten Apps ohne Nutzen, welche reine Spionageabsichten haben und fleißig Berechtigungen fordern und Daten sammeln. Es werden private Daten freiwillig angegeben ohne Nachzudenken oder gegen Cent Beträge offengelegt (siehe Google Umfragen App, wo sehr sensible Informationen bezüglich Politischer Einstellung, Religion etc. abgefragt werden, dafür bekommt man dann 20cent o.ä. Guthaben für den Playstore). Genauso kenne ich viele, die Daten von Fitnesstracker etc. an ihre Krankenkasse teilen, weil sie da dann kleine Boni bekommen.

Wenn ich Kollegen und Freunde auf Sicherheitslücken, Trackingverseuchte Dienste/Apps oder auf andere Datenschutz/Privatsphäre und Sicherheitsrelevanten Themen hinweise, dann wird immer alles abgenickt, mal gestaunt geguckt und gesagt ahja da kann man eh nichts dagegen machen und Thema ist abgehakt. Am Ende wird dagegen trotzdem nichts unternommen und sie nutzen die Programme/Dienste o.ä immer noch weiter.
Dabei ist es vielen schon zu viel zumindestens mal ein paar Plugins im Browser zu installieren, die Werbung/Tracker blockieren und Fingerprinting zum Teil verhindern. Wenn man dann aber auf Dienste wie Facebook und Co verzichten soll, Alternativen zu Google Diensten nutzen oder E-Mail Verschlüsselung verwenden soll dann möchten die meisten nicht auf Komfort, Gewohnheit usw. verzichten.
Meistens hängt eben ein Zugewinn an Sicherheit und Privatsphäre mit einem Komfortverlust zusammen.

Bsp. 2-Faktor (zusätzliche Eingabe eines Codes), Nutzung von alternativen Messenger wie Signal (die dann halt sonst fast keiner im Freundeskreis benutzt) oder Verwendung des Tor-Browsers zum anonymen Surfen (langsamer als normal zu surfen, man darf sich nicht in Accounts einloggen und muss andere Punkte beachten, um die Anonymität nicht gleich wieder zu verlieren)…

Mit Blockierung von Javascripten (mit uMatrix oder NoScript) blockiert man zwar schön die meisten Trackingsachen aber dafür funktioniert auch sonst die Seite überhaupt nicht mehr und man muss für jede Seite wieder spezielle Ausnahmen anlegen. Das kann halt im Alltag auch echt nervig werden und geht mir genauso. Wenn man einen Flug bucht und uBlock Origin und uMatrix aktiviert hat, die Werbung, Tracker und Skripte blockieren dann bekommt man im Verlauf der Buchung 100te Fehlermeldungen, wird aus dem Buchungsvorgang rausgeworfen und brauch am Ende 10x so lange.

Fazit:
Ich finde auch, dass mehr Leute sich darum aber mal Gedanken machen sollten und zumindestens diverse Grundmaßnahmen treffen um diese Datensammelwut und den Handel mit Daten etwas einzudämmen. Nur ist es eben auch einfach mit Arbeit und wie erwähnt einem deutlichen Komfortverlust verbunden, da es inzwischen gar nicht so leicht ist dem ganzen zu entkommen. Das ist es den meisten dann doch nicht wert.

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